Yamaha FM Essential App und MX61 v2 Test

In der Yamaha MX Synthesizern lebt die bewährte Motif-Klangerzeugung zum günstigen Preis weiter. Mittlerweile gibt es die kleineren MX-Modelle mit 49 bzw. 61 Tasten in der Version v2, und gerade erst kam der MX88 als Variante mit Hammermechanik-Klaviatur hinzu. Die Motif-Topmodelle wurden hingegen inzwischen vom Montage ersetzt, der zeigt, dass die Kombination von gesampelten AWM2-Sounds und erweiterter FM-Synthese eine interessante Mischung ergibt. Mit der kostenlosen iOS-App „FM Essential“ bietet Yamaha auch den Besitzern der preiswerten MX v2 Synthesizer die Möglichkeit, das iPhone oder iPad zu einem FM-Klangerzeuger mit vier Operatoren zu machen, der direkt mit dem Keyboard verbunden und mit dessen Sounds kombiniert werden kann. Wir haben die FM Essential App zusammen mit einem MX61 v2 getestet.

Mit der App FM Essential bietet Yamaha einen FM Synthesizer für iPad und iPhone an. (Bild: zur Verfügung gestellt von Yamaha)
Die Yamaha FM Essential App präsentiert sich als kongenialer Begleiter zu den MX v2 Synthesizern.


Eines vorweg: FM Essential kann man auch nutzen, wenn man keinen MX v2 besitzt. Allerdings ist es nur MX v2-Benutzern möglich, das iPhone/iPad mit einem „Lightning auf USB Kamera Adapter“ direkt mit dem Synthesizer zu verbinden, wodurch sich die Sounds der App mit denen des MX kombinieren lassen und durch die Audio-Ausgänge des Keyboards geschickt werden. Es entsteht also quasi ein „kleiner Montage“, in dem wie beim großen Bruder die beiden Sound Engines AWM und FM gemischt werden. Wie gut das klappt und wie es dann klingt, zeigt dieser Test.

Details

Die neuen Yamaha MX v2 unterstützen „class compliant“ USB Audio und MIDI. Das ermöglicht „Plug&Play“-mäßiges Anschließen der iOS-Geräte ohne zusätzlichen Treiber. Ich war sehr angenehm überrascht, wie gut das funktioniert. Man benötigt lediglich ein normales USB-Kabel und den Apple Lightning auf USB Kamera Adapter, der für 35€ im Apple Store zu haben ist.
Die App steht kostenlos im App Store zum Download bereit. Im nicht-lizensierten Zustand bietet FM Essential nur 10 Presets, die sich zwar editieren, aber nicht abspeichern lassen. Verbindet man das iOS-Gerät erstmalig mit dem MX v2, so wird die App freigeschaltet und alle 270 Sounds und die volle Funktionalität stehen zur Verfügung. Die App kann danach auch ohne einen Yamaha MX v2 Synthesizer in vollem Umfang genutzt werden. Soeben hat Yamaha die Aktion „FM GO“ ins Leben gerufen und fordert interessierte Kunden auf, sich ihre eigene FM Essential App in einem Musikfachgeschäft durch den kurzzeitigen Anschluss des iOS-Devices an ein zertifiziertes Instrument kostenlos freischalten zu lassen.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Hauptfenster von Yamaha FM Essential in horizontaler Ausrichtung

