Heavyocity Aspire: Modern Mallets Test

Heavyocity ist für seine filmreifen Hybrid-Librarys bekannt hervorragend spielbare und fertig produzierte Instrumente mit vielen Layern und Effekten inklusive. Dabei schlagen die New Yorker meist heftige Töne an. Explosive Action und dramatisch Spannung sind angesagt.

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Die neue Library „Aspire: Modern Mallets“ hingegen schlägt viel sanfter zu, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn es geht um Marimba und Vibraphone. Da die Instrumente auch gestrichen und teils stark bearbeitet wurden, muss man aber keine Angst vor Kinder-Xylophone-Sounds haben. 
Im Gegenteil: Aspire Modern Mallets bringt atmosphärische Sounds, komplexe Texturen und perkussive Bewegungen. Von vielschichtigen Kontakt-Effekten und cleveren Scripten begleitet, gibt es auch noch jede Menge kreative Möglichkeiten zur Anpassung – und nicht nur steife Samples.

Details & Praxis

Mix it!

Das Konzept ist einfach, aber effektiv: Man nehme Marimba und Vibraphone klassisch auf, garniert sie mit gestrichenen Spielweisen und experimentellen Transformationen, fügt alles in NI Kontakt in einer Blend-Matrix mit bis zu drei Layern zusammen, packt ordentlich Effekte darauf – und designt anschließend jede Menge toller Presets. Und die gibt man dann geneigten Filmmusikern mit an die Hand.

Fotostrecke: 2 Bilder 12 Instrumente für drei Layer – und eine aufwendig modellierbare Mixing-Sektion allein sorgen für reichlich Bewegung.

Die Ausreizung der Kontakt-Möglichkeiten ist bei Heavyocity bemerkenswert. Hinzu kommt die funktionale Optik, sodass es eine wahre Freude ist, mit den fertig spielbaren Instrumenten zu arbeiten – ohne Handbuch-Sudium und Rätsel-raten. Für Profis heißt es dann nur schnell sein, denn ehe man sich versieht, nutzen viele andere Composer diese Instrumente.

Under the Hood

Man muss sich mit den vielen Möglichkeiten im Hintergrund aber nicht auseinandersetzten und kann auch einfach nur durch die Presets durchrauschen – zum besseren Verständnis ist eine kleine Sezierung des Players aber sehr hilfreich. Fangen wir also an!
Im Zentrum des Geschehens steht ein dunkles Dreieck, dessen Ecken je einen Layer repräsentieren, was ebenfalls in Form eines Dreiecks ausklappt. Mit dem Punkt im dunklen Dreieck bestimmt man das Mischverhältnis der drei Sounds. Die Bewegung jeder gespielten Note kann mit zwei LFOs, mit Velocity und Key-Amount sowie einen Random-Feature (Scatter und Drift) moduliert werden. Komplexe Mausbewegungen lassen sich über bis zu vier Bars als “Movement” aufnehmen. 

Fotostrecke: 3 Bilder Effekte wie der Arpeggiator …

Einmal mit alles!

Jede Ecke wählt aus denselben zwölf Grundsounds, die allesamt umfangreich und detailliert aufgenommen worden sind. Die Instrumente Marimba, Vibraphone und Vibraphone muted befinden sich jeweils einzeln in drei verschiedenen Mikrofonierungen: Close Mic, Room Mic und Under. Eine besonders sanft gespielte Variante in „pianopianissimo“ (ppp) kommt außerdem hinzu.
Ferner gibt es vier eigenständige „Sustained Sounds“, also lange, gehaltene Töne. Mit dabei sind ein gestrichenes Vibraphone, ein granularisiertes Pad aus Marimba-Samples, ein weiteres Granular-Pad aus dem Vibraphone sowie ein Ambient-Pad aus Marimba und Vibraphone Samples. 
Jeder Layer verfügt über einen regelbaren Attack und Release, über Tone-Regler sowie über Pan und Volume. Ein Send für den Convolution-Effekt kommt hinzu. Der bietet übrigens nicht nur Faltungen von Hall-Räumen, sondern auch vielfältige Rhythmik- und Reverse-Effekte. 
Ein eigenes Gate, Filter und Ambience-FX versammeln sich beim Convolve-Effekt. Hinzu gesellt sich ein eigenständiger und ziemlich flexibler Arpeggiator, der bis zu 16 Steps lang sein kann.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein bisschen Faltung muss sein,

