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JoMoX Alpha Base Test

JoMoX ist seit 25 Jahren kompromissloser Hersteller analoger Klangerzeuger und vor allem für seine Drum Machines berühmt. Xbase 09, Xbase 888 und Xbase 999 werden dabei besonders von Freunden der härteren Gangart elektronischer Musik geschätzt. 

Jomox_Alphabase_Test_01_Aufmacher


Mit der Alpha Base setzt der Sun Synth Entwickler nochmal einen drauf und präsentiert seine bis dato umfangreichste und komplexeste Drum Machine!

Details

Analoge Super Drum Machine und Sampler

Die JoMoX Alpha Base ist ein analoger Drum Synth des Berliners Jürgen Michaelis und „Made in Germany“. Man könnte der Optik wegen meinen, es wäre eine Weiterentwicklung der Drum Machines XBase 999 und Xbase 888 – unter der Haube unterscheidet sie sich von diesen aber deutlich und damit ist die Alpha Base als eigenständige Entwicklung zu werten.
Die „Alpha“ bietet elf Instrumente, darunter eine analoge Kick sowie eine MBrane-Stimme und einen mehrstimmigen 4-Operator FM-Synth. Zusätzlich gibt es acht Sample-Instrumente, wovon sechs mit analogen VCA-Hüllkurven und analogen Multimode-Filtern ausgestattet sind. Alles optimiert für Drum-Sounds, aber im Prinzip auch in der Lage Bass Lines und kleinere Melodien zu erzeugen.

Fotostrecke: 2 Bilder So muss eine Drum Machine aussehen, von vorne …

Die Jomox Kick zählt seit jeher zu den heftigsten E-Trommeln, die es da draußen gibt und ist hier dank 18 Parametern sogar zu noch flexibleren Tiefenmassagen im Stande. Der MBrane wiederum ist eine Art Physical Modelling Synth und damit ideal für Snares, Percussion und Tom-Sounds – und natürlich ebenfalls voll analog. Des Weiteren gibt es in den sechs „analogen Sample Spuren“ einen hinzu mischbaren analogen Metal Noise Generator als Quelle. Die übrigen zwei “X” Sample-Spuren sind ohne analoge Extras aber dafür zur Aufnahme des External-Ins befähigt! Alle Tracks/Instrumente bieten einen eigenen LFO mit 64 Waveforms, der Mbrane sogar zwei! 

No Compromise

Jedes analoge Instrument hat neben dem Stereo-Out selbstverständlich einen eigenen symmetrischen Ausgang auf großer Klinke am Start. Steckt ein Kabel, ist das Instrument vom Stereo-Main-Out ausgenommen. So gesehen haben also auch die beiden Sample-Only-Spuren einen Einzelausgang via Main-Out, wenn alle übrigen Instrumente via Einzelausgang geführt werden und somit vom Stereo-Out ausgenommen sind- 

Fotostrecke: 2 Bilder Acht Einzelausgänge (+14 dBu unbalanced, +20 dBu balanced) 
für jedes analoge Instrument plus ein Stereo-Out und Stereo-In sowie ein vorderseitiger Kopfhörerausgang sorgen für optimale Konnektivität!

Entsprechend groß (410 x 240 x 80 mm) und wuchtig ist der 3,3 kg schwere Stahlblech-Kasten; ein solides Instrument also und damit kein Hipster-Pocket-Synth. Das externe 12 V Netzteil liefert stolze 2 Ampere – da ist also schon ordentlich was los im Inneren. Massive Gummifüße, echte Holzseitenteile – und kein Billo-Funier – unterstreichen den brachialen Auftritt standesgemäß.
Die Alpha Base lässt sich so ergonomisch und wirklich gut bedienen, da selbst die üppigen 16 Push-Encoder weit auseinander stehen. Die Push-Encoder sind für eine Kontext-sensitive Bedienung gedacht und entsprechend umfangreich beschriftet. Leider wirkt das in der Menge etwas kryptisch und hilft nicht wirklich bei der Navigation. Das LC-Display bietet mit seinen 2x 24 Zeichen grundsätzlich viel Platz, stellt Novizen aber auch hier mit sehr vielen Abkürzungen vor eine Fleißaufgabe. Im Prinzip ist zwar alles eindeutig beschriftet, aber weniger ist doch manchmal mehr.

Ein kleine Hilfe: über den Encoder sind die Parameter der Kick und des Mbrane-Synths zu finden, darunter die der Sample-Spuren. Und nach den Trennstrichen folgen die Funktion der zweiten Parameter-Page (A/B).
Ein kleine Hilfe: über den Encoder sind die Parameter der Kick und des Mbrane-Synths zu finden, darunter die der Sample-Spuren. Und nach den Trennstrichen folgen die Funktion der zweiten Parameter-Page (A/B).

