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Line 6 DL4 MkII Test

Der Line 6 DL4 MkII Delay Modeler präsentiert sich nach sage und schreibe 23 Jahren als Nachfolger des überaus erfolgreichen DL4 Delay-Pedals. Nach seinem Erscheinen im Jahr 1999 galt das Line 6 DL4 lange Zeit als das ultimative Werkzeug für Delay-Fanatiker.

Line 6 DL4 MkII Test

Und so ist es nicht verwunderlich, dass der Hersteller dem neuen DL4 MkII neben 15 Delay-Kreationen aus der hauseigenen HX-Familie auch die 15 Delay-Modelle des Vorgängers spendiert hat. Selbstverständlich wurde dabei auch gleich die Signalqualität der alten Modelle auf den heutigen Stand der Zeit gebracht.

Neben einem kompakteren Gehäuse hat das neue DL4 MkII Delay aber auch einige zusätzliche Add-ons an Bord, die es noch deutlich flexibler als seinen Vorgänger machen. Welche das sind und wie das Pedal klingt, erläutert der folgende Test im Detail.

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Lieferumfang und erster Eindruck

Ins Haus geschneit kommt das Line 6 DL4 MkII in einem Karton, der praktische Spickzettel in diversen Sprachen dabei hat. Auch ohne einen genaueren Blick in das auf der Hersteller-Website erhältliche Handbuch kann der Anwender so direkt loslegen und bekommt einen guten Überblick über die wichtigsten Funktionen und Parameter. Ebenfalls im Karton sind neben dem 9-V-Netzteil außerdem aufklebbare Gummifüßchen für eine bessere Bodenhaftung. Auch wenn beim Line 6 DL4 MkII Delay einige neue Funktionen hinzugekommen sind, dürften Nutzer des Vorgängers sofort sehr vertraut mit dem Aufbau und Bedienkonzept des Pedals sein. Dennoch ist das neue grüne Line-6-Delay deutlich kompakter und misst nun 51 x 235 x 114 mm, bringt dabei aber trotzdem stolze 917 g auf die Waage. Nichtsdestotrotz sollte man dennoch etwas Platz auf dem Pedalboard einplanen, da es zwar nicht so tief wie beispielsweise ein Boss-Standardpedal ist, dafür aber in der Breite mehr Platz wegnimmt als drei normalgroße Einzelpedale. Im Gegenzug hat das Gerät einiges unter der Haube, wie wir gleich noch genauer sehen und hören werden. Die Verarbeitung ist ansonsten tadellos und insgesamt wirkt das Pedal sehr robust und gut gewappnet für den Bühnenalltag.

Fotostrecke: 3 Bilder Das DL4 ist in die Jahre gekommen und wird nun durch das Line 6 DL4 MkII abgelöst.

Stirnseite

Das Line 6 DL4 MkII verfügt über zwei Eingänge und Ausgänge und lässt sich somit problemlos in ein bestehendes Stereo-Setup integrieren. Neu hinzugekommen ist ein Mikrofoneingang für dynamische Mikrofone samt Level-Regler. Ebenfalls neu an Bord ist außerdem eine Midi-Schnittstelle zum Eingeben, Ausgeben und Weiterleiten von Midi-Befehlen. Und auch mit seinem USB-C-Anschluss, der eine zusätzliche Midi-Steuerung und zukünftige Firmware-Updates ermöglicht, sowie einem Micro-SD-Kartensteckplatz ist das Pedal voll auf der Höhe der Zeit. Letzterer erweitert bei Bedarf die Speicherzeit des eingebauten Loopers von maximal 4 Minuten auf mehrere Stunden. Last, but not least gibt es an der Stirnseite noch die Anschlüsse für ein Expression-Pedal und das beiliegende Netzteil zu entdecken. Die Stromaufnahme wird vom Hersteller mit 500 mA angegeben.

Fotostrecke: 5 Bilder Sämtliche Anschlüsse haben sich an der Stirnseite versammelt.

