Vestax VCI-100 MKII Test

Details

Impressionen
Schon an der Verpackung lässt sich der Generationswechsel unschwer erkennen. Bis dato schwarzgrau kariert, weicht die Kartonoptik einem dezenten Taubengrau-Weiß und wird von einem blauen Seitenstreifen analog zum Look der Konsole verziert. In der Box finde ich, neben dem obligatorischen Owners-Manual, eine Traktor LE-Lizenz, ASIO-Treiber für aktuelle Windows-Betriebssysteme, ein USB-Kabel und – man lese und staune – einen Vierfach-USB-Hub! Nachtigall, ick hör dir trapsen. Ja, und dann ist da noch der sicher verpackte Star des Tages, der trotz fast identischer Maße von 37 x 27 x 3,8 Zentimetern ein stattliches Kilogramm abgespeckt hat. Da freut sich die Fraktion der urbanen KFZ-resistenten Plattendreher. Sollten während der Inbetriebnahme Ungereimtheiten auftreten, hilft das reichhaltig bebilderte, aber leider nur in Englisch und Japanisch abgefasste Handbuch weiter. Besonderes Augenmerk verdient die Tabelle auf den hinteren Seiten, denn sie gibt Aufschluss über MIDI-Codes und Bedienelemente mit Shift-Funktion.

Oberflächendesign
Auch der VCI-300 kam vor Kurzem als MKII-Version, doch im Gegensatz zu dessen hauptsächlich internen Verbesserungen, sind die Änderungen beim VCI-100 einschneidender. Dennoch, trotz partieller Umgestaltung wirkt die Bedienoberfläche nach wie vor nicht überladen und wirft kaum Fragen auf. Das klassische Deck-Mixer-Deck Layout mit den Jog-Dials im Zentrum und den seitengelagerten Pitch-Fadern ist vielen Vestax-Cockpits gemein. Im Direkt-Vergleich mit seinem Vorgänger besticht der Proband allerdings durch symmetrisch angeordnete Baugruppen und es scheint, als hätten meine Stoßgebete endlich einen Zuhörer gefunden. Prima.

Der Vorgänger VCI-100 - bei einem oberflächlichen Blick könnte man meinen, es habe sich kaum etwas geändert, aber wehe wer genauer hinsieht...
Der Vorgänger VCI-100 – bei einem oberflächlichen Blick könnte man meinen, es habe sich kaum etwas geändert, aber wehe wer genauer hinsieht…

Auf dem vornehmlich aus Kunststoff gefertigten Gehäuse sitzt eine Oberflächenauflage aus Aluminium, die ziemlich resistent gegen Fingerabdrücke ist. Grate und Schnittkanten konnte ich nicht ausmachen. Die Verarbeitung ist vorzüglich und die Audiobuchsen sitzen fest im Gehäuse. Die Stromversorgung erfolgt wahlweise über den USB-Port oder ein externes Netzteil. Ohne Frage, das stromlinienförmigere Design ist schon etwas schnittiger als zu Papas Zeiten, und der Proband wirkt ergonomischer, was er natürlich im Praxistest unter Beweis stellen muss. Trotz schwarzer Stoßfänger an den abgerundeten Ecken ist es anzuraten, den Mixer während einer Reise in einem adäquaten Case zu verstauen. Laptop-Taschen sind bei derart kompakten Ausmaßen oft die erste Wahl. Doch je nach Typ und Polsterung könnten unter Umständen die äußeren Pitch-Fader in Mitleidenschaft gezogen werden. Daher lohnt es sich von Fall zu Fall, etwa 40 Euro für einen speziellen Kunststoff-Deckel á la Decksaver auszugeben. Derzeit sind zwar lediglich V1-Modelle erhältlich, welche allein schon aufgrund der größeren Wheels nicht passen. Auf meine Anfrage hin teilte mir der freundliche Support aber mit, dass Version 2 bereits so gut wie in den Startlöchern steht.

Der neue Kern
Das im MKII integrierte Sound-Interface ist ein echter Zugewinn für den VCI. Wer jemals mit einer DJ-Konsole, einem zusätzlichen Pad-Controller und Audio-Interface in den Kampf gezogen ist, um den schon unter Zeitdruck abbauenden Vorgänger auf drei Quadratmetern Aktionsraum abzulösen, weiß, was ich meine. Man freut sich über jedes eingesparte Kabel. Zu meinem Bedauern begnügt sich der Kandidat mit einer Auflösung von 16 Bit und einer Samplerate von 44,1 kHz. Das ist mir gemessen am UVP etwas zu wenig, wenngleich die Werte der CD-Norm (Red Book-Standard) entsprechen. Ich finde, hier hätte Vestax dem Dreihunderter-Upgrade entsprechend ruhig etwas mehr in die Vollen gehen können. Am hinteren Anschlussfeld stehen zwei geklonte Master-Outs in Form von Stereo-Cinchbuchsen zum Anschluss an die PA bereit, ferner entdecke ich einen regelbaren Stereo-Eingang gleichen Formates. Das verschafft dem DJ die Möglichkeit, ohne einen Clubmixer Sample- und Drumroll-Offensiven aus der Kanzel abzufeuern – zum Beispiel mit einer Maschine oder einem iPad. Das Signal fließt via USB an die DJ-Software und per Audio-Through auf ein Deck. Als Notfalldurchschliff für den iPod im Falle eines Computer-Absturzes kann dieser Signalweg indes nicht herhalten. Schade. Zwei praktische Touch-Sensor Einstellschrauben, auf die ich später noch eingehen werde, führen uns nun zum Frontpanel.

