Anzeige

Gibson Les Paul LPJ Test

Die Gibson Les Paul LPJ im bonedo-Test – Sie ist die Königin unter den Humbuckergitarren und es gibt sie in jeder erdenklichen Ausführung – aber sie bleibt immer eine Les Paul, ganz gleich, ob es sich um ein edles und teueres Signature Modell handelt oder ob sie dem vielversprechenden Nachwuchs als preiswerte, solide Basis dienen soll. Unsere Testkandidatin gehört zwar heute eher zur letzteren Kategorie, hat aber durchaus Einiges zu bieten.

Gibson_LesPaul_LPJ_006FIN Bild


Die LPJ aus dem Hause Gibson ist eine auf das Wesentliche eingedampfte Les Paul für einen mehr als attraktiven Preis. Und das, obwohl sie sogar in denUSA gefertigt wird.

Details

Das Gegenteil zu Klavierlack

Nachdem ich die Gitarre aus ihrem Gigbag geschält habe, ist es das Finish, das meine Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Das sieht recht rudimentär aus, was der Paula aber eine eigene Note gibt. Hier wurde Nitro aufgetragen, und das scheint recht ungleichmäßig und vor allem extrem dünn geschehen zu sein, sodass die Maserung des Holzes sehr deutlich zu spüren ist. Aber das ist durchaus gewollt und lässt eine holzige Griffigkeit entstehen, die mir gut gefällt. Sie steht auf jeden Fall im krassen Gegensatz zu den Hochglanzdecken aus raren Edelhölzern, die sich mit diversen AAA‘s schmücken dürfen. Sehr erfrischend! Selbst ein Binding sucht man hier vergebens. Als Korpusmaterial kommt natürlich Mahagoni zum Einsatz, in diesem Fall zwei Hälften, auf die wiederum eine gewölbte zweiteilige Ahorndecke aufgeleimt ist. Der Korpus wurde „weight reliefed“, also durch Bohrungen an genau bestimmten Positionen in seinem Gewicht verringert.

Fotostrecke: 3 Bilder Raues Finish: Gibson LPJ

Gurtpins direkt ins Holz

An Hardware zeigt die LPJ Altbekanntes. Als Pickups kommen ein 490R mit Alinco II Magneten am Hals und am Steg ein 498T mit Alnico V zum Einsatz, die man von den wesentlich teureren Paulas kennt und die man auch als auf modern getrimmte PAFs bezeichnen könnte. Allerdings hat Gibson ihnen schwarze Kappen verpasst, was aber nur kosmetische Gründe hat. Vier schwarze Speedknobs regeln Ton und Lautstärke und ein ebenfalls in Schwarz gehaltener Dreiwegschalter findet sich an gewohnter Stelle. Die vernickelte Tune-o-matic Bridge mit Stop Tailpiece darf natürlich auch nicht fehlen. Die beiden schwarzen Gurtpins sind ohne Unterlage direkt ins Holz geschraubt – meiner Meinung nach spart man dabei an der falschen Stelle. Das kann man natürlich selbst schnell nachbessern, ist aber ziemlich unnötig. Auf der Rückseite befinden sich zwei Ausfräsungen für die Elektrik, auch diese mit schwarzen Plastikabdeckungen.

Fotostrecke: 8 Bilder Tune-o-Matic Bridge an der Paula

Hals und Kopfplatte ohne Fehl und Tadel

Der Ahornhals ist mit dem Korpus verleimt und besitzt ein Palisandergriffbrett. Diese Arbeiten sind tadellos verrichtet, es finden sich keinerlei Leimreste oder Unsauberkeiten. Auch die Halsrückseite ist übrigens mit derselben Farbe wie der Korpus versehen. Trapez-Inlays aus Perloid zeigen auf dem Griffbrett den Weg, begleitet durch weiße Punkte an der Halskante – auch diese Arbeiten sind tadellos ausgeführt. 22 Medium Jumbo-Bünde besetzen auf einer Mensur von 628 mm ihren angestammten Platz, allesamt sauber abgerichtet und entgratet. Als Sattel hat Gibson Corian verwendet, einen sehr stabilen Verbundwerkstoff, der sich wie Knochen be- und verarbeiten lässt. Die angewinkelte Kopfplatte beherbergt sechs Kluson Deluxe Mechaniken, die mit einer Übersetzung von 16:1 ihr Werk verrichten. Die Stimmflügel sind auch hier, passend zum Rest der Hardware, schwarz gehalten. Ein goldenes Gibson-Logo verziert die ansonsten matt schwarz lackierte Kopfplatte und eine Plastikabdeckung mit den Initialen LPJ verschließt den Zugang zum Hals-Einstellstab.

