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Keeley Loomer Test

Keeley Loomer heißt die neue Effektpedal-Kreation aus Oklahoma, eine Kombination aus Fuzz, Modulationseffekten und Reverb in einem Pedal, mit der uns Robert Keeley beehrt. Diese Kombi riecht nicht nach solidem Brot- und Butter-Geschäft, sondern eher nach Experimentellem und in der Tat versprechen die Videos auf der Website des Herstellers interessante Sounds, die über pure Hall- oder Fuzz-Effekte hinausgehen. Psychedelische Hallwolken mit schepperndem Fuzz, Reverse Delays, Shimmer Reverb und Octaver Sounds schweben durch die Atmosphäre.

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Ein Eldorado für Effekt-Frickler mit Hang zum Retro-Sound? Wir werden sehen und hören. Auf jeden Fall hat der Spaß bei Keeley auch seinen Preis, denn für den Loomer werden um die 360 Euro aufgerufen, und das ist beileibe kein Pappenstiel. Ob unser Kandidat die Investition wert ist, erfahrt ihr gleich.

Details

Gehäuse/Optik

Der Loomer kommt im Querformat-Metallgehäuse mit den Maßen 120 x 99 x 53 mm. Die Bedienelemente sind wie gewohnt auf der Oberseite platziert, lediglich ein Taster, der die Position des Fuzz in der Effektkette bestimmt, ist an der Rückseite angebracht. Dort sind auch alle anderen Anschlüsse wie Input, Output, Expression und 9V-Netzteil vorzufinden.

Fotostrecke: 4 Bilder Mit dem Loomer wagt Robert Keeley sich in die Welt der Effekt-Frickler mit Hang zum Retro-Sound.

Die Effekte können einzeln mit den beiden Fußschaltern aktiviert werden, zur optischen Kontrolle findet man daneben jeweils eine kleine blaue LED. Die Regler sind zweireihig angeordnet, auf der linken Seite die Potis für den Hall (Blend, Decay, Warmth, Depth) während sich die drei Regler für den Fuzz (Level, Filter, Fuzz) auf der rechten Hälfte breitgemacht haben. Dazu kommen je ein Mode-Switch für die Effekte, drei Grundsounds sind pro Effekt verfügbar, die über den Kippschalter angewählt werden. Der Loomer wird nur per Netzteil gespeist (9V, Center Negative), Batteriebetrieb ist nicht möglich, was bei einer Stromaufnahme von 75 mA auch nicht empfehlenswert wäre.

Fotostrecke: 2 Bilder Alle Anschlüsse des Loomer sind auf der Stirnseite des Gehäuses platziert.

Bedienung

Zuerst einmal muss der Grundsound des entsprechenden Effekts ausgewählt werden. Bei Mod stehen Focus, Reverse und Hall zur Verfügung. Hinter Focus verbirgt sich ein Patch mit dem Namen Soft Focus aus dem Yamaha FX500: Ein dichter Hallsound mit zwei parallelen Delays, eines mit 250 ms und eines mit 380 ms Verzögerungszeit, die dann noch durch einen 4-Voice Chorus geschickt werden. Beim Reverse Mode standen die Reverse Sounds aus dem Yamaha SPX90 und Alesis Midiverb II (lang ist’s her…) Pate. Der Decay-Regler arbeitet dann eher als Schalter, mit dem acht unterschiedliche Decay-Zeiten angewählt werden können: 150 ms (Linksanschlag), 200 ms, 250 ms, 300 ms, 350 ms, 400 ms, 450 ms und 500 ms (Rechtsanschlag). Dazu gibt es einen Vibrato-Effekt, den der Hersteller als Simulation der Tonhöhenverschiebung durch den Tremolohebel einer Fender Jazzmaster oder Jaguar Gitarre beschreibt. Dieser Effekt wird mit der Anschlagstärke gesteuert. Der Hall-Modus generiert einen sehr langen Ambient-Sound, bei dem für einen Shimmer-ähnlichen Klang auch ein oktaviertes Signal hinzugemischt werden kann. Hier ist also nicht nur Hall im Angebot, sondern noch ein paar Spielereien on Top, geregelt wird das Ganze mit vier Parametern:

  • Blend – Mischungsverhältnis von Direkt- und Effektsignal
  • Decay – Länge der Nachhallzeit
  • Warmth – Klangfarbe
  • Depth – Effekttiefe des Chorus (Focus), Intension des Pitch Shift Signals (Hall), Stärke des Vibrato-Effekts (Reverse)
Fotostrecke: 5 Bilder Das Bedienfeld ist mit sechs Reglern, zwei Kippschaltern, Status-LEDs und zwei Fußschaltern bestückt.

