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Glockenklang Blue Sky Test

Das Glockenklang Blue Sky Bass-Topteil im bonedo Test  –  Meine erste Begegnung mit Glockenklang war 1988. Sie war beeindruckend und nachhaltig. Beeindruckend, weil ich Udo Klempt-Gießing, dem geistigen Vater und Schöpfer der Marke damals in seiner Hightech-Schmiede in einem idyllischen Dorf in Nordrhein-Westfalen einen Besuch abstattete, den ich nie vergessen werde. Seine Werkstatt befand sich noch auf einem Bauernhof, und als wir in dem Raum der Schöpfungen standen und seine hochwertigen Produkte begutachteten, schwang die Tür auf und ein Schaf betrat die Szene, das, wie ich erfuhr, auf den Namen Daisy hörte. Für mich war es ein Symbol der Bodenständigkeit und Erdverbundenheit, die bis heute einen wichtigen Teil der Glockenklang-Philosophie ausmacht, auch wenn sich dieser Tage nur noch selten Schafe in der Produktion blicken lassen.

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So viel zum Thema „beeindruckend“. Nachhaltig war diese Begegnung insbesondere deshalb, weil ich mir einen Prototyp der legendären Bugatti-Vorstufe für meine damals wachsenden Studiotätigkeiten zulegte – und sie bis zum heutigen Tag verwende, also seit fast 26 Jahren. Vor Kurzem brachte Glockenklang ein Bass-Topteil auf den Markt, dass wieder einmal seinesgleichen suchen soll. 700 Watt stark, fünf Kilo leicht, mit Class-A Eingangsstufe und altbekannter Klanggüte à la Bugatti. Ich bin außerordentlich gespannt.

Details

Der Glockenklang Blue Sky Verstärker stellt eine leistungsstärkere Alternative zum Blue Soul Topteil dar, mit leicht modifizierter Klangregelung. Optisch ist die Aufteilung des Blue Sky Frontpaneels nahezu identisch mit der des Blue Soul. Farblich hebt es sich jedoch deutlich durch seine graue Frontplatte ab, die mit dezenten blauen Markierungsstreifen gekennzeichnet und sehr aufgeräumt und übersichtlich in sechs Bereiche unterteilt ist:

1)  Eingangsstufe: Sie ist mit zwei 6,3 mm Klinkenbuchsen für den Anschluss von zwei Bässen vorgesehen, von denen jeweils einer mittels A/B-Wahltaster auf den Eingangskanal geschaltet werden kann. Der Pegel für Kanal A wird per Gainregler angepasst, eine Overdrive-LED hilft bei der Justierung. Wird Kanal B ebenfalls belegt, sollte an diesem der Bass mit dem höheren Ausgangspegel angeschlossen werden, im Allgemeinen also ein aktives Instrument. Mittels eines Trimm-Eingangsreglers lässt sich der Pegel des lauteren Basses bis zu -20dB absenken und so an den leiseren Bass angleichen.
2)  Tuner Out: Eine 6,3 mm Klinkenbuchse wartet hier auf den Anschluss eines Stimmgerätes. Der dazugehörige Taster schaltet den Eingang stumm, sodass geräuschlos gestimmt werden kann. Das Aktivieren des Tuner Out bzw. das dadurch erfolgte Stummschalten des Eingangs wird durch eine rote LED angezeigt. Diese Funktion kann auch optional per Fußschalter erfolgen.
3)  EQ: Die Klangregelung besteht aus den vier Frequenz-Regelbereichen Bass (60Hz), Low (130Hz), Mid & Mid kHz (200Hz bis 4kHz/semiparametrisch), Treble (8kHz).
4)  Effect/MP3: Diese Sektion kontrolliert den parallelen Effektweg, dessen Anschlüsse auf der Rückseite liegen. Neben dem On/Off-Schalter, dessen Funktion auch ein Fußschalter übernehmen kann, bestimmt der Effect-Gainregler den Eingangspegel des ankommenden Effektes, während der Effect/MP3-Regler den Effektanteil stufenlos zum Originalsignal hinzumischt, und zwar von 0 bis 100%. Der Effektweg kann dementsprechend auch in Reihe zum Originalsignal geregelt werden. Zudem ergibt sich die Möglichkeit, an die Effect Return-Buchse einen Audioplayer, ein Metronom oder Ähnliches anzuschließen, die Einstellung der Lautstärke erfolgt in diesem Fall über die Potis der Effektloop-Sektion.
5)  Volume: Hier befindet sich der Master-Lautstärkeregler
6)  Netzschalter: Diese Funktion kommt ohne nähere Erklärung aus,  allerdings sind oberhalb des Netzschalters drei LEDs aufgereiht, die folgende Parameter anzeigen:
a)   On – leuchtet blau, wenn das Gerät eingeschaltet ist.
b)  Protect – leuchtet rot, wenn die Schutzschaltung der Endstufe aktiv ist und die Lautsprecher abgeschaltet wurden.
c)   Peak – leuchtet auf, wenn die Endstufe voll ausgesteuert wird und Übersteuerungs-Verzerrungen auftreten könnten (Clipping).

