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GruvGear Gigblade2 Test

Praxis

Gigbags gibt es, wie eingangs erwähnt, haufenweise auf dem Markt. Die Spreu beginnt sich vom Weizen allerdings erst ab einer gewissen Preisklasse zu trennen, die meiner Erfahrung nach bei ca. 150,- Euro aufwärts liegt. Grundsätzlich sind sich nahezu alle Gigbags konzeptionell ziemlich gleich: sie werden wie ein Rucksack mittels zweier Schultergurte auf dem Rücken getragen.
War ich früher von Koffern und Flightcases als Transportbehältnis für meine kostbaren Bässe nicht abzubringen, so haben sich die Gigbags in Stabilität, Funktionalität und Design in den letzten Jahren derart stark weiterentwickelt, dass ich mittlerweile zu einem echten Fan mutiert bin. Koffer werden von mir daher nur noch in Ausnahmefällen hervorgekramt.
Gerade dann, wenn man als Bassist viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß unterwegs ist, sind Gigbags ein wahrer Segen. Mutige Kollegen verwenden ja sogar Gigbags auf dem Fahrrad (das ist übrigens wahrscheinlich die einzige Anwendung, für die sich die Gigblade2 nur begrenzt eignet).
Bei aller Liebe zu den mobilen Tragegefährten gibt es jedoch nach meiner Erfahrung ein Problem beim Tragen auf dem Rücken. Man wird nämlich ständig mit den begrenzten Höhen von Türrahmen, Durchgängen, Zimmerdecken etc. konfrontiert, gerade auch beim Ein- und Aussteigen in Busse und Bahnen. In engen Personenansammlungen, wie etwa im Berufsverkehr, ist der Bass auf dem Rücken alles andere als optimal und muss häufig abgeschnallt werden. Schon allein dies wird jedoch schwierig, wenn man schon tief im Gedränge steckt. Ist die Gigbag abgeschnallt, dann muss man sie entweder an einem der Schultergurte tragen, wofür sie sich jedoch nur begrenzt eignet (und sofort auch sperrig werden kann!), oder man trägt sie am Handgriff. Dann hat man jedoch das Problem, dass die Hand nun nicht mehr frei ist, wenn man sich zum Beispiel festhalten möchte oder noch weitere Gegenstände tragen muss. Diese Schwierigkeiten hat man bei der GruvGear Gigblade effektiv minimiert! Durch das seitliche Tragen liegt der Scheitelpunkt der Gigbag in Kopfhöhe – Türrahmen-Kollision ade!
Die GigBlade ist so flach, dass sie beim seitlichen Tragen sehr gut unter der Schulter sitzt und selbst die Reibung gegen den Körper relativ gering ist. Der Schultergurt ist wunderbar rutschfest gestaltet und die Gigblade kann über weite Strecken getragen werden, ohne dass die rechte Hand hinzugezogen werden muss. Ein gelegentliches Zurechtrücken bleibt einem dennoch nicht erspart.
Ich kann allerdings selbst bei längeren Strecken nicht feststellen, dass es zu einer Ermüdung der rechten Schulter kommt. Der große Vorteil des seitlichen Tragens ist das superschnelle Abschultern. Man stellt die Bag binnen Sekundenbruchteilen ab und schultert sie ebenso schnell wieder auf.

Die innovativen Produkte der 2010 gegründeten Company aus den USA sorgen auf der ganzen Welt für Aufsehen!
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Ich habe die Gigblade im stressigen Londoner Stadtverkehr getestet und sie hat sich bravourös geschlagen. Auf Stufen- wie auch Rolltreppen hängt sie perfekt eng und gut geschützt an der rechten Körperseite. Dadurch, dass die Tasche so flach konstruiert ist, kann man sich mit ihr ungehindert an Wänden entlang bewegen, ohne hängenzubleiben oder für entgegenkommende Passanten ein Hindernis darzustellen. Selbst problematische Tunnelrundungen und Unterführungen sind kein Problem – ein vollkommen neues Lebensgefühl, wenn man sich durch U-Bahnpassagen und Eingangsschleusen schlängeln muss!
Dabei hängt die Gigblade zwar tief, aber wiederum nicht so tief, dass sie beim Herabsteigen von Treppenstufen anecken würde. Selbst der absolute Härtetest auf der engen Treppe im wackelnden Doppeldeckerbus war mit der Gigblade kein Problem, während mich andere Gigbags in dieser spezifischen Situation schon diverse Male in echte Bedrängnis gebracht haben.
Ein Hauptkritikpunkt bei der Gigblade der ersten Generation war die straffe, enge Fronttasche, die es in der Tat schwierig macht, Kabel und Songbooks zu verstauen. Ein Vorteil einer engen Fronttasche ist zwar, dass es durch den begrenzten Zugang schwieriger wird, im Gedränge bestohlen zu werden, aber die Funktionalität leidet dummerweise entsprechend. Dies hat man bei der Gigblade2 nun dadurch verbessert, dass die Fronttasche mittels Reißverschluss erweitert werden kann. Wer also mehr Staufachtiefe benötigt, kann die Fronttasche um ca. 2 cm erweitern. Der Zugang bleibt zwar weiterhin relativ straff, aber der Stauraum wird merklich erweitert.
Für sperrige Utensilien, wie Stimm- und Effektgeräte im Pedalformat, gibt es das clever gestaltete Staufach am oberen Ende der Gigblade, das während des Tragens über der Schulter sitzt. Der per Reißverschluss zu öffnende Zugang zu diesem Fach ist frontseitig angebracht, sodass er während des Tragens auch stets im Blickfeld ist und es Unbefugten schwer werden dürfte, unbemerkt Inhalte zu entwenden. Im Staufach selbst ist ein Netz eingearbeitet, das perfekt für die Unterbringung von Plektren, Stiften und ähnlichen Gegenständen dient. Das obere Staufach ist erstaunlich geräumig und Pedale kommen weitaus komfortabler unter, als bei den meisten konventionellen Gigbags mit größeren Fronttaschen.

