Anzeige

Ufip Experience Blast Extra Dry Cymbals Test

Ufip Experience Collection Blast Extra Dry, so lautet der volle Name unserer heutigen Testobjekte. Aufgeschlüsselt bedeutet das, dass die Becken in Italien hergestellt werden, und zwar von der Unione Fabbricanti Italiani Piatti Musicali e Tam Tams, dafür steht die Abkürzung Ufip nämlich. Anders als die anderen Baureihen, steht die Experience Collection für eine Art loses Experimentierfeld, in dem neue Sounds vorgestellt werden. Und „Blast“ ist der Name einer relativ neuen Unterserie, die mit extrem tiefen Hammerschlägen und sehr dünner Konstruktion die trashigen und explosiven Klänge umsetzt, die unter Trommlern fast aller Stile äußerst beliebt sind. Bisher gab es diese Modelle ausschließlich in einem glänzenden Finish, also poliert und anschließend abgedreht. Genau darauf verzichtet man nun bei den Extra Dry Crashes und Hi-Hats. Trashig und explosiv soll es damit zwar bleiben, insgesamt sollen die neuen Modelle jedoch deutlich dunkler und trockener klingen. 

UFIP_Experience_Blast_Extra_Dry
UFIP_Experience_Blast_Extra_Dry


Nun kann man nicht gerade behaupten, dass der Beckenfreund solche dünnen, stark gehämmerten und mehr oder weniger roh belassenen Zimbeln noch nie gehört oder gesehen hätte, im Gegenteil. Praktisch alle Hersteller haben eine oder mehrere Serien im Programm, bei denen diese Charakteristika in verschiedenen Ausprägungen zum Konzept gehören. Allerdings bedient sich Ufip eines speziellen, einzigartigen Produktionsprozesses, nämlich des sogenannten Roto Castings. Anders als bei anderen aus B20 Bronze hergestellten Becken, werden die toskanischen Zimbeln nicht ausgewalzt, sondern in schnell rotierende Formen gegossen. Die Zentrifugalkräfte sollen dabei für eine besonders dichte Materialstruktur sorgen. Anschließend kommen verschiedene Hämmerungs- und Abdrehprozesse zum Einsatz, welche im Falle unserer Testmodelle sowohl maschinell als auch von Hand ausgeführt werden. Ob sich die Ergebnisse hören lassen können, erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest.   

Details

Typisch Ufip: dicke Kuppen, dünne Ränder

Vier Crash-Becken der Größen 17, 18, 19 und 20 Zoll sowie zwei Hi-Hats in 14 und 15 Zoll finde ich im Versandkarton. Mit Ausnahme eines 16er Crashes und einer ebenso großen Hi-Hat treten damit alle aktuell verfügbaren Blast Extra Dry Modelle zum Test an. Gleich beim Auspacken fällt es mir wieder auf: Ufip Becken sehen nicht nur irgendwie anders aus als jene anderer Marken, sie fühlen sich auch anders an. Das liegt natürlich in erster Linie am oben angesprochenen Gießverfahren, in welchem die Becken entstehen. Dies kann auch geschulte Testeraugen irritieren, denn schaut man in ein Beckenloch hinein, um die Materialdicke zu beurteilen, kommt man bei den Ufips schnell zu dem Schluss, ziemliche Brecher vor sich zu haben. Das stimmt aber nicht, denn nur die Kuppen sind dick, die Materialstärke nimmt zu den Rändern hin graduell ab. Im Falle der Blasts haben wir es nämlich mit ziemlich dünnen Instrumenten zu tun, doch dazu später mehr. Kommen wir zunächst zu den Gemeinsamkeiten aller Modelle. Die beginnen bei den recht ausgeprägten Profilen. So sind die Beckenschultern ziemlich stark gewölbt, während die Kuppen groß und hoch ausfallen. Bei den Kuppen fällt zudem der weiche Übergang zum Profil auf, denn sie sind Teil der Gussform und werden nicht erst nachträglich herausgepresst. Die zweite Gemeinsamkeit aller Typen betrifft die Oberflächenbearbeitung. So verfügen alle Modelle über vollflächig abgedrehte Unterseiten. Das Abdrehmuster ist sehr fein und gleichmäßig gesetzt, entsprechend samtig fühlen sich die Blast Extra Dry Cymbals hier an. Auf den Oberseiten hingegen wirken die Becken wie angeschliffen. Ein Abdrehmuster erkenne ich nicht, wirklich roh erscheinen sie aber auch nicht. Stattdessen sind winzige Lufteinschlüsse zu sehen, einige Becken besitzen noch vereinzelte, rötlich schimmernde Gussrückstände. Das sind jedoch keine Verarbeitungsmängel, sondern ist wiederum ein Resultat des Rotocasting-Verfahrens. 

