Kali Audio LP-8 Test

Kali sorgt mit seinen Studiomonitoren LP-6 und LP-8 für Aufsehen. Das geschieht in erster Linie über den (geringen) Preis, zudem zeigen sich die ersten User sehr zufrieden bis begeistert.

Kali_LP_8_1

Die kleinere Box, die Kali Audio LP-6, hat in unserem Review ebenfalls sehr gut abgeschnitten. Dass „größer“ mitnichten automatisch mit „besser“ gleichzusetzen ist, sollte wohl jedem einleuchten. Lohnt sich also der Sprung von der LP-6 zur Kali „Lone Pine 8“?

Details

Unterschiede zwischen Kali LP-6 und LP-8

Wie bei anderen Herstellern werden auch bei Kali die verschiedenen Boxen nicht von Grund auf neu entwickelt. Vielmehr sind es „Variationen auf ein Thema“, welches sich auch bei Kali hauptsächlich in Gehäusevolumen, Leistung der Verstärkung und Größe des Basstreibers niederschlägt.

MonitorKali LP-8Kali LP-6
Hochtöner1“1“
Verstärkerleistung Hochtöner40 W40 W
Tieftöner8“6,5“
Verstärkerleistung Tieftöner60 W40 W
Trennfrequenz1,8 kHz1,5 kHz
untere Grenzfrequenz45 Hz47 Hz
max. SPL114 dB112 dB
Maße in mm419x254x280359x222x260
Gewicht in kg97
Stückpreis in €299179

Hochtöner und Waveguide bei LP-6 und LP-8 identisch

Die Hochtoneinheit scheint bei LP-6 und LP-8 identisch zu sein. Es kommt ein 1“-Seidenkalottentreiber zum Einsatz, der in einem tiefen Waveguide sitzt. Der Tieftöner hingegen ist eine Nummer größer, er hat 8“ Durchmesser anstatt 6,5“. Damit wäre wohl auch die Ursache für die Benennung der beiden Kali-Boxen geklärt. „Lone Pine mit 8“-Treiber“ wird mit „LP-8“ abgekürzt. Durch das etwas größere Bassreflexgehäuse, den größeren Treiber und das Mehr an Class-D-Verstärkerleistung spielt die LP-8 etwas tiefer und mit höherem Pegel als die LP-6.

Fotostrecke: 2 Bilder Der 1″-Hochtöner liegt in einem ovalen Waveguide.

Anschlüsse und Einstellmöglichkeiten

Um mit analogen Signalen zu Box zur gelangen, gibt es drei Möglichkeiten: Cinch (RCA), symmetrische Klinke (TRS) oder XLR. Der Pegel ist rückseitig regelbar, zur Optimierung der Wiedergabe sind je nach Aufstellort und Umgebung sehr viele Filtermöglichkeiten wählbar – per DIP-Switches. Umfangreiche Grafiken auf der Rückseite erlauben auch dem akustisch Unbedarften, die richtige Einstellung zu finden. Kurz festgehalten: Die Verarbeitung ist unter Berücksichtigung des Preises im Großen und Ganzen in Ordnung.

Über die DIP-Switches ("Mäuseklavier") lässt sich die Klangbalance der Kali LP-8 an den Ausfstellort angleichen.
Über die DIP-Switches (“Mäuseklavier”) lässt sich die Klangbalance der Kali LP-8 an den Ausfstellort angleichen.

Praxis

Gutes Stereobild, breiter Sweet Spot

Die Kali Audio LP-8 sind ganz schön „erwachsene“ Studiomonitore, wie die Dimensionen direkt klarmachen. Dementsprechend erweitere ich das übliche Stereodreieck meiner 6,5“-Nahfelmonitore auf gut 2,5 Meter. Im Laufe des Reviews habe ich aber festgestellt, dass auch Bedroom-Producer-Abstände von gut einem Meter durchaus funktionieren. Allerdings ist das Stereobild etwas präziser, wen der Abstand nicht allzu hoch ist. Damit bin ich beim ersten Thema, der räumlichen Darstellung: Insgesamt gelingt es den Kali LP-8 recht gut, Stereopositionen im Mix zu erkennen. Die häufige Problematik von Stapelung auf der linken und der rechten Box sowie der Tendenz, dass leicht zur Seite gepannte Signale auf die Phantommitte rutschen, gibt es begrüßenswerterweise nicht. Ich kenne Boxen, mit denen man bedeutend tiefer in die Bühne hineinblicken kann, um Tiefenstaffelung und Reverbeinsatz zu analysieren, allerdings sind diese durchweg teurer (oder weitaus kleiner, wie die Genelec 8010A). 

