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Royer R-10 Test

Royer bilden gemeinsam mit einigen anderen Herstellern die Elite der etablierten Lieferanten für hochwertige und meist sehr teure Ribbon-Mikros.

Royer_R10_Ribbon_1

Und wo bislang das Royer R-101 die preiswerteste Möglichkeit war, ein Bändchenmikrofon sein Eigen zu nennen, das mit David Royers Nachnamen bezeichnet ist, tritt nun das Royer R-10 auf den Plan – ein passives, einfach aufgebautes Bändchenmikrofon ohne besondere Ausstattung.

Details

Simpelster Aufbau

Im Gegensatz zu Kondensatormikrofonen sind passive Ribbon-Mikros absolut simpel aufgebaut: Eine dünne, zu einer Art Zieharmonika geformte und gespannte Metallfolie bildet den Schallempfänger. Gemeinsam mit einem umgebenden Magneten ist dieses Ribbon gleichzeitig der im Magnetfeld bewegte und somit Spannung induzierende Schallwandler. Weil so wenig Spannung entsteht, ist noch ein Übertrager nachgeschaltet, der das Signal so weit hochtransformiert, dass es ohne größere Einbußen den langen Weg durch das Mikrofonkabel zum Vorverstärker antreten kann. Magnet, Folie, Übertrager: Fertig ist das Mikrofon! Dieses Grundprinzip greift auch beim R-10: Keine aktive Elektronik, keine Filter – und natürlich keine Einstellbarkeit von Patterns. Denn wie fast alle Bändchenmikrofone besitzt auch das Royer R-10 die generische Richtcharakteristik Acht. Es ist daher von der Vorder- und Rückseite gleich empfindlich, von den Seiten her jedoch so gut wie gar nicht.

Fotostrecke: 4 Bilder Ein Mikrofon mit diesem Logo war noch nie preiswerter zu bekommen.

Typische Daten für ein Ribbon-Mikro

Als passives Bändchenmikrofon gibt das Royer R-10 selbstredend keine enormen Pegel aus. 2 mV/Pa sind es immerhin, was nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass das Magnetmaterial mit der Seltenen Erde Neodym auf einen der höchsten heute üblichen Anteile angereichert wurde und somit ein starkes Magnetfeld produziert. Mit einer Impedanz von 100 Ohm wird das R-10 voraussichtlich weniger wählerisch gegenüber der Impedanz(-einstellung) eines Preamps sein als beispielsweise das Coles 4038 mit seinen 300 Ohm. Dass die Höhenwiedergabe generell schwächer ist als bei den meisten Kondensatormikrofonen, liegt am Prinzip und ist kein Nachteil per se. Allerdings zeigt sich beim Blick in das Datenblatt, dass die Kurve erst oberhalb von 15 kHz einen signifikanten Abfall zeigt. Sanfte, breitbandige Dips um die 500 Hz und 8 kHz herum wird man wahrscheinlich vernehmen können. Der Grenzschalldruckpegel ist gleich doppelt angegeben, nämlich für 1 kHz und 50 Hz. Während für die (üblichen) 1 kHz der Wert bei 160 dB(SPL) liegt, liegt er im Bass signifikant niedriger, nämlich bei 135 dB(SPL). Fehlkonstruktion? Mitnichten: Bändchenmikrofone produzieren nämlich prinzipbedingt höhere Verzerrungen im Bass. Das sorgt für die Wärme und Intimität durch tiefe Frequenzen bei gleichzeitiger Klarheit und Feinheit der Höhen, die Bändchenfreunde so lieben… Schade ist aber, dass Royer die Angabe der %THD+N unterlässt. Schaut man sich die Daten an, muss man aber mindestens von einem Prozent ausgehen statt der sonst oft angegebenen 0,5%.  

Fotostrecke: 3 Bilder Nix “China”: Royer baut auch das R-10 in den USA.

Einfachheit auch bei Gehäuse und Lieferumfang

Es ist kein Geheimnis, dass ein nicht unerheblicher Teil des Betrags, den man für ein Mikrofon ausgibt, für das Gehäuse aufgebracht werden muss. Das R-10 ist als Mikro mit dem geringsten Betrag auf der Royer-Preisliste dementsprechend einfach konstruiert: Eine Metallröhre als mechanischer und elektromagnetischer Schutz, ein Kopf mit zwei großen Ausschnitten und Drahtgeflecht, eine simple, runde Kopfplatte bilden das Housing für die eben beschriebenen Bestandteile des Mikrofons. Auf eine elastische Halterung verzichtet der Hersteller aus Kalifornien – eine einfache Schraubhalterung muss reichen. Allerdings werden Universalspinnen wie die beliebte Rycote sicher passen. In den Unterlagen ist zu lesen, dass das Royer eine interne Shock Mount besitzt. Um das R-10 vor Staub, besonders vor schwebenden Metallteilen zu schützen, ist eine kleine Stoffhaube im Lieferumfang, die bei Nichtgebrauch über das Ribbon-Mikrofon gezogen werden sollte. Ein einfaches Köfferchen sparen sich Royer nicht, das ist bei einem Bändchen auch sinnvoll. Wer mag, kann das R-10 auch direkt im Stereoset erwerben. Auch beim preiswertesten Mikrofon macht Royer keine Ausnahme: Es gibt bei Registrierung fünf Jahre Garantie, die erste Reparatur mit einem Ersatzbändchen wäre im ersten Jahr kostenfrei.  

