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IK Multimedia ARC ON-EAR Test

Der italienische Hersteller IK Multimedia ist ein richtiger Tausendsassa, der um die Jahrtausendwende zunächst mit Plug-ins und virtuellen Instrumenten in Erscheinung trat und sich nach und nach auch mit innovativer Hardware einen guten Ruf erarbeitete. IK Multimedia ARC ON-EAR nennt sich das neue „Headphone Correction / Virtual Monitoring System“, welches quasi das Pendant für Kopfhörer zum IK Multimedia ARC Studio ist, das wir bereits im Test hatten. Das generelle Anwendungskonzept ist nicht neu – als Hardware aber erstmalig weitgehend unabhängig von Software/Computer einsetzbar. Wie schlägt sich ARC ON-EAR in der Praxis?

Quick Facts zum IK Multimedia ARC ON-EAR

  • Kalibrierung einer Vielzahl gängiger Kopfhörermodelle
  • virtuelles Monitoring
  • Simulation diverser Studiomonitore und Lautsprecher
  • nach Einrichtung individueller Presets ohne Computer bzw. Software nutzbar
  • Audio-Input per USB und analog
  • Akkuleistung: 4 Stunden
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IK Multimedia ARC ON·EAR
IK Multimedia ARC ON·EAR Bisher keine Kundenbewertung verfügbar

Konzept des ARC ON-EAR

Bei der Hardware des ARC ON-EAR handelt es sich um eine kompakte und transportfreundliche Box, die entweder per USB oder analog im Akkubetrieb verwendet werden kann. Die Optimierung des Kopfhörerklangs erfolgt über drei (jeweils deaktivierbare) Modi.

Calibration: Die Kalibrierung inklusive zusätzlich aktivierbarer Phasenkorrektur. Hierzu stehen quasi sämtliche relevanten Kopfhörermodelle aller gängigen Hersteller zur Auswahl. Außerdem sind individuelle Anpassung per EQ möglich.

Studio Simulation: Dieser Modus simuliert das natürliche Übersprechen zwischen linkem und rechtem Ohr, wie es auch beim Hören über Lautsprecher auftritt. Dadurch wirkt das Stereobild über Kopfhörer weniger extrem und insgesamt natürlicher. Die Intensität lässt sich dabei den eigenen Hörvorlieben anpassen. Per „Ambience“-Button lassen sich zusätzlich kurze Raumreflexionen simulieren.

Virtual Speakers: Dieser Modus ermöglicht die Simulation verschiedener Lautsprechermodelle und funktioniert erwartungsgemäß nur bei aktiver „Studio Simulation“.

Das ARC ON-EAR erlaubt das Speichern von fünf Presets, was durchaus sinnvoll ist, wenn man beispielsweise mit unterschiedlichen Kopfhörern arbeitet. Diese Vorkonfiguration erreicht man erwartungsgemäß nur mithilfe der zugehörigen Software für MacOS und Windows. Anschließend lässt sich die Hardware mit kleinen Einschränkungen aber relativ autark bedienen.

Software zur Konfigurierung des IK Multimedia ARC ON-EAR

Anschlüsse und Bedienelemente

Bei einer Gehäusegröße von lediglich 77 x 77 x 32 mm beschränken sich die Anschlüsse und Bedienmöglichkeiten auf das Wesentliche. Oberhalb des prominenten Lautstärkereglers befinden sich die drei beleuchteten Buttons „Cal“, „Studio“ und „FN“. Während die beiden erstgenannten die zuvor beschriebenen Klang-Modi de-/aktivieren, lässt sich dem FN-Button eine User-Funktion zuweisen. Außerdem ermöglicht die Tastenkombination „CAL“ + „FN“ das wichtige Umschalten innerhalb der fünf Presets! Die Anzeige erfolgt über fünf korrespondierende LEDs an der linken Gehäuseseite.

Neben dem rückseitigen Power Switch befindet sich der analoge Stereoeingang in 3,5mm-Ausführung sowie eine USB-C-Buchse zum Aufladen des Akkus (Statusanzeige per LED) und zur Verwendung des ARC ON-EAR als Audio Device. Auf der Vorderseite befindet sich der Kopfhöreranschluss standesgemäß als große Klinkenbuchse.

Rückseitige Anschlüsse der ARC ON-EAR Hardware

Ausstattung des ARC ON-EAR

Zum Lieferumfang gehören ein USB-C- und ein Miniklinkenkabel von jeweils 60 cm Länge. Zum Audiokabel gehört ein vergoldeter 6,35mm-Schraubadapter. Praktisch: Das maßgeschneiderte Transport-Case begünstigt den Mobileinsatz des IK Multimedia Geräts.

Die zugehörige ARC ON-EAR Software (macOS, Windows) wird nach erfolgter Registrierung im IK Multimedia Product Manager bereitgestellt.

Lieferumfang des IK Multimedia ARC ON-EAR

Verarbeitung und Design

Trotz seiner geringen Gehäusemaße macht das in Italien gefertigte ARC ON-EAR einen sehr robusten und hochwertigen Eindruck und ist mit 170 g schwerer als man anhand seiner Größe erwartet. Das etwas überraschende Gewicht und die teilweise gummierte Unterseite sorgen für einen sicheren Stand und eine gute Bedienbarkeit.