Der Engineer kann sich in einem weiten Bereich vor den Boxen bewegen, weil die Abstrahlung erstaunlich homogen ist für eine Bix dieser Preisklasse.
Der Engineer kann sich in einem weiten Bereich vor den Boxen bewegen, weil die Abstrahlung erstaunlich homogen ist für eine Bix dieser Preisklasse.

Die Waveguides scheinen gute Arbeit zu leisten, denn tatsächlich ist der Sweet Spot, also der Bereich, in dem man sich beim Abhören bewegen kann, ohne starke Verfärbungen (und somit Verfälschungen) zu erhalten, recht breit. Sehr gut gewählt sind die verschiedenen Anpassungen an den Aufstellort, das funktioniert vorbildlich.

Frequenzgang

Die 8“-Woofer im Ported-Gehäuse liefern tatsächlich ein ordentliches Fundament, mit dem sich das Geschehen im üblichen Grundtonbereich ordentlich beurteilen lässt. Schwimmen tut der Bass für einen Lautsprecher dieser Preiskategorie nur wenig, er ist überdies ausreichend präzise. Naturgemäß gestaltet sich die Arbeit mit vornehmlich für den Club gedachter Musik, sehr breitbandiger Klassik (etwa Orgelmusik) und weit heruntergestimmter Gitarrenmusik mit einem noch weiter nach unten reichenden System etwas einfacher.

Die größere Kali ist ein wenig bassgewaltiger und liefert auch mehr Pegel als die kleinere.
Die größere Kali ist ein wenig bassgewaltiger und liefert auch mehr Pegel als die kleinere.

In den Mitten spielen die beiden Kali angenehm klar und deutlich. Davon profitiert vor allem die Sprachwiedergabe! Auch die Übergabe zwischen den beiden Systemen ist gut gelungen, um die Trennfrequenz herum ist weder eine Überhöhung noch ein Loch zu hören. Und auch eine mangelnde Definition sucht man hier vergeblich. 

Die Höhen wirken im ersten Höreindruck klar und präzise, werden dabei insgesamt mit reichlich Pegel bedacht. Glücklicherweise gibt es die Möglichkeit, ihnen mit dem Shelvingfilter ein wenig Einhalt zu gebieten. Das Grundproblem ist jedoch nicht das reine Level, sondern eines, das sich die Kali-Boxen mit so vielen anderen in diesem Preissegment teilen: Es gibt im Signal eine Tendenz zu leicht kneifender und bissiger Wiedergabe. Gleichzeitig ist die Detailauflösung nicht allzu hoch. Dadurch wird die Möglichkeit zur genauen Analyse von Einschwingvorgängen, Texturen und Reflexionen etwas verringert und die Dauerhörbarkeit verringert. Nach etwa zwei Stunden Arbeit mit den LP-8 war ich meist „hörmüder“ als mit meinen (ebenfalls mit 1“-Seidenkalotten ausgestatteten) Standardabhören. 

Weitere Wiedergabeeigenschaften

Mit den Kali LP-8 kann man recht beeindruckende Pegel erzeugen. Angenehm ist, dass das LP-8-Pärchen seine grundlegenden Klangeigenschaften auch bei geringeren oder höheren Pegeln beibehält. Das Grundrauschen ist gering, bei sehr hohen Pegeln wird die Wiedergabe im Bass recht schlagartig „unrund“, sie wird kratzig und beginnt stärker zu komprimieren, dann greift auch schon die Schutzschaltung.

