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Joyo JCA-12 Beale Street Test

Der Joyo JCA-12 Beale Street, ein 12-Watt Röhrenamp, ist nach der gleichnamigen Straße benannt, die durch Memphis im US-Bundesstaat Tennessee führt und als Geburtsort des Memphis Blues gilt. Marc Cohen beispielsweise brachte sie in seinem Song “Walking in Memphis” im Chorus unter und die Blues-Ikone B.B. King war als “The Beale Street Blues Boy” bekannt. Aber auch Musiker wie Albert King, Muddy Waters und auch Louis Armstrong traten dort in den 20er bis 40er Jahren des letzten Jahrtausends auf.

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Wenn man seinem Verstärker einen solchen Namen gibt, ist die musikalische Marschrichtung recht eindeutig. Hier geht es in erster Linie um die Sounds der Fünfziger und um den ultimativen Ton für Jazzer und Blueser – so zumindest recht vollmundig der Produkttext.

Details

Optik/Verarbeitung:

Das in China gefertigte Topteil fällt zuallererst durch seine eigenständige oder besser gesagt eigenwillige Optik ins Auge. Krokolederimitat wird mit modernem Lochblech-Design kombiniert, die Kanten des 448 x 196mm x 226 mm kleinen und 8,5 kg leichten Verstärkers sind mit schwarzen Winkeln verstärkt, und für den Transport steht ein schwarzer Griff auf der Oberseite bereit. Einmal abgestellt ruht der kleine Amp auf vier Gummifüßen. Zwei auffällige Lochbleche reichen weit in die Vorderseite des Amps hinein und dienen der Frischluftzufuhr. Gleichzeitig verleihen sie dem Topteil seine spezielle Optik, mit der es sich von der Masse absetzt.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Beale Street ist eine Straße in Downtown Memphis im US-Staat Tennessee und gilt als die „Heimat des Blues“.

Die Bedienfläche ist cremefarben und mit orangefarbenen Lettern beschriftet, und vor allem die runde Bedruckung um die drei Potis fällt besonders ins Auge. Mehr zu den drei Potis gleich, aber zuerst möchte ich auf die vier Eingangsbuchsen auf der linken Seite zu sprechen kommen. Der Verstärker besitzt zwei Eingangskanäle, von denen jeder mit einer Normal– und einer Bright-Klinkenbuchse versehen ist. Außerdem lassen sich die beiden Kanäle mit einem Kabel brücken, um so mehr Gain zu generieren, also ganz so, wie man es beispielsweise von einem Marshall JTM 45 kennt. Zwei der drei Potis regulieren die Lautstärke der beiden Kanäle, der dritte Regler dient zum Einstellen des Klanges und bearbeitet das Höhenbild. Wie der ins Geschehen eingreift, werde ich später im Praxisteil herausfinden. Werden die Eingangskanäle miteinander verbunden, lassen beide Volume-Regler ein gemeinsames Einstellen zu. Bis auf das Standby- und Powerschalter-Duo samt zugehöriger roter LED, die den Betriebsstatus anzeigt, bietet die Frontseite keine weiteren Einstellungsmöglichkeiten.

Fotostrecke: 5 Bilder Unterhalb des großen Joyo-Beale Street Schriftzuges ist das Bedienfeld leicht nach innen versetzt platziert.

Die Rückseite ist über fünf Schrauben mit dem Gehäuse verbunden und besitzt zwei großzügige, mit einem Metallgitter verschlossen Ausfräsungen, die ebenfalls der Frischluftzufuhr dienen. Auch hier findet sich ein cremeweißes Paneel wie auf der Vorderseite, auf der die Kaltgerätebuchse und zwei Boxenausgänge für 8 Ohm oder 16 Ohm Cabinets zu finden sind. Ganz links wurde zudem ein Umschalter eingebaut, der zwischen 110/120 Volt und 230/240 Volt wählt.

Fotostrecke: 2 Bilder Über zwei Metallgitter auf der Rückseite wird für kühlende Frischluftzufuhr gesorgt.

