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Vintage Synth: Korg Trident

Der Korg Trident ist ein polyphoner, analoger Synthesizer aus dem Jahr 1980. Mit drei unabhängigen Sektionen für Synthesizer, Strings und Brass und einer Splitfunktion war er als „All-in-one“-Instrument für Keyboarder konzipiert. Was unterscheidet den Trident von den anderen Klassikern aus dieser Ära, wie etwa dem Korg Polysix und den Roland Jupiter- und Juno-Serien, und sollte man sich trotz der mittlerweile stolzen Preise ein Exemplar sichern?

Korg_Trident_Neu


Haben wollte ich ihn schon seit den Achtzigern. Neu war er mit etwa 8000 DM allerdings unbezahlbar. Meine einzige Chance: Warten, bis es ihn gebraucht gibt und dann zuschlagen. Doch obwohl mein Budget stieg, eilten die Gebrauchtpreise immer wieder davon. Also wartete ich weiter und las in der Zwischenzeit immer wieder, was andere über den Trident zu berichten wussten. Und auch das war nicht ganz unschuldig daran, dass ich letztlich erst Anfang 2014 einen Trident MkII kaufte. Denn fast einheitlich liest man, der Trident klinge zu dünn, er biete zu wenig Routingmöglichkeiten, sei nicht stimmstabil, zu anfällig, zu schwer und überhaupt. Dass mein Interesse nicht vollends erloschen ist, habe ich wohl nur der Tatsache zu verdanken, dass er immer teurer und teurer wurde.
Wie kann ein Synthesizer, der angeblich so schlecht ist, auf dem Gebrauchtmarkt so explodieren? 2005 kostete er noch rund 300 Euro – heute wechseln Tridents für mehr als 2000 Euro den Besitzer. Prügeln sich die Leute wirklich um einen Synthesizer, der bloß dünn, schlecht und schwer ist? Ist das der Solina-Effekt, der ganz spezielle „Da-hat-doch-mal-einer-einen-Hit-mit-gelandet-Sound“, den man unbedingt haben muss, um auch einen Hit zu landen? Bestimmt nicht nur. Allerdings: Wenn man den Trident spielt, dann meint man schon, den Sound aus unzähligen 80er-Produktionen wiederzuerkennen.
Im folgenden, ersten Hörbeispiel habe ich die verschiedenen Sektionen ein- und ausgeblendet. Es geht los mit dem Synthesizer, dann blendet das extern getriggerte Brass ein, kurz später die Strings mit Flanger, dann für kurze Zeit ein zeitgemäßer MFB 501-Drumcomputer, der die Brasses triggert. Dann werden die Brasses und danach die Strings wieder ausgeblendet und es bleibt die Synthesizersektion stehen mit einem „à la Jupiter-Sound“. Das alles mit ein wenig Federhall (Fostex Reverb Unit 3180), ansonsten nur mit dem internen Trident-Flanger auf den Strings.

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Trident Track (Synth, Brass, Strings)

Nachdem ich mich jahrelang von ähnlichen Trident-Sounddemos im Internet ernährt hatte, habe ich jetzt also endlich selbst zugeschlagen und bin nun stolzer Besitzer eines gut aussehenden und gut funktionierenden Trident MkII. Probieren wir also einmal aus, was er zu bieten hat!

Drei Synthesizer in einem: Der Korg Trident
Drei Synthesizer in einem: Der Korg Trident

