Sontronics Solo Test

Sontronics’ Produkte findet man in erster Linie in Tonstudios, von Homercording-Studios junger Bedroom-Producer bis zu professionellen Auftragsstudios.

Sontronics_Solo_1

Neben Allroundern gibt es unter den Mikrofonen der Briten durchaus Spezialisten, etwa ein Gitarrenamp-Mikrofon und ein Blumlein-/MS-Stereobändchen. Mit dem Sontronics Solo ist nun ein Handheld-Mikrofon dazugekommen, das den beiden bereits verfügbaren, das dynamische Nierenmikrofon STC-80 und das Kondensatormikrofon STC-6, Gesellschaft leistet: Das Sontronics Solo ist ein Supernierenmikrofon in Tauchspulentechnik, also dynamisch. Es kostet in den Shops etwa einhundert Euro. Ich kann versprechen, im Review eine Einschätzung geben zu können, für wen das gut angelegtes Geld ist. Ich hoffe auch, mein Versprechen halten zu können und keine blöden Witze mit dem Namen zu veranstalten. Zum Beispiel irgendwas mit Han Solo…oder Hope Solo. 

Details

Robustes Mikrofon

Mit einem kräftigen Metallkorpus und einem livetauglichen Drahtgeflechtkorb sieht das Sontronics Solo nicht nur robust aus, sondern ist es offensichtlich auch. Der nicht abdrehbare Kopf ist vorn abgeflacht und beherbergt die Tauchspulenkapsel, die durch die Dimensionierung des Schalllabyrinths die angesprochene Supernierencharakteristik erzeugt. Der Bereich, in dem das Mikrofon frontal empfindlich ist, ist also recht schmal, anders als etwa bei einer Nierencharakteristik. 

Fotostrecke: 3 Bilder Sieht gedrungen aus – und “sturdy”.

3,16 mV Empfindlichkeit

Sontronics sind nicht gerade bekannt dafür, mit technischen Daten und Diagrammen um sich zu werfen. Trotz fehlender Polar-Patterns zum Solo sei aber an dieser Stelle schon einmal gesagt, dass es keine bösen Überraschungen gibt. Den Frequenzgang beschreibt Sontronics nur rudimentär mit „50 Hz – 15 kHz“ – hier scheinen die Briten dankenswerterweise auf die bei anderen Herstellern nicht seltene Augenwischerei zu verzichten und die -3dB-Punkte anzugeben. Immerhin 600 Ohm Impedanz stellt das Mikrofon dem Preamp entgegen, dafür ist die Empfindlichkeit mit 3,16 mV/Pa höher als bei vielen anderen Mikrofonen dieser Bauart.

Praxis

Ein Riesending von einem Mikrofon

Kleine Hände? Dann bitte sofort das Weiterlesen einstellen: Das Sontronics Solo ist wie seine beiden Geschwistermikrofone ein ganz schöner Brecher. Wer ein Shure SM58 oder gar ein Beyerdynamic M88 gewohnt ist, der wird sich wundern. Das schon am Fuß dicke Mikrofon verfügt über eine nur leichte Konusform und einen eher unauffälligen Korbübergang. Dadurch passiert es schnell einmal, dass man durch „Cupping“ die Rückseite des Wandlers zuhält und somit Einfluss auf die Richtcharakteristik nimmt – und gleichzeitig die eigentlich hervorragende Rückkopplungsfestigkeit verschlechtert. Nun, wenn es groß ist, ist das etwas grobschlächtig wirkende Solo vielleicht dafür besonders leicht? Nix da: Es wiegt mit fast 800 Gramm fast so viel wie zweieinhalb Shure SM58. Also gibt es Muckitraining beim Live-Gig oder einen häufigen Verbleib des Sontronics in der großen Mikrofonklammer. Diese übrigens ist einfach und wirklich höchst funktionell: Das Mikrofon ist schnell und sicher untergebracht und bei Bedarf genauso schnell wieder befreit. Und sollte man es doch in der Hand halten: Die Handling Noises sind erfreulicherweise sehr gering!

Fotostrecke: 3 Bilder Das Solo erinnert streckenweise mehr an eine Hantel oder einen Baseballschläger denn an ein Mikrofon.

