ANZEIGE

Kawai CN14 Test

Praxis

Tastatur

Die 88 Tasten des CN14 sind graduiert gewichtet. Das bedeutet, dass dem Pianisten das Spielgefühl eines echten Flügels vermittelt werden soll, dessen unterer Tastaturbereich konstruktionsbedingt ja auch etwas schwergängiger ist als der Diskant. Die Graduierung der Hammermechanik ist deutlich spürbar und trägt tatsächlich zu einem authentischen Spielgefühl bei, auch wenn die Tastatur mit einem guten Konzertflügel natürlich nicht mithalten kann. Das wäre in dieser Preisklasse auch unmöglich. Dennoch macht die Mechanik einen sehr guten Eindruck, wirkt straff und präzise, repetiert schnell und gleichmäßig und lässt ausdrucksstarke Dynamik zu. Außerdem ist die Tastatur beim Spiel mit Kopfhörern angenehm geräuscharm, was bei solch einem Instrument kein unwesentliches Kriterium ist. Andere Hersteller sind in dieser Preiskategorie nicht so gut aufgestellt.

Klänge

Das CN14 verfügt über 15 verschiedene Sounds. Darunter sind vier akustische Pianos, zwei E-Pianos, außerdem Jazz- und Kirchenorgel, Cembalo, Vibraphon, Streicher, Chor und Pads. Die Polyphonie beträgt beeindruckende 192 Noten – Etappensieg für das CN14 im Umfeld dieses Testmarathons.
Interessant ist natürlich vor allem das Concert Grand. So heißt der Sound, der beim Einschalten als Grundeinstellung aktiv ist. Das Concert Grand basiert auf Samples eines Kawai-Konzertflügels, der mit der firmeneigenen “Harmonic Imaging”-Technologie reproduziert wird. Das Resultat ist ein ausgewogener, natürlicher Klavierklang, der über die gesamte Tastatur überzeugt. Der Grundsound ist sauber und HiFi-mäßig, Artefakte oder gewollte Simulationen von Nebengeräuschen gibt es beim CN14 nicht. Dadurch klingt das Piano zwar nicht besonders charakteristisch, dafür aber klar und gradlinig. Das ermöglicht die Interpretation unterschiedlichster Klavierliteratur, ohne dass eine bestimmt Färbung stören würde. Sehr gelungen finde ich die harmonischen Dynamikabstufungen und das naturgetreue Ausklingverhalten. Insgesamt sagt mir das Concert Grand auf ganzer Linie zu.
Der zweite Klaviersound heißt (wenig überraschend) Concert Grand 2. Die Unterschiede zum Concert Grand sind nicht überwältigend, aber dieses Sample klingt ein wenig dezenter und mittiger. Auffällig ist der sehr viel höhere Hall-Anteil. Von der Natürlichkeit reicht es für mein Empfinden nicht ganz an das Concert Grand heran, eignet sich aber beispielsweise für romantische Klavierliteratur. Gelungener finde ich den dritten Pianosound, der Studio Grand heißt. Dieses Preset ist ein wenig durchsetzungsfähiger und drahtiger als die vorigen, hat schön viel Attack und macht sich gut als Jazz Piano. Der vierte und letzte Klaviersound heißt Modern Piano. Dieser kann als einziger leider nicht überzeugen, erinnert er doch (vermutlich unfreiwillig) an Yamahas CP70 und wirkt mit seinem mittigen und ein wenig synthetischen Klang ziemlich unnatürlich. Darüber täuscht auch nicht der kräftige Hall-Anteil hinweg. 

Audio Samples
0:00
Concert Grand (Kopfhörerausgang) Concert Grand (Mikrofone) Piano 2 (Kopfhörerausgang) Piano 2 (Mikrofone)

Die übrigen elf Sounds sind leider nicht ganz so gelungen. Den Anfang macht ein glockiges E-Piano, das einem Rhodes nachempfunden ist, aber nicht wirklich begeistern kann. Das „Modern E-Piano“ ist ein FM-Piano in DX7-Ästhetik. Auch die Jazz-Orgel bietet keine überzeugende Hammond-Simulation, aber immerhin kann man mit dem linken Pedal das Leslie in seiner Geschwindigkeit steuern. Die Kirchenorgel vermag ein wenig Gottesdienst-Feeling zu vermitteln, das Cembalo hingegen macht weniger Freude. Ferner gibt es ein anständiges Vibraphon, äußerst matte Streicher, einen brauchbaren Chor und zwei Synthpads, von denen eines laut Bedienungsanleitung „ein synthetisierter Science-Fiction-Klang“ ist.