Aufbau

Das Hauptfenster gibt einen Überblick über alle Funktionen der App. Die Sounds können mit einer kleinen Tastatur am unteren Bildschirmrand angespielt werden. Man kann auch umschalten auf eine Leiste mit Chord-Buttons, mit denen komplette Harmonien hörbar gemacht werden. Über ein kleines Zahnrad-Symbol gelangt man ins Setting-Menü für allgemeine Einstellungen. Mit den beiden Tasten FM und DRUM kann man zwischen den Menüs der FM-Synthese und dem Drumcomputer umschalten. In der iPad-Version werden beide Menüs gleichzeitig angezeigt, wenn das Display quer genutzt wird.
FM Essential bietet acht Voice-Bänke mit jeweils 64 Sounds. Neben der Preset Bank gibt es vier User-Bänke für eigene Soundkreationen und drei Bänke mit Sounds der bekanntesten 4-Operatoren-FM-Synths von Yamaha: DX100, TX81Z und V50. In der MX49/61 Combination-Bank findet man zusätzlich 15 Voices, die mit internen AWM-Klängen des Keyboards gelayert werden. Dazu wird beim Aufruf einer Voice ein Bulkdump zum MX v2 gesendet.
Die Benutzeroberfläche der App ist optisch an den DX7-Stil angelehnt. Alternativ kann sie farblich an die drei erhältlichen Farben der Yamaha MX v2 Serie angepasst werden: weiß, blau oder schwarz.

Fotostrecke: 2 Bilder Links: FM Essential enthält 8 Voice Banks mit je 64 FM Sounds. Rechts: Die Chord Buttons der FM Essential App

Ball Controller

Auffälligstes Element im Hauptfenster ist der sogenannte Ball Controller, der auch schon in anderen Yamaha Apps zum Einsatz kam. Es handelt sich um ein X/Y Control Pad, das man bedient, indem man mit dem Finger auf dem Display streicht. Dabei bewegt sich der Ball auf dem Bildschirm und beeinflusst verschiedene Parameter der Voice gleichzeitig. Für jedes Preset wurde eine individuelle Kombination aus Parametern und Werten vorprogrammiert, die in ein bestimmtes Verhältnis gesetzt wurden. Beim Einsatz des Ball Controllers entstehen dann teilweise überraschende Klangeffekte. Leider kann man diese Parameter-Zuweisungen nicht selbst vornehmen, sondern ist bei der Editierung von Presets auf die jeweils vorgegebenen Funktionen des Ball Controllers beschränkt. Allerdings kann man eine Position des Ball Controllers als eine von 16 „Scenes“ abspeichern und jederzeit durch Fingertipp aufrufen. Diese Scenes können temposynchron als 16-schrittige Sequenz abgespielt werden, wodurch sich sehr interessante rhythmische Klangveränderungen ergeben können. Dabei startet die Sequenz mit der gespielten Note auf dem Keyboard.

Für den Ball Controller lassen sich Scenes abspeichern.
Für den Ball Controller lassen sich Scenes abspeichern.

Fernsteuerung

Die Bewegungen des Ball Controllers können auch vom MX v2 aus gesteuert werden. Mit den Knobs C und D ist der Ball vertikal und horizontal fernsteuerbar. Auch der Filter der FM Voice lässt sich mit Knob A (Cutoff) und B (Resonance) am MX v2 beeinflussen. Schaltet man um, so können mit den vier Knobs noch andere Parameter gesteuert werden wie: Level der Operatoren, Gesamtvolumen, Panorama und die Intensität der Pitch- und Amplituden-Modulation. Mit den Tastern INC/YES und DEC/NO auf dem MX kann man die Voices in der App umschalten.
Im folgenden Video spiele ich einige der Preset-Sounds von FM Essential an und nutze die Möglichkeit der Beeinflussung einiger Parameter und des Ball Controllers durch die Drehregler am MX V2. Auch Drumloops können durch das Tippen auf entsprechende Flächen in der App angetriggert und gestoppt werden. Im Test stand ein Yamaha MX61 V2 BU zur Verfügung, also ein MX V2 mit 5 Oktaven-Tastatur in blau.