Total neu sind die eingebauten digitalen Send-Effekte in Form eines Reverbs und eines Delays. Ferner lassen sich Samples über eine SD-Karte zuführen (48kHz 16bit, max. 8TB via SD, max. 250 Samples im Flash Speicher) sowie auch über den High-Z fähigen External-In aufnehmen. Der External-In kann mit Effekten beleget werden sowie als Sidechain dienen. Garniert wird das Ganze durch das klassische MIDI-Trio, das sogar DIN-Sync beherrscht. Und USB-MIDI gibt es ebenfalls oben drauf.

Aufgebohrter Sequenzer

Der Sequenzer ist mächtiger denn je und auch durchaus besser im Handling geworden. A/B Pattern gibt es nicht mehr, aber dafür echte 64 Steps pro Pattern. Pattern lassen sich außerdem chainen. 
Wer genau hinschaut, erkennt durchaus den „alten“ A/B Switch im Layout, der immer noch an der gleichen Stelle sitzt und ähnlich beschriftet ist wie bei 888 und Co, nun aber eine gänzlich andere Funktion hat. A/B schaltet nämlich nicht mehr zwischen alternativen Patterns um, sondern blättert die 4*4 Encoder auf “Page” B – es gibt also teilweise deutlich mehr als „nur“ 16 Parameter pro Instrument!

Die „Alte-Computer-Tastatur“-Tasten sind seit Jahren eine liebevolle Hommage an die 909, die zweifelsohne als Ausgangspunkt aller Jomox´schen Drum Machines diente.
Die „Alte-Computer-Tastatur“-Tasten sind seit Jahren eine liebevolle Hommage an die 909, die zweifelsohne als Ausgangspunkt aller Jomox´schen Drum Machines diente.

Patterns werden nach wie vor per Lauflicht inklusive Accent programmiert oder live eingespielt. Ferner können die Parameter eines jeden Instrumenten automatisiert werden bzw. per Step variieren (Parameter-Locks). Neu ist außerdem der Pitch-Mode, mit dem sich Instrumente tonal sequenzieren lassen. Das Ganze gibt es für bis zu 64 Patterns, organisiert in 4 Banken à 16 Patterns. 
Was gibt es sonst noch? Individuellen LastStep, also Sequenzlänge, verschiedene Scales aka Clock-Divider, Shuffle, Roll/Flam und eine A/B/C/D Copy Funktion. Mit letzterer lassen sich Bars (16 Steps) zwischen den 64 Steps simpel kopieren, um sie besser und schneller variieren zu können.

Jeweils vier Encoder einer Reihe der 4x4 Matrix werden im Display dargestellt. Das KD steht für Kick Drum.
Jeweils vier Encoder einer Reihe der 4×4 Matrix werden im Display dargestellt. Das KD steht für Kick Drum.
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Praxis

Klang

Die Alpha Base ist mit ihren 16 Bit moderner im Klang, deutlich klarer und irgendwie auch „kristalliger“ – vor allem im Vergleich zu den bitreduzierten und rough-dreckigen Vorläufern 888 bzw. 999 – ersetzten tut die Alpha diese also nicht.
Während 888 und 999 die buchstäbliche Axt im Walde sind, ist die Alpha Base durchaus in der Lage feingeistiger zu agieren, ist aber auch mit etwas weniger Sweetspots gesegnet, wie ich finde. Beispielsweise muss man an der Mbrane-Stimme ordentlich rumkurbeln, bis etwas Brauchbares herauskommt. Auch die Kick knallt hier nicht so schnell und hemmungslos wie bei meiner 888.

Audio Samples
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Alpha Base – 1 Alpha Base – 2 Alpha Base – 3 Alpha Base – 4 Alpha Base – 5 Alpha Base – 6 Alpha Base – 7 Alpha Base – FM Noise

Ich sehe die Alpha Base damit generell als Ergänzung, insbesondere für Percussion-Sounds mit noch mehr Möglichkeiten, ja, wenn nicht sogar zu vielen Möglichkeiten. Ihr Sound ist aber immer noch roh genug und nicht mit überproduzierten Samplepacks der Neuzeit zu vergleichen. Im Vergleich zu diesen könnte man aber auch sagen die mitgelieferten Samples klingen altbacken – ohne Outboard wird es hier also nicht sofort „fertig“ klingen bzw. die Alpha zu bändigen sein. Ich mag das aber gerade! Die Sampling-Funktion ist ebenfalls zu begrüßen, ich persönlich nutze so etwas aber wirklich nur bedingt – Samples bei Bedarf via SD-Card reinzuschubsen liegt mir da schon eher!