Die drei Grundsounds des Fuzz-Effekts unterscheiden sich primär im Frequenzgang. Einen recht geradlinigen Frequenzgang hat der Flat-Mode, bei Scoop werden die Bässe und Höhen angehoben und der Full-Mode hat einen etwas dunkleren Sound mit mehr Bässen und Mitten im Angebot. Die Klangfarbe kann dann noch mit dem Filter-Regler beeinflusst werden. Level und Fuzz regeln die Lautstärke und den Zerrgrad – eine Menge Holz also, das sich in der Kiste verbirgt!

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Praxis

Wir beginnen mit dem Fuzz und hören uns seine unterschiedlichen Facetten an, zuerst die drei Grundsounds, dann die Bandbreite des Fuzz- und des Filter-Reglers.

Audio Samples
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1. Fuzz: Flat – Full – Scoop (SG) 2. Fuzz: Versch. Einstellungen des Fuzz-Reglers – 7,10,14,17 (SG – Full Mode) 3. Fuzz: Versch. Einstellungen des Filter-Reglers – 7,10,14,17 (SG – Flat Mode)
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1Fuzz: Flat – Full – Scoop (SG)121212
2Fuzz: Versch. Einstellungen des Fuzz-Reglers – 7,10,14,17 (SG – Full Mode)12var.12
3Fuzz: Versch. Einstellungen des Filter-Reglers – 7,10,14,17 (SG – Flat Mode)var.1012

Der Fuzz packt schon recht früh zu, bereits beim 7-Uhr-Setting gibt es einen satten Zerrsound, der im weiteren Verlauf des Regelwegs immer dichter wird und mit einer guten Portion Sustain bestückt ist. Die drei Modes bieten eine sinnvolle Auswahl an Möglichkeiten, den Fuzz-Ton an die angeschlossene Gitarre anzupassen, sodass man mit dem Full-Mode beispielsweise eine Singlecoil-Gitarre etwas muskulöser darstellen kann. Sehr bassige Instrumente klingen im Flat- oder Scoop-Mode etwas aufgeräumter, was bei höheren Zerrgraden sehr hilfreich sein kann. Ansonsten muss man dem Fuzz Transparenz bescheinigen, die einzelnen Saiten werden auch bei höheren Settings noch deutlich übertragen. Auch was die Reaktion auf den Anschlag und die Arbeit mit dem Volume-Poti an der Gitarre anbelangt, sieht es recht gut aus. Ihr hört das im nächsten Beispiel, in dem ich zuerst mit Vollgas den Steg-Pickup benutze, danach mit leichtem Fingeranschlag den Hals-Pickup (Volume 4). Der Loomer ist in der Lage, diese Feinheiten zu Gehör zu bringen.

Audio Samples
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4. Fuzz: Dynamische Ansprache (Les Paul – Flat Mode)
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4Fuzz: Dynamische Ansprache (Les Paul – Flat Mode)111312

So viel vorerst zum Fuzz, nun geht die Reise weiter und die linke Seite des Pedals steht im Fokus. Ihr hört hier erst einmal die drei unterschiedlichen Grundsounds bei mittlerer Einstellung der Regler.

Audio Samples
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5. Mod: Focus – Reverse – Hall (Melody Maker)
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5Mod: Focus – Reverse – Hall (Melody Maker)12121212
Mit dem Keeley Loomer lassen sich sich sehr spezielle, inspirierende Effekte abseits des Mainstreams erstellen.
Mit dem Keeley Loomer lassen sich sich sehr spezielle, inspirierende Effekte abseits des Mainstreams erstellen.

Wie man erahnen kann, steckt eine Menge klangliches Potential für Modulations- und Raumeffekte in unserem kleinen Zauberkasten. Der Focus sorgt für Hall und einen breit klingenden Chorus, mit Reverse kann eine satte Tonhöhenverschiebung gepaart mit Modulationseffekt und Hall dem Gitarrensignal hinzugefügt werden. Beim Hall-Modus erklingt ein satter Hall mit Pitch Shifter (eine Oktave nach oben) auf dem Hall-Signal – der bekannte und beliebte Shimmer-Sound. Die Effektsounds klingen wirklich klasse und sind auch bei geringen Settings schon recht üppig, haben aber einen erstklassigen Charme und verleihen so dem Gitarrensignal und den gespielten Tönen/Akkorden ihren ganz eigenen Charakter. Und irgendwie gibt es kein Setting, das negativ aus dem Rahmen fällt. Das Ganze ist wirklich sehr inspirierend und besonders für unverzerrte Akkordbegleitung sind die Mod-Sounds eine wahre Fundgrube. Hier ein paar Beispiele:

Audio Samples
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6. Mod Focus: Langer Hall mit Modulation (Strat) 7. Mod Focus: Starke Modulation (Strat) 8. Mod Reverse: Starke Modulation (Jaguar P90) 9. Mod Reverse: Leichte Modulation (Jaguar P90) 10. Mod Hall: Shimmer Sound (Les Paul)
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6Mod Focus: Langer Hall mit Modulation (Strat)111789
7Mod Focus: Starke Modulation (Strat)12131516
8Mod Reverse: Starke Modulation (Jaguar P90)1217917
9Mod Reverse: Leichte Modulation (Jaguar P90)1271511
10Mod Hall: Shimmer Sound (Les Paul)11141515

Jetzt aber Schluss mit Kuschelrock! Der Fuzz mischt den Soundzirkus noch einmal richtig auf und holt zum Teil richtig kranke Sounds ans Tageslicht. Das macht richtig Spaß, vor allem, wenn der Mod-Effekt vor den Fuzz geschaltet wird, ist eine kantige Säge angesagt. Im zweiten Beispiel könnt ihr den Unterschied hören, dort ist zuerst nur der Fuzz aktiv, dann Fuzz und Mod und im dritten Durchgang ist die Schaltung umgedreht, der Mod-Effekt liegt vor dem Fuzz. Wer auf extreme Sounds steht, kommt damit voll auf seine Kosten.

Audio Samples
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11. Mod (Focus) & Fuzz (Flat): Single Note Riff (SG) 12. Mod (Hall) & Fuzz (Flat): Nur Fuzz – Fuzz & Mod – Mod & Fuzz
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11Mod (Focus) & Fuzz (Flat): Single Note Riff (SG)111716159912
12Mod (Hall) & Fuzz (Flat): Nur Fuzz – Fuzz & Mod – Mod & Fuzz1091514151112
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Fazit

Der Keeley Loomer ist ein sehr spezielles (Multi-) Effektgerät, das abseits des Brot-und-Butter-Geschäfts agiert. Hier wohnen Fuzz, Reverb und Modulationseffekte in einem Gehäuse und sind darauf abgestellt, bei Bedarf auch ganz spezielle Sounds zu erzeugen. Der Fuzz liefert mit einem sehr wirkungsvollen Filter Zerrsounds vom muffigen Stoner-Style bis zur klirrenden Säge, die Mod-Sektion punktet mit warmen Chorus/Vibrato-Effekten kombiniert mit Hall, alles in erstklassiger Qualität. Für jeden Effekt (Fuzz, Mod) stehen drei unterschiedliche Grundsounds zur Verfügung und mit insgesamt sieben Reglern lassen sich sehr vielfältige Klänge einstellen. Das Pedal ist eine Fundgrube für Soundtüftler und sehr inspirierend. Allerdings muss man dafür recht tief in die Tasche greifen, denn ein Schnäppchen ist der Loomer nicht.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hochwertige Bauteile, Verarbeitung
  • Fuzz: dynamische Ansprache
  • Fuzz: transparenter Sound auch bei hohem Zerrgrad
  • Mod: vielfältige Sounds & Einstellmöglichkeiten
  • inspiriert zum Sound-Tüfteln
Contra
  • keins
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Keeley Loomer Test
Für 365,00€ bei
Soundtüftler kommen beim Keeley Loomer voll auf ihre Kosten. Einziger Wermutstropfen: das Pedal ist nicht ganz billig.
Soundtüftler kommen beim Keeley Loomer voll auf ihre Kosten. Einziger Wermutstropfen: das Pedal ist nicht ganz billig.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Keeley
  • Modell: Loomer
  • Typ: Fuzz/Reverb Effektpedal
  • Regler: Blend, Decay, Warmth, Depth, Filter, Fuzz, Level
  • Anschlüsse: Input, Output, Expression, 9V DC
  • Stromaufnahme: 75 mA
  • Spannung: 9V (nur Netzteil)
  • Maße: 120 x 99 x 53 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 544 Gramm
  • Unverbindliche Preisempfehlung: 423,00 Euro
  • Ladenpreis: 359,00 Euro (30.05.2017)
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