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Louder Partybag 6 Test

Wer in früheren Zeiten im Garten, Park oder auf der Straße ein bisschen Lärm machen wollte, musste sich mit tragbaren Radios begnügen, die im Laufe ihrer Entwicklung mit eingebauten Kassetten- und/oder CD-Abspielern erweitert wurden. Diese „Ghettoblaster“ oder auch „Boomboxes“ gab und gibt es in den verschiedensten Ausführungen und Größen, auch hinsichtlich der eingebauten Lautsprecher. Die Stromversorgung erfolgte, wenn nicht gerade eine Steckdose in der Nähe ist, über einen Satz Batterien. Die Betriebsdauer hielt sich meistens in Grenzen. Was den Bassdruck und die Lautstärke anbelangt, wurde über die Jahre immer mehr rausgekitzelt, der Name JVC sorgt in diesem Zusammenhang zum Beispiel noch immer für ehrfürchtige Blicke.

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Die Firma Louder S.RL aus Italien geht mit der Partybag neue Wege und präsentieren eine tragbare Lautsprecherbox mit eingebautem Verstärker und Lithium-Akku. Abspielkomponenten irgendeiner Art sind nicht eingebaut, die Musik kommt über Bluetooth, Cinch-Kabel oder USB. Auch vom Look erinnert nichts mehr an die klassischen Ghettoblaster, die Partybag sieht aus wie ein Rucksack. Sie ist in drei verschiedenen Farben und in zwei Modellen erhältlich. In diesem Artikel testen wir die große Variante, namentlich „Partybag 6“, die für 590 Euro im Handel erhältlich ist.
Besonders für DJs und Musiker ist dieses Gadget ein sehr reizvolles Gerät, gerade weil es nicht wie der übliche Musikabspieler aussieht, sondern vielmehr an eine PA- oder Monitorbox erinnert. Format, Gewicht und Anschlüsse regen hier schon beim ersten Kontakt die Fantasie an und es wird schnell klar, dass dieser Hybrid irgendwie etwas Neues ist. Aber der Reihe nach.

Details

Ist der große Karton geöffnet, erwartet uns ein Ding, das aussieht wie ein gewöhnlicher, mit Schaumstoff gefütterter Rucksack oder Backpack, wie man heute ja auch sagt., verpackt in einer mit Logo bedruckten Regenschutzhülle, 48 x 31 x 25 cm groß und 6,2 kg schwer – kein Leichtgewicht also.
Nach dem Entfernen der Schutzhülle lässt sich erkennen: Der Lautsprecher ist von einer wasserabweisenden, robusten Nylonhülle umschlossen und oben mit einem Griff und einem Fach für Tablet und Co. versehen, dazu auf der Rückseite mit den typischen Schultergurten ausgestattet. An den Seiten links und rechts befinden sich jeweils eine Tasche mit Reißverschluss. In der linken ist das Netzteil verstaut, rechts ein Y-Audiokabel (Miniklinke-Stereo auf Stereo-Cinch) sowie die verschiedenen Anschlüsse und Bedienelemente. Auf der Unterseite befindet sich neben den Gummifüßen an den Seiten noch ein Loch für ein Boxenstativ in der Mitte.

