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Roland Aira TB-3 Test

Nachdem wir uns kürzlich erst der Roland TR-8 gewidmet haben, folgt nun auch schon der zweite Compadre im illustren AIRA-Verbund. Der Name TB-3 soll dabei ziemlich deutlich darauf hinweisen, dass es durchaus Verbindungen zu dem Klassiker Roland TB-303 gibt.

Roland_Aira_TB-3_00_Aufmacher


Dass es sich aber um keinen 1:1 Clone der Acid-Maschine handelt, wird allein daran deutlich, dass die „neue“ TB-3 auf ein sehr großes und markantes Touchpad setzt, was starke Assoziationen hinsichtlich Korgs Kaoss-Serie weckt. Man möge nur an die Effekt-Schleuder Korg Kaoss-Pad und die Phrasen-Dose Korg Kaossliator denken. Zugegebenermaßen gibt es ja auch bereits genügend, mehr oder minder gute, Kopien. Bevor wir nun aber die Geschichtsbücher strapazieren, stürzen wir uns lieber auf die harten Fakten!

Details

Die Roland Aira TB-3 ist ein digitaler Desktop-Synthesizer mit integriertem Sequenzer und 2In/2Out 96kHz/24Bit Audiointerface. Das ca. 0,8 kg schwere und 240 x 173 x 57 mm (HxBxT) große Kunststoff-Gehäuse besitzt eine beschriftete und zum Nutzer hin geneigte Alu-Oberfläche, welche Familien-treu von einem AIRA-grünen Rahmen umgeben wird. Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite.

Ein Spielzeug zum Liebhaben: Die Roland Aira TB-3!
Ein Spielzeug zum Liebhaben: Die Roland Aira TB-3!

Im oberen Bereich der Bedienoberfläche finden sich 16 grüne LEDs, welche die ersten Steps des Sequenzer repräsentieren, wobei dieser bis zu 32-Steps lange Sequenzen bietet. Darunter finden sich fünf Potis, die für die Sound-Modifikation zuständig sind. Sie lassen sich angenehm und hochwertig drehen, sind schön gummi-griffig, allerdings für meinen Geschmack und das vorhandene Platzangebot etwas zu dicht aneinander gedrängt.
Das erste Poti, VOLUME, ist logischerweise für die Steuerung der Ausgangslautstärke des Main-Outs, des USB-Outs und des Kopfhörerausgangs zuständig. Das zweite und dritte Poti hingegen ist für Filter-CUTOFF und RESONANCE vorgesehen. Die grundsätzliche Funktionsauswirkung dieser Regler dürfte bekannt sein und ist auch grundsätzlich für jeden der aufrufbaren Sounds gleich.

Die fünf wichtigsten Potis.
Die fünf wichtigsten Potis.

Die anderen beiden Regler namens ACCENT und EFFECT hingegen variieren in ihrer Funktion ein wenig bzw. wirken sie sich – je nach geladenem Sound – mehr oder weniger drastisch auf einen Klang aus. Accent funktioniert somit eher als eine Art Amp-Envelope. Effect hingegen steuert den jeweils mit dem Preset verknüpften Effekt in seinem Dry/Wet-Verhalten, wobei sich vorrangig unterschiedlichste Delays und Reverbs einfinden, aber auch Distortions, Chorus oder ähnliche Vertreter sind teilweise vorhanden.
Im Anschluss bzw. weiter rechts findet sich ein grüner, Hintergrund-beleuchteter Tempo-Taster, der von einem dreistelligen 7-Segment-Display und einem Encoder ergänzt wird. Ist Tempo gedrückt und leuchtet, wählt man so die BPM-Geschwindigkeit mit dem Endlos-Regler aus, hält man Tempo gedrückt stellt man wiederum den Shuffle ein. Gleiches gilt aber auch für den Pattern-Speicher (Noten), sollte PTN SELECT gedrückt werden bzw. die Pattern-Länge. So sind bis zu 8 mal 8 Pattern speicherbar, wobei diese Bänke-weise auch über das Touchpad direkt aufgerufen werden können. Das Touchpad wechselt somit je nach gewählten MODUS seine Funktionen, doch dazu später noch mehr.
Ansonsten zeigt das Display somit immer das aktuell ausgewählte Sound-Preset an (Klang). Die Sounds sind dabei in die Unterkategorien A, B, C und D unterteilt, wobei es insgesamt 134 Sounds gibt. Genauer gesagt enthält A 26 klassische „A“cid Sounds, B hingegen 51 „B“asslines, C wiederum 40 weitere „C“hord“ Sounds und D dann noch 17 mal deutlich „D“igitaler klingende Effekt-Sounds. So habe ich mir das zumindest zusammengereimt.
Unter den Potis finden sich auch noch weitere kleiner Taster, welche ebenfalls grün Hintergrund-beleuchtet sind, sollte man sie anwählen. Sie bestimmen die Funktion des Touchpads. Drückt man also KEYBOARD, verwandelt sich das Tochpad in eine rote 13-Tasten Klaviatur, die allerdings nicht anschlagsempfindlich ist. Die Felder am Rand des Touchpads leuchten dabei grün und wechseln entsprechend im KEYBOARD-Mode die Oktave.

