Korg microSAMPLER Test

Sampling
Ein Sample ist im microSAMPLER stets fest einer Taste zugeordnet. Im Sample-Modus wählt man durch Drücken der betreffenden Taste aus, auf welchem Speicherplatz das neue Sample abgelegt werden soll. Hierbei erweisen sich die Tasten-LEDs als hilfreich – so behält man leichter den Überblick.
Um ein Sample aufzunehmen, wählt man zunächst mit dem zentralen „Sampling Type“-Schalter den Sample-Modus aus. Hier stehen verschiedene Modi zur Auswahl: „Loop“ eignet sich für Drum- und andere Loops, die nachher temposynchron als Schleifen abgespielt werden sollen. Mit „One Shot“ und „Gate“ werden Einzelsamples aufgezeichnet. Mit „Auto Next“ lassen sich unkompliziert mehrere Tasten nacheinander mit Samples belegen. Im „Key Gate“-Modus steuert man Beginn und Ende des Samplings, indem man die betreffende Taste drückt, solange man aufnehmen möchte.
Besonders am Anfang der Testphase ist es mir oft passiert, dass ich den falschen Speicherplatz ausgewählt hatte, und durch das Aufnehmen eines Samples das eigentlich dort gespeicherte überschrieb. Das macht der microSAMPLER nämlich ohne Vorwarnung. Um das Sample wiederzubekommen, muss man es dann umständlich neu laden. Man gewöhnt sich jedoch schnell daran, den Speicherplatz mit Bedacht zu wählen, so dass so etwas nicht häufig passiert.
Mit Ausnahme des „Key Gate“-Modus’ stehen verschiedene Möglichkeiten zur Wahl, um den Sample-Vorgang zu starten. Das Sampling kann wahlweise durch Drücken des „Sampling“-Tasters, einer Taste auf der Tastatur, oder durch Überschreiten eines einstellbaren Eingangspegels gestartet werden. Besonders letzteres erweist sich in der Praxis als sehr hilfreich.
Hat man ein Sample aufgenommen, ist es sofort über die betreffende Taste spielbar. Um ein Sample zu bearbeiten, stehen im „Sample Edit“-Menü grundlegende Editierfunktionen zur Verfügung. Hier können u.a. die Start- und Endpunkte des Samples bearbeitet werden. Außerdem lassen sich hier für jedes Sample Decay- und Release-Zeiten einstellen. Desweiteren bietet das Menü Funktionen zum Normalisieren und Beschneiden von Samples. Das alles ist natürlich längst nicht so umfangreich und komfortabel, wie man es von Software-Samplern gewohnt ist, aber darum geht es hier auch nicht. Im Vordergrund steht das schnelle, intuitive Erreichen von musikalischen Ergebnissen, und dazu sind die verfügbaren Funktionen absolut ausreichend.

KORGmicSAM_Oblique

BPM Sync Modus
Der microSAMPLER verfügt über einen „BPM-Sync“-Modus, der Samples automatisch an das gerade eingestellte Tempo anpassen kann. In erster Linie ist dies natürlich für Loops interessant. Der BPM-Sync funktioniert durch Timestretching, und arbeitet daher nur in recht engen Grenzen ohne hörbaren Qualitätsverlust. Perfekt wäre hier natürlich eine Slice-Funktion nach Art von Recycle gewesen. Bei  Verwendung der Funktion verringert sich wegen der benötigten Rechenleistung die Polyphonie des microSAMPLER.
Alternativ können Samples auch ganz klassisch durch Veränderung der Tonhöhe an das Tempo angeglichen werden. Damit lassen sich u.a. auch Pitch-Down-Effekte wie im zweiten der nachfolgenden Beispiele realisieren.

Audio Samples
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BPM Sync Pitch

Keyboard Modus
Im Keyboard-Modus hat man die Möglichkeit ein Sample auszuwählen und dieses transponiert auf der gesamten Tastatur zu spielen. Auch im Sequenzerbetrieb kann stets nur ein Sample zur Zeit in diesem Modus abgespielt werden.

