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Mapex HC5045 Studio Test

Praxis

Auch den Praxisteil beginne ich ganz vorne, nämlich beim schon erwähnten Rückwärts-Tetris. Da man beim Auspacken neuer Schlagzeug-Sets einen Teil der Trommeln selber mit Fellen und Teilen der Hardware bestücken muss, fällt der erste Blick häufig auf die Fellauflagekanten und das Kesselinnere der Bassdrum und des Standtoms. Die Gelegenheit nutze ich, um einmal die Verarbeitungsqualität meines Horizon HC 5045 unter die Lupe zu nehmen. Nach mehreren Einsteigersets-Tests habe ich die typischen Lindenkessel schon richtig lieb gewonnen. Auch die Kessel des Horizon haben die leicht fusselige Holzstruktur, die man besonders gut an den Fellauflagekanten erkennen kann. Besonders die Lagen, bei denen die Holzfasern vertikal verlaufen, sind gewohnt porös und uneben. Ansonsten gibt es an der Verarbeitung nicht wirklich etwas zu meckern. Der Kessel ist rund und die einzelnen Holzlagen sind kreuzweise und auf Stoß, ohne Kitt-Stellen oder sonstige Mängel verleimt. Die Fellauflagen sind plan und die Gratungen sind exakt gefräst.

Der Winkel beträgt 45° und der Grat verläuft auf der zweiten Kessellage mit sauberem Gegenschnitt auf der äußeren Lage, also guter Standard. Auch die Folie klebt fest und ohne Blasen. Soweit so gut. Nun der Blick auf das Kesseläußere: Das Horizon ist mit  „Single Point of Contact”- Lugs ausgestattet. Hui, das klingt aber! Das Besondere an diesen inzwischen fast Standard gewordenen Böckchen ist das Befestigungsprinzip. Dabei wird jedes Böckchen nur an einer Stelle (daher “Single Point”) mit dem Kessel verschraubt, während früher zwei Bohrungen üblich waren. Das neue „ITS“-Tomhaltesystem kommt ganz ohne eigene Borungen im Trommelkessel aus, indem es sich einfach unterhalb von zwei Böckchen bombenfest andockt. Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, ist das „ITS“ keine schwingende Aufhängung, sondern eine starre Metallkonstruktion.

Gar nicht starr, sondern äußerst wendig ist dagegen der Doppeltomhalter, der mit Kugelgelenken ausgestattet ist. Damit lassen sich die Toms komfortabel und mit einfachen Handgriffen in fast jede Position bringen. Zwei Fakten, die in dieser Rubrik nicht fehlen dürfen: Die Böckchen sind mit einer Verstimmsicherung ausgestattet und die gesamte, an den Trommelkesseln montierte Hardware ist mit Kunststoffunterlegern vor direktem Kesselkontakt geschützt.

Mapex_Horizon_HC_Tomhalter

Wie schon erwähnt, ist auch das Horizon wie andere Kollegen seiner Klasse fast ein All-In-One-Paket. Das bedeutet, dass bis auf Becken und einen Hocker sämtliche Hardware, die man zum Losspielen braucht, im Set enthalten ist. Die Qualität des mitgelieferten Hardwaresatzes ist tadellos. Alle Ständerfüße sind doppelstrebig, das Gestänge wirkt sehr stabil und die Gewinde der Justierschrauben machen einen hochwertigen Eindruck. Zugegeben, die Gewinde und Schrauben sind ein kleiner Tick von mir, sagen aber erfahrungsgemäß etwas über die Langlebigkeit der geliebten Ständerchen aus.