Fotostrecke: 2 Bilder Der KEYBOARD Mode im Step-Recording…

Wird hingegen XY PLAY gedrückt, können weitere Effekt-Parameter eines Sounds – ähnlich wie bei einem Kaosspad – gesteuert werden. Sogar eine Modulation auf die Druck-intensität ist vergesehen. Mit dem ENV MODE Taster und in Verbindung mit dem Touchpad kann man wiederum zwischen vier verschiedene Envelope/Decay/Effekt Settings morphen , die eben mal mehr Attack oder mal mehr Decay orientiert sind oder sogar noch einen Effekt beherbergen können. Da man sich dies eventuell schwer vorstellen kann, wollen wir uns das lieber an einem Beispiel anschauen. Und weil sich neben dem ENV MODE Taster auch noch der PTN SELECT befindet, gibt es dessen Funktionsverhalten gleich noch oben drauf.

Weiterhin findet sich auch an der TB-3 ein SCATTER-Taster ein, den es in etwas ausgefuchsterer Weise auch an der TR-8 zu bewundern gibt. Es können bis zu acht verschiedene Stotter-Effekte ich acht verschiedenen Intensitäten abgefeuert werden, welche sich grob mit Stotter, Glitch und Filter beschreiben lassen.
Im Anschluss finden sich der STEP REC Taster für die Step-Programmierung des Sequenzers mittels Touchpad-Klaviatur, inklusive Accent und Slide/Tie versteht sich. Drückt man eine Touchpad-Keyboard-Taste rückt der Sequenzer dann standesgemäß einen Step nach vorn, sodass man direkt weiter programmieren kann.
Der REALTIME REC Taster hingegen ist für das Live-Recording mittels Klaviatur gedacht, wobei natürlich auch hier letztendlich quantisiert aufgenommen wird. Ganz am rechten Rande gibt es dann noch den PLAY/STOP-Taster, der den internen Sequenzer zur internen oder externen Clock startet bzw. stoppt sowie natürlich auch dessen Befehle über MIDI aussendet. 

Und die Rückseite: USB2-Buchse, Hauptschalter, DC-In, MIDI-I/O, Stereo/Mono-Out, Kopfhöreranschluss und ein Kensignton-Buchse (v.l.n.r.).
Und die Rückseite: USB2-Buchse, Hauptschalter, DC-In, MIDI-I/O, Stereo/Mono-Out, Kopfhöreranschluss und ein Kensignton-Buchse (v.l.n.r.).

Zum Schluss noch ein Blick auf die Anschlüsse: Direkt neben dem USB-2.0 Anschluss für das Audio- und MIDI-Interface findet sich der obligatorische Stromanschluss für das mitgelieferte Netzteil und der Power-Switch. Im Gegensatz zur TR-8 ist hier allerdings sogar Bus-Power möglich! Nicht schlecht.

Direkt daneben findet sich ein zusätzliches MIDI-DUO mit Soft-Thru – und im Anschluss folgen die Audio-Ausgänge auf Klinke. Die ersten beiden 6,35 mm Buchsen sind dabei unsymmetrisch ausgelegt und dienen der Stereo-Verkabelung, wobei die TB-3 durchaus auch in Mono ausreichend audiophil angeschlossen ist. Am Rande der Hinweis, dass die TR-8 Drummachine von Roland sogar über Eingänge verfügt, weshalb der kleine ACID-Act auch durchaus komplett auf ein Mischpult verzichten könnte.

