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Soniccouture The Canterbury Suitcase Test

Die britische Softwareschmiede Soniccouture veröffentlicht mit dem „The Canterbury Suitcase“ ihre mittlerweile zweite Rhodes-Emulation. Während das „EP73 Deconstructed“ aus gleichem Hause einen eher experimentellen Weg geht, handelt es sich beim neuen Suitcase um eine Library, die sich mit Spectrasonics Keyscape oder dem Scarbee EP-88S messen will. Wie sich das neue Plug-in der Engländer schlägt, erfahrt ihr in diesem Test! 

(Foto: Soniccouture / The Canterbury Suitcase... das etwas andere Rhodes aus dem Rechner)
(Foto: Soniccouture / The Canterbury Suitcase… das etwas andere Rhodes aus dem Rechner)

Soniccouture hat vielleicht nicht jeder sofort auf dem Schirm. Schaut man sich deren Produktportfolio an, so entdeckt man Librarys, deren gesampelte Instrumente man wohl vorher noch nie gehört hat. Ich war anfangs skeptisch, da ich Soniccouture eher mit Sounddesign und Effekt-Librarys, als mit wirklich spielbaren Instrumenten verbunden habe. Das neue Suitcase hat es aber in der Tat in sich. Hört selbst.

Details

Das Rhodes, welches in den Canterbury Studios in Toronto gesampelt wurde, bietet 88 Tasten und stammt aus dem Baujahr 1976. Es handelt sich dabei jedoch nicht um das klassische „Stage“-Modell. Vielmehr um die Suitcase-Variante, die sich vom Stage-Modell insofern unterscheidet, als dass sie mit einem integrierten Vorverstärker und 2 Endstufen nebst Lautsprecherbox ausgestattet ist. Letztere dient dem Piano obendrein als Ständer.

(Screenshot: Christian Radtke / The Canterbury Suitcase)
Die Canterbury Suitcase Library bietet charakterstarken Sound und flexible Klanggestaltungsmittel.
Die neue Library steht nach dem Online-Kauf als Download bereit, und belegt nach der Installation 16 GB auf eurer Festplatte. Ganze 25 Velocity-Layer bewirbt Soniccouture auf deren Homepage. Mit einem Preis von 149 € bewegt sich „The Canterbury Suitcase“ im Mittelfeld. Zum Vergleich: Das EP-88S liegt bei 119 €, Keyscape bei 349€, offeriert jedoch auch deutlich mehr als „nur“ einen Rhodes-Sound.
Insgesamt bietet „The Canterbury Suitcase“ drei unterschiedliche Signale, die unterschiedliche Aufnahmen des Instruments darstellen. Diese können zur Findung des “eigenen” Sounds miteinander gemixt werden. Im Zugriff stehen: das reine Line-Signal, das Signal der beiden Mikrofone, mit denen die Lautsprecherbox abgenommen wurden sowie das Raum-Signal des Studios, in dem das Rhodes während des Samplingprozesses stand. Zusätzlich sind 16 weitere Effekte im Zugriff, um den Begriff der Raumgestaltung noch einmal aufzugreifen. Hier zeigt u.a. der gigantische „Space Convolution“-Reverb neue Dimensionen.
Um in den Spielgenuss dieser Library zu kommen, benötigt ihr zumindest den frei erhältlichen KONTAKT-Player von Native Instruments. Nach der Installation muss die Library nur noch in eurem Native Instruments-Account aktiviert werden, danach könnt ihr sofort loslegen.
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Praxis

Ein Rhodes in Suitcase Bauweise, bietet an der Front einige Regler, die sich auch in der GUI der Soniccouture Software wiederfinden und für eine flexible Nutzung, sinnvoll ergänzt wurden. Unter dem Reiter „Suitcase“ findet ihr zum einen drei Fader, mit denen ihr die oben genannten Signale untereinander mischen könnt. Die drei genannten Signale, können auch als separate Spuren an die DAW übertragen werden, sodass man dort z.B. das Mikrofon-Signal getrennt und unabhängig von dem Line-Signal bearbeiten kann.

Audio Samples
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Canterbury Suitcase “Line” Canterbury Suitcase “Mic” Canterbury Suitcase “Room”

Darüber hinaus spendiert Soniccouture einen Bass- sowie einen Trebleregler für die individuelle Klanggestaltung. Auch das, für meine Ohren wirklich toll klingende Tremolo, welches obendrein noch flexible Einstellmöglichkeiten bietet, fehlt nicht. 

(Screenshot: Christian Radtke / Harmonics-Settings)
(Screenshot: Christian Radtke / Harmonics-Settings)

Die zur Verfügung stehenden Harmonic Settings beeinflussen den Klang des Canterbury Suitcase Rhodes massgeblich. Drei Klangbeispiele zeigen die Wirkungsweise. Bei den folgenden Demos handelt sich jeweils um dasselbe Preset, jedoch mit unterschiedlichen Harmonics-Settings belegt.

