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Waves FIT Test

Ein Blick in die Wirtschaft genügt, um festzustellen, dass es eindeutige Gewinner und Verlierer in der Pandemie gibt. Man könnte davon ausgehen, dass auch der Waves eMotion LV1 Softwaremixer sich wie die meisten Live-Mischpulte aufgrund der Umstände (kaum Live-Events) weniger gut verkauft. Dem ist nicht so, vermutlich weil sich der Waves eMotion LV1 Mixer sowohl live als auch im Studio einsetzten lässt und somit eine interessante Option für Streaming- und Broadcast-Mixe darstellt.

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Nahe dran an der Universallösung, wenn da nicht die Bedienung wäre. Obwohl der Waves eMotion LV-1 speziell für Touchscreens konzipiert ist, wurde in letzter Zeit der Ruf der Anwender nach einer Hardware-Fader-Lösung immer lauter. Waves hat reagiert und zusammen mit dem Hardware-Hersteller „MIDIPLUS“ als Antwort den Controller FIT entworfen. Wie gut sich der Controller in der Praxis schlägt, habe ich an meinem LV1-Setup ausprobiert. 

Details

Der FIT-Controller erreicht mich gut geschützt und sicher verpackt in einem Doppelkarton. Der Controller selbst residiert in einem aufwendig entworfenen Karton und ist dank massiver Schaumstoffpolster gut geschützt. Der Lieferumfang geht über die Minimalanforderung heraus. Das zeigt sich, als ich den erstaunlich massiven (4.3 kg) Controller von seiner Schutzfolie befreie. Neben dem Controller notiere ich ein externes Netzteil, ein Kaltgerätekabel, zwei 19“ große Rack-Schienen, zwei Innensechskantschlüssel, vier Rack-Muttern samt Schrauben, eine Garantiekarte und eine Gebrauchsanweisung. Was den FIT-Controller betrifft, gibt sich Waves spendabel. Bevor ich den Kontrolleur an meinen Waves eMotion LV1 andocke, schaue ich mir erstmal die Hardware genauer an.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Waves FIT Controller wird im doppelten Karton geliefert

Hardware

Wie bereits erwähnt, verfügt der FIT über das massive Auftreten eines Schwergewichtsboxers. Das dicke Metallgehäuse ist tadellos verarbeitet und macht einen hochwertigen Eindruck. Die Oberfläche wirkt sehr strukturiert und die Orientierung fällt demnach leicht. Was haben wir da alles?
Auffällig sind die siebzehn 100-mm-Motorfader (touch-sensitive), die sich am Layout der LV1-Software orientiert. Der LV1 verfügt über Kanal-Layer mit 16 Eingangskanälen. Zudem wird stets der Masterfader rechts neben den Eingangskanälen angezeigt. Diese Aufteilung übernimmt der FIT-Controller, was die Navigation vereinfacht. Oberhalb der Motorfader befinden sich dedizierte Mute- & Solo-Taster und siebzehn Endlos-Encoder, die unterschiedliche Funktionen (Panorama oder MicPre Gain/Trim) wahrnehmen können. Encoder Nummer 17 oberhalb des Masterfaders ist ein Einzelkämpfer, was er durch seine solitäre Farbgebung angezeigt. Beschriftet ist dieser Encoder mit „Touch & Turn“.
Usern von Yamaha-Digitalpulten dürfte diese Funktion bekannt sein. Man markiert auf dem LV1-Touchscreen einen Parameter (z. B. Compressor Threshold) und editiert diesen bequem mit Hilfe des besagten Encoders. Einfach und effektiv. Rechts neben der Faderbank finden sich gleich siebzehn beleuchtete Taster. Dabei sticht das Tap-Tempo-Pad aufgrund seiner Größe heraus. Damit dürfte das „Einkloppen“ globaler Delay-Zeiten ein Kinderspiel sein.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Netzteil ist verriegelbar