Eher bassarm

Bei „braven“ Besprechungsabständen von zehn bis 20 Zentimetern wirkt das Solo ein wenig bassarm. Im Gegenzug jedoch ist es bei „Kontaktbesprechung“, also mit dem Lippen am Grill, durchaus ausgewogen. Für mikrofonunbedarfte Sänger oder Sprecher, die sich das Ding nach ein paar Minuten vor den Hals oder die Brust statt vor den Mund halten, ist das nichts, da der Pegel aufgrund der Supernierencharakteristik schnell einbricht. Gut ist aber, dass das Pattern einen recht zahmen Übergang in den Höhen gewährleistet und somit gut einschätzbar bleibt. Schräge Besprechung funktioniert also auch gut, wenngleich dann die eigentlich sehr gute Poppunempfindlichkeit leidet.

Audio Samples
0:00
Sontronics Solo, 0 cm Sontronics Solo, 15 cm Sontronics Solo, 0 cm, 45° Shure SM58, 0 cm Shure SM58, 15 cm Sennheiser e835, 0 cm Sennheiser e835, 15 cm Beyerdynamic M88 TG, 0 cm Beyerdynamic M88 TG, 15 cm

Die Bassarmut lässt das Solo einigermaßen frisch wirken, doch vollkommen begeistert bin ich davon nicht: Ich empfinde Stimmen als recht bissig, vor allem dann, wenn der Sänger oder Sprecher eine sehr „deutsche“ Aussprache besitzt, also mit sehr kurzen und spitzen S-Lauten. An die Natürlichkeit der Höhen, die andere Tauchspulenmikrofone liefern, kommt das Solo nicht heran, ich empfinde es als ganz leicht blechern. Das ist keine Katastrophe, aber beispielsweise das SM58 ist diesbezüglich deutlich angenehmer – und kostet ungefähr den gleichen Betrag. Was das Sontronics Solo allerdings gut macht, ist die Auflösung, denn so manches eher preiswerte Mikrofon verschleift Details deutlich stärker.

Der plakativ angebrachte Name suggeriert vielleicht, dass man das Sontronics nur für Solo-Vocals anwenden kann. Weit gefehlt: Das Mikrofon lässt ein breites Anwendungsfeld zu – auch und gerade im Tonstudio.
Der plakativ angebrachte Name suggeriert vielleicht, dass man das Sontronics nur für Solo-Vocals anwenden kann. Weit gefehlt: Das Mikrofon lässt ein breites Anwendungsfeld zu – auch und gerade im Tonstudio.

Nur Bühnen-Vocals? Nein, auch an Instrumenten im Studio!

Auch wenn es der Name des Sontronics-Mikros und meine einleitenden Sätze zu diesem Testbericht so erscheinen ließen: Es ist keineswegs so, dass das Solo nur als Vocal-Mikrofon taugt. Selbst Sontronics erweitern in ihrem Webauftritt den möglichen Einsatzbereich und ich würde jedem User anraten, diesen Anregungen zu folgen. Denn an Toms und Gitarrenamps weiß das Mikrofon durchaus zu überzeugen. Eine Snare wird schnell zu bissig, für Blechblasinstrumente fehlt dem Mikrofon ein wenig Natürlichkeit in Präsenzen und Höhen. Und als Instrumentenmikrofon genutzt, kann man das Halten des Solo ja sowieso dem Mikrofonständer überlassen.

Fazit

Das Sontronics Solo ist für die Vokalisten geeignet, deren Stimmen ein höhenreiches und tendenziell scharfes Mikrofon benötigen können. Außerdem muss man sich klar sein, ob man es ein gesamtes Konzert in der Hand halten kann oder will. Als Alternative zu eher blassen Mikrofonen kann die Spritzigkeit bei Amps und Trommeln gute Dienste leisten, wenn die Natürlichkeit nicht oberste Priorität besitzt. Insgesamt ist das Sontronics Solo ein robustes, ordentliches Mikrofon, das mit einhundert Euro nicht überteuert erscheint. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • detailliertes, frisches Klangbild auch bei naher Besprechung
  • enge, aber sauber verlaufende Richtwirkung
  • wenig rückkopplungsanfällig
  • robust
Contra
  • groß und schwer
  • Höhen für manche Anwendung zu aufdringlich
Artikelbild
Sontronics Solo Test
Für 111,00€ bei
Sontronics_Solo_2
Features und Spezifikationen
  • Richtcharakteristik: Superniere
  • Wandlerprinzip: dynamisch, Tauchspule
  • Frequenzgang: 50 Hz – 15 kHz
  • Empfindlichkeit: 3,16 mV/Pa
  • Impedanz: 600 Ohm
  • Gewicht: 792 g
  • Lieferumfang: Clip und Kunstledertasche
  • Preis: € 99,– (Straßenpreis am 7.9.2017)
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