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Die Blast Extra Dry Crashes fallen sehr dünn aus 

Wenden wir uns nun den speziellen Eigenschaften der vier Crashes zu. Zunächst fällt die starke, in mehreren Schritten ausgeführte Hämmerung auf. Drei Hammergrößen identifiziere ich. Mit der ersten werden die Becken in konzentrischen Kreisen dicht bearbeitet, wobei die Male eher flächig ausfallen und nicht sehr tief sind. Ein kleinerer Hammer wird am Rand eingesetzt, auch diese Einschläge fallen nicht sehr tief, dafür aber unregelmäßig aus. Das sieht jedoch bei der dritten Größe anders aus, welche gut zwei Zentimeter lange und sehr tiefe „Krater“ auf den Beckenoberseiten hinterlässt. Generell verleihen derartige Treffer dem Becken eine eher tonlose, „schmutzige“ Modulation. Die Auswirkung solcher Bearbeitungsmethoden könnt ihr auch gut bei Sabians’s HHXtreme Crashes, Zildjian’s Special Dry Modellen oder Meinl’s Byzance Dual Crashes hören. Für eine schnelle Ansprache sind unsere Test-Crashes zudem sehr leicht konstruiert. Ich messe 1070 Gramm beim 17er, 1230 beim 18er sowie 1390 und 1570 beim 19er und 20er. Damit es klanglich nicht zu dunkel und verwaschen wird, bleiben die großen Kuppen vom Hämmerungsprozess ausgenommen. 

Fotostrecke: 5 Bilder Fehlt nur das 16er: die Test-Crashes in 17, 18, 19 und 20 Zoll.

Die Kuppen der Hi-Hats werden gehämmert

Das Konzept geringer Masse finde ich auch bei den Hi-Hats wieder. So zeigt die Waage für das Top- und Bottom-Becken der 14er 900 und 1120 Gramm an, die 15er liegt bei 1000 auf 1190 Gramm. Im Gegensatz zu den Crashes hätte ich mir das Wiegen hier auch sparen können, denn Ufip vermerkt die Gewichte der Hi-Hats auf den Unterseiten der Kuppen. Auf den ersten Blick unterscheiden sich die Instrumente nicht von den Crashes, bei näherer Begutachtung fallen aber doch Unterschiede ins Auge. Der deutlichste sind sicherlich die jeweils acht, tief gesetzten Hammerschläge auf allen Kuppen. Der zweite ist der Umstand, dass hier nur das Top-Becken der 15er über die kleinen Hammerschläge am Rand verfügt, die anderen drei Becken besitzen lediglich die vollflächigen, flachen sowie die großen, tiefen Hammerspuren. 

Fotostrecke: 5 Bilder Nur bei den Hi-Hats sind die Kuppen gehämmert.
Anzeige

Praxis

Trashiger Sound mit hoher Auflösung

Im Einsatz bestätigen sich meine Vermutungen bezüglich Sounds und Spielbarkeit der Blast Extra Dry Becken. Sowohl die Crashes als auch die Hi-Hats sprechen unmittelbar an und entfalten ihr Potenzial schon bei geringer Anschlagstärke. Durch die massive Hämmerung besitzen sie große Mengen „Trash“, also einen tendenziell tonlosen Sound mit vielen Rauschanteilen. Gleichzeitig wirkt keines der Becken matschig oder undefiniert, was wahrscheinlich auf die besondere Fertigungsart zurückzuführen ist. Stattdessen fallen die Extra Drys mit einer mittigen, „festen“ Grundtonalität auf, die es auch bei anderen Ufips zu hören gibt. Darüber hinaus lösen sie im Ausklang sehr hoch auf, was ihnen – trotz des „Drecks“ – durchaus edlen Charakter verleiht. Vor einiger Zeit hatte ich die Ufip Est.1931 Becken hier zum Test, die Blast Extra Dry können klar als rauschigere, explosivere Geschwister durchgehen. 

Die Crashes: viel Trash, gute Abstimmung

Bei den ersten Schlägen auf die Blast Extra Dry Crashes fühle ich mich sofort an meine Sabian HHXtreme Crashes erinnert. Hier geht es explosionsartig zur Sache, aufgrund der geringen Masse gehen die Becken sofort auf und verklingen schnell. Damit erinnern sie natürlich ein bisschen an China-Becken. Aufgrund ihrer schwach ausgeprägten Tonalität lassen sich die Cymbals in vielen musikalischen Kontexten verwenden, wo eben eher ein Rauschen statt eines metallischen Akzents passt. Im Verbund mit anderen, klarer klingenden Crashes bekommt man so ein sehr vielseitiges Crash-Becken-Setup. Was die Extra Dry Crashes nicht wirklich gut können, sind klare Ride-Sounds. Einzig das 20er liefert Ansätze der typischen Stick-Definition, die Kuppen jedoch wirken wiederum extrem integriert und besitzen damit kaum glockige Klanganteile. Dies bringen so dünne und stark gehämmerte Becken aber nun einmal mit sich. Wer auf der Suche nach klassischen Crashride-Fähigkeiten ist, wird woanders besser bedient. Sehr gut gefällt mir die Abstimmung der vier Becken zueinander. 

