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Hughes & Kettner Tubeman II Test

Seit Mitte der 80er Jahre entwickelt und fertigt die deutsche Firma Hughes & Kettner aus dem saarländischen Sankt Wendel erfolgreich elektronisches Equipment für Gitarristen und Bassisten. Den Start schaffte die von Lothar Stamer und seinem Bruder Hans gegründete Firma mit dem Bau von Lautsprecherboxen, ab 1986 wurden auch Instrumentalverstärker entwickelt, gebaut und vertrieben. Geräte wie Tubeman, Rotosphere, Access und TriAmp erweiterten das Sortiment schnell und verhalfen dem Unternehmen zu internationaler Anerkennung.

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Mittlerweile haben sich die beiden Brüder und ihre junge Mannschaft als weltweit anerkannter Hersteller etabliert. Mit den beiden Linien Hughes & Kettner und HK Audio und so erfolgreichen Produkten wie dem AS 64 als erstem vollprogrammierbaren Gitarrenverstärker, dem leichtesten PA-System Light Line, oder dem ersten Vollröhrenverstärker im Taschenformat, der Cream Machine, haben sie sich als innovative Brutstätte ersten Ranges einen Namen gemacht. Unser Kandidat Tubeman II ist sozusagen die Neuauflage des Klassikers aus eigenem Hause, gedacht entweder als Vorschaltgerät oder als Recordingtool. Was er taugt und wie er sich im Kreise seiner namhaften Konkurrenten schlägt, das soll unser Test ans Licht bringen.

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KONZEPT UND AUFBAU
Der Tubeman aus dem Hause Hughes & Kettner ist – ähnlich dem Dual Drive von Baldringer – ein Preamp, der vor den cleanen Kanal des Gitarrenverstärkers geschaltet wird und das Gitarrensignal im Ganzen bearbeitet. Es stehen insgesamt drei Kanäle zur Verfügung, ein Bypass ist mit dem Tubeman nicht möglich. Das kann in diesem Fall sogar sinnvoll sein, weil das Gerät auch als Recordingtool verwendet werden kann und der cleane Sound so ebenfalls in den Genuss der Röhrenschaltung kommt. Für den Life-Einsatz oder im Zusammenspiel mit einem guten, cleanen Gitarrenamp ist diese Schaltung jedoch doppelt gemoppelt und wird dem einen oder anderen eventuell auch zu viel des Guten sein. Eine integrierte Speakersimulation ermöglicht zusätzlich den Einsatz als Standalone-Preamp, der sein Signal direkt ins Mischpult schickt und so ein schnelles und unkompliziertes Arbeiten im Studio ermöglicht. Der dazugehörige Ausgang befindet sich auf der Stirnseite neben dem normalen Gitarrenein- und dem Signalausgang.

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Die gesamte Elektronik des Tubeman findet in einem robusten Gehäuse aus schlagfestem, schwarzem Kunststoff Platz, die Oberseite besteht aus einer Stahlplatte. Wenn schon eine integrierte Röhre als Herzstück der Elektronik ihre Arbeit verrichtet, dann muss das gute Stück auch eindrucksvoll zur Schau gestellt werden, dachten sich offenbar die Saarländer. Deshalb befindet sich auf der Oberseite ein verglaster Bereich, durch den man während des Betriebes einen ungehinderten Blick auf den 12 AX7 Vorstufenglaskolben hat. Oberhalb dieses Bereiches kauern die Regler in einer Vertiefung, die sie optimal vor Beschädigungen schützt. Auch dem ungewollten Verstellen beim Transport und Livebetrieb wird durch die „verdeckte“ Platzierung effektiv vorgebeugt. Für die Kanalumschaltung sind drei hochwertige Taster verantwortlich.