Bedienelemente

Auf der Oberseite wird über einen Wahlschalter eines der 30 Delay-Programme oder der Looper-Modus angewählt. Rechts daneben befindet sich ein kleiner Alt-Taster, der diverse Aufgaben übernimmt. Zuvorderst können hier per Knopfdruck wahlweise die 15 MkII-Delays oder die 15 Legacy-Delays des Vorgängers aktiviert werden. Für einen besseren Überblick ist dabei jeder Programmplatz am Wahlschalter doppelt und zweifarbig beschriftet. Leuchtet die LED des Alt-Tasters grün, befindet man im Legacy-Modus und orientiert sich dementsprechend an den grünen Programmbezeichnungen. Fünf Potis kümmern sich in ihren Primärfunktionen um die Delay-Geschwindigkeit oder die rhythmische Unterteilung eines eingegebenen Tempos (Time/Subdiv), die Anzahl der Wiederholungen (Repeats), zwei auf das jeweilige Delay-Programm zugeschnittene Parameter (Tweak & Tweez) und das Mischverhältnis mit dem unbearbeiteten Signal (Mix). Auch wenn es am Gerät nicht direkt ersichtlich ist, hat das Line 6 DL4 MkII außerdem noch 15 Reverb-Programme an Bord, die mit gedrücktem Alt-Taster über den Wahlschalter angewählt werden können. Abgestimmt und geroutet wird das jeweilige Reverb-Programm über die fünf Potis, indem man ebenfalls den Alt-Taster gedrückt hält.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Bedienelemente sitzen leicht versenkt mittig auf der Oberseite des Pedals.

Fußschalter

Die vier Fußschalter übernehmen je nach Konfiguration mehrere Aufgaben. Direkten Zugriff auf drei Preset-Speicherplätze hat der Anwender dabei über die mit A, B und C betitelten Schalter. Das Delay-Tempo kann außerdem über den Tap-Schalter eingegeben werden, dessen LED im eingegebenen Tempo rot blinkt. Leuchtet die LED-Umrandung eines Speicherplatzes hellgrün, ist das Preset aktiv. Bei deaktiviertem Preset wiederum ist die LED gedimmt. Über die globalen Einstellungen kann der Tap-Fußschalter aber beispielsweise auch so konfiguriert werden, dass per Eingabebefehl auf eine zweite Preset-Bank mit drei weiteren Speicherplätzen umgeschaltet wird. Wem das noch nicht genug ist, der kann per Midi sogar 122 Speicherplätze abrufen.

Fotostrecke: 4 Bilder Den vier Fußschaltern A, B, C und D können unterschiedliche Funktionen zugeordnet werden, so z.B. Record-Start über Schalter A.

Looper

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat das Line 6 DL4 MkII Delay gleich zwei Looper-Funktionen im Gepäck. So hält das Gerät über den Wahlschalter den klassischen Looper-Modus bereit, der mit Record/Overdub, Play/Stop, Play Once, und Half Speed/Reverse Freunden der Schleifenaufnahme ein Lächeln ins Gesicht zaubern dürfte. Alternativ kann der Tap-Fußschalter über die globalen Einstellungen aber auch so konfiguriert werden, dass er die Funktion eines einfachen Loopers mit nur einem Fußschalter übernimmt. Der Vorteil ist hier, dass man so weiterhin Zugriff auf die Delays bzw. Reverb-Effekte hat. Weiterhin lässt sich in beiden Modi festlegen, ob die Effekte sich im Signalweg vor oder hinter dem Looper befinden. Beim altbekannten klassischen Looper bietet die neue Version nun außerdem ein simples und rudimentäres Delay, das selbstverständlich aber auch aus dem Signalweg genommen werden kann.

Globale Einstellungen

Um auf die vielen Zusatzoptionen zugreifen zu können, muss das Pedal mit einer Schaltkombination in den Einstellungsmodus versetzt werden. Nach einem genaueren Blick ins Handbuch kann anschließend per Delay-Wahlschalter eine globale Einstellung angewählt werden, die jeweils verschiedene Optionen zur Verfügung stellt. Festlegen lässt sich die gewünschte Option dabei über den Alt-Button, der je nach Anzahl der Möglichkeiten in mehreren Farben über die gewählte Einstellung informiert.

