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JMI MKII Tone Bender Test

Der JMI MKII Tone Bender im bonedo-Test – Der Tone Bender war einer der ersten Fuzz-Verzerrer und Mitte der 1960er Jahre die britische Antwort auf den amerikanischen Maestro Fuzz-Tone von Gibson. Von Ende der Sechziger bis Mitte der Siebziger war er eines der beliebtesten Pedale der damals angesagten Bands. Einer der bekanntesten User ist Jeff Beck, aber auch Jimmy Page wird immer wieder in einem Atemzug mit dem Tone Bender genannt. Er hat den Sound dieses Pedals auf den ersten Led Zeppelin Alben unsterblich gemacht hat. Neben illustren Größen dieser Zeit wie Mick Ronson, Pete Townshend von The Who, The Pretty Things, The Merseybeats, The Ivy League und den Beatles haben so gut wie alle Rock-Gitarrenhelden der goldenen Sechziger den Tone Bender als ultimative Soundinspiration genutzt.

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Fuzz-Pedale mag man oder man mag sie nicht. Fest steht, dass sich nur mit ihnen der klassische und wilde Rocksound der 60er und 70er Jahre reproduzieren lässt. Dabei ist Fuzz nicht gleich Fuzz, denn die klanglichen Unterschiede sind auch bei nur minimalen Toleranzen der Bauteile oft riesengroß. Dieser Test soll zeigen, ob der JMI MKII Tone Bender zurecht als Reinkarnation des Ur-Modells aus den 60ern gehandelt wird.

Details

Der MK II ist die exakte Kopie der entsprechenden Modellreihe von 1966/67. Die futuristische Gehäuseform wird ähnlich wie damals im Sandgussverfahren hergestellt und mit einem silbergrauen Hammerschlaglack versehen. Die Bedienelemente beschränken sich auf das Allernötigste, in unserem Fall auf gerade einmal zwei Regler – Level ist für die Ausgangslautstärke zuständig, während Attack den Verzerrungsgrad bestimmt. Im Inneren befindet sich ein zusätzliches Trimmpoti, mit dem man den Sound weiter tweaken kann. Alles andere macht das Volume-Poti der Gitarre und der Sättigungsgrad des jeweils verwendeten Amps. Auf der Stirnseite warten die beiden In- und Output-Klinkenbuchsen. Bliebe noch der übliche Fußschalter auf dem länglichen Pedalgehäuse zu erwähnen. 

Fotostrecke: 5 Bilder Keine Netzteilbuchse: Das Fuzz-Pedal arbeitet ausschließlich im Batteriebetrieb.

Der Tone Bender MK II macht einen sehr robusten Eindruck, was letztlich sicher auch dem knapp 1 Kilo schweren Gussgehäuse geschuldet ist. Nach dem Öffnen der Bodenplatte offenbart sich eine kleine Platine, die mit einer Handvoll Bauteilen bestückt ist und für sich alleine sicher nur ein paar Gramm auf die Waage bringt. Hier stellt sich der potenzielle Käufer sicher die Frage, was bei dieser übersichtlichen Elektronik den hohen Preis rechtfertigt. 
Bei Fuzz-Pedalen sind das Know-How und die Qualität der Bauteile entscheidend. Im JMI Tone Bender kommen sogenannte „NOS“ oder ausgeschrieben New Old Stock-Transistoren zum Einsatz, bei denen es sich um Originale aus den 60er Jahren handelt, die in einem Messverfahren selektiert werden. Man bezahlt hier also im Grunde genommen Know How, Arbeitszeit, extrem rare Bauteile und eine gewisse Nostalgie. Dass es sich keinesfalls um Voodoo handelt, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Ich besitze eine kleine Sammlung von Fuzzpedalen, von denen jedes anders klingt und sich mit unterschiedlichen Gitarren und Amps unterschiedlich gut verträgt. 

Fotostrecke: 6 Bilder Auch ein Batteriefach gibt es nicht, zum Wechsel des 9V-Blocks muss der Boden abgeschraubt werden.
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Praxis

Der JMI Tone Bender ist ein klassischer Fuzz und wird in allen Details genau so gebaut wie 1966/67. Dementsprechend puristisch sollte man an auch die Sache herangehen. Zu diesem Purismus gehört auch der fehlende Netzteilanschluss, den es neben der Authentizitätswahrung auch deswegen nicht gibt, weil der Tone Bender, wie übrigens alle alten Fuzz-Verzerrer, im Gegensatz zu herkömmlichen Pedalen umgekehrt gepolt ist. Auf dem Pedalboard würde er deshalb in jedem Fall ein eigenes Netzteil benötigen. An einem der üblichen Netzteil-Verteiler gäbe es einen Kurzschluss und im schlimmsten Fall Beschädigungen an den Bauteilen. 

