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Korg Electribe Test

Mit der neuen Electribe Music Production Station hat Korg die neueste Generation der seit langem beliebten Groovebox-Serie präsentiert. Altbekanntes neu aufleben zu lassen, scheint derzeit ein funktionierendes Geschäftsmodell zu sein. Es ist noch gar nicht lange her, da ließ Roland mit der AIRA TR-8 die alten Legenden TR-808, TR-707 und TR-909 wiederauferstehen und zog damit Augen und Ohren der Elektrosoundmacher auf sich. 


Und jetzt kommt Korg mit einer neuen (vierten) Generation ihrer populären Electribe Serie. Um genau zu sein, handelt es sich dabei um zwei Geräte – zum einen die hier getestete „Music Production Station“, die einen Synthesizer und eine Drum Machine für Live- und Produktionszwecke vereint, zum anderen einen Sampler, der auf den Namen „Electribe Sampler“ hört. 

Details

Verarbeitung

Die Korg Electribe hat ungefähr die Maße einer Standard-Computertastatur ohne Ziffernblock, ist nur etwas dicker. Im Gesamten ist sie viel kleiner als die Vorgängermodelle. Das Gerät macht durch sein Metallgehäuse einen sehr soliden Eindruck und fasst sich sehr gut, stabil und hochwertig an. Das dezente Design der Electribe mit einer schlichten grauen Oberfläche kommt außerdem – im Gegensatz zu den knalligen Vorgängermodellen – deutlich edler und mit etwas mehr Understatement daher.
Das Gerät fußt auf vier Gummipads, die für eine sehr gute Rutschfestigkeit sorgen. Die Unterseite besteht aus Kunststoff und beherbergt ein Batteriefach für sechs AA-Batterien sowie eine „Unterbodenbeleuchtung“. Diese besteht aus vier Multicolor-LEDS auf der Unterseite, die sich je nach Pattern-Rhythmus farblich ändern. Das bekommt man zwar bei der Benutzung im Tageslicht nicht wirklich mit, im dunklen Club sieht es aber schon ziemlich cool, wenn auch etwas verspielt, aus.

Die Electribe ist klar strukturiert.

Anschlüsse

Die Ausgabe des Audiosignals erfolgt in Stereo über zwei symmetrische 6,35 mm Klinkenbuchsen oder einen 3,5 mm Kopfhörerausgang. Ein externer Audioeingang ist ebenfalls vorhanden, sodass sich die integrierten Effekte auch auf andere Geräte anwenden lassen. 
Synchronisiert werden kann die Kiste über eine Sync-Buchse (In/Out) und über ein MIDI-Duo (In/Out), jeweils via Miniklinke und mitgelieferten Adapter. Mit den Sync-Anschlüssen lässt sich die Maschine zu anderen Electribes, zur volca-Serie, zum Monotribe oder zum SQ-1 Stepsequencer synchronisieren. Auf eine explizite MIDI-Thru Funktion verzichtet Korg in dieser Generation jedoch leider. 
Ein Anschluss für das mitgelieferte 9 Volt Netzteil ist ebenfalls vorhanden.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Anschlu00fcsse: Stereo-Out, Stereo-In, Sync I/O, MIDI I/O, Kopfhu00f6rerausgang und Stromanschluss.

Aufbau

In der oberen linken Ecke finden sich, fernab von allen anderen Bedienelementen, der Powerknopf sowie ein Volume- und ein Input-Level-Drehregler, was sie durchaus vor Fehlbedienung im Eifer des Gefechts schützen sollte. Darunter findet sich ein monochromes und beleuchtetes 6 x 3 cm Dot-Matrix-Display, das vielerlei Informationen darstellen kann und vor allem die Navigation im Einstellungsmenü unterstützt. 
Wiederum darunter finden wir die Transport-Sektion mit einem Record-, einem Stop-, einem Play/Pause- und einem Tap-Button in Fingerkuppengröße. Unter diesen befindet sich ein Touchpad samt vier kleineren Tastern, mit der die verschiedenen Funktionen des Touchpads bestimmt werden können. Zu diesen zählt die Kontrolle über den Gate Arpeggiator und die Touch Scale, was Musikspielen über das Pad ermöglicht, sowie über den Master Effekt.
Auf der rechten Seite bedecken die Buttons der Padmode-Sektion und darüber die Drehregler der Edit-Sektion etwa 3/5 der Oberfläche. Die Bedienelemente der Edit-Sektion sind in Funktionsgruppen unterteilt und steuern durch Umschalten die Parameter aller Sounds. Das Display zeigt dann die entsprechenden Werte an und unterstützt somit zusätzlich. Ein sehr gezieltes und detailliertes Bedienen ist hier also ohne Probleme möglich, jedoch muss man sich aufgrund der Fülle von Einstellungen zunächst einen gründlichen Überblick verschaffen. Im unteren Bereich befinden sich dann die bereits angesprochenen 16 Triggerpads in zwei horizontalen Achter-Reihen.