Mikrofoneingang und Re-Sample Funktion
Der microSAMPLER kann nicht nur Line- oder Mikrofonsignale sampeln, sondern verfügt auch über eine „Re-Sample“-Funktion, mittels derer man Bearbeitungen und Kombinationen anderer Samples, oder auch komplette, mit dem Sequenzer erstellte Patterns, in ein neues Sample speichern kann. Damit lassen sich sehr intuitiv komplexe Samples erzeugen, die dann natürlich ihrerseits mit allen verfügbaren Funktionen und Effekten bearbeitet werden können. Auch zum Sparen von Speicherplatz ist diese Funktion ungemein praktisch.
Insgesamt lässt sich sagen, dass es mit dem microSAMPLER tatsächlich sehr unkompliziert und schnell möglich ist, Samples aufzunehmen und damit Spaß zu haben. Spaß steht sowieso weit im Vordergrund bei diesem Gerät. Hat man das Bedienkonzept einmal verinnerlicht, kommt man aus dem Jammen gar nicht mehr heraus. Das mühevolle Frickeln an Details, wie es andere (Software-)Sampler erfordern, rückt beim microSAMPLER in den Hintergrund.

Pattern-Sequenzer
Der Sequenzer des microSAMPLER kommt mit dem absoluten Minimum an Bedienelementen aus: Pattern-Auswahl, Aufnahme, Wiedergabe und Mute. Und genauso leicht ist es auch, damit zu arbeiten. Man wählt ein Pattern aus, stellt per Menü die Pattern-Länge und Quantisierung ein, und drückt auf Record. Dann kann man Samples nach Herzenslust arrangieren und overdubben wie auf einer alten Drum-Machine. Wenn das Pattern fertig ist, lässt es sich direkt wiedergegeben oder per Re-Sampling zu einem neuen Loop machen. Per Mute-Knopf können einzelne Samples des laufenden Patterns stummgeschaltet werden, was eine schöne Möglichkeit während der Echtzeit-Performance ist.
Auch hier steht Unkompliziertheit im Vordergrund. Natürlich bietet der Sequenzer nur das Nötigste an Funktionen, aber man stellt verblüfft fest, dass das eigentlich auch reicht. Wenn man sich mal vertan hat, kann man mir der “UNDO” Taste den letzten Vorgang löschen – und weiter geht’s im Text. Dadurch steigt die Kreativität und der Spaßfaktor.
Kleine Patterns wie dieses hier sind mit dem Sequenzer im Nu zusammen gebaut.
(Die hier verwendeten Loops stammen ursprünglich aus dem Stylus RMX von Spectrasonics, die Sprachsamples aus den Apple JamPacks).

Audio Samples
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Jam

Effekte
Die Effekt-Sektion des microSAMPLER basiert auf KORGs KAOSS-Effekt-Engine. Dabei sind die Effekte wahrscheinlich das Feature an diesem Gerät, welches sich am detailliertesten einstellen lässt. Im FX-Menü stehen für jeden Effekt umfangreiche Parameter zur Verfügung. Jeweils zwei davon kann man sich auf die beiden ganz rechts befindlichen Drehregler legen und hat sie dann im Echtzeitzugriff.
Die verfügbaren Effekte decken ein breites Spektrum ab. Sehr kreativ kann man sich zum Beispiel mit den verschiedenen Delays austoben.
Auch die heftigeren Effekte machen viel Spaß. Mit dem Decimator (einer Art Bitcrusher) und dem Grainshifter lassen sich sehr drastische Effekte erzielen. Mit dem Multimode-Filter lassen sich temposynchrone Filtersweeps aller Art realisieren. Und die Chorus- und Phaser-Effekte eignen sich hervorragend, um Sounds anzudicken oder ihnen einen schwebenden Charakter zu verleihen.
In den folgenden Beispielen hört ihr einige Effekte des microSAMPLER in Aktion (jeweils zuerst das trockene Signal, dann das bearbeitete).