Audio Samples
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Canterbury Suitcase “Harmonics I” Canterbury Suitcase “Harmonics II” Canterbury Suitcase “Harmonics III”
Neben den Harmonics, stehen euch 20 Filter zur Verfügung. Diese lassen sich für jedes Signal unabhängig verwenden. Darunter befinden sich u.a. auch klassische Filter, wie LoPass, HiPass und Ladder zur Wahl. Ist der Reiter “Options” gedrückt, könnt ihr zum einen die Velocity-Kurve sowie die Lautstärke für Key-Off- und Pedal-Samples einstellen. Der nicht zu unterschätzende “Scaling” Regler nimmt Einfluss auf die Lautstärke der höchsten Töne auf der Tastatur. Einige Software-Emulationen (und auch reale Instrumente) zeigen die unangenehme Eigenart, in den hohen Lagen sehr schrill und laut zu werden. Abhilfe schafft hier der Scaling Regler. Durch Drehen des Reglers wird die Lautstärke des Diskants gesenkt und wirkt somit dem ungewünschten Effekt entgegen. Das folgende Fenster zeigt noch weitere Einstellmöglichkeiten. Hier warten insgesamt 50 verschiedene Tunings auf euch. Natürlich könnt ihr auch euer eigenes Tuning erstellen. In diesem Modus lässt sich dann jede einzelne Taste nach eigenem Gusto stimmen. 
(Screenshot: Christian Radtke / Tuning-Sektion)
(Screenshot: Christian Radtke / Tuning-Sektion)

Ein weiteres Highlight verbirgt sich hinter dem dritten Reiter: “Effects”. Die Effekte haben es wirklich in sich. Besonders der Convolution-Reverb öffnet Welten. Insgesamt stehen 16 Insert-Effekte bereit, die sich in 6 Effekt-Slots hintereinander schalten lassen. Dabei reicht die Liste von EQ und Kompressor über Chorus und Phaser bis hin zu Wah und Leslie. Hier ist für jeden etwas dabei. Am Ende wandert das Signal dann in den Hall-Prozessor. Somit belegt dieser keinen wertvollen Effekt-Slot. 

Audio Samples
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Canterbury Suitcase “Reverb” Canterbury Suitcase “Chorus”
(Screenshot: Christian Radtke / Effektliste)
(Screenshot: Christian Radtke / Effektliste)
Nun noch ein paar Worte zum Grundsound: Ich bin begeistert. Besonders das Preset „Tremolo EP“, das ihr hier hört, hat es mir angetan. Das Tremolo – ein wichtiger Bestandteil des Suitcase Rhodes –  lässt sich zum einen in der Geschwindigkeit regeln, zum anderen bietet es unterschiedliche Wellenformen zur Gestaltung des Tremolo-Charakters. Sehr praktisch!
Audio Samples
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Canterbury Suitcase “Tremolo”
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Fazit

Mein bisheriger Favorit Scarbee EP-88S steht nicht mehr alleine auf dem Treppchen und ist auf dem Weg nach unten auf Platz 2. Das Canterbury Rhodes wurde mit viel Liebe zum Detail aufgenommen. Insgesamt ist der Klang charakterstark und sehr ausgewogen. Wenn man möchte, kann das Canterbury Suitcase aber auch ganz anders. Neben bissig kann es auch sanft und zahm klingen. Der Diskant perlt unaufdringlich vor sich hin und nervt zu keiner Zeit. Hinzu kommen die wirklich starken Effekte, von denen mich besonders der Hall mit seiner atmosphärischen Tiefe beeindruckt hat. Was die zerrenden Samples betrifft, wünsche ich mir ein Update. Ein weiterer Wunsch ist die Vergrößerung der winzigen Schalterchen im GUI. Vielleicht im nächsten Update?

PRO
charakterstarker Sound
kinderleichter und detaillierter Eingriff in den Sound möglich
umfangreiche Effekt-Sektion
individuelle Tunings

CONTRA
einige Töne zerren bei hartem Anschlag
GUI an einigen Stellen zu klein geraten

Die Canterbury Suitcase Library bietet charakterstarken Sound und flexible Klanggestaltungsmittel.
Die Canterbury Suitcase Library bietet charakterstarken Sound und flexible Klanggestaltungsmittel.

FEATURES
Sample-Library
Original Instrument: Rhodes Suitcase 88 1976, Canterbury Studios, Toronto
Kanäle: Line Out
Lautsprecherbox-Mikrofone: 1 Paar AKG414 mit Messing C12 Kapseln
Raummikrofone: Soundfield MKV in mittlerer Entfernung
Vollständig konfigurierbarer, velocitygesteuerter Filter auf jedem Kanal
Filtertypen: HPF, LPF, LP Ladder, BPF, Phaser, Notch, Peak.
Library-Spezifikationen: 24-Bit-48-kHz-Abtastung.
16 GB Bibliothek (8 GB mit Kontakt NCW Kompression)
Über 11.000 Samples
21 bis 25 Velocity-Layers pro Note, mit intelligentem Round Robin
Key-Off und Pedal Release Samples
Tuning Preset-Library mit Benutzer-Mikro-Tuning-Funktion
Harmonische Stimmenanpassung: 1st, 2nd, 3rd
Velocitykurven-Setup
Custom Effekt Insert Chain
Custom IR-Reverb-Prozessor mit Soniccouture IR-Library
Kontakt Player + NKS Kompatible.
Benötigt Kontakt 5.6.8

SYSTEMANFORDERUNGEN
Windows 7 oder höher (neueste Service Pack, 32/64 Bit), Intel Core Duo oder AMD AthlonTM 64 X2, 4 GB RAM (6 GB RAM empfohlen)
Mac: OS X 10.9 oder höher, Intel Core 2 Duo, 4 GB RAM
Benötigt KONTAKT 5 oder KONTAKT 5 PLAYER Version 5.6.8 oder höher

PREIS
149 €

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • charakterstarker Sound
  • kinderleichter und detaillierter Eingriff in den Sound möglich
  • umfangreiche Effekt-Sektion
  • individuelle Tunings
Contra
  • einige Töne zerren bei hartem Anschlag
  • GUI an einigen Stellen zu klein geraten
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Soniccouture The Canterbury Suitcase Test
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