Vertrauen in die verbauten Komponenten ist ein wichtiges Kriterium bei der Anschaffung einer Gigbag!
Vertrauen in die verbauten Komponenten ist ein wichtiges Kriterium bei der Anschaffung einer Gigbag!

Wird einem die seitliche Tragevariante irgendwann doch unbequem, dann bieten sich noch zwei weitere Varianten mit einem Tragegurt an, bei der die Gigblade auf den Rücken geschnallt wird. Bei gleicher Anbringung wie der seitlichen Tragevariante kann man den Schultergurt auch schräg vor der Brust über die linke Schulter ziehen. Dabei hängt die Gigblade dann diagonal über den Rücken. Man läuft mit dieser Variante überaus bequem. Der Scheitelpunkt der Tasche bleibt weiter tief. Dadurch, dass die Tasche diagonal hängt, nimmt sie etwas mehr Platz in der Breite in Anspruch, kommt aber beim Laufen nicht mit den Beinen in Berührung.
Eine weitere Variante, bei der die Gigblade dann senkrecht auf dem Rücken getragen werden kann, eröffnet sich, wenn der Schultergurt in eine auf der gegenüberliegenden Seite befindlichen Metall-Öse eingehakt wird. Nun kann der Bass ebenfalls mit nur einem Gurt über die linke Schulter und vor die Brust gezogen werden – der Bass hängt dann senkrecht wie bei einer konventionellen Gigbag. Ich möchte allerdings nicht verschweigen, dass diese Variante relativ unbequem ist. Es ist schwierig, den Bass in dieser Version zu schultern. Darüber hinaus hängt die Gigblade so tief, dass sie beim Laufen gegen die Beine stößt.
Wer die Gigblade wie eine konventionelle Gigbag tragen möchte, der sollte sich für diesen Fall einen separat erhältlichen zweiten Schultergurt zulegen. Aber mal ehrlich: Wer eine konventionelle Trageweise bevorzugt, der muss sich ja auch nicht unbedingt für die Gigblade entscheiden, denn ihre klaren Vorteile liegen ja genau in der nicht konventionellen Methode!
Die Verarbeitung der Gigblade finde ich wirklich erstklassig. Alle Nähte und Verbindungen wurden akkurat und sauber gefertigt. Das ballistische Nylon dürfte viele Jahre Gebrauch unbeschadet überstehen. Allein das glatte Polyestermaterial könnte etwas anfällig sein. Gewöhnlicherweise neigen solche Materialien nach längerer Zeit und bei dauerhafter UV-Bestrahlung dazu, nach und nach spröde zu werden. Man sollte jedenfalls die Gigbag sicherlich nicht in einer Dachwohnung dauerhaft im Sonnenlichtkegel parken.
Weiterhin gefällt mir an der Gigblade, dass man sie einerseits als Toploader verwenden kann, also nur die obere Hälfte öffnen muss, um das Instrument zu entnehmen. Obwohl der Halsblock keine zusätzliche Arretierung besitzt, kann der Bass nicht herausfallen. Da die Gigblade sehr schlank gestaltet ist und der Deckel sozusagen im geschlossenen Zustand auf dem Halskissen aufliegt, ist eine zusätzliche Arretierung im Prinzip auch überflüssig: der Bass sitzt absolut fest. Wer die Gigbag lieber im liegen wie einen Koffer öffnen möchte, braucht lediglich einen Velcro-Verschluss zu öffnen und der Reißverschluss kann rundherum geöffnet werden.

Verschiedene Tragemöglichkeiten und großzügige Staufächer - komfortabler kann eine Gigbag kaum sein!
Verschiedene Tragemöglichkeiten und großzügige Staufächer – komfortabler kann eine Gigbag kaum sein!

Da ich meistens einen Rucksack mit meinen sonstigen mobilen Habseligkeiten mit mir führe, entpuppt es sich als zusätzlicher Bonus, dass ich mit der Gigblade den Rucksack ungehindert weiter auf dem Rücken behalten kann, während der Bass ungestört an der rechten Schulter hängt. Alle anderen konventionellen Gigbags muss ich bei dieser Situation stets am Handgriff tragen oder mittels eines Schultergurtes, der dann jedoch immer festgehalten musste, damit die Gigbag in Position bleibt. Also gibt es auch hier ganz klare Pluspunkte für die Gigblade!
Dadurch, dass die zwei Innenpolster frei versetzbar sind und per Velcro arretiert in ihrer Position bleiben, können sie übrigens leicht an die individuelle Form des verwendeten Basses angepasst werden. Wem das nicht reicht, der kann weitere Polster dazu kaufen, was meiner Ansicht jedoch überflüssig sein dürfte. Alle mir zur Verfügung stehenden 4-, 5- und 6-Saiter-Modelle fanden komfortablen und festen Sitz in der Gigblade2.
Zuletzt sei noch die im Lieferumfang enthaltene Regenhülle erwähnt. Zwar ist das Außenmaterial der Gigblade2 wasserabweisend, aber dennoch geht man bei GruvGear lieber auf Nummer sicher. Sollte also auf dem Weg irgendwo einmal der Himmel seine Schleusen öffnen, dann kann man seiner Gigblade2 eine PVC-Hülle überstülpen. Dieser Vorgang dauert ca. 60 Sekunden. Hierfür muss lediglich der Gurt kurz abgenommen werden und dann wieder in die Ösen eingehakt werden, für die in der Regenhülle entsprechende Öffnungen eingearbeitet wurden.

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