Fotostrecke: 5 Bilder Das Blue Sky Top stellt eine leistungsstärkere Alternative zum Blue Soul dar

Rückseite

An die Euronetzbuchse, die mit Sicherung und zusätzlicher Ersatzsicherung ausgestattet ist, wird das mitgelieferte High-End-Netzkabel angeschlossen, dessen Verwendung vom Hersteller empfohlen wird, um das Optimum aus dem Verstärker herauszuholen. Zwei Speakon-Lautsprecheranschlüsse sorgen für die Verbindung zur Lautsprecherbox bzw. den Boxen. Es werden zwei unterschiedliche Endstufenvarianten der Blue Sky angeboten: 4 Ohm oder 2,7 Ohm. Während die 4 Ohm Variante für die optimale Anpassung einer 4 Ohm- oder zweier 8 Ohm-Boxen ausgelegt ist, lassen sich an die 2,7 Ohm Version bis zu drei 8 Ohm-Boxen oder auch eine 4 Ohm zusammen mit einer 8 Ohm-Box gleichzeitig anschließen. Man sollte sich also idealerweise vor dem Kauf darüber klar sein, welche Version den eigenen Anforderungen am ehesten entspricht. Ein 6,3mm Kopfhöreranschluss ermöglicht das Abhören des Vorstufensignales ohne Endstufe. Hierfür müssen die Boxenkabel abgezogen werden. Eine Schutzschaltung sorgt dafür, dass dies problemlos möglich ist und die Endstufe keinen Schaden nimmt. Das Lautstärkepoti auf der Vorderseite bestimmt dann entsprechend den Pegel des Kopfhörersignals. Der elektronisch symmetrierte XLR DI-Ausgang leitet das Vorstufensignal an ein Mischpult, eine DAW oder sonstiges Equipment weiter, abgegriffen wird es vor oder hinter der Klangregelung/Effektloop(pre/post). Mittels einer kleinen Schraube an der Seite des DI-Ausgangs lässt sich die Lautstärke des DI-Signals zusätzlich anpassen. Auch der obligatorische Groundliftschalter zum Eliminieren von Brummschleifen findet sich bei unserem Testkandidaten. Eine 6,3mm Klinken Loop-Send-Buchse und eine 6,3mm Klinken Return-Buchse bilden die Einschleifsektion des Effektweges. Die Returnbuchse ist eine Stereobuchse, die mittels eines danebenliegenden Schalters mono oder stereo geschaltet werden kann. Stereobetrieb ergibt allerdings nur dann Sinn, wenn man den Blue Sky mit Kopfhörer betreibt, weil ansonsten der Verstärker für Monobetrieb ausgelegt ist. Zwei getrennte Klinkenanschlüsse für zwei Fußschalter komplettieren die Anschlussmöglichkeiten auf der Rückseite. Hier können, wie erwähnt, Fußschalter angeschlossen werden, um die Funktionen „Tuner/Mute“ und „Effectloop on/off“ fernzusteuern.
Ein relativ geräuscharmer Lüfter verrichtet seine Arbeit hinter einer großzügigen Gitteröffnung an der Rückseite, wobei der Glockenklang Blue Sky mit gerade einmal fünf Kilo deutlich in der Leichtgewichtsklasse zu Hause ist und trotzdem in Verarbeitung und Konstruktion grundsolide daherkommt. Zum Lieferumfang gehören vier solide Gummifüße und Rack-Einbaubleche, sollte man ihn festschrauben wollen. An zwei Front-Tragebügeln lässt sich das Topteil zwar heben, tragen kann man bequemer unter dem Arm.

