Einst an der Saale ansässig, und ursprünglich als Hersteller für Natur-Trommelfelle sowie Militärtrommeln gegründet, ist Sonor nun schon seit vielen Jahrzenten mit der internationalen Konkurrenz auf Augenhöhe und einer der Top-Player am Markt. Und ha!, wer hätte das gedacht: Dank dieser innovativen Firma ‚treten‘ Schlagzeuger seit 1900 mittels einer Fußmaschine auf ihre Bassdrum ein. Doch damit nicht genug: 1935 bescherte das Unternehmen dem Markt sogar mit der ersten Doppelfußmaschine eine weitere Sensation. Als einen bis heute anhaltenden Erfolg kann man durchaus auch die Force-Serie von Sonor bezeichnen. Sie ist mittlerweile ein kontinuierlicher Bestandteil der Sonor Produktpalette. Was vor 20 Jahren mit der Force 1000 Serie begann, ist mittlerweile bis zur 3007er Serie fortgeschritten. Aus diesem Stall galoppiert nun auch die Sonor 3007 Jungle Snare.
Mit der neuen 3007-Linie konzipiert Sonor Trommeln speziell für Einsteiger und Fortgeschrittene. Aber dennoch wird Wert auf solide Verarbeitung und guten Sound gelegt. Die große Produktpalette dieser Serie bietet allerdings auch dem versierten Semiprofi so einiges, muss sich dieses Schlagwerk doch klanglich und optisch nicht vor den preislich größeren Geschwistern verstecken. Kleinste in der 3007er Familie ist die Jungle Snare. Der Name führt erst einmal in die Irre, denn diese Snare dürfte keineswegs nur für Jungle- oder Breakbeat-Trommler interessant sein. Vielmehr ist diese Snare eine schöne, ausgefallene und vor allem genreübergreifende Sidesnare mit kleinen, interessanten Extras. Aber auf die Größe allein kommt’s nicht an – das wissen wir alle! Wie macht sich die Snare in der Praxis? Steckt der Teufel vielleicht im Detail? Zeigt die Jungle Snare ihre scharfen Tigerzähne oder ist vielleicht doch alles nur Affentheater? Wir zücken die Machete und kämpfen uns vorwärts…
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Details
Gleich zu Beginn überrascht die Snare beim Auspacken. “Huch, die ist ja winzig!” Allerdings, denn mit gerade mal 10”x2” fällt die Jungle Snare ungewöhnlich klein aus. Zweites markantes Detail sind die in den Kessel eingearbeiteten Schellen. Ähnlich einem Tamburin sind hier 16 Schellen-Pärchen in den Holzkessel integriert, der ansonsten verhältnismäßig schmucklos daher kommt. Helles naturfarbenes Holz, leichte Maserung, matt lackiert und kein Logo-Batch. Alles ohne großen Schnickschnack, jedoch ist vom Kessel selbst aufgrund der geringen Größe und der Aussparungen für die Schellen ohnehin nicht viel zu sehen.
Auffällig ist auch die äußerst hoch positionierte Abhebevorrichtung. Sie ist nicht am Kessel verschraubt, sondern direkt mit dem 1,6 mm starken Stahlspannreifen des Schlagfelles. Der Strainer selbst ist mit zwölf Stahlspiralen bestückt und von einfachster Machart. Das Resonanz- und das weiß aufgeraute Schlagfell sind aus Remos günstiger UT-Serie. Die Snare kommt ganz ohne Böckchen – sicherlich aus Platzgründen auch die richtige Entscheidung! Gespannt werden die Felle durch sechs Stimmschrauben nach dem Schraube-Mutter-Prinzip: Von der Unterseite (also am Spannreifen des Resofelles) ist eine zylinderartige Mutter eingeführt. Vom Spannreifen des Schlagfelles wird die Schraube mit der Mutter verschraubt. So spannen sich beide Felle quasi gegenseitig. Schneller sind die Felle allerdings dadurch nicht vom Kessel gelöst. Wie erwähnt, ist die Abhebevorrichtung direkt am Spannreifen angebracht, somit muss erst der Snareteppich von der Abhebevorrichtung gelöst werden, bevor man das Fell abnehmen kann.
Nach einigen Handgriffen schaue ich nun endlich ins Innere der Snare. Insgesamt ist der Kessel 7 mm stark und die Holzschichten relativ schwierig auszumachen. Eine helle ‚Kernschicht‘ ist beim Betrachten der Gratung in der Mitte deutlich zu erkennen und wird dann von jeweils zwei undefinierbaren, breiten grau-braunen Holzschichten umschlossen. Auf der Internetpräsenz des Herstellers lässt sich lediglich die Beschreibung “Naturholz Kessel” in Erfahrung bringen. Hmm… Die Gratung selbst ist relativ rau und mit der Umschreibung Naturholz recht trefflich definiert. Beim genaueren Hinschauen lässt sich beim Übergang der Gratung in das Kesselinnere eine deutliche Berglandschaft erkennen, die zwar das Fell und den Sound nicht beeinträchtigen dürfte, jedoch auf eine nicht besonders sorgsame Herstellung schließen lässt. Auch die Bohrungen für die Metallstifte, die die Schellen halten, sind in der Gratung zu erkennen und mit weißem Klebstoff verschlossen.