Mapex_Horizon_HC_Pedal

Besonders Hi-Hat- und Fußmaschinen solcher Hardwaresets haben es inzwischen auf ein erstaunliches Niveau geschafft. Die Hardware des Horizon sieht mit ihrer Mapex-Gravur nicht nur schick aus, sondern verrichtet auch ihren Dienst nach professionellen Ansprüchen. Wie ausdauernd das Metall wirklich ist, kann nur geschätzt werden, der erste Eindruck ist aber positiv. Ich merke gerade, dass man sich sehr schnell an neue Standards gewöhnt. Vor gar nicht langer Zeit musste man für eine vergleichbare Ausstattung noch ein Mittelklasse-Set kaufen. Allerdings hätte man dann auch gleich hochwertigere Kessel mit im Paket gehabt. Doch hören wir uns an, was das Horizon für Geräusche macht – beim Spielen meine ich natürlich. Dazu müssen zuerst die zur Kesselinspektion abmontierten Felle wieder auf die Trommeln: „Remo Ux“! Eigentlich sollte ich sie gleich austauschen, aber ich denke, den Test werden sie wohl überleben. Beim Vorstimmen stellen sie sich noch ganz manierlich an. Es ist sehr einfach, gleichmäßig Spannung auf die Felle zu bringen, was vor allem für die Planheit der Fellauflagen der Trommeln spricht. Dann, nach dem ersten beherzten Druck aufs Schlagfell des 12“ Toms (dies ist Standardprozedur, damit sich die Fellränder in den Spannreifen setzen), sehe ich auch schon die erste Delle in der Spielfläche. Mit der Hand ins Fell gedrückt, Mannomann! Naja, ich konzentriere mich lieber wieder auf das Schlagzeug.

Meine erste Stimmung ist eine hohe, passend zu den zierlichen Jazzgrößen meines Testkandidaten. Toms und Bassdrum stellen sich auf Anhieb gut an, die Snare nicht so sehr. Hier raschelt und surrt der Snareteppich viel zu stark und trübt das Gesamtbild. Eine kurze Inspektion der Fehlerquelle zeigt, dass hier auch kein Basteln oder Tricksen hilft, sondern nur der Tausch des unbrauchbaren Teppichs. Gesagt, getan. Der Tausch bringt das gewünschte Ergebnis und weiter geht es mit dem Soundcheck.

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Hohe Stimmung Lick 1 Hohe Stimmung Lick 2 Hohe Stimmung Shuffle

Die Bassdrum gefällt mir auf Anhieb sehr gut. Mit moderater Dämpfung klingt sie sehr kraftvoll und konturiert mit ordentlichem Punch und „Tiefgang“. Trotz der „kleinen“ Größe (20”x18”) vermisse ich nichts an Klangfülle. Ganz im Gegenteil: Besonders im Studio mag ich kleine Bassdrums sogar lieber, da sie knackiger und direkter klingen und sich toll bespielen lassen. Stimmt man etwas tiefer, gewinnt die Trommel merklich an Kick und Durchsetzungsvermögen.

Die Toms glänzen schon in der hohen Stimmung durch die lindenholztypische Rockigkeit. Vornehm-zurückhaltenden Wohlklang gibt es mit diesem Holz erfahrungsgemäß nicht. Dafür liefern die Toms einen kräftigen, aber schmutzigen Ton mit mittlerem Sustain. Tief gestimmt zeigen sie erst richtig, was in ihnen steckt und – dieses Wort beschreibt es am besten – „ballern“ herrlich! Hier kommt aber auch gleich wieder ein Seitenhieb gegen die UX Felle, denn nach den ersten kräftigeren Schlägen sind schon deutliche Dellen zu sehen. Dies ist natürlich nicht gerade zuträglich für den Klang der Trommeln.

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Tiefe Stimmung Lick Tiefe Stimmung Beat 1 Tiefe Stimmung Beat 2 Snare

Nach Tausch des Teppichs benimmt sich die Snare in Sachen Rascheln anständig. Die Ansprache ist kontrolliert, der Teppichsound allerdings etwas matt. Hoch gestimmt klingt die Snare recht ausgewogen, jedoch etwas indirekt und nicht so durchsetzungsstark. Die Obertöne des Schlagfells sind für meinen Geschmack etwas unschön und daher spiele ich den überwiegenden Teil des Tests mit einem Dämpfring. Wie auch die Toms gewinnt die Snare in tieferen Stimmungen. Hier entwickelt sie einen ordentlichen Bass und kann ihren wahren Charakter ausleben. Insgesamt würde ich das Wesen des Horizon HC als frech und aggressiv bezeichnen.

Mapex_Horizon_HC_Beckenfilze

Übrigens ein nettes kleines Schmankerl: Die “Multi-Sustain”-Beckenfilze, bei denen man wählen kann, ob die gummierte oder die Filzseite Kontakt mit den Becken hat

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