Locomotive Audio Copperline Test

Locomotive Copperline: Spannung steht

Ein Blick in das Innere des Locomotive Copperline, welches der deutsche Importeur KMR Audio für dieses Review bereitgestellt hat, zeigt eine ordentliche Komponentenwahl und eine sehr gute Herstellungsqualität. Die Anzeige der Spannung entsprach exakt der, die ich auf dem Messgerät ablesen konnte. Bei einem Test mit angeschlossenem Mikrofon zeigte sich, dass die Spannung wie festgeklebt erschien, selbst wenn die Elektronik im Mikro mit enormen Pegeln von Snare oder Trompete beauftragt wurde. 

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Spannungsanzeige für die Phantom Power

Ramp-up beruhigt, wenn man teuere Mikrofone benutzt

Es ist schon ein beruhigendes Gefühl, der Spannungsanzeige beim Ramp-Up zuzusehen und zu hören, wie das Mikrofon langsam zum Betrieb übergeht, anstatt ein erschreckendes Knallen zu hören. Direkte klangliche Unterschiede zur Speisung durch wirklich hochwertige Preamps konnte ich nicht feststellen. Zu der von preiswerten Systemen schon. Das gilt vor allem für bus-powered Audio-Interfaces, die auf mich minimal gebremster wirkten. Aber ein Locomotive Copperline vor ein Interface der 100-Euro-Klasse zu hängen, wäre schon eine etwas schräge Vorstellung. 

Weg frei für alle Amps

Spitze war, dass ich meine geliebten True Systems P-Solo Ribbon auch mit phantomgespeisten Mikrofonen verwenden konnte. Dieser ist nämlich bewusst ohne Phantomspeisung ausgestattet, um die Bauteile aus dem Weg fern zu halten. Der Locomotvie Copperline zeigt allerdings, dass s weniger die Frage ist, ob Phantom integriert ist, sondern eher wie. Manche Hersteller, mir fällt spontan Forssell ein, bieten ja bewusst zwei unterschiedliche physikalische Inputs an ihren Pres an, einmal mit, einmal ohne Phantomspeisung. 

Mikrofone reagieren unterschiedlich – meine leider fast gar nicht so, wie ich wünschte

Ich habe im Grunde erst während des Tests gemerkt, wie wenige phantomgespeiste Mikrofone ich im Vergleich habe. Sicher, passive Tauchspulen- und Bändchenmikros haben mit Phantom nichts am Hut, aber auch unter den Kondensatoren sind Röhrenmikrofone und auch solche mit eigener, höherer Spannungsversorgung. Zunächst: Die Anzeige der Spannung und die tatsächliche Spannung sind auch ei wohl durchaus unterschiedlichen angeschlossenen Mikrofonen äußerst stimmig. Es ist interessant zu erfahren, was bei Spannungsunterversorgung mit dem Signal passiert. Einige Mikrofone gehen unterhalb einer bestimmten Spannung einfach aus. Andere werden dünn und fahl, wieder andere produzieren synthesizer-ähnliche Geräusche, die wohl daher rühren, dass irgendwo ein Kondensator leerläuft. Schade: Ich hatte kein Mikrofon, bei dem ich so einen schönen „bröseligen“ Voltage-Drain-Sound hinbekommen hätte wie man ihn zum Beispiel mit dem Volt-Regler des Electro-Harmonix Germanium OD hinbekommt (…übrigens eine Geheimwaffe auch im Studio… für Vocals, Snare…). 

Was typisch ist: Die technische Dynamik verringert sich mit abnehmender Spannung, sodass hohe Pegel schneller zerren, manchmal auch das Rauschen zunimmt. Es gibt bei manchen Mikrofonen aber einen netten Sweet Spot, in dem die Agilität abnimmt, wohl weil Transienten nicht mehr so schnell umgesetzt werden können. Dadurch sind Mikros schnell etwas sanfter, aber oft auch fahl und farblos. Vorhersagen treffen aufgrund der Bauart von Mikrofonen wird man kaum treffen können, außer man kennt Bauteile und Verschaltung und weiß um die jeweiligen Effekte. Es ist also immer eine Überraschun, wie jedes Mikrofon reagiert, bei manchen kann die Veränderung vielleicht auch enttäuschen. Locomotive nennen die Möglichkeiten, die entstehen, sehr charmant „happy accidents“. Wie dem auch sei: In jedem Fall lernt man so seine Mikrofone sehr gut kennen und hört sie danach mit anderen Ohren. 

Audio Samples
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the t.bone SC 1200, 52V-2V-12V Oktava MK012, 52V-12V Lewitt MTP 50, break point Equitek E200 (a), 52V-20V-52V Equitek E200 (b), 52V-20V-52V Schoeps CMC68xt, 2V-12V Earthworks SR314, 52V-0V, vari (Achtung laut!) Heil PR-40, 52V-0V Heil PR-40, norm Heil PR-40, vintage Heil PR-40, Filter (stepped)

Die beiden Equitek steigen bei unterschiedlichen Spannungen aus und verhalten sich etwas verschieden. Erstaunlich, weil gerade diese E200 zwei 9V Akkus besitzen, mit denen sie zuverlässig laufen. Allerdings ist die Elekrtronik etwas speziell, denn die Akkus können für kurzzeitige Peaks auch bei angeschalteter Phantom genutzt werden. Das Earthworks reagiert sehr heftig, leider nicht konstant einstellbar mit einem “leerlaufender Kondensator”- oder “Ringmodulator”-Sound

Zusatzfunktionen des Locomotive Copperline sehr hilfreich

Äußerst praktisch sind die vielen Zusatzfunktionen. Ein bei Bedarf enorm kräftiges Pad lässt Mikrofone auch dort einsetzen, wo die meisten Preamps passen müssten. Vor einer „Zerstörung“ von Kondensatormikrofonen an lauten Quellen sollte man keine Angst haben. Auch das mehrstufige Hochpassfilter ist hilfreich. Beides arbeitet übrigens in hoher Qualität, wodurch Klangänderungen nicht zu erwarten sind.

Die Impedanzänderung bewirkt auch bei nicht spannungsversorgten Geräten bisweilen eine klangliche Änderung, das ist von Preamps mit dieser Art der Anpassung bekannt. Als Aufklärung oder Erinnerung: Mikrofon- und Line-Signale können durchaus identisch verwendet werden, schließlich kann ein 1176 auch vor einem Preamp verwendet werden (oder: anstatt!), ich nutze regelmäßig den vorsichtigen Übertragercharakter des Tube-Tech MP-1A für Line-Signale, indem ich die Minimalverstärkung von 20 dB mit dem 20dB-Pad kombiniere. Worauf ich hinaus will: Der Locomotive Copperline ist ein sehr gutes Stereo-Hochpassfilter für Subgruppen, die Impedanzanpassung hilft, Impedanz- und Gain-Staging-Probleme auszugleichen. Viele ältere Geräte wollen an ihrem Ausgang eine Impedanz von deutlich unter 1 kOhm sehen, Locomotive nennt als prominentes Beispiel den klassischen Urei 1176LN. 

Alternativen zum Locomotive Audio Copperline

Coil Audio CP-448vierkanalig, preiswerter, aber deutlich geringerer Funktionsumfang
Triton True Phantompreiswerter, aber deutlich geringerer Funktionsumfang, bei Bedarf Phantom Blocker
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