Der Trident – ein Kind seiner Zeit

Als der Trident 1980 auf den Markt kam, stand die Musik vor einem großen Umbruch. Die 70er waren vor allem durch Gitarrenmusik und hin- und wieder ein Moog-Solo geprägt. In den 80ern sollten die Synthesizer sich deutlich mehr in den Vordergrund spielen. Verschanzten sich die Keyboarder in den 70ern noch hinter wahren Analogburgen, so bevorzugte man jetzt die „Neue Deutsche Schlichtheit“ à la Kraftwerk. Ein Mann – ein Instrument. Und es gab noch kein MIDI, um Synthesizer miteinander zu verbinden. Also wollte Korg mit dem Trident ein Instrument schaffen, das alles miteinander vereint, was ein Keyboarder Anfang der 80er so brauchte. Das Konzept war nicht ganz neu: Schon 1978 baute Arp den Quadra mit Synth, Bass und Strings und Yamaha veröffentlichte 1980 mit dem SK50D eine Allzweckwaffe mit Orgel, Polysynth, Monosynth, Bass- und Stringsektion. Ebenfalls 1980 kam der Moog Opus3 mit Strings, Brass and Organ auf den Markt. Crumar folgte 1983 mit dem Trilogy, mit Orgel, Synth und Strings. Die Kombination entsprach offenbar ganz dem Zeitgeist.
Als solches „All-in-one“-Instrument umfasst der Trident einen polyphonen Synthesizer, der für Flächen und Soli geeignet ist, einen Brass-Synth und zuletzt eine Stringsektion, mit der es sich herrlich herumschnulzen lässt. Eine solide, tourtaugliche Kiste drum und fertig ist eine Art „Nord Stage der frühen Achtziger“. Im Hause Korg folgte der Trident zeitlich auf MS10, MS20 und MS50 sowie Delta und Sigma, die in den Jahren 1978/1979 das Licht der Welt erblickten. 1980 – zeitgleich mit dem Trident – versuchte Korg mit dem Mono/Poly einen Angriff auf den Minimoog. Der Polysix kam dann ein Jahr später.

Technische Daten im Überblick

  • Polyphonie: insgesamt 8 Stimmen
  • Synthesizer-Sektion: 2 Oszillatoren pro Stimme (Sägezahn, Rechteck, Pulsbreite und Pulsbreitenmodulation)
  • Brass- und String-Sektionen: 1 VCO pro Stimme
  • Filter: Synth und Brass bieten jeweils ein resonanzfähiges Tiefpassfilter mit gleicher Charakteristik, wobei es beim Brass kräftiger wirkt. Die Strings haben eine eigenwillige Filterkonstruktion mit einem zusätzlichen „Bowing-Effekt“
  • LFO: lässt sich über den Joystick bedienen und wirkt sich auf die Tonhöhe aller Sektionen aus.
  • Hüllkurven: 2x ADSR für VCF/VCA der Synth-Sektion, 1x ADSR für Brass-Sektion, Attack/Release für Strings
  • Spielhilfen: Joystick, Brass-Trigger In und zahlreiche Pedalanschlüsse.

Ein Arpeggiator wie beim Polysix fehlt leider.

Erstkontakt

Ja, schwer ist er. Meine Waage zeigt 23 Kilo. Anders als zum Beispiel der Polysix ist der Trident mit massiven Holzseitenteilen ausgestattet und das Gehäuse besteht aus dickem Metall, sagen wir: Er ist hart wie Krupp-Stahl. Runter von der Waage und rauf auf den Präsentierteller im Studio. Wie bei einem Weihnachtsgeschenk sind die wirklich interessanten Dinge im Inneren zu finden. Also löse ich feierlich die Schrauben und stelle fest, dass das Gewicht nicht alleine von den Holzseitenteilen kommt. Ein Chip reiht sich an den nächsten, zig Platinen sind optisch voneinander abgehoben und das alles wird scheinbar mit mehreren Kilometern Kabeln verbunden. Kein Wunder – der Trident vereint ja auch drei Instrumente in einer Box! 