Audio Samples
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Mod. Delay Talk Mod. Flanger modulierter Bandpass Filter Decimator Distortion

Bei den Effekten zeigt sich sehr deutlich, dass KORG die Wünsche der Zielgruppe verinnerlicht hat. Die allermeisten Effekte lassen sich in irgendeiner Form zum Beat synchronisieren. In Verbindung mit der Tap-Tempo-Funktion und dem schnellen Ad-hoc-Sampling führt das dazu, dass der microSAMPLER auch für DJs hochinteressant sein dürfte.
Einziges Manko ist, wie oben schon erwähnt, dass leider immer nur ein Effekt für die gesamte Bank zur Verfügung steht. Manchmal würde man schon gerne dem einen oder anderen Sample einen Flanger verpassen, während andere Samples ein Delay bekommen. Das ist nur über den Umweg des Re-Samplings möglich, was umständlich ist und der spontanen Arbeitsweise mit dem microSAMPLER widerspricht.

Bedienung
Das Bedienkonzept des microSAMPLER bezieht die Tastatur in die Benutzeroberfläche mit ein. So wählt man durch einen einfachen Tastendruck zum Beispiel den zu belegenden Speicherplatz aus, oder startet das Sampling. Zu diesem Zweck befinden sich oberhalb der Tastatur eine Reihe von LEDs. Je nach Betriebszustand zeigen diese an, welche Samples gerade abgespielt werden, welche Menüseite aktiv ist, oder welches Sample man gerade aufnimmt. Das ist sehr praktisch und hilft, das etwas klein geratene Display zu verschmerzen.
Auf den ersten Blick wirkt die Bedienung etwas komplizierter, als man es von einem auf schnelle Ergebnisse ausgerichteten Gerät erwarten würde. Diese Sorge erweist sich jedoch als unbegründet, denn eigentlich kommt es nur darauf an, sich zu vergegenwärtigen, in welchem Modus man sich gerade befindet. Dabei leistet die mit dem zentralen „Sampling“-Taster kombinierte Mehrfarben-LED einen hervorragenden Dienst. Hat man diese im Blick, und das Tastatur-Bedienkonzept verinnerlicht, kann nichts mehr schiefgehen und die Bedienung wird kinderleicht.
Die wichtigsten Parameter des microSAMPLER sind ständig im Echtzeitzugriff. So dienen die beiden Drehregler ganz rechts im Play-Modus dazu, zwei Effektparameter zu kontrollieren. Außerdem stehen eigene Taster bereit, mit denen man für das ausgewählte Sample den Loop an- und ausschalten, das Sample rückwärts abspielen, und die Effekte zuschalten kann, ohne sich durch ein Menü zu quälen. Fast alle Bearbeitungen lassen sich auch bei laufendem Sequenzer durchführen. Live-Einsätzen und der Einbindung in ein DJ-Setup steht so nichts im Wege.

Der microSAMPLER im Studio
Der microSAMPLER im Studio

Editor-Software
KORG bietet für den microSAMPLER eine kostenlose Editor-Librarian-Software für Mac und PC an. Getestet habe ich diese auf einem Macbook Pro mit Mac OS X 10.5. Hat man das Gerät über USB an den Rechner angeschlossen, kann die Software Samples und ganze Bänke vom microSAMPLER laden und an diesen senden. Die Bänke können auf dem Rechner archiviert werden, so dass man den knappen Onboard-Speicher des Geräts für andere Projekte frei bekommt. Das funktioniert problemlos und schnell. Außerdem kann die Software quasi als „Fernbedienung“ für den microSAMPLER fungieren. Hat man sowieso einen Rechner parat, ist es gelegentlich komfortabler, die Parameter des Instruments am Computerbildschirm statt direkt am Gerät zu editieren. Vor allem beim Schneiden von Samples kann ein großer Bildschirm mit Wellenformdarstellung seine Stärken ausspielen. Auch die Effekte des microSAMPLER können hier unkompliziert eingestellt werden, wobei es sich positiv bemerkbar macht, dass man in der Software alle Parameter auf einmal im Blick hat.
Dank des gut funktionierenden Programms profitiert man so vom Besten beider Welten. Mittels der Editor-Librarian-Software lässt sich der microSAMPLER optimal in eine computergestützte Produktionsumgebung integrieren.

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