Golden Age Project Pre-73 Premier Test

Praxis

Klassischer Neve-Sound mit dosierbarem Drive!

Schon bei Standardbetrieb lassen sich die Klangeigenschaften des GAP Pre-73 Premier recht eindeutig erkennen. Die passenden Adjektive wären vielfältig: dick, weich, groß, warm, gewichtig und mit einer edlen Patina in den Höhen – der Preamp klingt in der Tat sehr nach dem, was man allgemein mit dem klassischen Neve-Sound assoziiert. Die klangliche Flexibilität, die über die Kombination aus Output-Pad und Trim-Poti entsteht, öffnet allerdings noch einmal eine ganz andere Dimension, und das dürfte so manches leidenschaftliche Tontechnikerherz höher schlagen lassen!

Der GAP Pre-73 Premier wurde für die Testaufnahmen mit einem Universal Audio Apollo Twin verbunden.
Der GAP Pre-73 Premier wurde für die Testaufnahmen mit einem Universal Audio Apollo Twin verbunden.

Schon alleine der Einsatz des Output-Pads sorgt bei entsprechender Erhöhung des Gains für ein deutlich angereichertes Klangbild. Zudem stellt sich eine leichte Kompression ein, die sich zwar auch bei einer Gesangsaufnahme mit dem Lewitt LCT 540 S Großmembraner bemerkbar macht, noch klarer aber bei einem Mono-Drumroom zu spüren ist, der mit dem Bändchenmikro Audio Technica AT4080 aufgenommen wurde. Wenn noch kräftigere Sättigung erwünscht ist, dann hilft ein weiterer Griff zum Trim-Poti. Auf diesem Weg lassen sich dem Pre-73 Premier Ergebnisse entlocken, die bereits in Richtung Effektbearbeitung gehen und natürlich nicht immer sinnvoll sein müssen. Gerade bei der Schlagzeugaufnahme empfinde ich die Möglichkeit, den Ausgangsübertrager noch heißer anzufahren, aber als ausgesprochen reizvoll! Auch wenn es hier wie immer eine natürliche Grenze gibt, ab der es zu viel des Guten wird, geht der Preamp doch verhältnismäßig sanftmütig und musikalisch mit Übersteuerungen um. Und natürlich kann man das Output-Pad auch deaktivieren und ausschließlich mit dem Trim-Poti arbeiten, um subtilere Anpassungen vorzunehmen.

Audio Samples
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Vocals Vocals, Pad aktiv Vocals, Pad aktiv, mehr Drive Vocals, UA Apollo, flat Vocals, UA Apollo, 1073 Plug-In Drumroom Drumroom, Pad aktiv Drumroom, Pad aktiv, mehr Drive Drumroom, Pad aktiv, noch mehr Drive Drumroom, UA Apollo, flat Drumroom, UA Apollo, 1073 Plug-In Drumroom, UA Apollo, 1073 Plug-In, mehr Drive Drumroom, UA Apollo, 1073 Plug-In, noch mehr Drive

Interessant ist der Vergleich mit der von Universal Audio angebotenen Plugin-Version des Neve 1073, die über die Unison-Technologie mit den Vorverstärkern der hauseigenen Apollo-Audio-Interfaces kommuniziert. Diese Hybridvariante aus Hardware und Software zeigte sich im Test wesentlich transparenter und liegt sowohl beim Gesang als auch beim Schlagzeug näher am neutralen Klang des Apollo ohne zusätzliches Plugin als am charaktervollen Sound des Pre-73 Premier. Auch wenn sich im Zusammenspiel mit dem Drumroom bei höherem Drive durchaus vergleichbare Effekte erreichen ließen, geht diese Runde meiner Meinung nach eindeutig an die Hardware von GAP.

Klangformung des GAP Pre-73 Premier

Der interne Air-EQ ist trotz seiner rudimentären Ausführung durchaus praktikabel. Wenn man einem Signal schon während der Aufnahme mit dem breiten Pinsel etwas mehr von den schönen Neve-Höhen verpassen will, dann reichen die beiden hier gegebenen Optionen, um 3 oder 6 dB zu boosten, meiner Meinung nach vollkommen aus. Nicht zu vergessen ist zudem, dass ein exakter Recall der Einstellungen durch die wenigen gegebenen Optionen recht unkompliziert ist.

Audio Samples
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Vocals, HPF @ 80 Hz, Air-EQ +3 dB Vocals, HPF @ 80 Hz, Air-EQ +6 dB Drumroom, HPF @ 80 Hz Drumroom, HPF @ 200 Hz Drumroom, Air-EQ +3 dB Drumroom, Air-EQ +6 dB

Allgemein kann man sagen, dass der Air-EQ seinem Namen alle Ehre macht. Er verleiht den aufgenommenen Signalen einen luftigen Überbau und wirkt dabei recht weit bis in die Mitten hinunter, ohne potenziell scharfe Signalanteile überdeutlich herauszukehren. Meiner Meinung nach handelt es sich hier definitiv um mehr als nur ein nettes Extra.

Low-Z-Modus: weitere Schattierung auf der Palette des GAP Pre-73 Premier

Dass eine Veränderung der Eingangsimpedanz an einem Preamp je nach verwendetem Mikrofon ganz unterschiedliche Effekte haben kann, die teils schwer voraussehbar sind, ist allgemein bekannt – und dies ließ sich beim Test mit dem Lewitt LCT 540 S und dem Audio Technica AT4080 erneut bestätigen. Es ist ein wenig so, als würde der Klang der Mikrofone durch eine willkürlich arbeitende Frequenzmangel gedreht und das kann in manchen Situationen sicherlich zu tollen Ergebnissen führen. Als einzige Gemeinsamkeit in der Reaktion der beiden Mikros ließ sich ein erhöhter Pegel feststellen, der für die Vergleiche aber im Nachhinein wieder ausgeglichen wurde.

Audio Samples
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Vocals Vocals, Low-Z Drumroom Drumroom, LowZ

Der Pre-73 Premier im DI-Modus

Um die DI-Funktion des Pre-73 Premier zu testen, wurde ein Fender Rhodes direkt mit der frontseitigen Eingangsbuchse verbunden. Und auch in diesem Fall erwiesen sich die Möglichkeiten zur Klangformung als hilfreich. Bemerkenswert ist, dass der Air-EQ mit seiner schon jenseits des Hörbaren liegenden Center-Frequenz von 30 kHz auch bei einem so mittenlastigen Instrument, das zudem in einer tieferen Range bedient wurde, noch eine klare Wirkung zeigt. Die Filterkurve ist also in der Tat sehr breit angelegt, und das ist für den Einsatz beim Recording eine feine Sache.

Audio Samples
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Rhodes (DI) Rhodes (DI), Pad aktiv Rhodes (DI), Pad aktiv, mehr Drive Rhodes (DI), Pad aktiv, HPF @ 200 Hz, Air-EQ +6 dB
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