Die volle Packung Chips - der Trident von innen
Die volle Packung Chips – der Trident von innen

SSM Inside – die Innereien des Trident

Im Trident wurden Chips des Herstellers SSM verbaut. Ende der 70er hatten Synthesizer-Hersteller hauptsächlich die Wahl zwischen SSM- und Curtis-Chips. SSMs werden häufig als etwas wärmer und organischer klingend beschrieben (was ich nicht bestätigen kann), während den Curtis-Chips manchmal ein etwas bissiger Sound zugesprochen wird (was ich ebenfalls nicht bestätigen kann). SSM wurde vor allem von EMU, Sequential Circuits (Rev. 1 und 2 beim Prophet 5), Crumar (Bit One/99), Oberheim (OBXa), PPG und eben Korg (fast komplette Modellreihe) verwendet. Es gibt im Sound eine gewisse Ähnlichkeit mit anderen Korg-Produkten, zum Beispiel mit dem Polysix. Aber ob dies alleine auf die Verwendung von SSM-Chips zurück zu führen ist, wage ich zu bezweifeln. Letztlich ist die gesamte Architektur des Synths entscheidend.

Der Trident verwendet SSM-Chips
Der Trident verwendet SSM-Chips

Anschlüsse

Mein Eindruck, dass die Korg-Entwickler den Trident als Allzweckwaffe konzipierten, verstärkt sich beim Anblick der Rückseite. Nicht weniger als 15 Ein- und Ausgänge befinden sich hier. Neben zwei Mix-Ausgängen (High/Low) gibt es Einzelausgänge für die drei Sektionen. Darüber hinaus besitzt der Trident eine ganze Reihe von Pedalbuchsen. 
Die Synthesizer-Abteilung bietet einen Anschluss für ein Release-Pedal, das eine Verlängerung der Release-Zeit bewirkt, und eine Buchse zur Filtersteuerung per CV, zum Beispiel mit einem CV-Pedal. Letzteres erinnert mich an den Jupiter-8 – auch bei dem macht es einen Heidenspaß, beim Spielen zusätzlich mit dem Fuß zu pumpen und die Filter zu quälen. Für den Brass-Bereich gibt es einen Trigger-Eingang und ebenfalls einen VCF-(Pedal)-Anschluss. Außerdem hat der Trident für alle drei Sektionen separate Expressionpedal-Buchsen und zusätzlich eine weitere namens Total Expression, die auf das gesamte Instrument wirkt. Wenn man alle Pedaleingänge nutzt, tummeln sich sieben Pedale unter dem Keyboardständer!
Der Trident MkII besitzt zusätzlich Tape From/To-Anschlüsse – diese gibt es beim MkI nicht. Darüber kann man den Inhalt des internen Speichers als Audioaufnahme archivieren – damals auf Tonband, heute eher in der DAW. Die zusätzlichen Bohrungen in meinem Trident stammen übrigens von einem MIDI-Kit, von dem sich der Vorbesitzer wohl nicht trennen konnte. Kits zur nachträglichen Midifizierung eines Trident gibt es schon für unter 100 Euro (z.B. bei CHD Elektroservis). Zumindest ein Loch in meinem Exemplar werde ich bald mit einem Midi-In füllen.

Die Anschlüsse des Trident MkII
Die Anschlüsse des Trident MkII

Erster Eindruck

Ich schraube den Trident wieder zu, denn jetzt will ich ihn hören. Synthesizer anschalten, Tasten drücken, Presets ausprobieren. Die Parameter und Bedienelemente erschließen sich schnell. Manche Sounds wirken tatsächlich dünn und grell, andere klingen mächtig, warm und wunderschön analog – fast ein wenig nach Jupiter-8. Hier hört ihr einige Werkspresets der Synthesizer-Sektion und eine Filterfahrt.