Was Ausstattung und Bedienung anbelangt, so entspricht der Tubeman im Grunde einem dreikanaligen Gitarrenamp. Alle Kanäle teilen sich eine gemeinsame Klangregelung, bestehend aus Bass, Mid EQ, Treble und dem Master, der die Ausgangslautstärke regelt. In der Minimalstellung dieser drei Regler entspricht der Frequenzgang dem unbearbeiteten Signal. Über den cleanen Bereich wacht nur ein einsames Volumenpoti. Der zweite Kanal besitzt einen zusätzlichen Gainregler zum Einstellen der Verzerrung. Am aufwendigsten ist der dritte Kanal aufgebaut, der neben Volume- und Gainpoti noch mit einem zusätzlichen Voicing-Regler für die Anpassung des Klangcharakters aufwarten kann. Er bearbeitet den Frequenzgang des Gitarrensignals sehr breitbandig und ermöglicht eine große Palette unterschiedlicher Sounds.

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PRAXIS UND SOUND
Die Bedienung des Tubemans ist intuitiv und simpel, obwohl hier eine ganze Menge Regelwerk am Start ist. Wer aber schon einmal einen Gitarrenverstärker bedient hat, dem dürfte auch das Arbeiten mit diesem Gerät nicht schwerfallen. Mich hat erst einmal der cleane Sound interessiert, wobei ich den Tubeman, wie alle anderen Zerrer im Test, sowohl mit einem 50 Watt Marshall JMP als auch einem alten Fender Princeton gespielt habe. Beides sind hervorragende Gitarrenverstärker, und besonders der Fender hat einen umwerfenden Cleansound, den man eigentlich nicht verbessern kann. Da der Tubeman keinen Bypassmodus bietet und auch der cleane Kanal über die interne Klangregelung geht, ist die Vielseitigkeit des Gerätes in gewisser Weise einschränkt. Ich startete mit der 12 Uhr-Stellung der Klangregelung und war zuerst enttäuscht, weil der bauchige Bassbereich und die überzüchteten Höhenanteile den cleanen Basissound nicht verbesserten, sondern nur verbogen. Erst in der Nullstellung der drei Regler war der Sound nahezu unbeeinflusst, aber nicht so lebendig wie vorher, denn im A/B-Vergleich klang das direkte Signal ohne Tubeman  offener und direkter.

Audio Samples
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Soundbeispiel

Volume Ch 1: 11:00 Uhr, Gain CH 2: 12:00 Uhr, Vol Ch 2 14:00 Uhr, GainCH 3 15:00 Uhr, Voicing Ch 2 12:00 Uhr, Volume Ch 2 15:00 Uhr, Bass min, Mid min Treble min Master 12:00 Uhr
Der zweite Kanal kann von leichter Zerre bis zu saftigem Crunch fein dosiert werden. Der Sound ist schön „röhrig“, wobei die Brachialität aber nicht Marshall-like, sondern insgesamt sanfter und komprimierter erscheint. Die Komprimierung ist aber nicht zu platt und das Gerät bietet weitaus mehr Dynamikreserven als beispielsweise der Tonebone-Zerrer von Radial. An die sehr ehrliche, jegliche Nuance des Spielers offenbarende Klarheit des Baldringer Dualdrive kommt der Tubedrive jedoch nicht heran. Im direkten Vergleich erscheint der Sound des Tubeman indirekter. Das ist jedoch Geschmackssache und eine Frage des persönlichen Stils. Kommen wir zum dritten Kanal des Tubeman. Hier bietet das Gerät noch mehr Gain fürs Geld. Natürlich bringt ein Mehr an Gain immer auch mehr Kompression ins Spiel, was bei cremigen Soli auch wichtig ist. Mich hat es jedenfalls nicht gestört, aber noch mehr wäre zu viel des Guten. Der Voicing-Regler bringt auch die bösesten Metallherzen zum schmelzen, denn man kann den wichtigen Mittenbereich sehr schön modellieren und bei Bedarf aushöhlen, was ja immer dann sehr beliebt ist, wenn es um fette Bretter geht. Dabei ist der Tubeman kein ausgesprochener Metal-Zerrer, sondern ein Mainstream Rockpedal, das eine große Palette brauchbarer Sounds liefert. Der Betrieb mit der integrierten Speakersimulation ist eine feine Sache, wenn es um schnelles Arbeiten im Studio geht, wobei eine richtige Gitarrenbox im A/B Vergleich immer Sieger bleiben wird. Als zusätzliches Tool und für das Arbeiten und Einspielen von Demoproduktionen finde ich dieses Feature aber durchaus gelungen.
Die gemeinsame Klangregelung hat sicher ihre Vor- und Nachteile, ich würde sie jedenfalls nur fein dosiert verwenden, um den Amp nicht zu überfahren. Beim Einsatz mit der eingebauten Speakersimulation sieht das Ganze dann wieder anders aus, da man die Klangregelung der jeweiligen Situation entsprechend stärker einsetzen kann. Mit dem Tubeman aus dem Hause Hughes & Kettner hat man einen anständigen Brot-und-Butter-Preamp, der sich bestens für Top 40 Leute eignet. Antesten lohnt sich in jedem Falle.