Sounds und Speicherkapazität

Die Electribe bietet 250 Templates, von denen 200 mit Demo-Songs belegt sind, die einen beeindruckend umfangreichen Einblick in das Klangspektrum der Electribe verschaffen. Die Soundbeispiele sind sowohl an moderne (z.B. Dubstep), als auch an zeitlosere elektronisch-betonte Musikströmungen (unter anderem Pop und Hip-Hop) angelehnt. Alle Templates können nach Belieben beschrieben, editiert oder gelöscht werden. 

Das Display der Electribe ist schön groß und gut lesbar.

Bedienung und Beats basteln

Jedes Template der Electribe bietet 16 Spuren von wahlweise 1 bis 4 Takten. Die Spuren können im „Trigger“-Modus direkt angewählt oder über Pfeiltasten links/rechts Schritt für Schritt erreicht werden. Ist eine Spur ausgewählt, so kann man hier aus der Soundlibrary einen der 408 Sounds (Samples oder Syntheseform) oder eigene importierte Sounds auswählen. 
Hat man einen Sound („OSC-Type“) gewählt, kann dieser nun mit Hilfe der Klangparameter verändert werden. Dabei hat man die Möglichkeit, den Klang zu pitchen, Glide hinzuzufügen und die Schwingungsform zu variieren. Letzteres geschieht mithilfe des wahlweise Highpass-, Lowpass- oder auch „Bypass“-Filters, der Modulationseinheit sowie einer Amp-Sektion. 
Das Filter verfügt über die klassischen Cutoff- und Resonanz-Parameter sowie einen Envelope-Regler (EG). In der Modulation-Sektion kann man aus 71 verschiedenen Modulationstypen wählen und diese wiederum mit einem Depth- und einen Speed.Regler kontrollieren. Das AMP/EG-Panel erlaubt eine Envelope-typische Verformung der Hüllkurve mit den Parametern Attack und Decay/Release bei aktiviertem Amp EG-Knöpfchen. Des Weiteren stehen ein Pan- und ein Volumeregler zur Verfügung. 
Mit dem MFX-Send-Knopf kann der jeweilige Part noch zusätzlich dem Master-Effekt zugeordnert werden, den man mittels des Touchpads steuern kann. Zu guter Letzt gibt es noch eine Insert-FX-Sektion, die bei Aktivierung des Tasters IFX On einen von 38 wählbaren Effekten (wie z.B. Bitcrush oder Phaser) einschleift. Der Edit-Regler bestimmt dabei die Intensität.
Hat man einen Sound seiner Wahl erstellt, so kann man diesen nun live mit der chromatischen Keyboard-Funktion einspielen oder aber über den Step-Sequencer Modus platzieren.

Ableton Live

Korg hat weiterhin die Möglichkeit eingebaut, seine Arbeit mit der Electribe als Ableton Set zu exportieren. Auf der SD-Karte werden dazu alle Spuren einzeln als Audio gerendert, sodass man beim Öffnen des Sets eine 1:1-Abbildung der Session in Ableton Live erhält. Eine direkte Ausgabe von Audio über USB ist indes leider nicht möglich. Freundlicherweise legt Korg der Electribe aber eine Ableton Lite Version bei.

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Praxis

Selbsterklärendes Konzept

Nachdem ich die kleine Kiste aus ihrer Verpackung befreit habe, lege ich direkt los und spiele mit ihr herum, ohne das mitgelieferte Handbuch auch nur eines Blickes zu würdigen. Das klappt sehr gut und spricht für die grundsätzlich einfache Bedienbarkeit der Kiste. Dabei spiele ich vor allem mit den mitgelieferten Pattern herum und performe diese, wobei ich äußerst überrascht bin, wie vollständig die mitgelieferten Songs bereits klingen. Ferner bin ich begeistert, wie liebevoll und modern die meisten der Pattern klingen, da man sich bei den meisten anderen Grooveboxen für den Factory-Content doch oftmals etwas fremdschämen muss.
Allerdings darf man sich auch keine Illusion machen, dass viele der Songs durchaus „reverse-engineered“ sind, der Soundcontent und die Wavetables also durchaus speziell für diese Songs bzw. Patterns erstellt wurden. Möchte man selber solch komplexen Songs bauen, muss man doch schon einiges an Zeit, Einarbeitung und auch eigenen Samples investieren. Nichtsdestotrotz macht es bereits eine Menge Spaß, die mitgelieferten Pattern umzuprogrammieren und damit zu jammen.