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Trident Synth Preset 05 Trident Synth Preset 06 Trident Synth Preset 07 Trident Synth Preset 08 Trident Synth Preset 11 Trident Synth Preset 13 Trident Synth Preset 14 Trident Synth Preset 16 Trident Synth Preset 17 Trident Synth Filterfahrt

Dann die Brass-Sektion. Hier gibt es keine Presets und deutlich weniger Einstellmöglichkeiten. Aber beim Brass – der natürlich längst nicht nur für Bläser-Sounds zu gebrauchen ist – wummst der Trident so sehr, dass die Decke knackt und die Gläser in der Lounge aneinander schlagen. Deep Brass Nine! Ein Gruß der „Bläser“-Sektion an die Nachbarschaft:

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Brass Deep Bass (extern getriggert) Brass (extern getriggert) Trident Brass Sektion (Sound zur Verfügung gestellt von Atomino Studios)

Dann noch die Stringabteilung. Schmalzige analoge Strings erklingen. Mit dem „Bowing“-Effekt soll ein „natürliches“ Streicherverhalten simuliert werden. Ich habe noch keine Ahnung, was das genau macht. Aber es hört sich gut an.  

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Strings mit Flanger

Dann schalte ich alle drei Sektionen zusammen an. Über den Key Assign-Bereich lassen sich Synth, Brass und Strings auf der Tastatur layern und/oder splitten. Man kann mal eben im laufenden Betrieb tiefe Strings erklingen lassen und dabei ein Synth-Solo in den höheren Oktaven spielen. Auch das macht Sinn. Es klingt großartig. Dann schalte ich den eingebauten Flanger ein. Der rauscht. Aber es passt alles wunderschön.
Zuletzt nutze ich die Trigger-In-Buchse für die Brass-Sektion und lasse meine geliebte Roland CR78-Drumbox laufen. Der Trident haut mir im Takt die Brasses um die Ohren, die Strings wabern gleißend darüber und hin und wieder spiele ich dazu ein kleines Solo auf dem Synth. Nach fast einer Stunde habe ich einen ersten Eindruck. Und was für einen. Der Trident macht riesig Spaß! Er ist nicht so fett wie ein Jupiter oder Oberheim aus der Zeit. Aber er klingt perfekt, wenn man sich und den geneigten Hörer in das Jahr 1980 zurück schießen möchte. Seit mehreren Wochen spiele ich den Trident jetzt und habe mich immer intensiver mit seinen Möglichkeiten beschäftigt. Ich finde ihn großartig. Und damit ich keiner Selbsttäuschung unterliege, lasse ich meinen Tastronauten-Kollegen Marcus bei der nächsten Studiosession spielen. Über eine halbe Stunde schraubt er sich die Finger wund, lässt Synth und Gläser klingen und sieht dabei aus, wie ein völlig entrücktes Kind im Sandkasten. Dann lässt er den letzten Ton ausklingen, seufzt und sagt schließlich grinsend: „Ja, viel zu dünn!“ – seitdem ein Running-Gag bei uns.

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Der Polysynth

Lassen wir die ganzen ersten Eindrücke nun hinter uns und schauen uns an, was der Trident im Einzelnen zu bieten hat. Das ist – auf jede Einzelsektion bezogen – gar nicht so viel, in Kombination aber beeindruckend. Einzeln aktivieren lassen sich die drei Sektionen in der Tasterleiste oberhalb der Tastatur, wo sich auch die Lautstärkeregler für die drei Abteilungen befinden.
Für die Synth-Sektion gibt es auf dem Panel folgende Regler:
Für Oszillator 1

  • Octave (16’, 8’ und 4’)
  • Waveform: Sägezahn, Puls (Pulsbreite einstell- oder modulierbar)
  • PW/PWM (manuelle Einstellung der Pulsbreite bzw. Intensität der Modulation)
  • PWM Speed (Einstellung der Modulationsfrequenz)

Für Oszillator 2

  • Octave (16’, 8’ und 4’ oder OFF)
  • Detune (zum leichten Verstimmen gegenüber OSC1)

Oszillator 2 liefert immer eine Sägezahnschwingung.
VCF

  • Cutoff
  • Resonance
  • Keyboard Track (bestimmt den Grad, in welchem die Grenzfrequenz sich im Verhältnis zur Höhe der gespielten Note verändert – 0% bis 150%)
  • EG Intensity

