Tracktion BioTek Test

Gegensätze ziehen sich bekanntlich an, so auch beim „Organic Synthesizer“ BioTek. In diesem Klangerzeuger vereint der Hersteller Tracktion Samples aus Natur und Technik mit fortschrittlicher Synthese. Laut Hersteller sollen sich aufwendige Klangwelten durch Patch-abhängige Parameter und einem ausgeklügelten X/Y-Feld ganz einfach erstellen lassen. 

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Die Bedienoberfläche des BioTek.


BioTek ist verfügbar für OS X (ab 10.7.5), Windows (ab Version 7) in 32 und 64 Bit sowie für Linux (ab Ubuntu 10.04 und Debian 6) in 64 Bit. Das Plug-in unterstützt die Schnittstellen VST, AU, AAX und Linux-VST und ist nur als Download erhältlich.

Details

Entwicklung

Für die Samples griff man auf Umgebungsgeräusche aus Natur, Industrie und Stadt zurück. Diese zeichnete Mike Wall über 20 Jahre lang quer durch die USA auf. Beteiligt waren zudem Wolfram Franke, der schon für Waldorf und Steinberg Klangerzeuger entwickelte, Sounddesigner Taiho Yamada (Sounddesigner für Avid und Alesis) sowie Grafikdesignerin Kristina Childs.

Bedienoberfläche und Konzept

Die übersichtliche Single-Screen-Bedienoberfläche wird von einem X/Y-Feld namens „Ring Display“ dominiert. Mit diesem werden Multi-Layer-Sounds nahtlos ineinander übergeblendet. Mittels grafischer Animation erhält man beim Durchfahren der Layer ein visuelles Feedback, in welcher Soundkategorie man sich gerade befindet: Natur (Bäume oder Vögel) oder Technik/Urban (Computerchip oder Großstadtgebäude).

Fotostrecke: 2 Bilder Die Bedienoberfläche des BioTek.

Weiterhin bietet der BioTek die Sektionen Oscillators, Envelopes, Filters, LFOs, Effects, Master und „Mana“. Die göttliche Speise regelt beispielsweise, wie viel Sample- oder Synthesizer-Anteil der Sound enthalten soll: Beim BioTek erzeugen nicht nur die Samples den Klang, sondern auch die auf FM-Synthese basierenden Oszillatoren.

Fotostrecke: 5 Bilder Mana

Macro Controls

Die Module bieten bekannte Parameter; diese wurden allerdings Patch-abhängig angepasst und lassen sich nicht verändern. „Patch Specific Macro Controls“ nennt das der Hersteller. So steuern die LFOs beispielsweise in einem Patch die Filter und in einem anderen den Pitch eines Arpeggiators. Ebenso können die Parameter der Effekt-Sektion in einem Patch Reverb und Delay und im nächsten Phaser und Flanger regeln. Dieses Prinzip wird nur in der Master-Sektion durchbrochen. Sie ist für alle Patches identisch und dient mit „Master Volume“ und „Effects Mix“. 
Das erleichtert das Erstellen komplexer Sounds, da keinerlei Vorwissen erforderlich ist. Andererseits ist dieses Konzept nicht frei von Überraschungen, da die Macro Controller bei jedem Patch anders belegt sein können.

LFO und Flow LFO

Die zwei „normalen“ LFOs bestehen aus einfachen Reglern, wobei einer der beiden beispielsweise Tremolo Depth und der zweite die dazugehörige Rate steuert. Anders verhält es sich mit den sogenannten Flow LFOs. Zwar sind auch hier die Parameter fest im Patch verankert, jedoch bieten die LFOs weitaus mehr Kontrolle, da sie mit acht LFO-Rates aufwarten (16 Bar, 1 Bar, 1/2, 1/4,  1/8, 1/16, 1/16t und 1/32). Der Clou: Für jede Rate lässt sich eine von zwölf Wellenformen auswählen. Mit einem Schieberegler können die acht Zeitraster mit ihren verschiedenen Wellenformen durchfahren werden. 

