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Ludwig LM 400 Supraphonic Snaredrum Test

Die Frage, ob Metall oder Holz als Kesselmaterial die bessere Wahl ist, beschäftigt Trommler schon lange. Solche aus exotischen Holzsorten gelten meist als “wärmer”, meist auch edler und hochwertiger. Der amerikanische Hersteller von Schlagzeugen und Perkussion Ludwig-Musser scheint es sich schon vor vielen Jahren zum Ziel gesetzt zu haben, durch hohe und dauerhafte Qualität der guten alten Metallsnare die Akzeptanz zu verschaffen, die sie verdient. Die LM 400 ist ein wirkliches Qualitätsprodukt und mit einem halben Tausender auch eher teuer. Das Metall, aus dem die Trommel besteht, ist allerdings kein Stahl, sondern Aluminium. Das recht weiche Material ist nahtlos gezogen und verchromt. Neben der klassischen LM 400 gibt es im Verkauf Abwandlungen mit dünneren Tubelugs und etwas tieferen und mit gehämmerten Kesseln.

Bei Toningenieuren sind Metallsnares sehr beliebt. Nicht wenige haben für den Holzsound eine Radioking und für den Metallsound eine Supraphonic im Schrank, um eine der beiden nach erfolglosem Laborieren am Snaresound der edlen High-Tech-Snare den verdutzten Trommlern auf den Snareständerkorb zu legen. Ähnlich ist es bei Gitarren und Amps: Im Studiobetrieb ist nach einem kurzen Probehören oft eine der ersten Amtshandlungen des Technikers der Austausch des blinkenden und polierten Racks und der zum Klamottenstil des Musikers passenden Custom-Gitarre gegen einfaches und jahrzehntelang bewährtes Werkzeug (ich brauche hier wohl keine Marken zu nennen).
Das ist der Kern dessen, was Ludwig-Snares ausmacht: Simples, zuverlässiges und flexibles Gerät, das auf zahlreichen Produktionen wieder zu finden ist. Wenn es “knallig” und höhenreich werden soll, ist Ludwig häufig die erste Wahl. Schön sein dürfen andere, diese hier darf gut klingen. Damit steht fest: Die Supraphonic ist nichts für Schlagzeuger, die sich über die Optik ihres Drumkits definieren wollen, denn statt Hingucker ist die LM 400 eher “Hinhörer”. Nix Flammen, Totenköpfe, Blümchenmuster: einfach Snaredrum. Auch neueste technologische Meisterleistungen sucht man an ihr vergeblich: Die allseits bekannte, einfache Teppichabhebung wird ebenso seit Jahrzehnten verwendet wie die “Imperial Lugs”. Mittlerweile hat sich glücklicherweise auch herumgesprochen, dass Die-Cast-Spannreifen zwar massiver aussehen, aber im Grunde nur für einen anderen Sound sorgen, der nicht unbedingt mit besser gleichzusetzen ist. Aber der Reihe nach:

Bauweise und Verarbeitung
Der gezogene Kessel ist fünf Zoll tief und hat mittig eine umlaufende Ausstülpung, die unter anderem eine allzu starke Resonanzbildung im stark reflektiven Inneren des Kessels verhindern hilft. Mit einem Durchmesser von 14 Zoll weicht dieses Instrument nicht von der stimmflexiblen Standardgröße ab.
Die Spannreifen weisen keine Besonderheiten auf: Sie sind gezogen und sie sind rund. Wer jetzt “Ach nee!” denkt, der kann gerne einmal die Hoops preiswerter Trommeln nachmessen. Ludwigs Reifen waren auch nach tagelangem Hin- und Herstimmen und teilweise brutalen Spannungsunterschieden noch absolut rund. Die Erfahrung lehrt, dass das voraussichtlich auch Jahrzehnte so bleibt. Bei so manch einer Snare (nicht nur den ganz billigen!) sind schon deutliche Toleranzen bei fabrikneuen Instrumenten bemerkbar! Zusammen mit dem hochwertigen Kessel wird es überhaupt erst möglich, eine Snare vernünftig zu stimmen. Zehn Spannschrauben pro Fellseite halten das Fell auf dem Kessel. Die Lugs sind im klassischen Ludwig “Imperial” Design ausgeführt. Diese durchgängigen Böckchen kennzeichnet neben dem unauffälligen (Art-Deco-) Design vor allem, dass sie durch generell untermaßige Bauweise die Spannschrauben nicht absolut parallel zum Kessel aufnehmen, sondern leicht nach aussen gewinkelt. Die Supraphonic hält auch nach vielen Rim-Shots noch die Stimmung, im Test musste sie sich allerdings nach einer halben Setprobe der kinetischen Energie geschlagen geben. Auf diese Urgewalt reagierte sie -wie jede Snare- mit leichter Verstimmung der benachbarten Spannschrauben. Insgesamt bilden Böckchen, Schrauben, Unterlegscheiben, Reifen und Kessel eine gute Funktionseinheit. Wenn bei Trommeln das Schlagfell nicht ganz plan aufliegt, verstimmt es sich manchmal schon nach wenigen Strikes – das ist hier nicht der Fall. Die Fellauflagekante hat darauf immer auch entscheidenden Einfluss. Bei Holzsnares ist es möglich, die tatsächliche Berührungsfläche zwischen Fell und Kessel sehr klein zu halten, Metallkessel sind umgefalzt und dementsprechend etwas “runder”. Bei der Falz auf der Resonanzfellseite fällt auf, dass diese nicht überall ganz sauber gearbeitet ist: Genau an der Stelle der Fellauflage finden sich kleine Dellen im Metall, Herkunft unbekannt (Werkzeug?). Diese sind nicht sonderlich tief und auch nicht sonderlich flächig, daher haben sie keine Auswirkungen auf die Planlage des Fells, man erkennt auch bei geringen Stimmungen keinen zusätzlichen Faltenwurf an den entsprechenden Stellen. Trotz allem hinterlässt dies den berüchtigten bitteren Geschmack im Mundraum – denn schließlich handelt es sich bei der LM 400 trotz des momentanen Spielgeld-Dollarkurses um eine der teureren Metallsnares. Nicht umsonst aber schauen viele Amerikaner (und auch die Inseleuropäer) neidvoll auf die Qualität deutscher und japanischer Musikprodukte. Wer hier Gegenargumente sucht: So manches hochqualitatives Gerät oder Instrument erweist sich dann doch als “over-engineered”. Um die Wogen zu glätten: Bis auf obiges, vernachlässigbares Manko macht es die Verarbeitungsqualität fast unmöglich, Negativaspekte zu finden. Keine Wülste oder überstehenden Nähte, nichts, was zu viel Spiel hätte oder raschelt, klappert, mitschwingt. Auch die Verchromung des Kessels ist ordentlich und unterscheidet sich deutlich von dem, was man aus dem Land mit der großen Mauer gewohnt ist.

Die “P85”-Abhebung arbeitet einfach, aber wirkungsvoll. Schön ist, dass der Spannhebel eine ideale Höhe hat, was das Anheben oder Ansetzen während des Spiels deutlich erleichtert. Die Teppichspannung bleibt konstant, was nicht zuletzt der ordentlichen Strainingscrew geschuldet ist. Auch der Teppich selbst ist mehr als nur “ok”, viele Drummer peppen aus gutem Grund ihre XY-Snare mit Ludwig-Teppichen auf. Bei Metallkesseln ist es im Herstellungsprozess nicht möglich, ein Snarebed zu schaffen, daher haben Schlagzeuger immer wieder Probleme mit der Justage. Die Abhebung der Ludwig ist aber in den richtigen Höhen und Kesselentfernungen angesetzt.
Die Werksbefellung tritt in Gestalt eines Ludwig “Weather Master” auf. Dieses einlagige Fell ist sehr stark aufgeraut und hat die Optik einer Tierhautmaserung. An die Eisenarme unter den Trommlern: Sofort austauschen! Diese Fell ist zwar sehr gut und harmoniert gut mit der Snare, dokumentiert wirklich harte Schläge jedoch leider sofort mit einer kleinen Beule. Für alle nicht so brutalen Trommler kann ich dieses Fell (vielleicht auch für andere Snares) aber völlig empfehlen. Ok, der Name ist nicht so wahnsinnig kreativ, die sprachliche Nähe von “Master” zu “King” und damit dem Marktführer bei Schlagzeugfellen ist nicht allzu groß. Aber nun gut. Kommen wir zum Wesentlichen, dem Sound:

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