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Golden Age Project PreQ-73 Test

Praxis

Einfach zu bedienen

Bereits vom Start weg macht der PREQ-73 einen guten Eindruck, auch ohne dass man eigenhändig den Lötkolben ansetzen müsste. Abgesehen von der Positionierung der Phasendrehung ist die Bedienung vollkommen logisch, ein Blick in die Anleitung ist eigentlich kaum erforderlich, um die ersten wohlklingenden Ergebnisse aus dem Gerät herauszuquetschen. Übersichtlichkeit bedeutet Unwahrscheinlichkeit von Fehlbedienungen auch in hektischen Situationen, und auch klanglich weiß der GAP zu überzeugen – was will man mehr?

Logischer Aufbau – bis auf eine Kleinigkeit

Roher Klang

Mit satten 80 dB bleibt in puncto Gainreserven kein Wunsch unerfüllt, auch das Nebengeräuschverhalten hält sich in mehr als akzeptablem Rahmen. Man sollte hier nicht Wunder erwarten, denn das Schaltungskonzept ist allgemein etwas „roher“ als man das heute mit breitbandigen ICs oder hochgezüchteten diskreten Bausteinen realisieren könnte, aber darum geht es ja auch gar nicht. Vielmehr will letztlich auch der PREQ-73 den Neve-Nimbus am Rockzipfel packen, und das gelingt dem Gerät auch auf die bekannte, herzhafte Art und Weise. Zwar stellt der Preamp den unterschiedlichen Charakter verschiedener Mikrofone durchaus deutlich heraus (Interpretation: Er geht ausreichend sensibel mit den Quellen um), was sich an den Testbeispielen mit Neumann U 67 und TLM 103 auch gut nachvollziehen lässt. Aber er hält auch seinen eigenen Prägestempel bereit, und der lautet: Dicht in den Mitten, vor allem den tieferen, sonor-reibelig im Bass, und kraftvoll, wenn auch nicht übertrieben offen in den Höhen. Neve-Signale setzen sich durch, sie rocken, sie werden als „sweet“ beschrieben, das ist ein Ton, der polarisiert. Man mag ihn oder man mag ihn nicht, aber kalt lässt er keinen. Und dieser Grundcharakter scheint auch beim GAP mehr als nur durch.

Klanglich eindeutig Neve-Gene: Golden Age Project PreQ-73

EQ zum Korrigieren

Der EQ stellt hier trotz seines limitierten Funktionsumfanges eine mächtige Ergänzung bereit. Chirurgische Korrekturen macht man eh lieber im finalen Mix, aber wenn ein Mikro wie das U 67 schon zu Beginn vielleicht zu warm klingt, dann lässt sich das bereits bei der Aufnahme mit analoger Effektivität korrigieren. Kein Wunder dass das gut funktioniert, auch Channelstrips wie UAs LA-610 setzen auf ein vergleichbares Erfolgsrezept. Ausreichend Kraftreserven sind vorhanden – und wie bereits gesagt, lässt sich ein Problem bei der Aufnahme mit diesen beiden Bändern nicht lösen, dann sollte man weiter vorne in der Kette ohnehin lieber nochmal ganz genau hinschauen.

Audio Samples
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U67, Gain: +30 dB U67, Gain: +50 dB U67, Gain: +70 dB TLM103, Gain: +30 dB TLM103, Gain: +50 dB TLM103, Gain: +70 dB U67, Gain: +30 dB, Boost bei 12 kHz TLM103,Gain: +30 dB, Boost bei 12 kHz

Distortion möglich

Abgerundet werden diese Ergebnisse – wörtlich zu nehmen! – von den Sättigungsprodukten, die sich im Zusammenspiel von Gain-Drehschalter und Output-Poti realisieren lassen. Auch hier geben die Klangbeispiele Aufschluss über einige Stufen des Potenzials, das sich hier abrufen lässt. Von kaum wahrnehmbarer Sättigung bis zu heftigster Distortion geht hier praktisch alles. Die Resultate bleiben immer charaktervoll und irgendwie ansprechend, auch wenn man hier durchaus zuviel des Guten geben kann. Gerade bei heftigeren Einsätzen schmeckt allerdings irgendwann unweigerlich eine gewisse leicht „knispelige“ Härte durch, die sich vermutlich auf die Eigenschaften der ab Werk verbauten Übertrager zurückführen lässt. Für mehr „Sweetness“ wäre es tatsächlich ein Experiment wert, die Übertrager zu tauschen.

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