Auch die dedizierte “MIDI”-Echoes bringen jeden Menge Spass in die Bewegung, insbesondere die Pitch-Effekte überzeugen. Ein fettes “normales” Effekt-Paket schließt sich an: Bis zu vier Effekte können in Reihe geladen werden, jeder Effekt ist mit vier Parametern versehen. Zur Auswahl stehen ein cleaner und ein „dirty“ Compressor, ein EQ, ein Filter, eine Drive-Sättigung und Aging sowie die „Spatials“ Gate, Stereo Delay, Diff Delay, Digi Verb, Plate und Hall

Klang

Die mitgelieferten Presets überzeugen alle durch die Bank weg. Die reduzierten Klänge bieten dichten Kompositionen Luft und Atmung. Die komplexeren Sounds wiederum wirken schon allein schön verträumt, dicht und sphärisch. Manche Bewegungen und Layersounds sind in den Presets zwar durchaus häufiger anzutreffen, als Mangel empfinde ich das aber nicht.
Eigene Automationen habe ich den folgenden Beispielen nicht genutzt. Es handelt sich straight um Presets, die ich sozusagen einfach nur live “eingeklimpert” habe. Manchmal schaukeln sich die Sounds allerdings resonanz-mäßig etwas zu scharf auf – das würde man mit soothe 2 aber einwandfrei und flink gebändigt bekommen.

Audio Samples
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Heavyocity_Aspire_Modern_Mallets_01_Angelic_Vibes.wav Heavyocity_Aspire_Modern_Mallets_02_Wandering_Tones.wav Heavyocity_Aspire_Modern_Mallets_03_Winter_Nights.wav Heavyocity_Aspire_Modern_Mallets_04_Timber_Vibes.wav Heavyocity_Aspire_Modern_Mallets_05_Frozen_Marimba.wav

Das Preset-Angebot ist ausreichend groß, wirkt dabei aber nicht übermächtig, sodass man bei Zeitdruck nicht unnötig wühlen muss. Ein Umstand, der mir bei allen Heavyocity Produkten gefällt. Der Hersteller verspricht eine Klangnische, und die setzt er auch konsequent und detailliert um – nicht mehr und nicht weniger. Das macht den Inhalt übersichtlich und er überschneidet sich nicht mit anderen Angeboten des Herstellers.  
Sicher, mit den vielen Möglichkeiten der Engine und den zwölf Grundsounds kann man auch eigene Sounds bauen. Ein Großteil der Arbeit dürfte durch die Presets aber bereits erledigt sein. Der Detailreichtum in den Effekten – und damit der Verzicht auf gerenderte Samples – dient einer flexiblen Anpassung der Marke: Ist es zu viel, schalt‘ ich besser ab. Und das ist vollkommen okay.

Fazit

Heayocity liefert wieder einmal konsequent ab, und das ohne das Gesicht zu verlieren –  auch wenn es diesmal mystisch und sphärisch statt brachial-brutal zugeht. Der Hersteller liefert sanfte „Glöckchensounds“ mit viel Raum von Marimba und Vibraphone. Sie halten Arrangements luftig und dynamisch, ohne Klischees zu bedienen. Es gibt reichlich Texturen und Drones, die sich organisch in moderne Scores einfügen und sehr zugänglich sind. Sprich: gute Presets, gute Sortierung, wenig Redundanz, kein Schnulli – ein Profiprodukt für Profis, 5 Sterne für Aspire: Modern Mallets.

Pro
  • Marimba und Vibraphone on steroids
  • dichte Texturen, komplexe Flächen
  • Production-ready und spielbereit
  • pragmatische Preset-Selektion
Contra
  • kein Contra
Preis
  • USD 99,-
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