Fotostrecke: 4 Bilder Ausgepackt – die Partybox 6 und das Zubehör

Ein- und Ausgänge

Wer analog in die Partybag hinein will, kann dies über den Cinch-Eingang erledigen. Links daneben befinden sich zwei große Klinkenbuchsen, die obere kann als Eingang für ein Mikrofon oder auch als Anschluss für ein Instrument wie eine Gitarre genutzt werden. In dem Vorgängermodel wurde hier noch eine XLR-Combo-Buchse eingebaut. Schade, dass nun darauf verzichtet wurde.
Mit einem Schalter lässt sich zwischen Line- und Mikrofonsignal auswählen. Die untere Klinkenbuchse ist ein Ausgang. Hier kann eine weitere Partybag-Box angeschlossen oder das Signal in andere Gerätschaften geschickt werden. Drahtlos geht es via Bluetooth rein, digital über den USB-Eingang, mit dem alternativ auch Geräte aufgeladen werden können. In der Mitte sind drei Knöpfe platziert, mit denen im USB-Betrieb rudimentär durch die Musik navigiert wird (Vorwärts, Rückwärts, Play und Pause). Ein Anschluss für das Netzteil ist selbstverständlich auch da, direkt daneben der Power-Schalter. Zwei LEDs zeigen den Status des Akkus an. Was darf natürlich nicht fehlen? Genau, der Regler für die Lautstärke – ein griffiges Poti mit einer weiteren LED darüber, die mit „LIMITER“ beschriftet ist.

Ein- und Ausgänge versprechen vielfältige Anschlussmöglichkeiten
Ein- und Ausgänge versprechen vielfältige Anschlussmöglichkeiten

Party-Anlage

Damit es ordentlich Boom macht, ist die Kiste mit einem 8-Zoll-Tieftöner der Marke „FaitalPRO“ ausgestattet, die ebenfalls aus Italien stammt. Dieser wird durch einen 1-Zoll-Hochtontreiber ergänzt. Der Frequenzgang der Partybox reicht laut Papier von 70-20000 Hz. Das klingt jetzt erst mal nicht besonders tief im unteren Bereich, macht aber immer noch genug Druck bei zunehmender Lautstärke. Als Verstärker kommt hier ein DSP-gesteuerter, 100 Watt starker Class-D-Amp zum Einsatz. Das unter dem Trekking-Stoff verborgene Gehäuse ist aus Holz gefertigt und mit zwei Bassreflexöffnungen versehen.

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Praxis

Pump up the Volume

Als erstes bin ich mit meinem guten alten iPod Touch (4. Generation) über den Miniklinken-Ausgang mit dem Y-Kabel in die Cinch-Eingänge der Partybag reingegangen. Natürlich erst mal mit dem Lautstärkeregler ganz links. Ein Viertel aufgedreht, gibt sich der Lautsprecher-Rucksack noch ganz zahm und völlig unspektakulär. Naja, wir wissen ja, dass lauter immer alles besser klingt, also mal langsam das übrigens sehr griffige Poti in Richtung Mitte drehen und schon stellt sich ein gewisses Aha-Erlebnis ein.
Die empfundene Lautstärke ist jetzt schon ganz ordentlich und die Musik bekommt Druck. Für mein Empfinden wird hier der Sound nicht übertrieben aufgebrezelt, sondern eher recht ehrlich wiedergegeben. Wie wir bei dem Frequenzgang schon gesehen haben, wird hier nicht versucht, auf Teufel komm raus in die sehr tiefen Frequenzen vorzudringen. Stattdessen haben sich die Entwickler mehr darauf konzentriert, den Punch und den Druck im Bassbereich rüberzubringen. Anders gesagt: Der Magen wird hier nicht zum Flattern gebracht, aber der Sound lädt bei höheren Pegeln auf jeden Fall zum Tanzen an und gibt schon ein gewisses Partyfeeling her.
Was die Lautstärke anbelangt, muss ich gestehen, dass ich mich beim Test zu Hause nicht groß über die Mittelstellung hinaus getraut habe, das sollte diesbezüglich doch eigentlich alles sagen. Laut Herstellerinformation macht eine Box einen Schalldruckpegel von maximal 120 dB, genügend Potential, um Nachbarn und Umwelt gehörig auf den Sack zu gehen, ist also definitiv vorhanden. Ich möchte gar nicht ausmalen, für wie viele Anzeigen wegen Ruhestörung dieser „Backpack“ verantwortlich gemacht werden wird.
Beim Betrieb ist mir ein sehr leises Rauschen aufgefallen, auch wenn keine Signalquelle angeschlossen und der Lautstärkeregler komplett nach links gedreht ist. Wenn die Lautstärke ganz aufgedreht wird, ist zusätzlich zu dem Rauschen auch ein Fiepen zu hören. Grundsätzlich sind diese Geräusche aber sehr leise im Vergleich zum Signal. Läuft Musik, wird es nicht wahrgenommen oder stört in irgendeiner Form. Der Vollständigkeit halber soll es hier aber nicht unerwähnt bleiben.

