Herstellungsqualität H2 Audio
Die Herstellungsqualität beider gelieferter H2 Audio 5011 ist sehr ordentlich, alle Regler fassen sich gut an, auch das haptische Feedback beim Schalten ist angenehm fest.

Ich habe zwei Module zum Test, die zwar nicht explizit gemacht wurden, aber fortlaufende Seriennummern besitzen. Wenn ich die beiden klanglich auf Teufelkommraus nicht unterscheiden kann, bedeutet das, das sehr wahrscheinlich Bauteile mit geringer Streuung verwendet wurden.
Genereller Klangcharakter
Natürlich, der H2 5011 ist kein Skalpell-EQ. Er ist aber auch kein Sweetener, mit dem man immer nur etwas nachwürzt. Ganz im Gegenteil, es ist ein bei bedarf kräftig verändernder Klangformer, mit dem man (wie bei den Ursprungsgeräten) schon to-tape wichtige Weichen stellen und einen gewissen Charakter mitgeben kann.
Für Klassik und sehr cleane sonstige Produktionen würde ich ihn nicht verwenden wollen, überall anders hat mich der EQ schon ohne großes Gain begeistert. Die im Folgenden beschriebenen Bänder beeinflussen sich recht stark gegenseitig.
Einfach, aber wohlklingend: Höhenband
Fixe 10kHz-Shelves habe ich an meinem Harrison 950m in 16-facher Ausführung. Das Höhenband des H2-Audio 5011 klingt aber anders. Auch dort ist die generelle Auslegung leicht seidig, allerdings zeigt es sich beim Boosten etwas körniger und nimmt etwas mehr vom Schärfebereich im hohen einstelligen Kilohertzbereich mit. Dennoch klingt das Signal auch bei höherem Gain nicht „künstlich“ und „angehoben“, sondern bleibt natürlich.
Toll ist auch ein Cut, der ähnliche Charakteristiken im Übergabebereich aufweist wie das Tiefpassfilter meines Pults: schön sanft, ohne phasige Löcher.
Gewöhnungsbedüftig in der Bedienung, sehr praktisch im Alltag: Bassregelung
Mit dem Bassband muss man sich erst anfreunden. Die Hochpassfilterung greift ordentlich zu, ohne dass das Passband oberhalb der Grenzfrequenz ins Schwimmen gerät. Das ist super bei Bässen, Gitarren, aber auch Bassdrum und Snare. Im Vergleich zu einem Pultec PEQ-Prinzip ist der Helios holziger, konkreter, nicht so aufbauschend und niemals schwammig.
Boosts sind eher breit, hier gefallen mir besonders die mittelstarken Anhebungungen. 200 und 300 Hz sind für Snares und Blechbläser interessant!

Wie bedient man einen Helios-EQ? Der Helios Type 69 oder auch Helios 0011 hat ein paar schräge Besonderheiten. Wir erklären es!
Das Mittenband ist vor allem eines: umwerfend
So: Das Mittenband ist eigentlich das, was den H2 Audio 5011 so absolut umwerfend macht. Ich muss gestehen, ich bin total verliebt. Mit schnellen Handgriffen gelingt mir mit diesem EQ, besonders zwischen Vocals, Gitarren und Snare Ordnung zu schaffen (wenngleich ich dafür eigentlich vier Einheiten bräuchte). Frequenz wählen, boosten oder cutten – passt. Innerhalb kürzester Zeit. Ich habe für das Mischen kein einziges Mal einen Q-Regler vermisst, auch sind die Frequenzen nah genug beieinander. Nie habe ich im Mix ein zweites Band vermisst. Besonders das Boosten gefällt mir, denn dann kommt der reiche, aber nie aufdringliche Spulenklang so richtig schön zum Tragen.
Alles klingt in den Mitten so, wie ich es mir vorstelle, ohne, dass ich separat färben will. „Musikalisch“ als beschreibenden Begriff mag ich eigentlich nicht, hier kann ich das aber mit dem dicken Edding so unterschreiben. Für alles, was nicht hoch grazile und neutralste Eingriffe benötigt, will ich nicht mehr ohne. Wie gesagt: verliebt. Nicht verknallt.
Alternativen zum H2 Audio 5011
Im Hardwarebereich blieben als Alternativen ältere Nachbauten oder eben Originale und DIYs. H2 selbst liefert Alternativen im eigenen Programm: Das H2 Audio 0011 ist ein Modul für einen proprietären 2er- oder 8er-Träger. Dort sind EQ und der mit einem sehr genauen Lustraphone-Übertrager ausgestatteten Preamp kombiniert. Die Module und die Träger sind aber kein preiswerter Spaß. Das gilt auch für die beiden 19“/2HE-Geräte Helios Channel (einkanalig, mit H760 FET Comp/Limiter an Bord) und den H2 Audio 0011/Stereo.