Fotostrecke: 5 Bilder Paulas Hals mit Trapez-Inlay

“What´s the difference?”

Und wo ist nun der Unterschied zu einer Studio, wird der Kenner fragen? Die besteht ja im Grunde aus denselben Komponenten. Das stimmt fast- aber auch nur fast. Zum einen besitzt eine Studio generell einen Mahagonihals und ist schlicht und ergreifend zusätzlich mit Klarlack versehen, womit sie sich optisch tendenziell mehr an ihre großen Schwestern orientiert.

Anzeige

Praxis

Trocken angespielt, tönt die LPJ laut und stimmig. Sie ist recht perkussiv und klingt im wahrsten Sinne des Wortes holzig. Das ganze Instrument ist sehr schwingungsfreudig, was sicherlich auch an der Lackierung liegt. Das Test-Setup besteht aus einem Marshall JVM 410 und einer 2×12“ Box mit Celestion G12 aus gleichem Hause. Abgenommen wird sie mit einem SM 57 in Verbindung mit einem Neve Preamp.
Los geht es natürlich clean, wobei ich in jedem Durchgang die Position des Dreiwegschalters beginnend mit dem Hals-PU in Richtung Steghumbucker verändere.

Audio Samples
0:00
Clean – Hals, Mitte, Steg

Am Hals klingt es erwartungsgemäß warm, aber nicht mulmig. Durch den Ahornhals addieren sich angenehme Höhen, die ich bei Les Pauls oft vermisse. In der Mittelposition liefert sie einen schönen, klaren Sound, der sich deutlich von den beiden anderen Positionen absetzt. Der Steghumbucker geht naturgemäß kompakter zur Sache und klingt fast schon komprimiert. Alle drei Positionen sind in der Lautstärke gut aufeinander abgestimmt und bieten eine breite Auswahl an Klängen.
Jetzt das Ganze noch einmal, jedoch gestrummt.

Audio Samples
0:00
Clean Strumming – Hals, Mitte, Steg

Dem Obengenannten ist nichts weiter hinzuzufügen. Ich schalte jetzt in die Mittelposition.

Audio Samples
0:00
Clean – Mittelstellung

Vielleicht wissen manche es nicht, aber mit einer Les Paul lässt sich auch wunderbar funken! Sie klingt einfacher dicker als die Konkurrenz mit dem F und gibt den Riffs mehr Punch.
Der Amp befindet sich jetzt im Crunch Mode und die Paula in der Stegposition.

Audio Samples
0:00
Crunch – Steg

Ich hatte schon eine Menge Les Pauls in der Hand und am Amp, die mit dieser Einstellung schlicht und ergreifend zu fett sind und anfangen zu mulmen. Ich bin sicher, hätte sie keinen Ahornhals, wäre es bei dieser Gitarre ähnlich. Zum Glück ist dies nicht der Fall und sie löst in den Mittenfrequenzen detaillierter auf. Obwohl der Bass präsent ist, gewinnt er nicht die Oberhand.

Audio Samples
0:00
Mehr Gain – Steg

Hier habe ich den Zerrgehalt erhöht und die Les Paul produziert absolut amtliche Rocksounds. Wie gesagt, wie haben es hier mit einer Gitarre für weniger als 700 Euro zu tun und ich finde, sie macht ihre Sache wirklich sehr gut. Je mehr Gain im Spiel ist, desto mehr Probleme tauchen auch bei der Definition einzelner Töne oder auch Akkorde auf. Es würde mich nicht überraschen, wenn die LPJ mit häufigem Spielen noch etwas ausgewogener wird. Die Basis dafür ist jedenfalls vorhanden.
Auch für die Freunde der hart rockenden Zunft bietet die Les Paul einiges.