Audio Samples
0:00
17″ Crash – solo 17″ Crash – Groove 18″ Crash – solo 18″ Crash – Groove 19″ Crash – solo 19″ Crash – Groove 20″ Crash – solo 20″ Crash – Groove Alle Crashes im Set
22_UfipBlastExtra_praxis

Gute Mischung aus Tightness und „retro“: die Hi-Hats 

Wie fast alle leichten Hi-Hats, sprechen unsere Blast Extra Dry Modelle sehr schnell an. Gleichzeitig besitzen sie, geöffnet gespielt, die gleiche raue Explosivität wie ihre Kollegen aus der Crash-Abteilung. Anders als einige Konkurrenzprodukte, wirken die Ufips jedoch nicht zu weich und undefiniert. Im Gegenteil verfügen beide Größen über einen eher mittigen Grundton, der ihnen nicht nur einen klassischen, funky Charakter verleiht, sondern auch dafür sorgt, dass die Hi-Hats im Kontext mit anderen Instrumenten nicht vorzeitig untergehen. Auch der präsente Chick-Sound beim Treten gefällt mir sehr gut. Während die 15er erwartungsgemäß etwas dunkler und trashiger daher kommt, wirkt die 14er noch etwas leichtfüßiger und klarer. Je nach Geschmack können die beiden Instrumente durchaus als Allrounder mit Retro-Einschlag durchgehen.

Audio Samples
0:00
14″ Hi-Hat – solo 14″ Hi-Hat – Groove 15″ Hi-Hat – solo 15″ Hi-Hat – Groove
Anzeige

Fazit

Die Ufip Experience Collection Blast Extra Dry Crashes und Hi-Hats präsentieren sich im Test als inspirierende Instrumente für Fans dunkler, trashigerer Sounds. Insbesondere die Crashes besitzen leichte China-Anteile, wie man sie auch bei einigen Serien der bekannteren Hersteller gehört hat. Gleichzeitig sorgt die spezielle Bauweise der Becken für einen eigenständigen, leicht mittigen und klaren Charakter, und auch die Abstimmung der Becken zueinander kann als gelungen bezeichnet werden. Die Hi-Hats schlagen eine Brücke zwischen den Sounds dünner Jazz Hats und der klaren Definition schwererer Instrumente. Fans von sauberer Modulation, deutlichem Ping und glockiger Tonalität werden in der Serie vermutlich nicht fündig, dafür gibt es – nicht nur im Ufip-Sortiment – bessere Alternativen. Mit ihrem stimmigen Konzept, einer exzellenten Verarbeitung und moderaten Preisen empfehlen sich die Teile als tolle Alternative zu den Angeboten der größeren Hersteller. 

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • stimmige Mischung aus trashigen Sound-Anteilen und Definition
  • durchaus vielseitig einsetzbar (gilt besonders für die Hi-Hats)
  • sehr zügige Ansprache
  • makellose Verarbeitung
  • gute Abstimmung
  • moderate Preisgestaltung
Contra
  • keins
Artikelbild
Ufip Experience Blast Extra Dry Cymbals Test
Schön funky mit ein bisschen „Trash“: Die Ufip Blast Extra Dry Becken machen wirklich Spaß.
Schön funky mit ein bisschen „Trash“: Die Ufip Blast Extra Dry Becken machen wirklich Spaß.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Ufip
  • Serie: Experience Collection Blast Extra Dry
  • Material: B20 Bronze
  • Klangcharakteristik: dunkel, trocken, schnelle Ansprache
  • Gewicht: Thin
  • Herstellungsland: Italien
  • PREISE (Strassenpreise September 2019):
  • Hi-Hats 14“: 364,00 EUR
  • Hi-Hats 15“: 379,00 EUR
  • Crash 17“: 259,00 EUR
  • Crash 18“: 269,00 EUR
  • Crash 19“: 279,00 EUR
  • Crash 20“: 329,00 EUR

Seite des Herstellers: ufip.it

Hot or Not
?
UFIP_Experience_Blast_Extra_Dry

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von Knecht ruprecht

Knecht ruprecht sagt:

#1 - 02.05.2023 um 20:31 Uhr

0

Sie lassen in der Qualität über all die jahre nicht nach.immer noch wunderbare becken!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • 🎧 Zultan Rock Beat Cymbals Review | Are They Still Worth It in 2025?
  • Gretsch Full Range Hybrid Snare | First Impression #drums #drumgear
  • Aerodrums 2 | Invisible Drums, Real Sounds! | Review & Sound Demo