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Testaufbau

Für den Praxis-Check parke ich den DL4 MkII Delay Modeler im Stereo-Einschleifweg meines Line 6 HX Stomp, um die Delays und Reverbs in ihrer kompletten Breite abbilden zu können. Dieses Setup entbehrt natürlich nicht einer gewissen Komik, da die Geräte der Helix-Reihe von Line 6 alle Delays und Reverbs an Bord haben, die das neue DL4 MkII bietet. Bei einigen Ambient-Kreationen, die es gleich zu hören gibt, würde man im Falle des HX Stomps allerdings den Prozessor schnell an seine Grenzen bringen und könnte so weitere Effektblöcke des Geräts nur eingeschränkt nutzen. Da sich das DL4 MkII nur auf eine bzw. zwei Effektkategorien beschränkt, geht es mir persönlich außerdem so, dass ich mich deutlich fokussierter auf die gebotenen Möglichkeiten einlasse. Abgesehen davon sind die zwei Looper-Optionen natürlich ein Alleinstellungsmerkmal des DL4 MkII.

Soundcheck

Zunächst mache ich mich mit den angebotenen Delays vertraut. Wie erwartet, gibt es hier einiges zu entdecken und auch nachdem ich eine ganze Weile mit verschiedenen Sounds gespielt habe, bleibt der Eindruck, nur an der Oberfläche gekratzt zu haben. Dies gilt im Besonderen natürlich für die Symbiose aus Delay und Reverb. Alle Effektalgorithmen im Detail darzustellen würde den Rahmen dieses Tests bei Weitem sprengen. Für einen ersten Eindruck zu den verfügbaren Delays möchte ich an dieser Stelle aber auf das Video zum Test verweisen, in dem ich alle Delay-Modelle kurz anspiele.

Bedienung

Packt man ein vergleichsweise kompaktes Effektgerät so voll mit Optionen, liegt es auf der Hand, dass sich nur mit Mehrfachbelegungen der Potis und Schalter alle Parameter steuern lassen. Im Bezug auf die zusätzlichen 15 Reverb-Algorithmen muss man dabei entweder den mitgelieferten Spickzettel oder für einen noch besseren Überblick das Handbuch bemühen, um herauszufinden, auf welchen Programmplätzen die jeweiligen Reverbs geparkt sind. Andere Hersteller kompakter Multieffektgeräte wie beispielsweise Source Audio oder Eventide haben ihren aktuellen Schützlingen eine zusätzliche Rechner-Software spendiert, um das Editieren eines Sounds übersichtlicher und bequemer zu gestalten. Und auch Line 6 hat für seine Helix-Modelle eine sehr gute Software parat. Da das DL4 MkII ebenfalls über eine USB-Schnittstelle verfügt, wäre eine solche Lösung in meinen Augen ebenfalls wünschenswert. Aber wer weiß, vielleicht kommt ja da noch was. Wie in der Detailbeschreibung bereits erwähnt, übernehmen die Fußschalter je nach Betriebsmodus diverse Aufgaben. Der Tap-Fußschalter kann dabei auch drei weitere Speicherplätze freigeben, ausgewählte Parameter hoch- und runterfahren oder als einfacher Looper fungieren. Möchte man wiederum die Tap-Tempo-Option dauerhaft nutzen und beispielsweise auch den einfachen Looper einbinden, bietet der zusätzliche Expression-Pedal-Eingang oder die Midi-Anbindung Abhilfe.

Das Update des DL4 bringt verbesserte Klangqualität, zusätzliche Reverb-Effekte und ein durchdachtes und erweitertes Looper-Konzept.