Fotostrecke: 4 Bilder Auch die Rückseite besticht durch eine klare Struktur
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Praxis

Meine erste Erwartung nach Anschalten des Glockenklang Blue Sky erfüllt sich umgehend. Ich höre nämlich „nichts“. Der leicht verzögerte Einschaltvorgang selbst spielt sich genau so nebengeräuschfrei ab wie die weitere Performance. Wohltuende Stille! Das allerdings ändert sich schlagartig, sobald ein Bass angeschlossen und mittels Peak-LED schon einmal visuell eingepegelt wird. Beginnt man nun, ihn ganz dezent und noch ohne EQ in Betrieb zu nehmen, und dreht den Volume-Regler nach rechts, liefert er bereits ordentlich Leistung an die für den Test angeschlossene Ampeg 4×10“ BXT Box (ein verschollenes Modell aus Ampegs Victor Wooten Endorsement-Tagen). Die Leistung ist so satt, dass es schon ab der Hälfte des Regelweges in Richtung Körperverletzung geht – und das clean, ohne hörbare Verzerrungen.
Die verwendete Box neigt generell zu leicht überbetonten Mitten, zumindest bei der  Mikrofonabnahme. Im Raum selbst entfaltet sie sich breiter und angenehmer im Spektrum, als die Aufnahme vermuten ließe, hier veranschaulicht durch den Vergleich zwischen Speaker- und (pre-) DI-Signal:

Audio Samples
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1a Speaker 1b DI pre EQ 1c Both DI pre EQ

Das nächste Beispiel zeigt die Kraft der Klangregelung. Dass der Stegtonabnehmer des verwendeten Jazzbass hier über das trockene DI-Signal etwas mehr Druck hat, kommt dank der sehr effektiven Tiefmitten und der semiparametrischen Mittenreglung über die Box sehr gut zur Geltung. Überhaupt ist die Klangregelung in der Auslegung der Filterfrequenzen sehr musikalisch gewählt und ungeheuer effektiv. Sehr praktisch ist dabei, dass man den EQ auch ausschalten kann, was A/B-Vergleiche zum trockenen Direktsignal ermöglicht, sodass man immer den Überblick behält, was gerade mit dem Signal geschieht:

Audio Samples
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2a Bridge-PU DI 2b Bridge-PU Box

Was ebenfalls überzeugt, sind Dynamik und Impulsfestigkeit des Glockenklang Blue Sky. Egal ob man sehr leise spielt, attackreich slapt oder fette Doublestops/Akkorde in Szene setzt: der Amp überträgt alles klaglos und selbst bei großen Lautstärken hört man keinerlei Verzerrungen.

Um die Klanggüte zu unterstreichen, habe ich den folgenden Balladenbass mit 5-Saiter und sehr viel Bassanteil und wenig Höhen eingespielt. Dennoch wirkt nichts verwaschen, auch nicht im Bereich der tiefen H-Saite (low b-string):

Audio Samples
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3 Ballad Speaker

Einen sehr definierten, druckvollen und klaren Bass erreicht man mit ein und demselben Instrument und nur wenigen Eingriffen am EQ – das Ergebnis klingt vollkommen anders. Hier offenbart sich meiner Ansicht nach die ganze Stärke des Blue Sky. Er klingt warm, druckvoll und trotzdem kristallklar. Nicht so, wie man es oft bei Verstärkern dieser Gattung erlebt, dass sie ihren Charakter verlieren, wenn man sie dazu zwingt, hohe Leistung via Class-D Transistortechnik und Schaltnetzteil zu generieren:

Audio Samples
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4 Both Medium Rock

Glockenklang-Verstärker sind wegen ihrer hochwertigen Klangverarbeitung erfahrungsgemäß sehr beliebte Begleiter von Kontrabassisten. Es ist daher interessant, ob auch der Blue Sky eine mögliche Option für die Freunde des „Upright Bass“ darstellt. Urteilt selbst:

Audio Samples
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5 DI Upright

Zuletzt sei angemerkt, dass ich mich nicht getraut habe, meine Lautsprecher zu opfern und daher nicht an die Leistungsgrenze des Blue Sky ging. Der Headroom erscheint nahezu unerschöpflich, wobei ich keinen Zweifel hege, dass es Bühnensituation gibt, in denen auch diese Grenze locker erreicht werden kann. In diesem Fall sollte man aber auch daran denken, Boxen zu verwenden, die das Maß an Leistung und Impulskraft wirklich vertragen und nicht schon bei 400 Watt Dauerfeuer zu brennen beginnen.