So original wie möglich: Tone Bender MKII von JMI
So original wie möglich: Tone Bender MKII von JMI

Klanglich fühlt sich der Tone Bender am wohlsten, wenn man ihn vor einen Röhrenverstärker schaltet, der leicht in die Sättigung gefahren wurde. Die besten Ergebnisse erhält man mit den Amps, die damals angesagt waren, denn auf diese Verstärker wurden die klassischen Fuzzpedale schließlich abgestimmt. Dazu gehören Modelle von Marshall, VOX, Hiwatt, Orange und Fender, usw. Wer das Teil vor einen digitalen Amp oder einen Transistorverstärker hängt, bekommt von der lebendigen Wechselwirkung zwischen Fuzz und Röhreneingangsstufe nichts mit. Ebenso verhält es sich mit den Tonabnehmern. Die besten Ergebnisse erhält man mit relativ leistungsschwachen Singlecoils und Humbuckern. Aktive Tonabnehmer haben vor einem klassischen Fuzz genau so wenig verloren wie jegliche Bodentreter und alles, was mit Buffern ausgestattet ist. Selbst in einem Loopersystem kommt es zu Problemen, wenn man den Buffer nicht deaktivieren kann. Das Ergebnis ist ein undynamischer, glasig/kaputter Bratsound. 

Fühlt sich nicht in allen Setups wohl: Jennings' Fuzz
Fühlt sich nicht in allen Setups wohl: Jennings’ Fuzz

Ich habe beim Einspielen einen 100 Watt JMP Marshall aus den 70er Jahren verwendet und ich hatte sofort das Gefühl, dass sich zwei alte Kumpels wiedersehen, die sich eine Menge zu erzählen haben.  Die verwendete Gitarre ist eine Les Paul mit P90 Pickups. Der JMI MKII Tone Bender liefert auf Anhieb und ohne großes Herumgeschraube einen sehr authentischen und klassischen Sound. Unterschiedliche Klangfacetten erhält man durch die Stellung des Volumepotis. Was den Regelbereich angeht, so bringt das Pedal selbst bei komplett zurückgedrehtem Attackregler schon etwa 80% des maximalen Verzerrungsgrades.  Im ersten Soundbeispiel habe ich den Attack auf Minimum gedreht. Wer weniger Gain möchte, muss die Gitarre leiser drehen. 

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Attack Minimum

Beim Aufdrehen des Attackreglers erhält man nicht nur mehr Verzerrung. Die gesamte Dynamik ändert sich, was sich besonders beim Zurückregeln des Gitarren-Lautstärkepotis bemerkbar macht. Je höher die Stellung des Attackpotis, um so geringer fällt der Lautstärkenunterschied beim Zurückregeln der Gitarre aus. Im Vergleich zum ersten Soundbeispiel klingt das Gitarrenriff bei voll aufgedrehtem Attackregler noch eine Spur fetter.

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Attack Maximum

Im folgenden Beispiel habe ich den Attackregler auf Maximum gedreht und das Volumepoti der Gitarre bei jedem Riff etwas lauter. Das erste Riff ist also minimale Ausgangslautstärke der Gitarre und das letzte Riff Vollgas. Man merkt deutlich, das sich im unteren Regelbereich erst einmal nicht besonders viel tut. Erst im letzten Fünftel wird der Sound merklich fetter und tutiger, was sich besonders für hohe Sololinien gut eignet. 

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Dyna Poti

Zum Schluss gibt’s noch einen kleinen Rock-Turnaround. Im Stereopanorama liegen die beiden gedoppelten Rhythmusgitarren, die ich jeweils mit zurückgedrehtem Volumepoti eingespielt habe. So bleibt der Sound etwas kantiger und direkter. Im Gegensatz dazu habe ich beim Solo den Volumeregler voll aufgedreht, und das hört man schon bei den ersten hohen Tönen, die einen fetten, sahnigen Sound haben. Geht man in tiefere Lagen, wirkt es schon fast etwas zu überladen, aber das ist eben auch der typische Charme eines Fuzz Pedals. 