Das Line 6 DL4 MkII in der Praxis

Die typischen Brot-und-Butter-Anwendungen meistert das DL 4 MkII selbstverständlich mit Bravour. Wirklich spannend wird es meines Erachtens beim Kreieren von großen und weiten Klangwelten, mit denen das Gerät bei sparsamem und gezieltem Input sich beispielsweise im Harmony-Modus fast zu einem eigenständigen Instrument entwickelt. Hier und da offenbaren sich mit der aktuellen Firmware (Stand Mai 2022) allerdings noch ein paar Bugs. So speichert das Gerät beispielsweise im Zusammenspiel mit den Sub-Divisions noch nicht das eingegebene Tap-Tempo. Beim Harmony-Modus taucht außerdem hin und wieder digitales Knacken auf, wie man auch an zwei Stellen im Audiobeispiel hören kann. Ansonsten hat das Gerät neben hauseigenen Eigenkreationen einige Nachbildungen analoger Klassiker im Angebot, wobei die Simulation des EHX Deluxe Memory Man im Legacy-Modus mit dem Analog Mod und im MkII-Modus mit dem Elephant Man sogar gleich zweimal angeboten wird. Auch wenn gewisse Eigenheiten des analogen Vorbilds hier nicht hundertprozentig abgebildet werden, stimmt die Richtung absolut und bringt richtig Spielspaß!

Ansonsten treten auch bei beiden Loopern aktuell noch Probleme auf. So knackt es in Verbindung mit der Half-Speed-Funktion hin und wieder auf der Aufnahme oder das Frequenzbild ändert sich bei mehreren Loops. Beheben lässt sich dies nur mit einem Neustart des Geräts. Beim Ausprobieren des 1-Switch-Loopers konnte ich außerdem stellenweise die Aufnahme erst löschen, nachdem ich ein anderes Delay-Modell aktiviert hatte. Aber auch diese Probleme sind dem Hersteller schon bekannt und sollen mit dem nächsten Update passé sein. Hier kommen zum Abschluss noch einige Beispielaufnahmen mit diversen Einstellungen.

Audio Samples
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Elephant Man Delay Cosmos Delay Multi Pass Delay & Glitz Reverb Harmony Delay & Cave Reverb Transistor Delay Sweep Delay & Octo Reverb Classic Looper 1 Switch Looper
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Das Line 6 DL4 MkII entpuppt sich im Test als toll klingendes Update zum hauseigenen Delay-Klassiker mit einigen sehr brauchbaren Neuerungen. Besonders hervorzuheben ist dabei die Symbiose aus Delay und Reverb, mit der große und atmosphärische Klangwelten entstehen können. Für eine etwas bequemere und übersichtliche Editierung der Parameter würde ich mir persönlich noch eine Rechner-Software wünschen. Ansonsten tauchten beim Test ein paar Bugs auf, die aber mit zukünftigen Updates behoben werden dürften. Abgesehen davon bekommen Delay- und Looper-Junkies mit dem DL4 MkII einen ganz heißen Kandidaten unter die Füße!

Das Line 6 DL4 MkII kommt mit einigen sehr brauchbaren Neuerungen. Besonders hervorzuheben ist dabei die Symbiose aus Delay und Reverb, mit der große und atmosphärische Klangwelten entstehen können.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • robuste Verarbeitung
  • verhältnismäßig platzsparendes Format
  • zahlreiche Anschlussmöglichkeiten
  • Klangqualität und Vielfalt
  • zusätzliche Reverb-Modi
  • durchdachtes und erweitertes Looper-Konzept
Contra
  • noch einige Bugs im Delay- und Looper-Betrieb (Stand Mai 2022)
Artikelbild
Line 6 DL4 MkII Test
Für 299,00€ bei
  • Hersteller: Line 6
  • Modell: DL4 MkII
  • Typ: Delay-Pedal
  • Anschlüsse: Exp Pedal, Mic, Input L & R, Output L & R, Midi In/Out/Thru, USB, DC In
  • Schalter/Regler: A, B, C, D, TAP, Model Selector, Alt/Legacy Button, Time/Subdiv, Repeats, Tweak, Tweez, Mix, Mic Level
  • Bypass: True Bypass, Buffered Bypass oder DSP Bypass
  • Stromversorgung: 9-V-Netzteil (im Lieferumfang)
  • Stromaufnahme: 500 mA
  • Abmessungen: 51 x 235 x 114 mm
  • Gewicht: 917 g
  • Ladenpreis: 299,00 Euro (Mai 2022)
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