Gesamtbetrachtung

Anders als bei den nahezu unschlagbar günstigen LP-6 sehen sich die Kali LP-8 deutlich stärkerer Konkurrenz gegenüber. Zwar gibt es nur wenige Lautsprecher mit Achtzöller in diesem Preissegment (wie die Yamaha HS8), doch für einen geringeren Preis als die LP-8 ist schon dieFocal Alpha 65 zu haben. Freilich mit 6,5“-Woofer.

Fazit

Kali hat mit den LP-8 klassische Zweiwege-Aktivmonitore im Angebot, die auch auf Meterbridges größerer Pulte gefallen können. Kein Zweifel, wie auch die LP-6 sind auch die Kali Audio LP-8 gelungene Studiomonitore. Allerdings würde ich von den beiden „Lone Pine“-Speakern in den meisten Fällen eher zum kleineren Modell LP-6 statt zu diesen LP-8 raten. Die LP-8 zeigen einen leicht erweiterten Frequenzgang nach unten, spielen minimal kräftiger, zeigen deutlichere Höhen. Für zwei Drittel des Preises einer LP-8-Box erhält man die LP-6, die damit über das deutlich attraktivere Preis-Leistungs-Verhältnis verfügt.
Ich will die LP-8 aber definitiv niemandem ausreden: Blendet man den Vergleich zur LP-6 aus, bleibt die Kali LP-8 eine ordentlich aufspielende Monitorbox zum kleinen Preis, die in größeren Räumen, bei höheren Hörabständen und höheren gewünschten Abhörpegeln die absolut richtige Box sein kann. Die LP-8 ist rundum gelungen, aber kein „Gamechanger“.

Kali_LP_8_7
Features und Spezifikationen
  • aktiver Nahfeldmonitor
  • Class-D-Verstärker, bi-amped, 40/60 Watt
  • Basstreiber: 8 Zoll
  • Hochtöner: 1 Zoll
  • 3-D Imaging Waveguide
  • Bassreflexöffnung vorderseitig
  • Frequenzgang: 45 Hz–21 kHz (± 3 dB)
  • Übergangsfrequenz: 1,5 kHz
  • max. SPL: 114 dB
  • unsymmetrischer Eingang: Cinch (RCA, -10 dBV)Symmetrische Eingänge: Klinke und XLR (jeweils +4 dBu)
  • HF Trim: -2 dB, ±0 dB, +2 dB
  • LF Trim: -2 dB, ±0 dB, +2 dB
  • 8 Boundary EQ Settings
  • Maße: 41,2 x 25,4 x 28 cm (H x B x T)
  • Gewicht: 9 kg
  • Stückpreis: € 299,– (Straßenpreis am 13.4.2019)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • professioneller Look
  • praktische, gut funktionierende Raumanpassungen
  • insgesamt ordentlicher Klang
  • breiter, homogener Sweet Spot
  • geringer Preis
Contra
  • bisweilen etwas bissige Höhenwiedergabe
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Kali Audio LP-8 Test
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Profilbild von punkrock192

punkrock192 sagt:

#1 - 23.04.2019 um 06:57 Uhr

0

also alle bewertungen, die von tontechnikern auf youtube veroeffentlicht werden, sagen aus, dass diese beiden paare in der 1000 USD liga spielen. ich habe die LP-8 seit drei wochen, und dagegen koennen meine HS8 und Adam 7 einpacken. auch im vergleich mit Genelec oder gar PSI machen sie keine schlechte figur.

Profilbild von dr-w / liquid sky network

dr-w / liquid sky network sagt:

#2 - 15.08.2019 um 09:07 Uhr

0

ich hab die 8er - zusammen mit der sonarworks studioreference kalibrierungssoftware - seit 3 monaten und ich bin SEHR zufrieden.
gut - ich nehm halt "nur" techno, breakbeats, acid und ambient darauf auf aber das macht mir (und meinen gaesten) grossen spass auf den kalis.
hab noch kleine 5er krks aber die sind seit 3 monaten fast immer ausgeschaltet gewesen.

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