Auch mobil nutzbar

Da die Electribe nicht an einem Computer gebunden und alternativ batteriebetrieben ist, kann sie mit Kopfhörern auch unterwegs bis zu 4 Stunden zum Einsatz kommen. So kann man dank der sehr simplen Bedienung mobil oder auch im Bett schnell eine Inspiration festhalten, die man später in Ableton unkompliziert zu einem Projekt ausbauen oder „live on stage“ performen kann. 

Audio Samples
0:00
Dubstep Groovy Electro Hard Electro Loungy Poppy Trap

Simple Arbeitsweise

Wer die 200 Demo-Pattern behalten will (und das ist zu Anfang sehr empfehlenswert), wählt eines der leeren Pattern ab 201 aus und legt damit los. Jedes „Init Pattern” ist einen Takt lang und kommt bereits mit einer 4/4 Kick. Electro vorprogrammiert! Das Tempo ist von Haus aus auf 120 eingestellt, es lässt sich aber im Editiermenü über die Menu/Enter-Taste beim Parameter „BPM“ oder durch wiederholtes Tippen des Tap-Buttons direkt ändern. Hier kann man das Pattern bei Bedarf auch auf bis zu vier Takte verlängern.
Nun kann das Groovemaking beginnen. Nach Drücken der Trigger-Taste kann man jedes Drumpad („Part“) mit einer Drum, einem Sample oder einem Synth belegen. Dazu tippt man das gewünschte Pad einmal an oder klickt sich mit den Part-Knöpfen durch, bis das gewünschte Pad blau leuchtet. Anschließend wählt man durch Drehen des Oscillator-Knopfes den gewünschten Sound aus. So hat man mit diesem simplen 2-Schritte-Weg schnell alle 16 Parts belegt. Auf jeden Part kann noch die gesamte Editiersektion (Filter, Modulation, Amp und Insert FX) angewendet werden, um den jeweiligen Sound den Vorstellungen entsprechend zu tweaken. 

Disco feeling dank Unterbodenbeleuchtung!

Klang 

Der Klang des Maschine konnte mich mehr als überzeugen. Trotz virtueller Klangerzeugung sind die Sounds kräftig, punchy und mit genügend Durchsetzungskraft versehen. Dank der vielseitigen Effekte kann man aber auch noch weitere Bearbeitungen vornehmen und richtig „ausrasten“. Nichtsdestotrotz empfiehlt es sich auch hier, die Sounds beispielsweise durch externe analoge Geräte etwas aufzupolieren.
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Fazit

Die Korg Electribe bietet, wie auch ihre Vorgänger, einen effizienten, spielerischen Workflow und hat ein ihrer Zeit angemessenes, elektronisch betontes Klangpotential, aus dem sowohl Hobby- als auch Profimusiker ihren Nutzen ziehen können. Ideen sind (bei Bedarf auch unterwegs) schnell festgehalten, bei Ideenmangel dient die Electribe mit ihren vielen Spielhilfen als sehr zweckdienliche Inspirationsquelle, gerade in den verschiedensten Bereichen der elektronischen Tanzmusik. Die Bandbreite an Schnittstellen ermöglicht es, die Electribe sinnvoll in verschiedenste Setups zu integrieren und sie ggf. auch als Sequencer für externe Geräte zu nutzen, obwohl es hierfür auch elegantere Wege gibt.

Pro:
  • Verarbeitung, Haptik
  • Ableton Live Export
  • Ableton Live 9 Lite Lizenz im Lieferumfang
  • Batteriebetrieb möglich
Contra:
  • ein bisschen zu viele „Elektro“ Werkssounds
Features:
  • Music Production Station
  • 24-stimmig polyphon (variiert je nach Oszillator-, Filter- und Insert FX-Typ)
  • 16 Parts
  • 250 Pattern Speicherkapazität 16 Filter-Typen
  • 72 Modulations-Typen
  • 38 Insert-Effekte
  • 32 Master-Effekt
  • 64-Step Sequencer
  • max. 24 Modulations-Sequenzen pro Pattern
  • 16 anschlagdynamische Trigger Pads
  • Touch Pad
  • LC-Display
  • Speichermedium SD/SDHC Karte (bis 32 GB)
  • 2 Line-Ausgänge: 6,3 mm Klinke (L/R)
  • MIDI I/O
  • USB Micro B
  • Sync I/O 3,5 mm Miniklinke Stereo
  • Kopfhöreranschluss: 3,5 mm Miniklinke Stereo
  • Stromversorgung: 6x AA-Batterie oder Netzteil
  • Abmessungen: 339 x 189 x 45 mm
  • Gewicht: 1,6 kg
  • inkl. 2x MIDI Adapterkabel, Ableton Live 9 Lite (Lizenz) sowie Netzteil KA-350
Preis:
  • EUR 535,- (UVP)
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