Edit und EFX/EQ

Im Edit Modus kann man die Voices detailliert bearbeiten und danach in einer User-Bank abspeichern. Es stehen acht verschiedene Algorithmen zur Verfügung um die vier Operatoren zu verschalten. Ein Operator kann je nach Algorithmus entweder als Carrier oder als Modulator dienen und verfügt über eine eigene regelbare Feedback-Schleife. Jedem Operator steht eine eigene Amplituden-Hüllkurve zur Verfügung. Ein LFO kann jeden Operator in Bezug auf Pitch und Amplitude in einstellbarer Intensität auch temposynchron beeinflussen. Mit dem PEG wird das Gesamt-Signal in der Tonhöhe moduliert. Ein resonanzfähiges Tiefpassfilter, Portamento und Einstellungen wie Transpose und Pitch Bend Range gehören auch zum Parameter-Satz. Schließlich gibt es eine EFX/EQ-Sektion mit zwei Effekten und einem 3-Band-Equalizer. Es stehen 15 Effekt-Typen zur Verfügung, darunter auch ein Rotary- und ein Distortion-Effekt. Das sind viele Möglichkeiten, aber der Editierung der Sounds sind dennoch Grenzen gesetzt. Wie bereits erwähnt ist es nicht möglich, die Parameter-Zuweisung des Ball Controllers selbst zu programmieren. Außerdem ist der Sysex-Bulkdump an den MX v2, der bei den 15 Combination Presets wichtig ist, nicht veränderbar.

Fotostrecke: 3 Bilder Die acht Algorithmen und vier Operatoren lassen sich detailliert editieren.

Praxis

Das Anschließen des iPhones oder iPads funktioniert tadellos. Sobald das Kabel eingesteckt ist, sind die Voices von FM Essential über die Tastatur des MX v2 spielbar und die Audio-Signale des FM Essential kommen über die Audio Outputs des Keyboards. Die Parameter der Voice lassen sich sowohl über den Touchscreen des iOS-Gerätes als auch mit dem MX v2 steuern. Ich finde diese Art der Einbindung eines Tablets oder Smartphones in ein Keyboard-Setup optimal. Kein zusätzliches MIDI- oder Audio-Interface ist nötig und kein unprofessionelles Miniklinkenkabel steckt im Kopfhörerausgang des iPads. Eine Latenz war in diesem Test kaum zu spüren. Ich benutzte ein iPad Air 2 und ein iPhone 6s mit iOS 9.2.

Dank dem bi-direktionalen Audio/MIDI-USB-Interface und Class Compliance ist es nicht nur möglich, den Klang des iOS-Devices über den MX v2 zu hören, es ist auch in umgekehrter Richtung möglich, den Sound des MX im iPad aufzunehmen. Installiert man das beim Yamaha MX v2 kostenlos lizensierte Steinberg Cubasis LE 2 auf dem iPad, so ist genau das möglich. Nutzt man Apples Garage Band, so kann man auch FM Essential über Inter-App-Audio auf eine Audio-Spur aufnehmen. Bei Cubasis LE muss man dafür auf die Vollversion updaten. Die Kombination iPad und MX v2 Synthesizer gefällt mir ausgezeichnet. Mit nur einem USB-Kabel bleibt man vollständig auf der digitalen Ebene und kann komplette Songs nur mit dem iPad – ohne Computer – erstellen. Der MX v2 dient dabei als Midi-Controller, hochwertige Klangquelle und Audio-Interface.

Fotostrecke: 3 Bilder Die DAW Cubasis LE 2 App ist bei den Yamaha MX v2 Synthesizern enthalten.

Der MX v2 arbeitet als reguläres Audio-Interface für das iPad, sodass auch andere Synth-Apps über den Audio-Ausgang des MX v2 gespielt werden können. Auch das Abspielen von Musik aus iTunes ist problemlos möglich. Das ist sehr praktisch zum Üben zu Hause oder zum Einfliegen von Backingtracks auf der Bühne! Es muss dabei allerdings erwähnt werden, dass der normale Apple Lightning USB Kamera Adapter den Nachteil hat, dass das iPad oder iPhone nicht mit Strom versorgt wird. Nimmt man den neueren Lightning auf USB 3 Kamera Adapter (45€ im Apple Store), so kann man das iOS Gerät während der Benutzung über den zusätzlichen Lightning-Anschluss am Adapter aufladen.
Hier nun ein weiteres Beispiel-Video für FM Essential, bei dem die Bedienung der App im Vordergrund steht. Ihr hört zunächst ein FM E-Piano und Bells; danach spiele ich einige Combination Sounds aus FM Essential und der AWM-Klangerzeugung des MX v2 an. Bei den Combinations zeige ich auch immer kurz den jeweiligen FM-Sound auf der App einzeln, um seinen Anteil am Gesamtsound zu verdeutlichen. Zum Schluss stelle ich den Arpeggiator der App und die Drumloops vor. Als etwas schwierig erweist sich das Starten der Drumloops synchron zum Arpeggiator der Voice. Das gelingt nicht immer und leider gibt es keine Funktion in der App, die für eine Synchronisierung sorgt. Hier wäre es schön, wenn Yamaha mit einem Update nachbessern würde.