Robuste und praxistaugliche Verarbeitung mit beleuchteten Bedienelementen
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Testumgebung

Der mehrwöchige Testphase erfolgte an Apple Computern und einem iPad als digitale und analoge Zuspieler. Weiterhin wurde das ARC ON-EAR am Kopfhörerausgang verschiedener Apollo Interfaces von Universal Audio verwendet.

Die folgenden Kopfhörer wurden während des Tests verwendet:

Als Audiomaterial zur klanglichen Beurteilung des IK Multimedia ARC ON-EAR kamen hauptsächlich vertraute Fremd- und Eigenproduktionen zum Einsatz.

Vorabeinschätzung

Seit nun mehr als zwei Dekaden besitzen Kopfhörer für mich einen vielleicht überdurchschnittlich hohen Stellenwert beim Musizieren, Editieren, Mixen und Mastern professioneller Musikproduktionen. Hierbei habe ich verschiedene, mit dem Konzept des ARC ON-EAR vergleichbare Produkte (Software) kennengelernt, die mich bisher aus verschiedenen Gründen (Sound, Workflow etc.) nicht restlos überzeugen konnten.

Grundsätzlich vertrete ich die Meinung, dass man durch Einhörerfahrung mit einem „guten“ Kopfhörer (und vielleicht einer Prise Crossfeed) auch ohne Software oder DSPs die richtigen kreativen und technischen Entscheidungen treffen kann. Einzelne Virtual-Monitoring-Lösungen, die ich in der Vergangenheit gecheckt hatte, bewirken teilweise bizarr-plakative Klangveränderungen, sodass ich mit gewissen Vorurteilen in diesen Test gehe. Andererseits bin ich ein Freund von DSP-Lösungen bei Studiomonitoren. Vor einiger Zeit hatte ich das ARC Studio von IK Multimedia im Review. Das „Lautsprecher-Pendant“ zum ARC ON-EAR konnte im Test überzeugen, da stellt sich die Frage …

… wie klingt ARC ON-EAR?

Zum Zeitpunkt unseres Reviews befindet sich ARC ON-EAR noch in der Beta-Version und umfasst 240 Kalibrierungsprofile der wichtigsten Kopfhörermodelle gängiger Hersteller. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit werden in regelmäßigen Abständen weitere Profile folgen.

„Calibration“

Die modellspezifische Kalibrierung („Calibration“) ist das aus meiner Sicht wichtigste Feature und lässt sich auch unabhängig der Modi „Studio Simulation“ und „Virtual Speakers“ verwenden. Hierzu lässt sich sagen, dass alle von mir verwendeten Kopfhörer (mal mehr, mal weniger) von der Anpassung profitieren und neutraler spielen. Zur individuellen Verfeinerung steht außerdem ein parametrischer 3-Band EQ und ein Tone-Regler nach Art eines Tilt EQ zur Verfügung, mit dessen Hilfe ich beispielsweise zusätzlich etwas mehr Höhenpräsenz in meinem Focal Clear Mg Professional generieren kann, die ich beim Finalisieren von Musikproduktionen manchmal vermisse.

Umfangreiche Auswahl an Kalibrierungsprofilen

Ein wichtiges Detail zur Klangverbesserung ist der de-/aktivierbare „Phase Align“-Switch. Dieser sollte aus klanglichen Gründen eigentlich immer aktiv sein, es sei denn, man möchte Musizieren. Je nach Kopfhörermodell bewirkt die Phasenkorrektur eine hierfür ungünstige Latenz von bis zu 21 ms. Daher ist es für musizierende Engineers ratsam, den frei zuweisbaren „FN“-Button mit der „PHASE CAL“-Funktion zu belegen, wenn man unabhängig von der ARC ON-EAR Software arbeiten möchte!

Intuitive Optimierungsmöglichkeiten der Wiedergabeeigenschaften

„Studio Simulation“

Den Nutzen dieses Features bewerte ich je nach Kopfhörermodell unterschiedlich. Studio Simulation entspricht quasi der Crossfeed-Funktion, die man von verschiedenen Kopfhörerverstärkern oder auch Plug-ins kennt, die ich selber sehr gerne in meinem SPL Phonitor mini verwende. Während die Aktivierung bei meinen offenen AKG- und Focal-Kopfhörern gute Dienste leistet und ziemlich natürlich klingt, treten beim geschlossenen Focal Lensys Professional überraschende Klangveränderungen auf, sodass ich für dieses Modell lediglich die Kalibrierung als Preset sichere.

Als vorteilhaft bewerte ich die zusätzliche Möglichkeit, per „Width“-Regler den Aufstellwinkel der virtuellen Lautsprecher stufenlos den eigenen Hörpräferenzen anzupassen. Die zugegebenermaßen dezente Simulation von Raumreflexionen per „Ambience“-Switch entspricht hingegen nicht meinen persönlichen Hörvorlieben. Möglicherweise liegt es daran, dass ich bei der Arbeit mit Studiomonitoren (meist) im Nahfeldbereich an tendenziell „knackig-trockene“ Räume gewöhnt bin. Letzteres ist vielleicht eher Geschmacksache als Kritik an dieser Wiedergabeoption.