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Praxis

Klein, leicht, ordentlich

Das Royer R-10 ist ein zwar einfach konzipiertes, aber sehr vernünftig hergestelltes Bändchenmikro. Dass es klein und mit unter 400 Gramm ausreichend leicht ist, ist ein Vorteil im Handling und bei der Positionierung. Der Verwendung an einem handelsüblichen Galgen-Mikrofonstativ steht also nichts im Wege. Die Körperschallempfindlichkeit des Royer R-10 ist auch ohne externe elastische Halterung ordentlich, die integrierte Entkoppelung scheint also zu funktionieren. Dadurch, dass das R-10 einen für ein Bändchenmikrofon etwas schwächeren und tiefer sitzenden Nahbesprechungseffekt als viele andere Bändchen aufweist und generell erstaunlich schlank und frisch abgestimmt ist, ist auch die Poppempfindlichkeit kein allzu großes Thema.  

Das Royer R-10 lässt sich überall problemlos positionieren.
Das Royer R-10 lässt sich überall problemlos positionieren.

Dynamik ordentlich, Wahl des Preamps nicht ganz so wichtig

Damit ist nun auch etwas über das R-10 gesagt, das es deutlich charakterisiert: Es wirkt sehr leichtfüßig und offen und ist damit ein besonders moderner Vertreter seiner Gattung. Seinen luftigen Charakter behält es auch bei wirklich hohen Pegeln, wenn das Signal nicht allzu viele Bassanteile aufweist oder man sehr, sehr nah mikrofoniert. In typischer Stellung 10-30 cm vor einem Gitarrenverstärker oder an einem Altsaxophon klang das Royer schlichtweg hervorragend. An den mit Sänger Chul-Min aufgenommenen Soundbeispielen kann man diese Zusammenhänge sehr gut nachvollziehen. Und nicht nur der obere Dynamikbereich kann begeistern, das gilt genauso für den unteren: Für ein passives Bändchenmikrofon ist das R-10 angenehm rauscharm, das Rauschen ist sehr homogen ohne störende Bestandteile. Unprätentiös zeigt es sich darüber hinaus bei der Wahl des Preamps. Gut, für leise Akustikgitarre sollte es schon etwas mehr sein als ein preiswertes Audio-Interface mit 56 dB Gain (und oft deutlichen dynamischen Problemen bei der Maximalverstärkung), sondern ein etwas hochwertigerer Amp ab der 200-Euro-Klasse. Etwas lautere Signale sind aber mit allen Preamps recht problemlos gewesen.

Audio Samples
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Royer R-10, 10 cm Royer R-10, 30 cm Royer R-10, 30 cm, 45 Grad Royer R-10, 70 cm Coles 4038, 10 cm Coles 4038, 30 cm Beyerdynamic M130, 10 cm Beyerdynamic M130, 30 cm
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Fazit

Wer ein im Vergleich zu Kondensatormikrofonen leicht zurückhaltend klingendes, aber dennoch detailliertes und offenes Signal von einem Mikrofon erwartet und preislich nicht deutlich mehr als 500 Euro ausgeben will, der erhält mit dem Royer R-10 ein wirklich gelungenes Bändchenmikrofon. Sicher, gerade in Bezug auf Charakter, wohlige Wärme und andere mit teureren Ribbons zurecht assoziierte Parameter ist noch Luft nach oben. Das Royer R-10 reiht sich aber problemlos in die Riege „gute Ribbons für etwa 1.000 Euro pro Paar“ ein, zu denen man noch Beyerdynamic M130/M160, Audio-Technica AT4081 und Rode NTR zählen sollte.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • rauscharm und pegelfest
  • frischer, detaillierter Sound
  • für ein Ribbon geringer Nahbesprechungseffekt
  • preiswert
Contra
  • keins
Artikelbild
Royer R-10 Test
Für 649,00€ bei
Royer_R10_Ribbon_5

TECHNISCHE SPEZIFIKATIONEN

  • Empfängerprinzip: Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Acht
  • Wandlerprinzip: dynamisch (Bändchen)
  • Frequenzgang: 30 Hz – 15 kHz (-3 dB)
  • Übertragungsfaktor: 2 mV/Pa
  • Preis: Euro 569,- (Straßenpreis am 13.10.2017)
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