Function Overload

Die Alpha Base ist vollgestopft mit Features und entsprechend 122 Seiten dick ist auch das sehr Ingenieur-mäßige Handbuch – die neue Jomox ist kein Kinderspielzeug und somit ist eine gewisse Einarbeitungszeit unabdingbar. Das ein Reverb verbaut ist, habe ich erst nach Wochen gecheckt! 
Die Bedienung im Allgemeinen ist flüssiger geworden, aber immer noch umständlich und bei weitem nicht so intuitiv wie beispielsweise bei einer Roland TR-8S, geschweige denn einer TR-8 oder Xbase 09. Sind allerdings alle Tastatur-Kommandos erstmal in Fleisch und Blut übergegangen, geht die Programmierung schon recht zügig. Irgendwie hat der Workflow was aus den 1990er Jahren, man muss also nur genügend Zeit mitbringen – und trotzdem: Meine 888 hab ich bis heute nicht ganz verstanden…

Shift-Befehle sind reichlich vorhanden!
Shift-Befehle sind reichlich vorhanden!

Meine Hochachtung gilt also jedem, der sich traut mit der Alpha Base auf die Bühne zu steigen, denn hier und da gibt es, wie bei allen Jomox Kisten, kleinere Menü-Sackgassen, Workflow-Stolpersteine und durchaus auch vereinzelte Bugs. Beispielsweise setzt der Sound aus, wenn man Patterns speichert – und Speichern dauert auch recht lange… aber ohne das Alles wäre eine Jomox auch keine Jomox! Und irgendwie verzeihe ich das keinem Gerät in meinem Fuhrpark mehr als Jomox. Jürgen ist faktisch eine One-Man-Army, und das sollte man nicht vergessen, während uns die Großen nur noch mit Taschen-Plastik und Digital-Müll abspeisen.

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Fazit

Die Jomox ist eine große analoge Drum Machine mit einem unglaublichen Potenzial, das man allerdings auch erstmal beherrschen muss. Ihr Klang ist pur, analog und mit jeder Menge Luft zur Weiterverarbeitung ausgestattet, was von acht individuellen 6,35 mm TRS-Einzelausgängen unterstrichen wird. Darüber hinaus ist die Fertigung auf einem herrlich industriellen Niveau und fühlt sich einfach „erwachsen“ an. Der Preis geht für das üppige, analoge Innenleben und „Made in Germany“ für mich durchaus in Ordnung – lediglich die nach wie vor vertrackte Bedienung ist echt gewöhnungsbedürftig.

Pro

  • Analoge Jomox Kick
  • Mbrane Percussion Synth
  • 64 Steps mit Parameter-Lock
  • External-In Sampling-Funktion und SD-Card-Slot
  • Sample-Tracks mit analoger Hüllkurven und Filtern

Contra

  • Etwas vertrackte Bedienung
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Features

  • Analoger Drum Synth
  • 11 Instrumente inklusive analoger Jomox Kick & Jomox MBrane-Stimme sowie 6 samplebasierte Instrumente mit analoger VCA-Hüllkurve und Filter
  • 2 samplebasierte Instrumente mit externem Sampling Input und rein digitalem Playback
  • 1 FM Synth mit 4 Operatoren und max. 6 Stimmen für perkussive Sounds
  • Max. 250 Samples 16 Bit / 48 kHz im internen Flash; SD Card Slot zum Laden von Samples
  • 17 Encoder, Input Volume, Phones Volume und Mix Volume sind analoge Potentiometer, LCD Display 2x 24 Characters
  • USB (Midi Device), Midi In, Midi Out, Midi Thru, DIN Sync 2x in den Buchsen Midi Out oder Midi Thru
  • Inputs: Stereo In für Sampling, FX & Sidechain, auch als Hi-Z für Gitarre/Bass geeignet sowie bis Line Level +20 dB
  • Outputs: 8 Einzelausgänge balanced, Stereo Mix balanced, Headphone; Output Level: max. ca. +14 dBu unbalanced, +20 dBu balanced an allen Ausgängen
  • Externes 12 V 2A DC Netzteil
  • Stahlblechgehäuse, Holzseitenteile, Gummifüße
  • Abmessungen: 410 x 240 x 80 (hinten)
  • Gewicht: ca. 3,3 kg

Preis

  • JoMoX Alpha Base: Ca. 1.699 € (Straßenpreis, Stand: 25. Februar 2019)
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