Rückseite
Die Rückseite des FIT-Controllers ist eine massive Logoshow. Waves, MIDIPLUS und in der Mitte das FIT-Logo. Tatsächlichen Mehrwert bietet dagegen die Zugentlastung für das USB-Kabel. Der Stecker des externen Netzteils ist ebenfalls verriegelbar, was eine gute passive Sicherheit im Live-Einsatz bedeutet.
Ein weiteres Ausstattungsdetail stellen die beiden USB-Ports dar, die für den Anschluss von USB-LED-Leuchten gedacht sind. Platziert man den Controller direkt vor einem Touchscreen, dann dürfte die Leuchtkraft des Screens ausreichen, um die Oberfläche des FIT-Controllers auszuleuchten. Stellt man den Kandidaten dagegen als Sidecar neben den Bildschirm, sind zusätzliche Leuchten durchaus eine sinnvolle Option.

Fotostrecke: 3 Bilder Netzstecker und USB-Kabelanschluss des FIT-Controllers

Startvorbereitungen und ein Blick ins Handbuch

Firmware-Updates und Software-Downloads werden bei Waves über das Programm Waves Central vorgenommen. Das gilt auch für den unseren Controller. Daher starte ich Waves Central und schaue, ob dort eventuell Updates für den LV1 und SoundGrid angeboten werden. Der LV1 muss in der aktuellen Version V11 installiert sein, ansonsten wird der FIT-Controller nicht unterstützt. Tatsächlich werden einige Updates angeboten, die ich dankend annehme.
Der nächste Schritt ist, den Controller mit dem beiliegenden USB-Kabel mit dem LV1-Hostcomputer zu verbinden. Der FIT-Controller ist Class Compliant und installiert die notwendigen USB-Routinen selbstständig im Hintergrund. Als nächstes starte ich die LV1-Applikation und öffne die Setup-Seite. Auf der rechten Seite befindet sich die „Controls“-Säule und ich klicke auf den kleinen Pfeil in einem der „Add Device“-Kästchen. Es erscheint ein Dropdown-Menü, indem ich den MIDIPLUS FIT auswähle. Als nächstes klicke ich im besagten „Add Device“-Kästchen das Zahnradmenü, um das Bedienfeld (Control Panel) des Controllers zu öffnen. Unter Midi Input und Output Device wählen wir den FIT-Controller aus. Danach fahren die Motorfader in aktuelle Stellung der aktiven LV1-Mixszene und damit ist man grundsätzlich schon im Rennen. Kollege FIT übernimmt die Rennleitung!

Reichlich Optionen

Das Control Panel sollten wir noch nicht schließen, denn es bietet gleich eine Reihe interessanter Optionen. Der Waves eMotion LV1 verfügt über gleich zwei Mixer. Diese werden dafür verwendet, um zwei unabhängige Mixer auf zwei Touchscreens zu verteilen. FIT-User können wählen, ob der Controller nun Mixer 1 oder Mixer 2 folgen soll. Als dritte Option kann der FIT auch Stand-alone operieren und sich unabhängig von Mixer 1&2 durch den LV1 navigieren. Nicht schlecht! Genau wie die Möglichkeit, dem FIT-Controller zu befehlen, bei einer Anwahl eines Monitor- oder Effektbusses direkt in den „Sends on Fader“-Modus zu gehen. Der Masterfader ist per Default mit dem Summenausgang gekoppelt.
Im FIT Control Panel kann der User alternativ jeden Fader des LV1 mit dem Summenfader mappen (z. B. der Lead-Gesang). Der LV1-Mixer verfügt über acht UDK (User Defined Keys), die sich mit unterschiedlichen Funktionen frei belegen lassen. Diese acht UDK kann der User auch über Taster am Controller abrufen. Als Zugabe bietet der FIT-Controller drei zusätzliche UDK, die sich ebenfalls frei belegen lassen.
Fünf weitere UDK mit fest zugewiesenen Funktionen bieten weitere Optionen. „Toggle Rotary Mode“ schaltet die 16 Kanal-Encoder zwischen Panorama und Gain um. „Create new szene“ erstellt eine neue Mixszene, während „Flip to Custom Layer“ den Zugriff auf die acht Custom Layer des LV1 erlauben. „Aux Sends Flip“ aktiviert den „Sends on Fader“-Modus, während der „Spill Mode“ nur die Kanäle einer zugehörigen Spill-Gruppe (z. B. alle Gitarren) auf der Oberfläche des Controllers projiziert.
Acht weitere Taster mit der Bezeichnung „Layers“ dienen der direkten Anwahl der fixen LV1-Layer. In der 64-Kanal-Version verfügt der LV1 über acht fixe Layer plus acht zusätzliche Custom Layer. Alle lassen sich direkt über den Controller aufrufen. Was vergessen? Ja! Die 17 Taster oberhalb der Displays! Diese dienen als Select-Taster, können aber auch dazu verwendet werden, um die Software-UDK und Mute-Gruppen des LV1 zu triggern.