Dazu verfügt die Synth-Sektion beim Trident MkII über getrennte ADSR-Regler für VCF und VCA – der MkI besitzt hingegen nur eine Hüllkurve. Ganz rechts gibt es noch einen Attenuator, mit dem man die Lautstärke beim Programmwechsel begrenzen kann, damit es nicht zu große Schwankungen beim Umschalten auf einen anderen Sound gibt. Das zahlt sich vor allem im Live-Betrieb aus. Darunter befindet sich der Auto Damp-Schalter, mit dem man verhindern kann, dass sich im Solo einzeln gespielte Töne bei Sounds mit langer Ausklingzeit überschneiden und gegenseitig stören. Bei Auto Damp On wird jede einzelne Note gedämpft, sobald eine neue angeschlagen wird.

Die Synthesizer-Sektion des Trident
Die Synthesizer-Sektion des Trident

Die Sounds der Synthesizer-Sektion lassen sich beim Trident abspeichern. Beim MkII stehen neben 32 Presets auch 32 Speicherplätze für eigene Sounds zur Verfügung, beim MkI sind es nur 16. Aber noch eine weitere, wichtige Verbesserung gab es beim MkII: Hier lassen sich Sounds aus den Presets heraus verändern, während es beim MkI nur die Wahl gab zwischen Preset oder Manual. 

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Trident Synth

Wäre die Synthesizer-Sektion übrigens alles, was der Trident zu bieten hätte, dann wären die Klangbeeinflussungsmöglichkeiten tatsächlich eher sparsam. Aber das war’s ja noch nicht.

Die Brass-Sektion

Für den Brass-Bereich gibt es weder Presets noch Speicherplätze und die Einflussmöglichkeiten beschränken sich auf acht Regler:

  • Cutoff
  • Resonance (treibt man die Brasses in die Selbstoszillation, so klingt das deutlich böser als bei der Synth-Sektion)
  • Silence Note / Trigger Select (dazu gleich mehr)
  • EG Intensity / VCF (hier wird eingestellt, wie sich die Hüllkurve auf die Einsatzfrequenz des Filters auswirkt)
  • ADSR (4 Regler)

Auch bei den Brasses lassen sich die Fußlagen auswählen (16’ und/oder 8’). Den Abschluss machen zwei Trigger-Tasten (Multiple Trigger und Trigger Select).

Das Bedienfeld der Brass-Sektion
Das Bedienfeld der Brass-Sektion

Brass Trigger

Als MIDI-Verwöhnter mag man heute darüber schmunzeln, aber die Trigger-Funktion wertet den Trident deutlich auf. Die Brass-Sektion – und leider nur die – lässt sich nämlich über einen Trigger-Eingang durch externe Geräte ansteuern. Das macht eine Menge Spaß. Du suchst dir ein nettes Drumpattern aus und schraubst dabei an dem niedlich-kleinen Brass-Panel. Ganz schnell lassen sich so fette Basspattern oder zwitschernde Sequenzen realisieren.

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Trigger Bass

Ein paar nützliche Helfer zur Kontrolle der Trigger-Funktion finden sich auf dem Bedienfeld: Multiple Trigger, Trigger Select und Silence Note. Multiple Trigger heißt, dass die EG-Operation mit jedem einzelnen Tastendruck ausgelöst wird. Trigger Select aktiviert die Silence Note-Funktion. Mit dem Silence Note-Drehschalter kann man bestimmen, ab welcher Tastenzahl (2,4,6 oder 8) die EG-Operation ausgelöst wird. Wählt man die Nr. 2, dann müssen gleichzeitig zwei Tasten gedrückt sein, um den Hüllkurvengenerator in Gang zu setzen. Bei Nr. 4 starten die Bläser erst ab der vierten Taste. Diese Funktion lässt sich übrigens auch durch ein Fußpedal auslösen.