„Virtual Speakers“

Diese de-/aktivierbare Feature erlaubt die Auswahl konkreter Lautsprechermodelle und resultiert primär in einer modellspezifischen Frequenzwiedergabe. Der Pool ist nicht so üppig wie die Kopfhörerauswahl und offenbar aus rechtlichen Gründen nicht konkret benannt. Anhand des Namenskürzels und der fotorealistischen Darstellung lassen sich aber Rückschlüsse ziehen, sodass ich auch meine Neumann KH 120 A Monitore darunter finde, die ich „in echt“ allerdings mit einem Neumann Subwoofer und DSP-Korrektur betreibe, sodass kein detailgetreues Abbild meines Studios simuliert werden kann. Dennoch klingt das Resultat vertraut, allerdings fällt mir kein triftiger Grund ein, mein Kopfhörersignal im Bassbereich zu beschneiden. Wer möchte, kann sich auf diese Weise allerdings alternative Abhörsituationen (Smartphone, Yamaha NS-10, TV Speaker etc.) kreieren.

Simulation diverser Lautsprecher

Serienstreuung?

Kalibrierungsprofile führen logischerweise nur zu einem optimalen Ergebnis, wenn keine oder nur eine geringfügige (klangliche) Serienstreuung innerhalb eine Kopfhörermodells vorliegt. Die im Test verwendeten Kopfhörer befinden sich in Preisregionen, in denen man zumindest hoffnungsvoll annehmen sollte, dass die Serienstreuung minimal ist. Im unteren dreistelligen Eurobereich wurden von mir und auch im Kollegenkreis teilweise ernüchternde Erfahrungen zu diesem Thema gemacht. Von daher ist es vielleicht etwas schwierig zu beurteilen, ob die insgesamt positiven Resultate dieses Reviews sich auf günstige Modelle, die sich ebenfalls im „Calibration“-Pool befinden, übertragen lassen.

Alternativen zum IK Multimedia ARC ON-EAR

Direkte Konkurrenzprodukte zum weitgehend autark verwendbaren Konzept des italienischen Herstellers gibt es bisher nicht! Alternativen findet man aber als reine Softwarelösung, ggf. in Kombination mit Hardware, wie das bereits von mir getestete Steven Slate VSX, das subjektiv bewertet, nicht den gleichen professionellen Nutzwert bietet.

Sonarworks SoundID ReferenceWaves NX
etablierte Software-Alternative (System-Wide-App & Plug-in); laut Hersteller-Homepage nur bei stabiler Internet-Verbindung verwendbarsurround-fähige Plug-in-Lösung mit diversen virtuellen Studios
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Test des IK Multimedia ARC ON-EAR: Fazit

IK Multimedias hardware-unterstützte Kopfhörer Kalibrierung ARC ON-EAR ist ein äußerst interessantes Konzept für alle Anwender, die auf beruflichen oder audiophilen Gründen ihr Kopfhörer-Setup optimieren wollen. Alle in diesem Review verwendeten Kopfhörer haben durch die Profile und ggf. weitere Konfigurationen im ARC ON-EAR an Wiedergabequalität gewonnen – wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Das Beste daran ist, dass ARC ON-EAR nach dem Vollzug der individuellen Einstellungen überall funktioniert – ganz ohne Software, DAW-Plug-ins oder gar Computer. Einen Check lohnt sich unbedingt und teilt uns gerne eure Erfahrungen in den Kommentaren mit!

  • Frequency Response: 11 – 77000 Hz (-1 dB)
  • Sample Rates: 44.1, 48, 88.2, 96, 176.4, 192 kHz
  • Output Power: 200 mW
  • Maximum Input Level (analog): +10 dBu
  • Maximum Output Level: +19 dBu
  • THD+N (32 Ohm, 1 kHz): -93,6 dB
  • Dynamic Range (32 Ohm, 1 kHz): 107,9 dB
  • Latency (Phase Align Off/On): 1,35 – ca. 21 ms
  • Transport Case + Kabel (USB C, Audio) im Lieferumfang
  • Maße: 77 x 77 x 32mm (B/T/H)
  • Gewicht: 170 g
  • hergestellt in: Italien
  • Webseite: https://www.ikmultimedia.com
  • Preis: € 289,– (Straßenpreis am 21.10.2025)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • praxisgerechtes und bisher konkurrenzloses Konzept
  • nach der Individualisierung von Presets autark ohne Software verwendbar
  • Kalibrierung ziemlich aller gängigen Kopfhörermodelle
  • Klangverbesserung bei den im Test verwendeten Kopfhörern
  • klein und transportfreundlich inklusive Travel Case
Contra
  • je nach Kopfhörermodell unterschiedlich brauchbare Resultate beim Virtual Monitoring (Studio Simulation)
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IK Multimedia ARC ON-EAR Test
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