TC Electronic BG250 Test

Mit dem eindrucksvollen RH450-Top und den dazugehörigen Boxen RS210 und RS212 feierten die Audiospezialisten der dänischen Firma TC Electronic auf der Winter Namm-Show 2010 ihren Einstand in Sachen Bassanlagen. Seither erweitern sie ihr Portfolio für Tieftöner mit immer neuen Produkten für die unterschiedlichsten Anwendungsgebiete. Der neueste Combo im Programm hört auf den Namen BG250 und folgt, wie alle Bass-Amps von TC, dem Ansatz „Vintage-inspirierter Sound trifft modernen Komfort“. Dabei bietet er trotz seines leichten Gewichts von 16kg genügend Power und einen erwachsenen Sound, um in einer Band bestehen zu können.

TC_Electronic_BG250_004FIN Bild


Damit aber nicht genug: Zusätzlich dazu haben die dänischen Konstrukteure dem BG250 ihre „Toneprint“-Technologie eingepflanzt, die dem Combo einen flexiblen Effektkanal beschert. Mit einem Smartphone oder per USB kann man den „Toneprint“-Regler des Amps mit verschiedenen „Toneprints“ bestücken und ist daher nicht auf einen ab Werk bestimmten Effektsound festgelegt. Das hört sich, nicht zuletzt auch wegen der moderaten und sehr wettbewerbsfähigen Preisgestaltung, nach einem attraktiven Gesamtpaket für die Freunde unkomplizierter Bassanlagen an. Ich war sehr gespannt, wie sich der Budget-Combo in der Praxis macht.

Details

Damit der großformatige 15-Zoll-Combo nicht zu schwer wird, hat TC das Gehäuse aus leichtem 15mm dickem Sperrholz gefertigt. Der 15-Zöller sitzt in einer Bassreflexkammer, zusätzlich wurde ein Piezohochtöner verbaut, damit der obere Bereich des Klangbildes besser abgebildet werden kann. Das Gehäuse selbst ist mit einem schwarzen Kunststoffüberzug versehen, die Ecken sind mit Metallkappen geschützt, und am Boden sorgen dicke Gummifüße für rutschfesten Stand. Transportiert wird der Combo mit einem Griff an der Oberseite, der bei einem moderaten Gewicht von gerade einmal 16 kg auch locker ausreicht – der BG250 ist in der Tat mühelos mit einer Hand zu bewegen.

Fotostrecke: 7 Bilder BG250: Das Gehäuse des 15 Zoll Combo besteht aus 15mm dickem Sperrholz

Die Bedienung des BG250 ist „straight forward“, und alle Regler und Anschlüsse sind eindeutig beschriftet und praktischerweise komplett von oben auf dem stabilen Metall-Bedienpanel zugänglich. Zur Verbindung mit dem Bass gibt es eine Klinkenbuchse, der zugeordnete Gainregler pegelt das Eingangssignal, eine Clip-LED signalisiert eine etwaige Übersteuerung der Vorstufe. Danach folgt eine 3-Band Klangregelung, die ein wenig von der Funktionalität eines Standard-EQs abweicht. Während ein Standard-EQ in der Regel den gleichen Frequenzbereich anhebt oder absenkt, werden bei diesem intelligenten TC-EQ verschiedene Bereiche bearbeitet, je nachdem, ob man das Band anhebt oder absenkt. Das nächste Tool zur Soundformung ist das von anderen TC-Amps bekannte „Tubetone“-Feature, eine Röhrensimulation, die dem Sound Wärme und Charakter einhauchen soll. Um ein möglichst realistisches Ergebnis und ein Klangverhalten, wie bei einem echten Vollröhrenverstärker zu realisieren, simuliert Tubetone das Komplettpaket inklusive Vor – und Endstufe. Aktiviert wird das Feature über einen Taster, der Grad der Simulation wird anschließend mit dem entsprechenden Regler eingestellt. Alternativ lässt sich die Funktion auch über einen separat erhältlichen Fußschalter fernbedienen. Zwischen Tubetone- und Master-Poti für die Endlautstärke parkt ein weiterer Regler, der schon alleine optisch aus dem Rahmen fällt. Der einzige weiße Regler am BG250 ist der Controller für die Toneprint-Abteilung und mischt dem cleanen Sound das Effektsignal stufenlos bei, andere Parameter des Effektes können nicht verändert werden. Dennoch ist das Toneprint-Feature zweifelsfrei ein mächtiges Werkzeug, denn neue Settings (oder gleich komplett andere Effekte) können einfach und schnell auf den Amp gebeamt werden. Platz ist hier für jeweils ein Toneprint.
Die Einspeisung der Effekt-Sounds erfolgt wahlweise mit dem Computer oder einem Smartphone. Um das Ganze mit dem Rechenknecht zu realisieren, muss man den gewünschten Toneprint von der TC-Website auf den Rechner laden, den BG250 per mitgeliefertem USB Kabel mit dem Rechner verbinden, anschließend den Toneprint doppelklicken und uploaden, fertig. Noch schneller und nebenbei auch futuristischer geht es mit der kostenlosen Smartphone-App von TC. Auf dem Smartphone kann man durch eine Liste aller erhältlicher Toneprints surfen und dann das gewünschte Setting auf den Combo beamen. Das geschieht auf magnetischem Weg, indem man die Lautsprecher des Smartphones über einen Pickup des an den Amp angeschlossenen Basses hält. Was dann folgt, klingt wie ein altes Modem – und tatsächlich ist die Funktionsweise ähnlich, denn auch hier werden digitalisierte Daten entsprechend aufbereitet übertragen. Das Ganze ist in ein paar Sekunden erledigt – eine LED am Toneprint-Regler signalisiert die gelungene Übertragung. Alle Toneprints sind kostenlos und in der Smartphone-App enthalten, man braucht also keine Internetverbindung, um ein neues Setting auf den Amp zu transferieren. Welche Effekte derzeit zur Verfügung stehen (Stand 30.10.2012), könnt ihr auf den Snapshots sehen.