Die Partybag im Einsatz mit einem iPod
Die Partybag im Einsatz mit einem iPod

I’ve got the Power

Vorbei sind die Zeiten, in denen wir eine Armada von Batterien brauchten, um unsere technischen Spielzeuge mit Strom zu versorgen. In der Partybag ist ein leistungsfähiger Akku untergebracht, der laut Herstellerangaben von 8 bis 32 Stunden hält, abhängig von Lautstärke und Musikstil (ja tatsächlich!).
Ich habe beim Test nicht versucht nachzumessen, ob die Herstellerangaben in dieser Hinsicht 100 Prozent richtig sind und wir alle wissen ja, dass Angaben zu Akkulaufzeiten mehr als Orientierungswert genommen werden sollten. Ich kann aber bestätigen, dass ein paar Stunden Betrieb bei mittlerer Lautstärke überhaupt keine Schwierigkeiten darstellt.
Das Akku-Management könnte für meinen Geschmack ein bisschen präziser ausfallen. Den Status mit zwei LEDs anzuzeigen, ist nicht sehr genau, das empfinde ich besonders beim Aufladen als etwas ungünstig. Der Akku braucht aber nur drei Stunden, um wieder voll aufgeladen zu sein, das ist ganz schön flott!

Fotostrecke: 2 Bilder Wenn man die Partybag 6 einmal kennengelernt hat…

Die richtige Connection

In die Klinkenbuchse kann entweder ein Mikrofon oder ein Instrument eingestöpselt werden. Da werden Musiker glücklich, wenn am Lagerfeuer auch mal die E-Gitarre rausgeholt werden kann. Besonders funky ist die Tatsache, dass der Sound aus dem Klinkeneingang zu der Musik aus der Cinch-, Bluetooth- oder USB-Quelle dazugemischt wird. Ich habe meinen Arturia Microbrute Synth testweise eingestöpselt und einfach mal ein paar Basslines zu laufenden Beats gespielt und insofern die Lautstärke am Instrument richtig eingestellt ist, verschmelzen beide Audiosignale genau so, wie sie sollen.
Dieses Feature erweitert die Einsatzgebiete der Partybag enorm, wer im Park mit der Crew zu ein paar Beats rappen will, kann ohne viel Aufwand loslegen. Für den Straßenmusiker wird die Box schnell zur kleinen Mini-PA, Gitarre rein und ab geht’s. Oder am Baggersee die Freunde mit dem Mikro aus dem Wasser holen, wenn das Grillgut fertig ist – ganz easy. Ihr seht also, der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
Wer noch mehr will, kann für rund 50 Euro einen USB-Audiomixer als Zubehör erwerben. Dieser verfügt über weitere Eingänge, einer kleinen EQ-Sektion und sogar den von mir bevorzugten XLR-Eingang mit zusätzlicher Phantomspeisung. Strom kann er direkt über den USB-Anschluss der Partybag beziehen.
Aber auch der Klinkenausgang hat es in sich, denn der Sound kann nochmal in weitere Geräte wie zum Beispiel einen mobilen Recorder geschickt werden. Der Clou ist aber, einfach noch in eine weitere Partybag zu gehen. Theoretisch lassen sich so mehrere Boxen in Kette schalten. Leider konnte ich das mangels einer zweiten Box nicht testen, vermute aber, dass das ohne großes Hickhack funktionieren wird. In Verbindung mit Boxenständern, für die ja extra eine Vertiefung an der Unterseite vorhanden ist, ließe sich so im Handumdrehen eine kleine batteriebetriebene PA-Anlage aufbauen.

... man hat man schon ein gewisses Gewicht zu schultern.
… man hat man schon ein gewisses Gewicht zu schultern.