Glockenklangs Blue Sky ist ein Meister der Effektivität
Glockenklangs Blue Sky ist ein Meister der Effektivität
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Fazit

Der Glockenklang Blue Sky ist ein König in der Leichtgewichtklasse der Bassverstärker-Topteile. Mit seinen lediglich fünf Kilo liefert er an korrekt angepassten Boxen echte und gefühlte 700 Watt Leistung, abenteuerliche Jonglage mit Wattzahlen außer acht gelassen: Hier wird gehalten, was auf der Verpackung steht. Er klingt aber nicht nur laut, sondern er bewahrt auch Charakter. Darüber hinaus ist es die klare Strukturierung und effektive Auslegung der Klangregelung, die überzeugt. Es tut sich dort etwas, wo sich etwas tun soll und sonst nirgendwo. Der EQ zeigt keine unförmigen Artefakte, keine Frequenzüberlappungen, die sich gegenseitig nachteilig beeinflussen. Verwirrungen sind absolut ausgeschlossen. Mit wenigen Handgriffen am EQ erreicht man schnell nahezu jedes Ziel, vollkommen intuitiv. Dazu dient die Möglichkeit, den EQ abschalten zu können, sehr hilfreichen A/B-Vergleichen zwischen dem trockenen und modifizierten Signal. Ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage: Eine nicht billige, aber lohnende Anschaffung für Jahrzehnte.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Top Verarbeitung
  • klares, übersichtliches Design, Class-A Eingangsstufe
  • sehr hohe Klanggüte, auch via DI
  • zwei Eingänge, Eingangspegel von Kanal B auf Kanal A abstimmbar
  • sehr hohe Leistung bei geringem Gewicht
  • Rackeinbausatz inklusive
  • paralleler Effektweg, stufenlos von 0% bis 100% (seriell) regelbar
  • Mute- und Effectloop-Funktionen optional per Fußschalter abrufbar
  • Vorstufe problemlos ohne angeschlossene Boxen verwendbar, Endstufe mit Schutzschaltung
Contra
Artikelbild
Glockenklang Blue Sky Test
Für 1.438,00€ bei
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Facts
  • Transistorverstärker mit Schaltnetzteil und Class D Endstufe,
  • 19“ möglich, 2 Höheneinheiten
  • Eingänge:
  • 1 x Klinke A für Bässe mit normalem Pegel, 3 MΩ
  • 1 x Klinke B für Bässe mit erhöhtem Pegel, zusätzlich regelbare Vordämpfung, 4,7 MΩ
  • Klangregelung:
  • Bass ±15 dB @ 60 Hz
  • Low ±12 dB @ 130 Hz
  • Mid ±12 dB @ 550 Hz
  • Mid kHz @ 200 Hz – 4 kHz (semiparametrisch)
  • Treble ±15 dB @ 8 kHz
  • Ausgänge:
  • 1 x Tune Send Klinke
  • 1 x sym. DI-Out XLR, (Pin 1 Masse, Pin 2 Signal +, Pin 3 Signal -), regelbar
  • 2 x Lautsprecher Speakon (Pin 1+ und 2+ Signal +, Pin 1- und 2- Signalmasse)
  • 1 x Kopfhörer Stereo-Klinke
  • Effektweg:
  • 1 x paralleler Effektweg, post EQ, Intensität regelbar (0-100 %),
  • schaltbar (Front und Fußschalter), auch als MP3-Eingang nutzbar (Stereo-Eingang 6,3 mm Klinke)
  • Schalter:
  • 1 x Eingang A/B (schaltet zwischen den beiden Eingangsbuchsen um)
  • 1 x Tune (schaltet alle Ausgänge stumm, bis auf Tune Send)
  • 1 x EQ On
  • 1 x Effect On
  • 1 x Power On
  • 1 x Ground-Lift
  • 1 x DI pre/post EQ
  • 1 x Loop Return mono / MP3 in stereo
  • 1 x Fußschalterbuchse Tune
  • 1 x Fußschalterbuchse Effect On
  • Besonderheiten:
  • Class A Eingangsstufe
  • LED Overdrive Anzeige für Vorstufe
  • LED Peak Anzeige für Endstufe
  • LED Anzeigen für alle Schaltfunktionen
  • Eingebaute A/B Box mit getrenntem Anpassungsregler für Eingang B
  • DI-Out regelbar
  • Leistung: 700 Watt / 4Ω, 350 Watt / 8Ω oder 700 Watt / 2,7 Ω, 475 Watt / 4 Ω, 240 Watt / 8 Ω
  • Frequenzgang: 20 Hz bis 20 kHz -1dB
  • Stromversorgung: 200-260 V Wechselstrom, (Sicherung 5 A/T) oder 90-130 V Wechselstrom (Sicherung 8 A/T)
  • Abmessungen (B x H x T): 320 x 88 x 260 mm
  • Gewicht: 5 kg
  • Preis: 1.589,00 Euro (UVP)
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