Fotostrecke: 2 Bilder BG250: Die Toneprint Library bietet jede Menge Effekte…

Pro Effekt gibt es zahlreiche Settings, die zum Teil von berühmten Vertretern der Basszunft wie Nathan East, Uriah Duffy oder Mark King erstellt wurden. Das Angebot ist jetzt schon sehr groß und wird von TC ständig um neue Settings erweitert. Das Toneprint-Feature kann übrigens, genau wie „Tubetone“, wahlweise auch per optionalem Fußschalter aktiviert oder deaktiviert werden. Die zugehörige Klinkenbuchse für das Pedal sitzt auf der rechten Seite des Bedienpanels, wo auch eine ganze Reihe anderer  Anschlussmöglichkeiten zu finden sind. Zum Recorden steht ein symmetrischer XLR-Ausgang mit Post/Pre EQ Taster zur Verfügung, für die stille Übe-Einheit zuhause gibt es zwei Miniklinken für Kopfhörer und eine externe Klangquelle, und mit der USB-Buchse kann der Amp, wie weiter oben beschrieben, mit dem Computer verbunden werden – falls man die Toneprints nicht mit dem Smartphone übertragen möchte. Ein gemeinsames Ausstattungsmerkmal aller TC-Bassverstärker ist das integrierte Stimmgerät, mit dem natürlich auch der BG250 aufwarten kann. Es stehen fünf LEDs für die B-, E-, A-, D-, G-Saite eines Fünfsaiters sowie zwei weitere „Leuchtkörper“ zur Anzeige der korrekten Stimmung zur Verfügung. Wer also eine hohe C-Saite auf seinem Bass hat oder andere Stimmungen bevorzugt, muss folglich sein Gehör zurate ziehen. Der Ausgang des Verstärkers kann beim Stimmen mit einem Mute-Switch stummgeschaltet werden, damit die Nerven der Bandkollegen nicht allzu sehr strapaziert werden. Auch das kann wahlweise per Fernbedienung mit einem optionalen Fußschalter erledigt werden. 

Fotostrecke: 2 Bilder BG250: Die Verstärkereinheit wurde sauber in das Combogehäuse integriert

