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Universal Audio UA Solo 610 Test

Universal Audio wurde von dem legendären Studiodesigner und Erfinder Bill Putnam in den 50er Jahren gegründet. Putnam selbst war Toningenieur und arbeitete mit den Ikonen des damaligen Showbusiness wie Frank Sinatra, Nat King Cole oder Ray Charles zusammen. Seine Firma war eine der Ersten, die schon damals Mischpulte im modularen System anboten. Basis waren die Vorgänger des zum Test vorliegenden 610er Preamps, die je nach Bedarf zu Mischpulten kombiniert wurden oder in maßgefertigten Rahmen jeweils einen Kanalzug eines Pultes ergaben. Nach diversen Fusionen und Umfirmierungen wurden so legendäre Produkte wie der optoelektrische-Kompressor LA-2A und der Limiter 1176 noch bis Ende der Sechziger auch unter dem Namen UREI hergestellt.

Kurz vor der Jahrtausendwende entschlossen sich die Söhne des Gründers, die Firma und einige ihrer Produkte wieder aufleben zu lassen. Allerdings bedurfte es detektivischer Fähigkeiten, die Hersteller der ursprünglichen Bauteil-Komponenten aufzuspüren. Aber die Mühe hat sich gelohnt: Alleine die Wiederauferstehung des erwähnten legendären Teletronix LA-2A führte zu wahrer Hysterie in der Recordingbranche. Der Solo 610 ist ein Mikrofon- und Instrumentenvorverstärker, dessen Innenleben mit zwei Vakuumröhren auf der Schaltung des ursprünglichen Putnam 610 Console Channel Strips basiert. Mit ihnen wurden Stimmen wie die von Frank Sinatra oder der Sound von Van Halen für die Ewigkeit konserviert. Seine Eigenschaft als Röhrenpreamp D.I. Box macht den Solo 610 auch für die Anwendung im Bassbereich hochinteressant.

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DETAILS

Ein leichtes, schwarzes Käschen mit zwei imposanten Bakelitknöpfen auf der Vorderseite, die schon beim ersten Hinsehen zweifelsfrei zu verstehen geben, dass es sich hier um ein Gerät der Retroklasse handelt. Hier wurde alles liebevoll auf original und alt getrimmt, und so hätte der UA Solo 610 auch gut und gerne vor 50 Jahren in einem Studio stehen können. Allerdings gab es ihn damals nicht in dieser Form, denn wir haben es hier mit einem mobilen Preamp zu tun. Und der ist in der Lage, sowohl im Live- als auch im Studioeinsatz als Mikrofon- und Instrumental-Vorverstärker mit D.I. Funktion seine Arbeit zu verrichten.

Erfreulich simpel ist auch hier das auf Funktionalität getrimmte Design: So zeigt eine blaue LED an, ob der SOLO 610 angeschaltet ist, während die darunter liegende in drei verschiedenen Farben signalisiert, wie es um die Stärke des Eingangspegels steht. Leuchtet sie grün, erreicht ein normaler Pegel das Gerät, gelb signalisiert Übersteuerungsgefahr und rot zeigt an, dass die Eingangsstufe tatsächlich übersteuert. Mit dem linken der beiden nicht zu übersehenden Potis wird das Eingangssignal angepasst, mit dem rechten das Ausgangssignal, dessen Pegel bis zu 61 dB angehoben werden kann.

Ein Klinken-Instrumenteneingang (D.I.) steht ebenso zur Verfügung wie ein Klinkenausgang (Thru), der das unbearbeitete Signal parallel zu einem Verstärker beispielsweise weiterleitet.

Außerdem befinden sich auf der Vorderseite fünf kleine Kippschalter:

  1.    Mic/DI wählt zwischen dem Eingangssignal am XLR-Mikrofoneingang auf der Rückseite und dem Klinken-Instrumenteneingang auf der Vorderseite.
  2. Lo-Z/Hi-Z ist ein Impedanzwahlschalter für die Eingangsempfindlichkeiten des Mikrofoneingangs mit 500 Ohm oder 2k Ohm oder des Instrumenteneingangs mit 47k Ohm oder 2,2M Ohm.
  3. +48 Volt zur Aktivierung einer Phantomspeisung über den XLR-In. 
  4. Lo Cut/Flat schaltet ein Hochpassfilter zu, das störende Geräusche wie beispielsweise Trittschall unterhalb 100Hz eliminiert.
  5. OutØ / InØ bewirkt eine Phasenumkehrung um 180 Grad, die dann relevant wird, wenn man parallel ein Speakersignal per Mikrofon abnimmt und Phasenauslöschungen auftreten.

Die Rückseite ist zwar noch spartanischer ausgelegt, aber immerhin finden wir die Netzbuchse und daneben einen Netzschalter, der ja beispielsweise der Avalon U5 verwehrt blieb. Ein XLR Ein- und ein XLR-Ausgang warten ebenfalls auf ihren Einsatz, wobei der Ausgangspegel per Kippschalter auf Line- oder Mikrofonlevel eingestellt werden kann. Und auch der obligatorische Groundlift-Schalter zur Beseitigung von eventuellen Brummschleifen ist mit an Bord.