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Praxis
Nachdem ich die Snare zwangsläufig aus ihren Einzelteilen wieder zusammengebaut habe, geht es jetzt nun endlich an den Kern desInstruments: Den Sound! Doch bevor ich soweit komme, muss ich allerdings erst den Korb des Snareständers kleiner schrauben, damit die Jungle Snare nicht zwischen den drei Halterarmen durchfällt. Dazu will ich wie gewohnt die Snare einfach zu meiner linken auf den Boden stellen, um beide Hände frei zu haben. Aber die Gute möchte einfach nicht stehen bleiben! Die Schellen im Kessel machen das Hinstellen zu einem Balanceakt und quetschen sich immer wieder ungünstig zwischen Trommel und Fußboden. Da ich weder Schellen noch Kessel beschädigen will, lege ich letztendlich die Snare mit der Reso-Seite nach unten hin. Doch auch auf dem Ständer sind die Schellen immer wieder im Weg und machen die ganze Prozedur umständlich. Mindestens ein Schellenpärchen wird vom Arm des Ständers ‚eingequetscht‘ und setzt die Schellen an dieser Position ausser Gefecht. Gerade durch die geringe Höhe von nur 2 Zoll, kann ich Snareständer und Snare auch nach verschiedenen Versuchen und Positionen nicht optimal miteinander befreunden. In diesem Zusammenhang sei auf den optional erhältlichen Snarehalter hingewiesen, den ich jedem Käufer der Snare wärmstens empfehlen möchte. Dieser Halter liegt mir leider nicht vor, soll aber den Test nun in keiner Weise beeinträchtigen.
So, das gute Stück klemmt nun so gut es geht vor mir auf meinem Snareständer, ist proper von oben und unten mikrofoniert – let’s go! Ich stimme die Snare erst mal auf eine Lage, für die sie auch geschaffen wurde: nach oben! Die gut gefetteten Schrauben machen mir das Stimmen leicht. Durch das Prinzip Schraube-Mutter ziehen sich sofort beide Felle gleichmäßig fest. Das macht die Sache im ersten Moment natürlich wesentlich einfacher. Andererseits kann ich die Felle leider nicht unabhängig voneinander stimmen und habe daher nur bedingt Einfluss auf das Schwingungsverhältnis zwischen Resonanz- und Schlagfell. Trotz dieser Einschränkung ”bellt” mir die Kleine schon beim ersten Schlag selbstbewusst entgegen, das macht auf Anhieb Laune. Die Snare fühlt sich gut an, wobei der Rebound durch die geringe Kesseltiefe von nur 2 Zoll etwas gewöhnungsbedürftig ist. Die Snare spielt sich etwas härter, wenn man (so wie ich) das Spielgefühl der klassischen Größen zwischen 14”x5” und 14”x6,5” gewohnt ist. Aber nach einigen Minuten des Kennenlernens verstehen wir uns prächtig. Vor allem akzentuierte Rimshots verursachen ordentlich Gehörgangs-Rodeo und geben dem Spiel auf der Snare viel Freiraum und Möglichkeit auf facettenreiche Dynamik. Die Snare klingt holzig und bewegt sich ausgewogen zwischen den Attributen “warm” und “aggressiv”. Wobei letzteres bei Snares dieser Größe natürlich dominanter ist. Das Sustain ist relativ kurz und trocken, wodurch die Snare einen schnellen, attackreichen Sound abfeuert. Erstaunlich ”erwachsen” präsentiert sich die Snare, wenn man sie leiser und ohne Rimshot anspielt. Hier kann man dynamisch sehr fein und gezielt arbeiten, ohne dass die Snare an Präsenz verliert, oder wie eine Kindertrommel zu klingen beginnt.