Fotostrecke: 2 Bilder Jeder Kanal des FIT-Controllers verfügt über ein Display

Die Displays

Die Displays stellen (für jeden Kanal separat) fünf unterschiedliche Parameter/Status-Anzeigen dar. Ich notiere: die „Funktion der Select Taste“, der „Kanalname“, die anliegende „Input-Quelle“, die „Track-ID“ und ob der Kanal-Encoder gerade als Gain- oder Panorama-Poti fungiert. Meteranzeigen sucht man vergebens. Dieses Schicksal teilt der FIT-Controller allerdings mit der überwiegenden Zahl an MIDI-Controllern. Der in die Jahre gekommene MIDI-Bus ist nicht potent genug, um neben dem Wust an Steuerbefehlen auch noch die Daten für ein Kanal-Metering zu übertragen. In der Praxis vermisse ich die Meter auch nicht wirklich, da sie auf dem Touchscreen meines LV1-Systems dargestellt werden.

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Praxis

Alle gewünschten Einstellungen sind vorgenommen. Ich schließe das Control Panel und mixe eine Show. Dafür habe ich die beiliegenden 19“-Rackwinkel installiert und den Controller kurzerhand in ein SoundSurface DT Case samt passendem SoundSurface FIT Board verfrachtet. Über einen Laptop spiele ich Einzelspuren einer Live-Aufnahme in den LV1 und mische im Arbeitszimmer eine Show. Dabei soll der FIT Controller den Löwenanteil der Arbeit übernehmen.
Dazu habe ich einige, mir wichtige Funktionen im FIT Control Panel auf freie Taster gelegt und finde mich dadurch schnell zurecht. Im Gegensatz zu herkömmlichen MIDI-Controllern merkt man dem FIT-Controller deutlich an, dass er für genau eine Anwendung programmiert ist. Nach wenigen Minuten bediene ich das Teil flüssig und zuverlässig. Obwohl ich den LV1 auch mit dem Dell-Touchscreen bedienen kann, ist die Feinarbeit mit den Fadern einfach zielgenauer und schneller.

Fotostrecke: 3 Bilder Waves FIT Controller: perfect FIT

Mein neuer Freund ist das große Tempo Pad. Tap Tempo auf dem Touchscreen ist eher ungenau, mit dem FIT-Controller dagegen sehr präzise. Genau wie das schnelle und souveräne Verwalten von Monitormixen. Im „Sends on Fader“-Mode geht es mit den Hardware-Fadern einfach schneller. Stichwort „Schnell“. Der FIT-Controller sendet via USB 2.0 MIDI seine Control-Daten an den LV1. Es gibt schon eine kleine Latenz zwischen den Hardware- und den Software-Fadern. Ich denke, der FIT Controller operiert hier am Rande des Machbaren.
Ein wenig Latenz und Jitter muss man generell bei einem MIDI-Controller in Kauf nehmen. Womit wir bei einem wunden Punkt angelangt sind. Es ist bedauerlich, dass man auf einen zusätzlichen Mackie MCU Mode verzichtet hat. Damit könnte man den FIT-Controller auch als Steuerzentrale für DAWs verwenden, was ein signifikanter Mehrwert wäre. Vielleicht reicht Waves das mit einem Firmware-Update noch nach. 