Audio Samples
0:00
Noch mehr Gain – Steg

Das ist ihre Welt, in der fühlt sie sich wohl! Die Pickups sind nicht besonders heiß gewickelt, eine Tatsache, die ihr spätestens jetzt zugutekommt. Jeder Anschlag schmatzt wunderbar und die Gitarre liefert ohne viel Schrauberei am Amp einen authentischen Heavy-Sound.
Abschließend noch ein High Gain Solo:

Audio Samples
0:00
High Gain – Solo

In der High Gain Abteilung fühlt sich die LPJ hörbar pudelwohl und zeigt Zähne. Das meine ich durchaus positiv, denn sie hat mit mumpfigen Paulas nicht besonders viel gemeinsam. Die Töne sind klar definiert und setzen sich im Bandgefüge deutlich ab. Spätestens hier zeigt sich die gelungene Wahl der Hölzer und die sparsame Lackierung trägt ihren Teil bei.

Gibson_LesPaul_LPJ_048FIN-1079214 Bild
Anzeige

Fazit

Wem eine originale Les Paul zu teuer und eine Studio zu bieder ist, der sollte durchaus einen Blick auf die LPJ werfen. Diese kommt mit den allernötigsten Zutaten, gepaart mit einer fast schon rudimentären Lackierung, aber Made in USA. Zudem besitzt sie einen Ahornhals, der ihren Sound deutlich mitprägt. Die Verarbeitung ist top, ebenso die Bespielbarkeit. Am Wichtigsten jedoch ist der Sound- und der ist in jedem Fall amtlich! Insgesamt eine sehr interessante und gelungene Les Paul zu einem sehr vernünftigen Preis.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound
  • Verarbeitung
  • Bespielbarkeit
Contra
  • Gurtpins ohne Schutz direkt verschraubt
Artikelbild
Gibson Les Paul LPJ Test
Für 649,00€ bei
Gibson_LesPaul_LPJ_043FIN-1079217 Bild
Technische Daten
  • Hersteller: Gibson
  • Herstellungsland: USA
  • Body: Mahagoni mit Ahorndecke
  • Hals: Ahorn mit Palisandergriffbrett
  • Halsform: 50s Round Neck Profil
  • Bünde: 22 Medium Jumbo Bünde
  • Mensur: 628 mm
  • Farbe: Rubbed Vintage Burst, Nitrolack
  • Pickups: 490R (Hals) Alnico II, 498T (Steg) Alnico V
  • Hardware: vernickelte Tun-o-Matic Bridge mit Stop Tailpiece, schwarze Speed Knobs
  • Besonderheiten: Gigbag
  • Preis: € 699,- (UVP)
Hot or Not
?
Gibson_LesPaul_LPJ_004FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von redrocker

redrocker sagt:

#1 - 09.03.2013 um 03:34 Uhr

0

Hab mir die LPJ gekauft. Ist wirklich ein tolles Teil. Super Sound, super Optik (kommt im Original um vieles besser als auf den Bildern)und das alles zu einem Mega-Preis.
Wer hier nicht zuschlägt, ist selber schuld !!!
Also los zum Händler und antesten...

Profilbild von Daniel

Daniel sagt:

#2 - 16.03.2013 um 19:47 Uhr

0

Hallo. Es sind 490R und 498T Humbucker verbaut. (Nicht 490R und 490T)

Profilbild von Bobo

Bobo sagt:

#3 - 04.05.2013 um 00:42 Uhr

0

Hi,
absolut tolle Gitarre. Jeder, der für vernünftiges Geld eine super Gitarre haben will, sollte die LPJ anspielen.
Ich mag den Sound, absolut Les Paul-like und die schwarze Hardware. Einfach geil !!!

Profilbild von Hans

Hans sagt:

#4 - 14.08.2014 um 19:38 Uhr

0

Habe die LPJ 2014 gekauft und bin begeistert.
Preis geil, Spiel auf Gitarre super, Solo sowie
Griffe, und mit Bugera 120 Watt Verstärker sowie den verschiedenen Sounds für den Nachbarn eine kostenlose Unterhaltung.

Profilbild von Sami Hayek sen.

Sami Hayek sen. sagt:

#5 - 04.10.2018 um 09:50 Uhr

0

Ich besitze die SGj des gleichen Jahrganges, welche ich gebraucht für 399 Euro erstanden habe. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist überragend!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Fender American Professional Classic Telecaster | Classic Sounds with Modern Feel | Sound Demo
  • Country Rock Riffing with the American Professional Classic Telecaster!
  • Epiphone IGC Hummingbird Deluxe EC | NOT a Reissue! | Sound Demo