Etwas ruckig verhält sich die Abhebevorrichtung und schnallt mit etwas Reibung im Getriebe den Teppich vom Resonanzfell. Ebenso verhält es sich retour. Der Zweck des Ganzen wird zwar sicher erfüllt, ist allerdings in der Geschmeidigkeit des Ablaufs nicht ganz optimal. Ich stelle fest dass ich ja schon seit einigen Minuten auf der Snare samt Schellen spiele, jedoch klanglich keine große Notiz von den ihnen genommen habe. Und so entpuppt es sich auch beim gezielten Hinhören: die Schellen fallen beim Spielen der Snare wirklich kaum auf. Vielmehr könnte man den Sound auch mit einem locker anliegenden Snareteppich vergleichen, der ein wenig im Gesamtsound mitwischt. Perkussive und akzentuierte Schellen höre ich allerdings nicht raus. Ich möchte es genau wissen, schnalle die Snare vom Ständer, drehe sie in die Vertikale und schüttele sie wie ein Tamburin. In der Tat: der Klang der Schellen ist verhältnismäßig sonor, relativ undefiniert und verwaschen. Je nachdem, wie man sich den Klang eines Tamburins vorstellt, würden hier verschiedene Hörer sicherlich unterschiedlich über den Wohlklang dieses Instrumentes urteilen. In diesem Fall ist jedoch das Tamburin untrennbar mit der Snare verbunden, und die beiden Klangkörper sollten sich perfekt ergänzen. Diese Ergänzung ist hier nur bedingt gelungen, denn der etwas waschige und raschelige Sound der Schellen unterstützt den hohen und knackigen Sound der Snare nur wenig. Andererseits stören sie den Sound nicht wirklich, denn spielt man die Snare wie gewohnt, kommen die Schellen kaum in Schwung und geben nur wenig Laut von sich. Unterm Strich sind die Schellen also kein negativer Einfluss. Wer sich aber auf einen ganz besonderen, durch Schellen bedingten Sound einer Mini-Snare freut, wird leider enttäuscht.
Audio
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Weiter im Test; ich stimme das Fell tiefer. Hier spürt man sofort, wo die Snare klanglich an ihre physikalisch bedingte Grenze kommt. Der Gesamtklang wird etwas breiter, damit aber auch uninteressanter. Sie klingt jedoch für ihre geringen Maße noch erstaunlich “groß”. In dieser Stimmlage lautet mein Fazit: noch spielbar – aber die Snare entfernt sich schon deutlich von ihren markanten Stärken. Ich drehe noch ein wenig runter und vom ursprünglich knackig und fetzigen Charakter ist nicht mehr viel übrig. Die Snare schleppt im Sound, raschelt und eimert vor sich hin, bekommt aber in dem Bereich einfach keinen Boden unter die Füße. Allerdings ist das Ergebnis nicht überraschend, denn ihre Anatomie ist auf tiefere Stimmung schlichtweg nicht ausgelegt. Wie verhält es sich im anderen Extrem? Ich ziehe die Felle noch mal richtig an und bin gespannt, ob ich’s damit jetzt übertrieben habe. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Snare holzt mir mächtig punktiert und prägnant ihre Schläge um die Ohren, klingt aber zu keinem Zeitpunkt überladen oder brutal. Schön perlig und dynamisch geht die Snare mit meinem Spiel um, das Schlagfell ist natürlich recht hart, allerdings fühlt sich der Rebound erstaunlich gut an. Die Snare wird im Gesamtsound etwas schlanker, gewinnt aber durch die hohe Spannung der Felle enorm an Punch. Was mir hier gut gefällt, ist, dass die Snare auch jetzt nicht unangenehm scharf klingt und gut mit den Obertönen haushält. Das Klangbild bleibt ausgewogen. Die Snare bewältigt also mühelos auch die härtere Gangart, weiß gut mit kräftiger Spannung umzugehen.
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Die anfängliche Skepsis in Bezug auf die Größe der Sonor Jungle Snare kann schnell aus dem Weg geräumt werden. Denn wer auf Grund dieser Tatsache den Sound einer Kindertrommel à la Fisher-Price erwartet, wird von der Snare schnell eines Besseren belehrt. Ihre Anatomie ist voll auf hohen Punch ausgelegt, den sie mühelos auf den Punkt bringt. Vor allem in hohen Stimmlagen bewegt sich die Snare äußerst selbstsicher, groovt und glänzt mit perligem Attack, der nicht brutal zu werden droht. Vor allem der Versuch mit hoher Fellspannung sollte gemacht werden, denn das Trömmelchen weiss damit umzugehen. Gerade in diesem Bereich sei die Snare dem interessierten Drummer besonders ans Herz gelegt, denn mit diesen Eigenschaften dürfte sie in ihrer Preisklasse wohl konkurrenzlos sein. Auch den Umgang mit des Trommlers Dynamik hat die Kleine gelernt, und verbreitet damit gute Laune. Sicherlich im Allgemeinen nicht die Sidesnare für jedermann, aber die Sonor Jungle Snare ist zweifellos in der Lage, bei so einigen Zuhörern für äußerst positive Überraschungen zu sorgen.
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
ausgewogener, punchiger Sound
hoch gestimmt sehr vielfältig
extrem kompakt
Schellen optisch ein ausgefallenes Gimmick
Contra
Resonanz- und Schlagfell nicht unabhängig voneinander stimmbar
Fellwechsel sehr umständlich
Schellen kaum hörbar
passt nur schlecht auf den gewöhnlichen Snareständer
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