Equator Q10 und Q8 Test

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“Hä? Subwoofer?” Nein, auch wenn das vielleicht zunächst beim Anblick der Kuben nahe liegt. Trotz der Membran, die fast die ganze Front in Anspruch nimmt, der beiden unübersehbaren Reflexöffnungen und der in vielen Subwoofern zu findenden Displays handelt es sich um Fullrange-Boxen mit zwei Wegen.

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Thematisch bei Adam und Eva zu beginnen, ist im Rahmen eines Testberichts natürlich nicht möglich, allerdings sollte das Prinzip von Koaxial-Lautsprechern kurz erläutert werden: Ein Nachteil von Zwei- und Dreiwege-Systemen gegenüber Breitbandtreibern ist, dass die Treiber räumlich voneinander getrennt sind. Zudem ist die Filterung des Frequenzgangs der einzelnen Treiber bei Zwei- oder Dreiwege-Systemen auch nicht ganz unproblematisch – schließlich ist ja jeder Weg einer bestimmten Bandbreite zugeordnet. Bei fast allen Boxen wird der Schall für die tiefen Frequenzen an einem anderen Ort generiert als der Schall für Mitten und Höhen. Bedenkt man, dass die Filterung niemals unendlich steil sein kann (und sollte!), bedeutet das, dass zumindest ein gewisser Frequenzbereich von zwei Systemen ausgegeben werden muss, damit es keine Löcher im Frequenzgang gibt. Dass sich dadurch Phasenprobleme ergeben, liegt auf der Hand. Ein Koaxialsystem, bei dem die Treiber hintereinander auf einer Achse liegen, kommt dem Ideal einer punktförmigen Schallquelle also recht nah – das ist vor allem für die räumliche Abbildung klasse! Die Nachteile folgen leider auf dem Fuße, denn meist liegt der kleinere Hochmitteltöner mittig über dem Bass, was zu unerwünschten Beugungseffekten, Reflexionen und nicht zuletzt schlichter Anregung des Basstreibers auf die zarte Membran der mittigen Chassis führen kann. Nun ist das Koax-Prinzip beileibe nicht neu, im Tonstudiobereich sind vor allem Tannoy und ME Geithain zu nennen, selbst die Finnen von Genelec bieten neuerdings derartige Bauweisen an. Soweit der kurze Theorie-Exkurs – weiter geht´s mit unseren konkreten Testkandidaten.

“Namensgebend” ist wie so oft auch bei der Equator Q-Serie der Durchmesser des größten Treibers in Zoll, dementsprechend verfügt der Q8 über einen acht, der Q10 über einen zehn Zoll durchmessenden Basstreiber.

Als unübersehbares Merkmal ragt aus der Mitte des Basstreibers ein großes Horn aus dem Gehäuse der Q-Lautsprecher, welches vor allem oberhalb der Trennfrequenz von 1,8 kHz beim Q8 und 2 kHz beim Q10 arbeitet. Ein derartiges System ist in der heutigen Zeit verhältnismäßig unüblich, gelten Treiber mit Kompressionskammern doch zumindest im Studio-Monitoring als überholt. Andererseits fallen mir direkt die alten Lautsprecher 811 und 813 des primär für Regelverstärker bekannten Herstellers Urei ein, die ebenfalls im Koaxialprinzip ein Horn verbaut haben – und das klang klasse! Bei beiden Equator bewegen 1”-Titantreiber die vor ihnen liegende Luft, beim Q10 ist lediglich das Horn selbst etwas größer.

Fotostrecke: 3 Bilder Das koaxiale Horn des Q8…

Im Innern der beiden Pärchen scheinen die gleichen Amps ihre Arbeit zu verrichten, zumindest sind sie sowohl bei der Q8 als auch der Q10 mit je 200 Watt (400 W Peak) für jeden Treiber angegeben. 88 und 89 dB Wirkungsgrad (1W/1m) und 110/112 dB(SPL) Maximum liegen im Rahmen des üblichen. Die untere Grenzfrequenz wird für den Q8 mit 38 Hz, für den Q10 mit 32 Hz angegeben. Das ist nur auf den ersten Blick erstaunlich: Die Angabe gilt nämlich für den -6dB-Punkt, -3 dB liegen dementsprechend darüber. Alle Treiber sind separat mit Sicherungen gegen Clipping geschützt, so dass der Anblick aufsteigenden Rauchs bei durchgebrannten Spulen wohl nicht zu erwarten ist. Weitere Sicherungen verrichten bei Überhitzung, Kurzschluss und Unterspannung ihren Job. Die magnetisch abgeschirmten Gehäuse sind aus viereinhalb Zentimeter dickem MDF gefertigt. Dies schlägt sich vor allem im Gewicht nieder, denn eine einzige Q10-Box bringt stolze 24 kg auf die Waage (Q8: 15 kg)!

Zwischen den beiden Bassreflexöffnungen liegt ein Display, welches bei Bedarf unter anderem den Pegel und die Gain-Reduction eines etwaigen Limitings anzeigt. Der Button “Display” kann der möglicherweise schnell nervenden Kirmes auf der Frontplatte ein Ende bereiten, so dass außer dem Blau der Power-LED nur noch akustische Emissionen den Weg zum Hörer finden.

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Die Rückseite der schwarzen Würfel ist entsprechend ihrer Ausstattung reichhaltig bestückt. Eine von außen zugängliche Sicherung findet man neben Netzanschluss und -schalter nicht, dafür aber Inputs in XLR- und Klinkenausführung. Per USB wird eine Box mit dem Rechner verbunden, die Boxen untereinander kommunizieren über ein CAT5-Kabel. Dies muss selbstredend nicht ständig der Fall sein, sondern nur, wenn die Software Parameter der Qs steuern soll. Per DIP-Schalter (“Mäuseklavier”) lassen sich die Positions-IDs für die Boxen auch in Surround-Setups vergeben. Weiterhin wird hier die Gruppenzugehörigkeit festgelegt, außerdem lässt sich hier die Room Correction umgehen.  

Will man von der Kalibrationsautomatik Gebrauch machen, ist zu den Boxen noch das “Q-Cal”-Set anzuschaffen, welches aus Messmikrofon und Software besteht. Es ist allerdings davon auszugehen, dass auch mit anderen geeigneten Mikrofonen gute Ergebnisse erzielt werden können, denn mit 366 Euro ist das Set in der schnieken Holzkiste nicht gerade ein Schnäppchen.

Das Rad neu erfunden hat die Firma von Ted Keffalo, der auch schon für Alesis und Event tätig war, nicht, doch der Name verspricht viel: Nur “Äquator” wird als Übersetzung des Firmennamens nicht ausreichen, ein bewusstes Wortspiel mit der Silbe “Equi-” für Gleichheit und Ausgewogenheit und “-ator” im Sinne von “Terminator” liegt also auf der Hand. Also: Kurz am Gläschen äquatorerfahrenen “Linie Aquavit” genippt und dann mit den großen Gleichmachern im Studio eingeschlossen…

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