Fotostrecke: 2 Bilder Alle AIRA Synths setzten auf das gleiche Netzteil, was sogar mit Roland beschriftet ist. Wer mehr als 20 Netzteile sein Eigen nennt, wird dies sicherlich zu schätzen wissen.
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Praxis

„Performance Synth“ – das soll schon was heißen! Entsprechend schau ich bei meiner ersten Begegnung mit der poppig-bunt-knalligen Kiste auch nicht in das Handbuch und habe das auch so beibehalten. Nur für euch also der Hinweis, dass das mitgelieferte gedruckte Handbuch Schnell-Start-Charakter hat, also recht knapp gehalten ist. Ihr findet es auch hier als PDF.
Die gute Nachricht ist aber: Man braucht das Handbuch auch nicht wirklich, denn das gute Stück ist ein richtiges Spielzeug – und das meine ich absolut nicht abwertend. Im Gegenteil: Im Nu hat man die Arbeitsweise verstanden und findet sich direkt in seinem ersten Loop wieder!
Man muss dabei grundsätzlich nur zwei Dinge wissen: Erstens kann man keine Sounds speichern. „What you see is what you get“ ist also angesagt und auf die vielen Sounds in den A, B, C und D Bänken limitiert. Die aktuelle Position der Potis bestimmt somit also letztendlich auch, wie der Sound erklingt. Und zweitens: Die Pattern sind nicht überschreibsicher. Wenn man also etwas an einer Melodie verändert, dann bleibt das auch so! Das könnte man als Einschränkung auffassen, ich persönlich finde das allerdings gut gelöst.
Auch die zwei verschiedenen Wege zur Pattern-Erstellung – Step und Realtime – gefallen mir beide sehr gut, und so gibt es hier auch nichts von einem „entweder…oder“ zu berichten. Und so sieht und hört sich das in der Praxis an, wobei ich zum Schluss auch noch die Pattern-Randomize-Funktion nutze:

Im Verbund mit meinen MIDI-Geräten zeigte sich die TR-3 übrigens auch im Slave-Mode sehr friedlich. Von daher kann ich behaupten, dass das MIDI-Interface stabil und sicher läuft. Aber auch die interne Clock ist sehr „tight“, was ich bei einem „unverkabelten“ Jam mit meinem Traktor-DJ-Setup merkte, wo die Machine minutenlang zu mehreren Songs lief. Auch die Verbindung über USB und das Aufnehmen über diese einzige Strippe klappte wunderbar, was ich zugegebenermaßen auch ein paar Mal im Zug ausprobiert habe. Dank USB-Powering erfolgte dies unkompliziert genug, um nicht Nerd-Alarmstufe Rot auszulösen. Allerdings kann man nur mit 96 kHz arbeiten.
Und hier ein paar Ergebnisse meiner Reise durch die BRD äh TB-3, wobei ich teilweise noch eine Kickdrum hinzugefügt habe, welche natürlich nicht von der TB-3 stammt.

Audio Samples
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Roland Aira TB-3 – A01 – Saw Roland Aira TB-3 – A02 – Pulse Roland Aira TB-3 – A03 – Filter + FX Roland Aira TB-3 – A15 – more Filter + Pattern Length Roland Aira TB-3 – B29 – Distortion Roland Aira TB-3 – C05 – Delayed + short Scatter Roland Aira TB-3 – D06 – Noise Whip + FX Roland Aira TB-3 – A01 – Shuffle -50/0/+50

Die Klangergebnisse gefallen mir übrigens sehr gut, nur an manchen Stellen wünscht man sich doch, dass das Filter etwas analoger zwitschert. Doch ich finde das keinen echten Kritikpunkt, denn in seiner Gesamtheit sprechen mich der Grundklang und auch die Selektion der Sounds mehr als an. Und wer weiß, vielleicht schiebt Roland ja noch eines Tages ein paar Sounds nach. Vieleicht optimiert man dann auch noch etwas das Volume-Verhalten, denn teilweise fällt der Pegel bei hohen Ressonance-Werten erheblich ab, während er bei starken Accent-Werten wiederum sehr laut ist.

