Die Spirit Nano Amps in der Praxis
Beim ersten Anspielen war ich vom Schalldruck der kleinen Kisten doch recht beeindruckt. Einem (Transistor-)Amp dieser Größe traut man nicht unbedingt zu, auch bei Cleansounds im moderaten Bandgetümmel im Proberaum noch mithalten zu können. Beim Cleansound des Spirit of Vintage mit Master und Gain auf 12 Uhr an einem 2×12 Cab (8 Ohm) zeigt meine Schallpegel-App im Abstand von 150 cm satte 98 dB an! Für die nun folgenden Aufnahmen kommt ein 4×12 Marshall Cab (Celestion G12M) zum Einsatz, das mit einem Royer R-10 und einem Shure SM-57 abgenommen wird.
Spirit of Vintage
Beim Hughes & Kettner Spirit of Vintage geht es um Ampsounds, die sich an traditionellen Fender-, Vox- und Marshall-Amps orientieren. Klassische Clean- und Crunchsounds werden bedient und der Amp liefert bei hohen Gain-Einstellungen ein ordentliches Mid-Gain-Brett für Classic-Rock á la AC/DC oder Guns‘n‘Roses. Der Tonregler der Sprit Nano Amps ist keine klassische Höhenblende, sondern eher ein Tone-Shaping-Regler, mit dem man über den Regelweg verschiedene EQ-Kurven stufenlos abrufen kann. Dabei handelt es sich um eine amtliche Palette an Grundsounds, wie ihr es im dritten Beispiel etwas detaillierter hören könnt. Danach sind vier Einstellungen des Sagging-Reglers zu hören, mit dem man quasi eine zweite Gainstufe abrufen kann, die sich der Endstufenkompression und Verzerrung widmet. Und tatsächlich klingt es recht authentisch und erzeugt auch das entsprechende Spielgefühl.

Spirit of Rock
Die Bandbreite des Gain-Reglers ist beim Hughes & Kettner Spirit of Rock noch ein wenig höher. Es geht los mit unverzerrten Sounds bei niedrigen Gain-Settings bis zur Sustain-reichen High-Gain-Keule bei hohen Einstellungen. Unterstützt wird das Ganze mit dem Sagging-Parameter und den unterschiedlichen EQ-Settings, die man über den Tone-Regler abrufen kann. Allerdings kann es bei höheren Sagging-Einstellungen schon etwas matschig werden, worauf aber auch in der Anleitung hingewiesen wird. Hier heißt es, eine vernünftige Balance zwischen Preamp und Post-Amp-Gain zu finden.
Spirit of Metal
Klar, dass unverzerrte Sounds beim Hughes & Kettner Spirit of Metal eher zweitrangig sind. Die gibt es hier nur bei niedrigem Gain-Setting und zurückgedrehtem Volume-Poti an der Gitarre. Ansonsten stehen satte Zerrsounds bereits weit vor 12 Uhr im Fokus, die im weiteren Verlauf des Gain-Reglers noch dichter werden. Allerdings wird es bei höheren Gain-Settings recht schwammig im Bassbereich und auch das Grundrauschen des Amps macht sich deutlich bemerkbar. Bei Bühnen- oder Proberaum-Lautstärken dämpft das durchaus den Spaßfaktor. Auch mit dem Sagging-Regler sollte man bei diesem Amp-Modell besonders sparsam umgehen.
Eine weitere Möglichkeit, die Spirit Nano Amps aufzunehmen, ist über den Line Out. Zwar gibt es hier keine Cab-Simulation, aber wer über ein IR-Loader-Plug-in verfügt, kann sich die Cab-Simulation in der DAW zunutze machen – und da gibt es auch mit den kleinen Amps recht brauchbare Ergebnisse, die man auf jeden Fall zu Demo-Recording-Zwecken nutzen kann. Als IR-Loader war hier das STL Tones Libra Plug-in im Einsatz.
Zum Abschluss hört ihr die drei Amps noch einmal im Band-Arrangement – diesmal wieder mit mikrofoniertem Cab aufgenommen.