Praxis

Der BG250 macht sich nach dem Einschalten mit einem deutlich vernehmbaren Rauschen  aus Richtung des Tweeters bemerkbar. Einen Regler zum Abschwächen gibt es bei dem  Combo nicht, da die TC-Designer diese Funktion mit ihrem Tweetertone-Feature im Höhenregler ausgelagert haben. Damit muss man also zunächst leben. Das kann man auch sehr gut, wenn man erst einmal den beindruckend voluminösen Klang gehört hat, den der superleichte Combo schon ohne den Einsatz von EQs liefert. Klanglich hält er sich eindeutig im TC-Universum auf: Ein Vintage-inspirierter Sound mit sattem Fundament und einer deutlichen Tiefmittennase, der Höhenbereich wird eher zurückhaltend abgebildet und klingt sehr geschmeidig. Durch den großen 15-Zoll-Lautsprecher wird diese Tendenz eher noch verstärkt, weil er naturgemäß nicht die durchsetzungskräftigen „Punch-Mitten“ einer Boxenkombi mit 10-Zoll-Lautsprecher produzieren kann, sondern hier eher gemäßigt unterwegs ist. Für meinen Geschmack könnte der BG250 untenrum tatsächlich etwas straffer und definierter klingen, an Durchsetzungskraft und Ortbarkeit fehlt es dem Dänen aber keinesfalls. Der Sound geht halt mehr in eine deftige und etwas nasale Richtung und bewegt sich weniger im Hifi-mäßigen Bereich. Im Bandkontext kommt das allerdings sehr gut, der BG250 schiebt ein stabiles Fundament unter die Band und macht auch bei ordentlichen Lautstärken leistungsmäßig nicht schlapp. Der Sound bleibt voll und definiert. Mittelgroße Clubgigs sind mit dem unkomplizierten Combo kein Problem, über Bandproben oder Übungseinheiten brauchen wir erst gar nicht zu sprechen, die erledigt der BG250 Lautstärke-mäßig mit links.

BG250: TC Electronic sorgt für große Flexibilität bei diesem Bass Combo
BG250: TC Electronic sorgt für große Flexibilität bei diesem Bass Combo

Den intelligenten EQ mit den verschiedenen Cut- und Boost-Frequenzen hat TC so konzipiert, dass auch unerfahrene Basser schnell zu effektiven und praxistauglichen Klangergebnissen kommen. Und die Rechnung geht meiner Meinung nach auf: mit nur wenigen Handgriffen bekommt man eine ganze Palette klassischer Sounds, die das Spektrum des Combos enorm erweitern. Dreht man den Mittenregler beispielsweise zurück, senkt man einen Bereich um 500Hz und erhält einen Scoop-Sound, der bestens zum Slappen geeignet ist. In die andere Richtung gedreht, werden die Mitten bei 800Hz geboostet und dem Combo lassen sich etwas aggressivere und rockigere Sounds entlocken. Der EQ ist trotz seiner „nur“ drei Bänder sehr flexibel und klingt gut, exakt das,  was man bei einem Budget-Combo mit einer simplen Bedienung braucht – top!
Noch interessanter werden die Klangformungsmöglichkeiten mit den Effekten, die der BG250 bereithält. Das Tubetone-Feature hat mich schon bei den höherpreisigen TC-Topteilen überzeugt – und das gilt auch für den BG250. Bei moderatem Einsatz bekommt der Ton Wärme und wird auf eine angenehme Art rauer. Weit aufgedreht, liefert Tubetone härtere Zerrsounds für Plektrumrocker und den Metal-Einsatz, immer in absolut überzeugender Qualität.
Der Toneprint-Regler ist ab Werk mit einem geschmackvollen Chorus geladen – ideal, um den Klang etwas zu verbreitern und schweben zu lassen. Auch die anderen Effekte, die ich auf den Amp gebeamt habe, klingen fantastisch. Der Oktaver hat ein weltmeisterliches Tracking bis zum tiefen E, die Modultionseffekte klingen allesamt sehr plastisch, und der Kompressor „Spectracomp“ macht den Sound bei Bedarf kompakt und „snappy“, ohne das Low-End zu vermatschen. Die Qualität der Effekte ist über jeden Zweifel erhaben – kein Wunder, denn TC ist seit vielen Jahren eine der führenden Firmen auf diesem Gebiet. Sicherlich wäre es manchmal wünschenswert, Zugriff auf den einen oder anderen Effektparameter zu haben, anstatt das Effektsignal nur zumischen zu können. Andererseits funktioniert das Austauschen der Settings erstens sehr schnell und zweitens technisch auch via Smartphone so zuverlässig, dass man selbst beim Gig in einer Spielpause den Amp mit dem passenden Toneprint für das nächste Set bestücken kann. Darüber hinaus ist die Vielfalt der Toneprints jetzt schon sehr groß, da wird jeder etwas für seinen Geschmack finden. Eine wirklich sinnvolle Ergänzung zum BG250 ist übrigens der Dreifach-Fußschalter „Switch 3“. Damit kann man im Spielbetrieb zwei Effekte (nämlich Tubetone und den jeweils geladenenen Toneprint) fernbedienen und mit dem dritten Taster den Combo bei Bedarf stummschalten.