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Song
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Fazit

Der JMI MKII Tone Bender ist ein ausgezeichnetes Fuzz-Pedal, das mit seinem runden und ausgeglichenen Ton die guten Rocksounds der 60er und 70er Jahre authentisch aufleben lässt. Problemlos und ohne viel Geschraube begibt man sich in die Gefilde von Jeff Beck, Allman Brothers, Eric Johnson und Joe Bonamassa. Ein Fuzz-Pedal, das einen derart schlüssigen Sound liefert, habe ich wirklich selten gespielt. Der Klang ist für ein Fuzz unglaublich offen und lässt den eigentlichen Ton der Gitarre noch gut erkennen. Man muss allerdings spielen können, denn es offenbart gnadenlos auch den kleinsten Schnitzer. Wer auf der Suche nach einem klassischen Fuzz ist und bereit, den relativ hohen Preis über die Ladentheke zu schieben, sollte den JMI MKII Tone Bender auf jeden Fall in die engere Auswahl nehmen. 

Absolut authentisches Sixties-/Seventies-Fuzz: MKII von JMI
Absolut authentisches Sixties-/Seventies-Fuzz: MKII von JMI
Spezifikationen
  • Exakte Replik des1966/1967er MKII Tone Benders
  • Limitierte Produktion
  • Germanium Transitoren 3 x OC75 NOS.
  • Regler für Level und Attack
  • Original Schaltkreis
  • Batteriebetrieb
  • Abmessungen:
  • Preis: € 289,- (UVP)
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Profilbild von McGill

McGill sagt:

#1 - 11.03.2014 um 04:49 Uhr

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Als da geschrieben steht: "...würde er deshalb in jedem Fall ein eigenes Netzteil benötigen. An einem der üblichen Netzteil-Verteiler gäbe es einen Kurzschluss und im schlimmsten Fall Beschädigungen an den Bauteilen. "Ahem. Was 'er' also wirklich benötigt is ein Kabel das Plus und Minus verdreht - solche Zwischenstücke gibts - wenn man schon selbst das nicht einkleistern kann - überall zu kaufen. Was die Beschädigungen an den Bauteil betrifft: was da nicht alles an Uninformiertheit herumgeistert...oh my ;(Das stück wird also mit ner 9V Batterie betrieben - wie oft kommt es nun vor dass jemand der im Halbfinstern versucht die Batterie hineinzuschustern der diese verkehrt herum versucht einzustöpseln ? Sagen wir mal: sehr oft! Und, explodiert das janze jetzt? Mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht, richtig?Also, erstmal ganz ruhig und entspannt bleiben - zwei Drähte vertauschen oder wenn man so will, ein kleines Loch bohren in das Gehäuse und einen (verdreht herum) gepolten Stromentgegennehmer hineinschrauben. War ja gar nicht so schwierig !Und da wir mal schon über solche Kleinigkeiten reden: das bisschen was da drin an teilen zusammengekleistert ist soll wieviel kosten......? 289 Euronen? Vielleicht weil das Gehäuse im was, im Sandkastengussdruck (?) hergestellt wurde oder ein unglaublich teures (Mark'fuenfzig) NOS thingamajik verwendet wurde?Also da darf man dann schon laut sagen: Preis-leistungs-verhaeltnis ist jenseits von gut und böse. In anderen Worten das Stück ist mehr was für Finanzanleger gedacht und da....wüsste ich auch wahrlich besseres.

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skywalker sagt:

#2 - 13.03.2014 um 01:40 Uhr

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McGill, dir fehlt offenbar das technische Verständnis für die Problematik. Bei diesem Gerät ist die Masse mit dem positiven Pol der Spannungquelle belegt. Bei modernen Geräten mit dem negativen. Wenn man ein Gerät mit postiver Masse und eines mit negativer an dasselbe Netzteil anschließt und dann die Massen über ein Patchkabel verbunden werden, hat man die Spannungsversorgung kurzgeschlossen (PUFF!). Das ist kein Problem, das mit einem Adapter gelöst werden kann. Manche Netzteile haben aber voneinander isolierte Ausgänge, da ist das möglich.Solche Gehäuse sind in der Tat extrem teuer in der Herstellung. Das Original von Sola Sound kostet auch noch ein ganzes Stück mehr als die JMI-Kopie, ist dafür aber auch deutlich besser verarbeitet und klingt wirklich authentisch nach MKII Tone Bender. JMI hat ein paar Modifikationen an der Schaltung vorgenommen, die die Kopie zu komprimiert klingen lassen. Der Attack-Regler tut auch meist zu wenig.

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