Die Brass-Sektion lässt sich extern triggern
Die Brass-Sektion lässt sich extern triggern

Strings

Auch in der Strings-Sektion gibt es keine Speicherplätze, aber die Eingriffsmöglichkeiten in den Klang sind wieder ein wenig umfangreicher gestaltet als bei den Brasses. Für die Strings gibt es eine einfache Lautstärkenhüllkurve mit Attack und Release. Hinzu kommen die zwei ungewohnten Regler der Bowing-Funktion. Über das Bowing soll der natürliche Anstrich eines Streichers, sozusagen der „Aufprall“ des Bogens auf die Saiten, simuliert werden. Mit den beiden Reglern Tone und Level kann man darauf Einfluss nehmen. Was man hört ist vor allem eine Veränderung des Attacks. Die Töne bekommen dadurch ein seltsamen Klirren. Im nächsten Beispiel habe ich den Effekt kontinuierlich ein- und wieder ausgeblendet.  

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Strings mit Bowing-Effekt

Zur Klangregelung verfügt die Strings-Sektion über einen 2-Band-Equalizer (High / Low) und ein Ein-Knopf-Filter (Keyboard Balance). Außerdem gibt es eine Vibrato-Funktion (Delay-Time, Intensity, Speed) und einen Ensemble-Effekt, der sich lediglich an- und abschalten lässt.

Die Bedienelemente der String-Sektion
Die Bedienelemente der String-Sektion

Die Strings mal ganz ohne Effekte und mit kurzem Anschlag:

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Strings (kurzer Attack, 3 Fußlagen)

Und jetzt mit 100% Release und allen internen Effekten:

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Strings (viel Release, alle FX)

Key Assign

Über den Key Assign-Bereich lassen sich die einzelnen Sektionen in verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten auf die Tastatur verteilen. Jede Sektion kann dem Bereich unterhalb des festen Splitpunkts, dem Bereich darüber oder der gesamten Tastatur zugewiesen werden. Daneben befindet sich noch der Assign Mode mit zwei Wahlmöglichkeiten. Der Schalter wirkt sich vor allem auf das Ausklingverhalten eines Tones aus. In Stellung 1 erhält jede einzelne Note eine eigene Ausklingzeit, während beim Aktivieren der 2 nur der letztgespielte Ton einzeln ausklingt. Der Unterschied macht sich zum Beispiel beim schnellen Solieren bemerkbar.

Joystick / Delay Vibrato

Anders als bei den meisten Konkurrenzprodukten aus dieser Zeit gibt es keine Drehräder für Pitch und Modulation, sondern einen kleinen Metallstift, mit dem sich zwei Parameter gleichzeitig verändern lassen: Links/rechts verändert die Tonhöhe, während rauf/runter eine LFO-Modulation der Tonhöhe mit einer Sinus- oder Rechteckschwingung bewirkt. Diese lässt sich über zwei Drehregler in Intensität und Geschwindigkeit einstellen und wirkt auf alle drei Sektionen. 
Alternativ dazu verfügt der Trident über eine Delay Vibrato-Funktion, die automatisch mit einer gewissen Verzögerung ein Vibrato erzeugt. Wenn Delay Vibrato aktiv ist, ist die Y-Achse des Joysticks ohne Funktion.