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Fazit

Die Yamaha FM Essential App ist ein vollwertiger FM Synthesizer mit vier Operatoren und acht Algorithmen, die sich nahtlos mit den Synthesizern der Yamaha MX v2 Serie kombinieren lässt. Die USB-Verbindung überträgt MIDI und Audio, wodurch keine separaten Interfaces nötig sind. Zudem ist die App Inter-App-Audio-fähig. Mit nur einem Kabel zwischen iPad/iPhone und dem Yamaha MX v2 steht dem Keyboarder dadurch die immer größer werdende Welt der Synthesizer-Apps zur Verfügung. Mit GarageBand oder Cubasis können komplette Songs auch mit den Sounds des MX v2 und Apps wie FM Essential produziert werden – alles auf digitaler Ebene und ganz ohne Computer und sonstige Hardware. Die Kombination Yamaha MX V2 mit der App FM Essential ist sehr gut aufeinander abgestimmt. Der Sound des MX wird durch die FM-Klänge stark aufgewertet und lebendiger. Die Presets in FM Essential können weitgehend editiert und gespeichert werden, allerdings nicht bis ins kleinste Detail. Die Möglichkeiten der intuitiven Beeinflussung der FM-Klänge durch den Ball Controller, die Scenes und die Knobs des MX V2 sorgen für ein ausdruckstarkes Spiel und Inspiration. Toll, dass Yamaha die App mit der Initiative FM GO nun auch für alle, die keinen MX v2 besitzen, frei zugänglich macht!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr guter FM-Sound
  • Ball Controller und Scene Sequencer
  • Arpeggiator und Drum Loops
  • einzigartige Audio/MIDI-Verbindung mit dem Yamaha MX v2 Synthesizer
  • Inter-App-Audio-fähig
  • FM GO ermöglicht Freischaltung auch für Benutzer, die keinen MX v2 besitzen
  • kostenlos
Contra
  • Ball Controller nicht frei programmierbar
  • Startpunkt der Drum Loops nicht synchronisierbar zum Arpeggiator
Artikelbild
Yamaha FM Essential App und MX61 v2 Test
Für 432,00€ bei
Die Yamaha FM Essential App präsentiert sich als kongenialer Begleiter zu den MX v2 Synthesizern.
Die Yamaha FM Essential App präsentiert sich als kongenialer Begleiter zu den MX v2 Synthesizern.
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Profilbild von Dieter Lauer

Dieter Lauer sagt:

#1 - 12.04.2018 um 13:35 Uhr

0

Hallo,kann mir jemand weiterhelfen.
Ich habe die App auf meinem iPhone SE und auf meinem iPad installiert.
Ich bin damit zu meinem Musikalienhändler gefahren um sie freizuschalten und den Demomodus zu verlassen. Leider passierte überhaupt nichts, nachdem ich die Geräte mit einem MX61 verbunden hatte. Der MX erkannte das Device und übertrug auch Daten aber die App blieb weiterhin im Demo-Modus.
Weiß jemand, woran das liegen könnte?
Gruß

Profilbild von ThomaschW

ThomaschW sagt:

#2 - 27.05.2023 um 09:56 Uhr

0

ist schon faszinierend. Ich besitze einen Yamaha Synth, kann aber die hauseigene Klangerzeugung FM NICHT nutzen, wenn ich mir nicht zusätzlich ein iphone oder ipad anschaffe...kann man toll finden, mir gelingts nicht.

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