LFOs
LFOs

Universelle Parameter

Darüber hinaus verfügt der BioTek über in jedem Patch identische Bedienelemente. Dazu zählen die eben erwähnte Master-Sektion, Einstellungen von Master Tuning, Anzahl der Voices sowie eine Global-Sektion. Um Rechenleistung zu sparen, können hier Multi-Core-Processing und die Animation des Ring Displays angepasst werden. Hinzu kommt ein Arpeggiator. Ist er deaktiviert, werden rhythmische Layer der Patches als einzelne Elemente abgespielt. Im External-Modus synct der Arpeggiator zur DAW, andernfalls lässt sich ein eigenes Tempo definieren.

Fotostrecke: 4 Bilder Master

Praxis

Bedienung

Die Handhabung ist unspektakulär: Im Browser wird behelfs der Kategorien ein passender Klang gewählt und das Ring Display dient dann zum einfachen und dennoch komplexen Morphing des Sounds. Es eignet sich hervorragend, um Automationen zu fahren und live zu performen.

Mit den sinnvoll belegten, Patch-abhängigen Parametern kann der Anwender unkompliziert in den Klang vordringen. Wer allerdings tief ins Geschehen eingreifen oder eigene Sounds programmieren möchte, stößt schnell an Grenzen. Weder lassen sich eigene Samples laden, noch können die Layer des Ring Displays individuell mit Samples aus der Library bestückt werden. Der BioTek eignet sich also besonders für Einsteiger und alle, die nicht viel schrauben wollen. 

Ressourcen

Das Ring Display zum Morphing der Klangwelten ist ein grafischer Augenschmaus, verbraucht aber auch Ressourcen. Im Test sprang die CPU-Auslastung bei einer BioTek-Instanz in Logic X je nach Patch schon auf 50 Prozent. Spätestens bei der Verwendung von fünf Instanzen schaltet der Lüfter des Macbooks mit 16 GB RAM und einem 2,3 GHz i7 Prozessor auf Dauerbetrieb.

Klang

Trotz simpler Bedienung ist der Sound des BioTek komplex. Einfache Basslines werden mit dem Ring Display zu Knarzmonstern. Und durch die Sounds aus Natur und Technik erhält jeder Patch eine ordentliche Portion Leben. In folgenden Klangbeispielen habe ich die Sounds zunächst in der Standardeinstellung gespielt und daraufhin mit dem Ring Display moduliert. 

Audio Samples
0:00
Natural Rhythm 06 Bob Bass Greasy Geesy Semiconductor Ripple.wav Teslas Tibet Song

Fazit

Der BioTek überzeugt mit einzigartigem Klangcharakter. Welcher Synthesizer vereint schon Vogelgezwitscher und Maschinengeräusche mit einem kreischenden Synth-Lead? Die Drumloops sind mir zwar zu überladen, sie lassen sich aber bändigen. Von Chillout über Deep House bis Industrial – der BioTek wird viele Freunde finden. Vor allem für Einsteiger in die Welt des Sounddesigns und Freunde schneller Ergebnisse ist der BioTek eine ideale Wahl. Profi-Sounddesigner werden aufgrund des fehlenden Sample-Imports und der festgelegten Parameter wahrscheinlich nicht hundertprozentig glücklich werden. Auch wenn 128 Patches für einen Synthesizer dieser Preisklasse etwas spärlich wirken, verdient sich der BioTek wegen seines ungewöhnlichen Konzepts vier Bonedo-Sterne. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • einfaches Bedienkonzept
  • geeignet für Sounddesign-Einsteiger
  • komplexe Klangwelten durch X/Y-Feld
Contra
  • kein Sample-Import
  • Samples der Library nicht einzeln wählbar
  • hoher Ressourcenverbrauch in der Grundeinstellung
Artikelbild
Tracktion BioTek Test
Tracktion_BioTek_Bild_02_Interface
Die Bedienoberfläche des BioTek.
Features:
  • FM-Synthesizer / Sampler Hybrid
  • 4 Multi-Layer-Sounds pro Patch
  • Ring-Display (X/Y-Feld) zum Soundmorphing
  • Patch-spezifische Macro Controls
  • LFO und Flow LFO
  • Systemvoraussetzungen:
  • Mac OSX 10.7.5
  • Windows 7
  • Ubuntu Linux 10.04
  • Debian Linux 6
  • AU, VST, AAX, Linus-VST
Preis:
  • 150,- USD (132,- €)
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Die Bedienoberfläche des BioTek.

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