Tragekomfort

Mit etwas über 6 Kilo hat man schon ein gewisses Gewicht zu schultern, wenn man diese „Kiste“ umschnallt. Die gepolsterten Gurte sind mit rund acht Zentimetern Breite nicht zu schmal ausgefallen, eine gute Entscheidung. Der Rücken ist auch für die Polsterung auf der Rückseite dankbar. Es lässt sich aber auch nicht leugnen, dass leicht und bequem wirklich etwas anderes ist. Auf der anderen Seite ist die Partybag 6 für eine Box in dieser Größe (immerhin 48 Zentimeter hoch!) und mit dieser Ausstattung verhältnismäßig komfortabel zu tragen. Auch der Griff auf der Oberseite trägt seinen Teil dazu bei. Für eine längere Wanderung würde ich mir jedenfalls zweimal überlegen, ob ich die Box mitnehme oder würde zusehen, dass man sich mit dem Tragen in der Gruppe abwechselt. Ich möchte das aber nicht als Minuspunkt werten, denn wer eine kleine PA-taugliche Box für unterwegs will, muss schon ein paar Kilo stemmen können und sollte wissen, worauf man sich da einlässt.

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Fazit

Ganz ehrlich – mir gefällt die Partybox! Ich finde das Konzept gut, denn hier werden neue Wege beschritten. Einen Hybrid aus PA-Box, Verstärker und Rucksack zu bauen ist schon ’ne Nummer. Die einzelnen Komponenten sind dabei gut ausgewählt und stimmig zusammengebaut, man merkt, dass sich hier ein paar Leute wirklich Gedanken gemacht haben. Das Resultat fühlt sich wertig an und klingt auch gut. Das große Subbass-Wunder ist hier nicht zu erwarten, dafür wird ein Sound mit ordentlich Punch geliefert. Durch die verschiedenen Eingänge lassen sich diverse Geräte anschließen, auch kabellos mit Bluetooth funktioniert ganz einfach. Dass sich mehrere Geräte miteinander verbinden lassen, macht die Einsatzmöglichkeiten noch vielfältiger. Die Akkulaufzeit ist sehr ordentlich und das Aufladen geht auch fix über die Bühne. Schade, dass hier die Anzeige lediglich über zwei LEDs geregelt wird und der Akkustand damit nicht besonders genau erfasst werden kann. Wenn ich schon am meckern bin: Dass der Instrumenteneingang nicht mehr wie beim Vorgängermodel als XLR-/Klinke Kombibuchse vorliegt und auf lediglich Klinke zusammengestaucht wurde, finde ich nicht ganz so gut.
Für ein tragbares Gerät sind 6,2 kg durchaus noch als „heavy“ zu bezeichnen, gut dass da Schultergurte dran sind. Heavy ist auch der Preis, denn so gut wie mir die Partybag 6 gefällt, würde es mir auch schwerfallen, fast 600 Euro dafür auf den Tisch zu legen. Trotzdem gibt es von mir vier Sterne, denn unterm Strich trüben die Kritikpunkte nicht den ansonsten sehr guten Eindruck. Ich bin gespannt, ob die Partybag eine Erfolgsgeschichte wird, auf jeden Fall gönne ich es den Machern. Ein wirklich cooles Ding für Leute mit dem nötigen Kleingeld.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gute Verarbeitungsqualität
  • lange Akkulaufzeit
  • schnelles Aufladen
  • Bluetooth-Empfänger eingebaut
  • Line-Eingang für Instrumente
  • USB-Anschluss lädt mobile Endgeräte auf
  • lauter, druckvoller und definierter Sound
  • Schutzhülle im Lieferumfang
  • mehrere Partybags lassen sich miteinander verbinden
Contra
  • keine XLR/Klinke-Kombibuchse
  • nur zwei Akkustand-LEDs
  • Preis
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Louder Partybag 6 Test
Partybag 6 von Louder
Partybag 6 von Louder
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