Beim Beale Street Amp handelt es sich um ein Vollröhren-Topteil, das mit zwei 12AX7 Röhren in der Vorstufe und zwei 6V6 Röhren in der Endstufe bestückt ist. Hinzu kommt eine 5Y3 Gleichrichterröhre, die für die natürliche Kompression und das sogenannte Sagging verantwortlich ist, was sich klanglich durch einen komprimierten, leicht pumpenden Sound bemerkbar macht. Auch das werde ich im Praxisteil natürlich genauer untersuchen.
Will man den originalen 50s Sound aus dem Amp kitzeln, lassen sich die beide 12AX7 Röhren laut Bedienungsanleitung auch durch 12AY7 Röhren mit weniger Gain ersetzen.
Der Amp liefert 12 Watt, was, je nach Musikstil, auch im Proberaum ausreichend sein kann.

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Praxis

Für die Aufnahmen habe ich den kleinen Amp an meine Marshall Box mit zwei 12″ Vintage 30 Speakern angeschlossen, wobei ich einen Speaker mit einem SM57 abgenommen habe.
Als Gitarren kommen eine Fender Telecaster und eine Gibson Les Paul zum Einsatz. Alle Audiofiles wurden natürlich nicht weiter klanglich bearbeitet.
Der Amp ist in der Lage, eine ordentliche Lautstärke zu erzeugen, die in einer moderat aufspielenden Band ausreichen sollte. Um die vier Eingänge klanglich einander gegenüberzustellen, habe ich jeweils dasselbe Riff gespielt. Dabei stehen alle drei Potis in der Mittelstellung und als Gitarre ist die Telecaster im Einsatz. Los geht es mit Input 1, erst mit der Bright-, dann mit der Normal-Buchse. Dasselbe gilt auch für den Input 2.

Audio Samples
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Input 1: Bright-Buchse, alle Regler mittig Input 1: Normal-Buchse, alle Regler mittig Input 2: Bright-Buchse, alle Regler mittig Input 2: Normal-Buchse, alle Regler mittig

Im ersten Input kann der Bright-Kanal im Vergleich zum Normal-Input mit einem wesentlich frischeren Sound punkten. Die Anschläge des Plektrums werden mit einem satten “snap” versehen. Der Normal-Input liefert dafür einen warmen Sound, der mit einem reduzierteren Höhenbild, dafür aber mit ausgeprägteren Mitten aus den Speakern kommt.
Die Input-2-Reihe besitzt mehr Dampf und ist bei denselben Reglerstellungen heißer. Was das Klangbild des Bright– und des Normal-Inputs anbetrifft, ist die Arbeitsweise die gleiche wie beim Input 1, sprich, im Bright-Input gesellen sich mehr Höhen hinzu.
Die folgenden Beispiel sollen die Wirkungsweise des jeweiligen Volume-Reglers aufzeigen, denn je weiter der nach rechts gedreht wird, desto mehr Verzerrung kommt hinzu.

Audio Samples
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Input 1: Bright-Buchse, Gain Check Input 1: Normal-Buchse, Gain Check Input 2: Bright-Buchse, Gain Check Input 2: Normal-Buchse, Gain Check

Hier lässt sich bei allen Beispielen sehr schön heraushören, wie unterschiedlich die beiden Eingänge hinsichtlich der Einstellung des entsprechenden Volume-Reglers agieren. Input 1 kann bei Maximalstellung mit einem satten Crunch aufwarten, die Akkorde bleiben trotzdem durchsichtig, Input 2 liefert bei Vollanschlag schon fast fuzzige Crunchsounds. Auffällig ist in allen Beispielen der Kompressionseffekt bei härteren Anschlägen.
Was der Tone-Regler mit dem Sound anstellt, zeigt das nächste Beispiel. Dazu drehe ich ihn in folgende Positionen: Minimalstellung, 9 Uhr, 12 Uhr, 15 Uhr, Maximalstellung.