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FAZIT
Der Tubeman ist ein dreikanaliger Gitarrenpreamp mit kompletter Klangregelung und eingebauter Speakersimulation für die Recordingsession der heimischen Vorproduktion. Aber auch Top 40 Leute, die eine weite Range an Sounds abliefern müssen, sind mit dem Konzept bestens bedient. Leider bietet das Gerät keine Bypassschaltung und die gemeinsame Klangregelung ist nur bedingt einsetztbar, da man den Amp schnell überfährt. Das Klangverhalten ist leicht komprimiert und schönfärbend, besonders bei hohen Zerrgraden.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • drei Kanäle
  • Klangregelung
Contra
  • kein Bypass
  • Klangregelung
  • starke Schönfärbung
Artikelbild
Hughes & Kettner Tubeman II Test
Für 435,00€ bei
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TECHNISCHE DATEN
  • Typ: PreAmp
  • Regler: Master Volume, Bass, Mid, Treble, Ch1-Volume, Ch2-Gain/Volume, Ch3-Gain/Voicing/Volume
  • Schalter: 3 Kanalschalter an/aus
  • Anschlüsse: Instr. In, Amp out, Mixer out, 12V DC Netzteilbuchse
  • UVP: 439,- Euro
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Kommentieren
Profilbild von Seb

Seb sagt:

#1 - 25.04.2012 um 19:09 Uhr

1

Das Gerät ist doch eher als Preamp gedacht, oder? Ich erziele die besten Ergebnisse damit, wenn ich damit direkt in die Endstufe meines Amps gehe, z.b. über den Return.Hast Du das im Test probiert?Grüße & Danke für den Test!

Profilbild von Martin

Martin sagt:

#2 - 17.06.2012 um 12:22 Uhr

0

Häufig hilft vor Benutzung eines Gerätes ein Blick in die Bedienungsanleitung. Dort steht: "2.3 To Guitar Poweramp:
An diesem Ausgang erhalten Sie ein ungefiltertes Signal um es
mit Ihrer Gitarrenendstufe oder der Endstufe Ihres
Gitarrenverstärkers zu verbinden. Es ist möglich, von hier aus auch
direkt in den Instrumenten-Eingang eines Gitarrenverstärkers zu
gehen; bitte beachten Sie hiebei, dass es durch die Kombination
zweier Klangregelungen und zweier Eingangsstufen zu wenig sinnvollen
Soundeinstellungen kommen kann."Wie Seb schon schrieb, ist der Tubeman nicht dafür gedacht, vor den Clean-Kanal des Amps geschaltet zu werden. Daher auch kein Bypass. Der im Test zum Vergleich herangezogene Baldringer Dual Drive dagegen ist genau für diesen Zweck gedacht.

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