An der vorderen rechten Außenseite ist der Kopfhörerausgang platziert. Fünf Drehregler dirigieren die Pegel für Master und Monitor, den Cuemix und die Blendcharakteristik des Crossfaders. Mir persönlich sind diese zu klein geraten, aber da hat jeder eine eigene Sichtweise. Der vordere Überhang wirkt sich für die „Durchschnittsfinger“ nicht störend aus und dient quasi auch als Schutz für die frontalen Bedienelemente während des Transports.

Frontpanel_04

Waschen, legen, föhnen
Die neuen, gummierten, etwas höher ausgefallenen Potikappen finden sich auch am Battlemixer PMC-05 Pro MKIV wieder und sind meiner Meinung nach nicht minder praxistauglich als ihre Amtsvorgänger. Auch die Fader laufen schön gleichmäßig und sanft auf den Leiterbahnen. Der Joystick wurde ebenfalls neu gestaltet und bietet einen größeren Knauf als am TR-1. Er ist allerdings sehr kurz ausgefallen. Erfreulicherweise legen die Schaltflächen der Loop- und Cue-Abteilungen nun einen längeren Schaltweg zurück. Die Druckpunkte sind gut zu ertasten und bieten ein weitaus fluffigeres Trigger-Erlebnis als ihre doch recht steifen Vorgänger – mindestens zehn Fingerkuppen danken schon einmal im Voraus. Insgesamt zähle ich fünf Flachbahnregler, 26 Drehregler, 40 Buttons, einen Joystick, zwei Kippschalter und zwei Jog-Dials. Unser Prüfling sendet damit über 200 verschiedene Befehle auf vier MIDI-Kanälen. Wie es um den Rest der Vestax´schen Flotte bestellt ist, könnt ihr der nachstehenden Tabelle entnehmen.

 

VCI-100

VCI-100 MKII

Spin

Vestax TR-1

VCI300-MKII

Fader

5

5

13

4

5

Buttons

41

40

27

43

40

Potis

19

26

5

25

11

Interface

16 Bit/ 44 kHz

16 Bit/ 44 kHz

24 Bit/ 48 kHz

In/ Out

2 /HP/ 4 (geklont)

Mike/HP /2

Mike/2/HP

 / 4

Jog-Wheels

110 mm

125 mm

120 mm

130 mm

Preis (UVP)

594 €

713 €

297 €

654 €

1070 €

Mixer
Die zentrale Mischpultgruppe mit ihren beiden gut ausgestatteten Kanalzügen dirigiert Traktor´s dreibändigen „Classic“-EQ nebst Gain und Panorama. Der „Traktor Classic“-EQ ermöglicht in jedem Band eine Verstärkung von +12 dB und eine Absenkung von -20 dB. Die Regler arbeiten sehr präzise und lassen feine Eingriffe ins Klangbild zu. Killswitches sind nicht zugegen, daher ist auch bei „Linksanschlag“ ein Signalanteil in allen Frequenzbändern zu hören. So ähnlich ist es auch an meinem Pioneer DJM-600, der im Übrigen als P600 Emulation in Traktor Pro implementiert ist. Der „P600“-Modus hat analog zum Mixer einen Cut/Boost von +12/-26 dB. Den direkten Vergleich könnt ihr anhand der Hörproben ziehen. Der „NUO” Modus arbeitet von -30 dB bis +10 dB in den Tiefen und Mitten und von -25 dB bis +10 dB in den Höhen. Na, für jeden Geschmack etwas dabei…? Effekte und Preview werden selbstverständlich direkt am zugehörigen Kanal eingeschaltet. In der Fader-Sektion setzen die Entwickler von Vestax auf zwei hoch aufgelöste 60-Millimeter-Upfader und einen leichtgängigen Überblendregler von 45 Millimetern Länge, der sich stufenlos hinsichtlich seiner Flankencharakteristik regulieren lässt.

Audio Samples
0:00
P600 Hi Cut DJM 600 Hi Cut TP Classic Hi Cut P600 Mid Cut DJM 600 Mid Cut TP Classic Mid cut P600 Low Cut DJM 600 Low Cut TP Classic Low Cut

Zur Navigation in der Musikbibliothek und zum Befüllen der Decks verbaut Vestax einen Joystick mit Button-Funktion. Damit browst der DJ durch Playlisten und befördert seine Titelauswahl in die gewünschten Abspieleinheiten. Drückt er den Joystick nieder, öffnet sich entgegen der Beschriftungen (Preview Deck) das Browser-Layout, welches die Software-Player zugunsten einer Vollbildansicht der Library ausblendet. Prinzipiell keine schlechte Idee, doch das Hilfsdeck erweist vielen Anwendern wirklich gute Dienste. Vor allem, wenn nur zwei Player freigeschaltet sind. Leider lässt das Standard-Mapping, welches unter Traktor LE nicht konfigurierbar ist, keinen Zugriff auf Favoritenlisten oder den Verzeichnisbaum zu. Hier kommen stattdessen Maus oder Tastatur zum Einsatz.

Joystick

Am Fuße des Controllers bilden Play, Pause, Cue (Play, Pause, Set) und Jump-Start die Befehlspalette der Transportsektion. Die Schaltflächen sind nun etwas größer und treffsicherer, doch zu meiner Überraschung hat der Hersteller werkseitig kein Cue-Juggling implementiert. Eine Möglichkeit, dem abzuhelfen, ist Sprungmarken auf die zweite Befehlsebene der Transportsektion zu verlagern – allerdings wäre hier Toggle-Shift statt Hold-Shift erforderlich, damit der DJ beide Hände frei hat. Die bessere Alternative sehe ich in einem zusätzlichen Pad-Controller wie Vestax´ Pad-One oder Korg´s Nanopad.

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