Audio Samples
0:00
TC BG250 Flat TC BG250 Jazz TC BG250 Mitten Scoop TC BG250 Tubetone

Fazit

Ein voll bandtauglicher 15-Zoll Combo, den man mühelos mit einer Hand durch die Gegend tragen kann, erweckt, zumindest bei mir, erst mal eine gesunde Portion Skepsis. Allerdings geht das Konzept hinter dem BG250 voll auf. Trotz seines geringen Gewichts liefert er einen erwachsenen Basston und eine überzeugende Performance, ist dank des „intelligenten“ EQs und der Toneprint-Funktionalität klanglich äußerst flexibel und bleibt trotzdem auch für den Anfänger einfach zu bedienen. Und das alles zu einem Preis, bei dem sich die Konkurrenz warm anziehen muss. TC macht es einem wirklich schwer, den BG250 nicht zu mögen – absolute Empfehlung für Combo-Freunde!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • super Ausstattung
  • sehr leicht und gut transportierbar
  • toller Sound
  • tadellose Verarbeitung
  • attraktiver Preis
Contra
  • deutliches Tweeter-Rauschen
  • Tiefenbereich könnte etwas kompakter klingen
Artikelbild
TC Electronic BG250 Test
Für 279,00€ bei
BG250: Trotz 15 Zoll Lautsprecher bleibt der Combo kompakt
BG250: Trotz 15 Zoll Lautsprecher bleibt der Combo kompakt
Facts
  • Hersteller: TC Electronic
  • Land: China
  • Model: BG250 Basskombo, 15 Zoll Lautsprecher mit Tweeter
  • Gehäuse: 15mm Sperrholzgehäuse mit Tolex Überzug, Bassreflexöffnung
  • Leistung: 250W
  • Klangreglung: Bass 80Hz bei -24 bis 0dB, 100Hz bei o bis +15dB
  • Mitten 500Hz bei -24 bis 0dB, 800Hz bei 0 bis +15dB und 0 bis -15dB Höhen 1800Hz bei -24 bis 0dB, 3150Hz bei 0 bis +15dB
  • Toneprint: 0 bis 10 Parameter , mit Taster
  • Tubetone: Röhrensimulation mit Taster
  • Stimmgerät: B0 bis G4 mit Mutefunktion
  • Anschlüsse: 1x Klinke Input, symmetrischer XLR Out mit Pre/Post, 2 x Miniklinke Aux-In und Kopfhörer, 1 x Klinke Pedal, 1 x USB
  • Abmessungen: 462 x 620 x 380 mmm
  • Gewicht: ca 16kg
  • Preis: 475 EUR (UVP), 399 EUR (Street)
Hot or Not
?
TC_Electronic_BG250_004FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von SteveFromBerlin

SteveFromBerlin sagt:

#1 - 31.10.2012 um 05:05 Uhr

0

Rainers Tests sind schlichtweg die besten: Exzellente Hörbeispiele und alles wunderbar verpackt, bezogen auf's reale Bassistenleben. Immer wieder ein Genuss für - vielen Dank dafür und bässte Grüße!

Profilbild von Bode Wolfgang

Bode Wolfgang sagt:

#2 - 12.01.2017 um 02:05 Uhr

0

Mir ist der eine 15 Zöller zu basslastig, ich habe eine 4x8" Box mit 8 Ohm.
Kann ich diese externe Box an den BG 250 mit dem internen 15" Speaker anschließen? Wieviel Ohm hat der internen 15" Speaker?

Profilbild von Andres De Mordecai

Andres De Mordecai sagt:

#3 - 02.11.2017 um 09:21 Uhr

0

A BG250 115 struggles to get to the levels and lowend authority a Peavey TKO75 can give you easily. And it's completely blown out of the water by, say, a TNT150. TC Electronics' power rating game is deceptive to say the least. Fire the pothead marketing depts and put rating decisions in the hands of engineers (or anybody who does in fact add value, just not useless deceiving marketing retard parasites).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Sire Marcus Miller F10-6 NT - Sound Demo (no talking)
  • First notes on the Sire Marcus Miller F10-6 NT #shorts #sirebass #marcusmiller #siremarcusmillerf10
  • First notes on the Marleaux Consat Custom Bolt-On #bassguitar #marleaux #bass #bassbonedo