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PRAXIS

Universal Audio empfiehlt, den Solo 610 mit beiden Reglern auf Mittelstellung in Betrieb zu nehmen. Von dort aus kann man dann den Eingangspegel nach Belieben anpassen. Das funktioniert extrem einfach, wobei man sich weniger nach der Pegel-LED als vielmehr nach seinem Gehör richtet. Ist der Regler ganz nach links gedreht, bekommt man das klarste Signal. Je weiter man nach rechts dreht, desto mehr Obertoncharakter und Volumen erhält der Sound, ohne jedoch mulmig zu werden. Im Peakbereich werden dann Verzerrungen hörbar. Das gleiche Spiel funktioniert auch mit dem rechten Output-Regler, während im Inneren des Solo 610 eine 12 AX7 (ECC83) und eine 12 AT7 (ECC81) ihre Arbeit leisten.

Die einzige Möglichkeit, den Sound zu beeinflussen, ist das Experimentieren mit der Röhrensättigung. Der Bass-Sound wirkt insgesamt weicher und runder als bei allen anderen getesteten Varianten, leicht komprimiert, aber in keiner Weise unangenehm oder gar pumpend. Allerdings wirkt er auch nicht besonders tiefbassig, wie man es vielleicht von einer Röhren-D.I. Box erwarten würde. Der Sound fügt sich im Playback besonders gut ein und es gibt tatsächlich nichts zu meckern, es sei denn, man fühlt sich durch die mangelnde Soundvielfalt eingeschränkt.

Audio Samples
0:00
Low Input More Input High Input High In and Out

So kurz auch dieser Praxistest ausfällt, er sagt alles, was zu sagen ist. Hier geht es um einen ganz bestimmten Sound, der nicht besonders variabel ist. Wenn man aber diesen Klangcharakter mag, dann ist man bestens bedient, denn in der Einfachheit liegt auch die Genialität. Und man kann sich letztlich wieder auf die Soundmöglichkeiten des angeschlossenen Basses konzentrieren.

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FAZIT

Sensationell einfach in der Anwendung, leicht und transportabel, das ist die SOLO 610 Preamp DI Box von Universal Audio. Sie ist definitiv einen Antester wert, wenn man auf einen soliden, warmen Röhrensound steht und diesen sowohl im Studio als auch live einsetzen möchte. Aufgrund der gutmütigen Pegeltoleranz kommt der Röhrenpreamp mit jedem Signal zurecht. Für die eine oder andere Anwendung hätte man sich vielleicht etwas mehr Growl und Tiefbass gewünscht, denn durch die Bank wirkt die Solo 610 sehr seidig und zahm. Aber es könnte auch genau das sein, was sich viele Bassisten von ihrem Sound wünschen. Also antesten!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • warmer Röhrensound
  • intuitive und effektive Bedienung
  • regulierbarer Eingangs- und Ausgangspegel
  • geringes Gewicht
  • Instrument DI und Mic-Preamp mit 48V Phantomspeisung
  • Phasenumkehr schaltbar
Contra
  • keine Soundvielfalt
Artikelbild
Universal Audio UA Solo 610 Test
Für 1.299,00€ bei
Technische Daten UA Solo 610
  • Eingangs Impedanz: Wählbar 500 Ohm oder 2 kOhm (Mikrofon) und wählbar 2.2 MOhm oder 47 kOhm (Hi-Z Input)
  • Frequenzgang: 20 Hz to 20 kHz +/- 1 dB
  • Maximal Gain: 61 dB
  • Röhren: (1) 12AX7, (1) 12AT
  • Preis: ca. 799,- €
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Profilbild von STeF

STeF sagt:

#1 - 11.11.2012 um 03:30 Uhr

0

Wäre schön, diesen PreAmp auch mal mit anderen Quellen (Mikrofon: Sprache, Gitarre...) getestet zu haben ...

Profilbild von Oliver (Bonedo)

Oliver (Bonedo) sagt:

#2 - 15.11.2012 um 15:24 Uhr

0

Hallo STeF,betrachtet man die UA Solo 610 für sich alleine, gebe ich Dir natürlich unumwunden recht und in der Tat sollte dann der volle Funktionsumfang im Test abgehandelt werden. Ich habe sie damals jedoch primär als mögliches Beispiel zur Verwendung als Bass DI Box im Rahmen eines Bass-Premap-DI Vergleiches ausgewählt und getetstet. Es ging um die Vorstellung unterschiedlicher DI Konzepte für den Bass. Daher wird die UA Solo 610 in diesem Test auch ausschliesslich nur aus dem Bassblickwinkel betrachtet (so wie auch übrigens die Millenia Twin Direct TD-1.Wenn Du etwas generelles über das Verhalten eines Mic-Preamps mit Sprache oder Gesang erfahren möchtest, dann schau doch mal in den Valvotronics D19 Test.Ansonsten schau ich mal, ob sich die Gelegenheit ergibt, den Solo610 Test zu erweitern. Vielen Dank erst mal für Dein Feedback.Oliver

Profilbild von Vasko Bulgarelli

Vasko Bulgarelli sagt:

#3 - 06.05.2019 um 02:34 Uhr

0

seinem Preis ist nicht würdig,auch vier sternen

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