Audio Samples
0:00
E-Piano Church Organ Vibraphone New Age Pad

Die Anschlagsempfindlichkeit der Tastatur, die Stärke des Dämpfer-Effektes und die Art des Reverb-Effektes sind alle jeweils in drei Stufen regelbar. Auch Transponierung, Tuning und rudimentäre MIDI-Funktionen lassen sich einstellen. All zu viel Mühe muss man sich mit den Grundeinstellungen allerdings nicht machen, da alle Settings durch das Ausschalten verloren gehen und nach jedem erneuten Einschalten wiederholt werden müssen.

Weitere Funktionen

Das CN14 bietet einige recht nützliche Features, die für Klavierschüler interessant sind. Dazu gehört der Vierhand-Modus, der die Tastatur in zwei Hälften mit identischem Tonumfang teilt und das Softpedal zum Sustainpedal für den linken Spieler umdefiniert. Hierbei kann man sogar die Lautstärkeverhältnisse für beide Kopfhörer einzeln anpassen. Die Lesson-Funktion gibt dem aufstrebenden Schüler die Möglichkeit, 55 integrierte Etüden von Burgmüller und Czerny zu üben. Zu diesem Zweck kann man die linke und die rechte Hand separat stummschalten und das Tempo anpassen. Die dazugehörigen Noten muss man sich allerdings gesondert besorgen. Auch ein Recorder ist integriert, dieser kann maximal drei verschiedene Songs (mit insgesamt 15.000 Noten) speichern. Die Songs bleiben auch nach dem Ausschalten erhalten.
Eher fragwürdig finde ich die ConcertMagic-Funktion. Laut Bedienungsanleitung erlaubt dieser Modus „professionell klingende Darbietungen, auch wenn Sie im Leben noch nie eine Klavierstunde genommen haben“. Das kann ja nicht klappen. Man hat durch diese Funktion die Möglichkeit, 40 voreingestellte Songs auf dem CN14 zu spielen, indem man mit den Fingern geradezu wahllos auf der Tastatur herumhämmert. Anschlagsstärke und Geschwindigkeit regulieren Dynamik und Tempo, die richtigen Töne muss man allerdings nicht treffen. Dadurch kann man so tun, als könne man „Für Elise“, den „Entertainer“ oder andere Klassiker spielen. Ganz ehrlich, das braucht kein Mensch.

Bedienung

Da das CN14 wie bereits erwähnt nur über sechs Buttons zur Kontrolle aller Funktionen verfügt, sind diese Taster mehrfach belegt. Je nach Tastenkombination steuert man damit verschiedene Parameter. Das geschieht fast ausnahmslos mit Hilfe der Klaviatur, die einzelnen Töne sind also mit Steuerbefehlen versehen. Möchte man beispielsweise die Lautstärke des Metronoms ändern, hält man die Metronom-Taste gedrückt und spielt F#1. Für das Deaktivieren des Hall-Effektes drückt man Sound Select und C#2. Um die Klangfarbe zu ändern, drückt man Sound Select und eine Taste zwischen A-1 und A1. Alternativ dazu kann man aber auch den Sound Select Button mehrfach drücken, um durch die einzelnen Klänge zu steppen.
Die Bedienungsanleitung ist sinnvoll gegliedert, reich bebildert und verständlich geschrieben. Daneben legt Kawai dem Gerät einen so genannten Operation Guide in Form einer beidseitig bedruckten DIN-A-4-Seite bei. Ohne diesen Leitfaden kann man den Funktionsumfang des Instruments auch kaum nutzen, ist doch die Klaviaturbelegung bisweilen so kryptisch, dass man sich die Tastenkombinationen kaum merken kann. Ob man aber beispielsweise den Hallanteil häufig ändern möchte, ist ohnehin fraglich. Ein wenig zu umständlich ist die Bedienung vor allem beim Metronom, das durch diesen Umstand viel von seiner Nutzbarkeit einbüßt. Pianisten, die ein Metronom zum Üben nutzen, werden sich dafür wohl ein extra Gerät auf’s Piano stellen oder eine entsprechende Smartphone-App benutzen wollen, was allerdings nur beim Spiel ohne Kopfhörer praktikabel ist. 

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.