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Auf der anderen Seite muss ich zugeben, dass der FIT perfekt zum LV1 Mixer passt. Ein „Perfect Fit“ halt. Der Funktionsumfang erweitert sich, die Bedienung dank FIT-Controller einfacher, schneller und präziser. Ob man bereit ist, dafür 1.200,– Euro auf den Tisch zu legen, hängt wohl nicht unwesentlich vom persönlichen Leidensdruck und dem jeweiligen Job ab.
Umfangreiche Monitormixe mischen sich deutlich komfortabler mit dem Controller. Auch bei unbekannten Bands und Programmmaterial sind die Zugriffe in den Mix dank der Hardware einfach gezielter und unmittelbarer. Für feste Band-Setups muss der Controller dagegen nicht unbedingt an den Start. Diese Skalierbarkeit ist ein Vorteil des Waves-eMotion-LV1-Systems, das mit dem FIT-Controller nun auch ein Angebot für Touchscreen-Phobiker bereithält.

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Fazit

FIT wie ein Turnschuh gibt sich der neue Waves Controller für den eMotion LV1 Softwaremixer. Im Gegensatz zu einem generischen MIDI-Controller geht mit dem FIT-Controller doch einiges mehr. Alle Layer, UDK, Mute- und Spill-Groups lassen sich bequem über den Controller aufrufen. Wer oft umfangreiche Monitormischungen betreut, der kommt dank der „Sends on Fader“-Funktion deutlich schneller zum Ziel als über einen Touchscreen. Genau das ist das stärkste Argument für den FIT-Controller. Dieser ist schlussendlich einfacher, schneller und präziser zu bedienen, was gerade bei unbekanntem Programmmaterial oder größeren Band-Setups einen deutlich effektiveren Workflow generiert.
Mit seinem Preis von 1.200,– Euro würde ich nicht von einem Schnäppchen sprechen, aber aufgrund der Mix-Möglichkeiten und der guten Hardware-Qualität (das Teil ist massiv!) halte ich den Preis für angemessen. Wenn man den FIT-Controller jetzt noch über ein Firmware-Update für den Einsatz als DAW-Controller (Mackie MCU) fit machen könnte, wäre auch eine interessante Zweitverwertung gegeben. Aber seine Hauptaufgabe als Steuerzentrale des Waves eMotion LV1 erledigt der Kontroll-Kollege jedenfalls mit Bravour. Daher: Daumen hoch!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • durchdachtes Konzert
  • massive Ausführung
  • Touch&Turn-Funktion
  • USB-Lampenanschluss
  • gute Verarbeitung
  • verriegelbares Netzteil
  • 17 x 100-mm-Motorfader
  • 17 hochauflösende Displays
  • 19″-Format
  • reichlich Zubehör inkl. Rack-Schienen
Contra
  • nicht als normaler DAW-Controller via Mackie MCU nutzbar
Artikelbild
Waves FIT Test
Für 1.245,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Modell: Waves FIT Controller
  • Fader: 16+1 touch-sensitive 100-mm-Motor-Fader
  • Encoder: 16 x Rotary Encoder + 1 x Touch & Turn Encoder
  • Kanaltaster: Mute, Solo, Select
  • Kanaldisplays: Ja, 1.14” TFT Display pro Kanal
  • weitere Taster: user-assignable keys, tap tempo pad, 8 x fader layer und 8 utility-Taster
  • USB: 2x USB-LED-Lampen-Ports, 1x USB 2.0 high speed port (Class compliant mit Mac und Windows)
  • Netzteil: extern, 12 V DC mit verriegelbarem Stecker
  • Abmessungen (H x B x T): 69 x 449 x 284 mm
  • Gewicht: 4.28 kg
  • Preis: 1199,– Euro
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