Der Joystick
Der Joystick

Flanger

Neben den schon erwähnten Strings-Effekten lässt sich ein Flanger hinzuschalten, leider nur für eine Sektion zur Zeit. Er bietet die Regler Speed, Intensity, Feedback und Manual. Vorsichtig dosiert klingt der Effekt schön subtil. Aber je nach Einstellung können sich die Töne auch überschlagen und es lassen sich abgedrehte Sounds einstellen. Wie die meisten Effekte aus dieser Zeit hat der Flanger allerdings die Eigenart, ziemlich stark zu rauschen. Außerdem dünnt er den Sound etwas aus. Man muss sich also entscheiden, ob man einen fetten Sound haben will oder einen dünn-schwirrend-klirrenden Flanger, der eben rauscht. Ich habe alternativ auch mal externe Effektgeräte angeschlossen. Der t.c. electronics Chorus/Flanger hört sich sehr gut an zum Trident, der Boss CE1 ebenfalls, allerdings rauscht der auch ein wenig. Ein digitaler Effekt (Line 6 Modulation Moduler) zerstörte den Höreindruck. Der Trident ist halt ein alter, analoger Synthesizer mit seinen wunderbaren Macken und Eigenheiten. Also benutze ich meistens, wenn ich einen Flanger brauche, den eingebauten.

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Synth-Sektion mit Flanger Blasorchester im Strudel des Trident-Flangers Brass (extern getriggert) mit Flanger
Der Flanger lässt sich einer der drei Sektionen zuweisen
Der Flanger lässt sich einer der drei Sektionen zuweisen

Fazit

Es gibt wahrscheinlich bessere Synthesizer – den Jupiter-8 zum Beispiel – und auch bessere Experten für Brasses. Vielleicht gibt es auch bessere String-Synthesizer, wie etwa den Korg Lambda. Aber wenn man sich von all dem ein bisschen abschneidet und gemeinsam in einem Gehäuse unterbringt, dann hat man einen Trident. Er kann bissig und bassig oder warm und weich und dabei unglaublich sphärisch klingen. Vor allem aber macht er unglaublich viel Spaß und ist eine Bereicherung für jede Live-Performance. Die verschiedenen Sektionen und die zahlreichen Möglichkeiten sie zu kombinieren, das Antriggern der Brasses und die Einzelausgänge machen den Trident auch zu einem vielseitigen Instrument im Studio. Ein Midikit für den MkII gibt es ab 95 Euro, so dass er noch einmal aufgewertet werden kann.
Betrachtet man jede Sektion einzeln, dann sind die Einflussmöglichkeiten auf den Sound zum Teil begrenzt. Andererseits kommt man so schnell zur Sache – der Trident war ja auch und vor allem als Bühneninstrument konzipiert. Alle drei Sektionen zusammen gespielt ergeben wunderschöne Layer-Sounds. Oder man splittet die Tastatur über den Key Assign-Bereich.
Hier noch ein kleiner Beispiel-Track. Von Krautrock bis Elektro-Pop – Der Trident ist ein Spielzeug im allerbesten Sinne!

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Trident Wummstata

Mit meiner Begeisterung kann ich wohl kaum hinter dem Berg halten. Aber es ist einfach so. Die Behauptungen, der Trident klinge zu dünn, kann ich nur in Ansätzen teilen – er kann auch sehr fett daherkommen. Mich hat der Trident deshalb vor allem gelehrt, nicht so sehr auf Aussagen selbsternannter Experten in diversen Synthesizer-Foren zu achten, sondern eher auf das zu hören, was der Synthesizer selbst dazu zu sagen hat. Ich werde diesen Trident wohl nie wieder hergeben. Vielleicht denken die meisten Trident-Besitzer so und sorgen damit für die Verknappung auf dem Markt. Und die Preise steigen und steigen…

PRO

  • Klang
  • Spielspaß
  • Übersichtlichkeit
  • Vielseitigkeit (3 Sektionen, Split-/Layer-Mode, Einzelausgänge)
  • robuste Verarbeitung

CONTRA

  • Ein Arpeggiator wäre schön gewesen
  • Gewicht (23,5 kg) und Größe (101 x 54 x 17cm)
  • Preis (zur Zeit zwischen 1700 und 2500 Euro)
Der Korg Trident ist vielseitig und macht eine Menge Spaß
Der Korg Trident ist vielseitig und macht eine Menge Spaß
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