Etwas Schade ist auch, dass man die Glide-Funktion über MIDI (momentan) noch nicht extern nutzen kann, was den Nutzen der TB-3 als reinen Sequenzer, auch für andere Synths, durchaus erhöhen würde. Aber vielleicht bessert Roland da auch noch nach, man darf also gespannt bleiben.

Ich muss aber auch ganz ehrlich sagen, dass das Preisgefilde, in dem sich die neue Roland Aira-Serie positioniert, echt attraktiv und auch die Qualität der Geräte durch die Bank weg verdammt gut ist. Zum Vergleich: Ein Korg Volca Bass kostet rund 150 EUR und damit die Hälfte der TR-3, fühlt sich im direkten Vergleich zur TR-3 aber wie ein Kunststoff-gewordener Witz an – von ihrem Rauschverhalten einmal ganz abgesehen. Auf der anderen Seite der Preisfront steht wiederum Korgs Kaossilator, der rund ein Drittel mehr als die TR-3 kostet. Im Vergleich ist also neben der TR-8 auch Rolands TB-3 ein echtes Schnäppchen – und das, wie gesagt, ohne Abstriche in der Verarbeitung, ganz im Gegenteil.

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Fazit

Die Roland TB-3 ist eine hervorragende, moderne, aber auch eigenständige Neuinterpretation des alten Klassikers namens TB-303, welche wichtige Vintage-Elemente mit modernen Ansätzen kombiniert, um so ein einfach, vor allem aber sehr intuitiv, zu bedienendes Instrument zu schaffen. Ich spreche bewusst von einem Instrument, da die TB-3, in einem elektronischen Umfeld platziert, alles mitbringt, um das Fundament einer Live-Performance, inklusive Effekten, zu schaffen – abgesehen von den Drums versteht sich, wofür aber die TR-8 angedacht ist. Aber auch als Ergänzung innerhalb einer DJ-Performance ist die TB-3 gut aufgehoben.
Sicherlich, die Manipulations- und Eingriffs-Möglichkeiten gegenüber den meisten „herkömmlichen“ Synths sind reduziert, und die enthalten Sounds hauen auch derbe in nur eine klangästhetische Kerbe, was aber nicht heißen soll, dass man mit der TB-3 nicht auch im Studio eine Menge Spaß haben kann. Gerade ihre Reduktion auf das Wesentliche und die damit verbundene intuitive Bedienung machen diesen Synth deshalb für mich zu etwas ganz Besonderem. Absolute Techno-Kaufempfehlung und Spaß-Garant!

Pro:
  • Leicht und kompakt
  • Intuitives Schrauben
  • Performance orientiert
  • Hochwertig verarbeitet
  • TB-303 Sounds und mehr
  • integriertes 96kHz Audio-und MIDI-Interface
Contra:
  • Glide-Parameter nicht extern verfügbar
  • Limitierter Einfluss auf die Sounds
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Ein Spielzeug zum Liebhaben: Die Roland Aira TB-3!
FEATURES:
  • Bass Synthesizer
  • druckempfindliches Touch Pad
  • 134 Sounds inkl. der original TB-303 Klänge
  • effektgesteuerte Bässe, Leads und Soundeffekt
  • Temporegler mit Tap-Button und Shuffle
  • Drehregler für Volume, Cutoff, Resonance, Accent und Effect
  • Scatter Modus für Realtime Groove-Tweaking
  • Echtzeit Pattern-Erstellung mit bis zu 32 Steps
  • On-The-Fly Bearbeitungsmöglichkeit
  • nahtloses Umschalten zwischen Real-Time und Step-Input
  • Shuffle Control, Pattern Copy und Randomize
  • USB überträgt MIDI und Audio
  • Anschlüsse: 6,3mm Kopfhörer, 6,3mm (L/Mono, R) Out, MIDI Ein- und Ausgang, USB port Typ B (Audio, MIDI)
  • inklusive Netzteil
  • Abmaße: 240 x 173 x 57 mm
  • Gewicht: 820 g
PREIS:
  • EUR 315,- (UVP)
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