Audio Samples
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Input 1: Bright-Buchse, Tone Check
Der Joyo JCA-12 Beale Street liefert einen fetten und direkten Klang, der durchaus auch in rockigen Gefilden gefallen kann.
Der Joyo JCA-12 Beale Street liefert einen fetten und direkten Klang, der durchaus auch in rockigen Gefilden gefallen kann.

Der Tone-Regler bearbeitet das Höhenbild, in der Minimalstellung kommt ein schöner, dicker Ton zustande, ganz nach rechts gedreht werden Höhen hinzuaddiert, die aber in keinem Moment aufdringlich wirken. Der Regler geht musikalisch ans Werk und ist in der Lage, auch dumpfere Gitarren aufzufrischen.
Es wird Zeit für die Les Paul. Die verbinde ich mit der Bright-Buchse des Input 2 und drehe wieder alle Regler auf 12 Uhr. Im zweiten Beispiel drehe ich den Volume-Regler dann auf 15 Uhr.

Audio Samples
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Input 2: Bright-Buchse, alle Regler mittig, Les Paul Input 2: Bright-Buchse, Volume-Regler 15 Uhr, Les Paul

Auch hier lässt sich der Kompressionseffekt gut heraushören, denn die Attacks werden leicht abgefedert und die Töne bleiben länger stehen. Mit dem Mehr an Gain in Beispiel 2 wird der Effekt natürlich verstärkt.
Eingangs habe ich bereits erwähnt, das sich die beiden Eingänge miteinander verbinden lassen, um mehr Gain zu generieren. Wie das klingt, hören wir im zweiten Durchgang.

Audio Samples
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Input 1 + Input 2 gebrückt, Les Paul

Und in der Tat, so ist es auch. Von High Gain kann hier natürlich keine Rede sein, dafür ist der Amp ja auch gar nicht ausgelegt. Aber heraus kommt ein fetter Blues/Rock-Sound, der sich im Bandgefüge durchsetzt.

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Fazit

Mit dem Joyo JCA-12 Beale Street präsentiert der chinesische Hersteller ein kleines 12 Watt Vollröhren-Topteil, das mit puristischer Ausstattung und schnörkellosem Sound punktet. Tatsächlich sollten Freunde des Blues an ihm ihre Freude haben, denn es liefert einen fetten und direkten Klang, der aber auch in rockigen Gefilden durchaus gefallen kann. Der Preis geht absolut in Ordnung, zumal wir es hier mit einem gut klingenden, sauber verarbeiteten Vollröhren-Topteil zu tun haben, das außerdem eine ordentliche Lautstärke produzieren kann. Was will man mehr!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • tadellose Verarbeitung
  • schnörkelloser Blues/Rock-Sound
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • keins
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Joyo JCA-12 Beale Street Test
Für 359,00€ bei
Purismus und schnörkelloser Sound des Joyo Beale Street dürften vor allem Blues- und Jazz-Liebhaber ansprechen.
Purismus und schnörkelloser Sound des Joyo Beale Street dürften vor allem Blues- und Jazz-Liebhaber ansprechen.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Joyo Amplification
  • Modell: JCA-12 Beale Street
  • Effekt-Typ: Vollröhren-Topteil
  • Herkunftsland: China
  • Bauart: Analog
  • Röhrenbestückung: 2x 12AX7 Preamp, 2x6V6 Endstufe, 5Y3 Gleichrichterröhre
  • Kanäle: 2, Bright und Normal
  • Regler: Tone, Volume Bright, Volume Normal
  • Schalter: Power, Standby, Volt
  • Anschlüsse: Bright 1,2, Normal 1,2, Speaker 8 Ohm, 16 Ohm, Netz
  • Abmessungen: 448 mm x 196 mm x 226 mm
  • Gewicht: 8,5 kg
  • Ladenpreis: 449,00 Euro (Juli 2017)
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Purismus und schnörkelloser Sound des Joyo Beale Street dürften vor allem Blues- und Jazz-Liebhaber ansprechen.

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