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Roland A500S Test

Es gibt wohl kein Segment auf dem Keyboardmarkt, das härter umkämpft ist als das der USB-Controllerkeyboards. Da immer mehr Keyboarder und Musikproduzenten mit Computer und Software arbeiten, wächst der Bedarf an Einspielkeyboards stetig. Entsprechend groß ist auch das Angebot – und damit der Preisdruck. Ein einfaches, vieroktaviges Controllerkeyboard bekommt man schon ab 59 Euro. Wer sich solche Produkte allerdings schon mal etwas genauer angesehen hat, der wird gemerkt haben, dass hier schreckliche, fast unbespielbare Tastaturen an der Tagesordnung sind und Haptik und Verarbeitung oft einfach keinen Spaß mehr machen. Bei einem Produkt der Firma Roland  kann man aber zumindest die Hoffnung hegen, in dieser Hinsicht auf eine vernünftige Qualität zu stoßen.

A-500S_komplett


Beim Roland A500S handelt es sich um ein sehr schlichtes Vier-Oktaven-Keyboard, das eigentlich „nur Tastatur sein möchte“. Es hat keinerlei Ansprüche, sich durch viele Controller als DAW-Steuerung darzustellen und gehört mit 159,00 Euro Straßenpreis (199,00 Euro UVP) nicht zu den allerbilligsten Vertretern des Genres.

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Details

Das A500S ist nur gerade so groß, wie es für ein Keyboard mit vier Oktaven und normal großen Tasten unbedingt nötig ist. Es ist komplett aus Kunststoff gefertigt und damit sehr leicht (2,7 kg). Das sind schon mal perfekte Voraussetzungen für den reisenden Musiker, der dieses Keyboard locker noch mit in den Klamottenkoffer packen kann.
Trotz des „Fliegengewichts “ wirkt das Kunststoffgehäuse aber ausreichend stabil und macht keinen billigen Eindruck. Die Oberfläche scheint gegen Kratzer eher unempfindlich.
Tastatur und Spielhilfen
Das Wichtigste an so einem Keyboard ist sicher die Tastatur, und hier hat das A500S auch wirklich was zu bieten. Die Tasten fühlen sich sehr gut an, alle Kanten sind angenehm abgerundet. Die Rückholfedern sind straff und nicht so labberig wie bei den meisten Konkurrenzprodukten in diesem Segment, die Anschlagdynamik wird schön linear umgesetzt. Es gibt zwar die Möglichkeit, verschiedene Velocitykurven einzustellen, aber nach meinem Geschmack ist das unnötig, da die Werkseinstellung schon sehr gut ist. Auch Klaviersounds lassen sich von dieser Tastatur aus akzentuiert spielen. Das einzige was mich an den Tasten stört, ist dass sie kürzer sind als üblich. Während akustische Klaviere und die meisten Keyboards 14 cm lange Tasten haben, sind es hier nur 13 cm. Das macht die ganze Sache etwas gewöhnungsbedürftig. Aber während z.B. beim Akai MPK49, das auch nur über 13 cm lange Tasten verfügt, sich der kürzere Hebelweg in der Dynamikumsetzung negativ bemerkbar macht, ist das beim A500S kein Problem. Ich würde die Tastatur des A500S trotz der kurzen Tasten als die Beste bezeichnen, die ich bei Keyboards in dieser Preisklasse bisher erleben durfte.

Tastenvergleich!
Tastenvergleich!

Statt Pitch- und Modulationsrad gibt es einen Stick, der nach links und rechts bewegt den Pitch und nach oben die Modulation steuert. Es ist sicherlich Geschmackssache, aber ich persönlich hätte zwei Räder bevorzugt. Zum einen, weil der Stick sehr weit über den Rest des Keyboards herausragt und somit beim Verpacken z.B im Reisekoffer stört, zum anderen, weil er immer wieder per Feder in die Ausgangsposition zurückgezogen wird und somit für die Steuerung anderer Parameter als Modulation (z.B. Filter Cutoff) ausfällt. Da das A500S ja ansonsten kaum über Controller verfügt, wäre das schon ganz nützlich gewesen.
Anschlüsse
Die Anschlüsse sind an der linken Seite angebracht. Das kann im Studio praktisch sein, wenn man das Keyboard möglichst platzsparend einbauen möchte.

A-500S_anschluesse

Wir finden hier zunächst den USB-Anschluss und eine „klassische“ MIDI Out-Buchse. Über die MIDI Out-Buchse, die heutzutage bei USB-Controllerkeyboards nicht mehr selbstverständlich ist, freue ich mich ebenso wie über den Anschluss für ein Expression-Pedal. Auch das findet man längst nicht überall. Die Stromversorgung läuft wahlweise über USB oder über ein 9V Netzteil. Ein Netzteil liegt dem A500S zwar nicht bei, es kann hierfür aber jedes handelsübliche 9V Netzteil, wie es wohl fast jeder noch von irgendeinem  Gitarren-Bodentreter o.ä. zu Hause rumfliegen hat, benutzt werden. Bei einem eventuellen Defekt, Vergessen etc. ist dies ein klarer Vorteil gegenüber so manchem Konkurrenzprodukt, das mit einem Spezialnetzteil befeuert werden muss. Aber auch Batteriebetrieb ist möglich, das Fach für vier AA Batterien befindet sich an der Unterseite.

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Praxis

Schließt man das A500S per USB an den Computer an, wird es auch ohne Treiber sofort als MIDI-Controller erkannt. Man kann auch den „Advanced Driver“ installieren, dann wird man mit einer besonders schnellen MIDI-Verbindung belohnt. Es funktioniert aber auch ohne Treiber sehr gut.
Bedienung
Im Kampf um die günstigsten Preise lassen viele Hersteller Bedienungselemente wie Displays, Taster und Potis weg. Stattdessen müssen oft die Tasten des Keyboards als Ersatz-Knöpfe herhalten. Das kann aber vor allem beim Livespielen sehr nervig sein, denn um beispielsweise den MIDI-Kanal umzustellen, müsste man sein Spiel unterbrechen, um eine bestimmte Button/Tastenkombination zu drücken.
Sehr löblich also, dass man beim A500S die Tastatur nur für etwas tiefer gehende Editierungen benutzen muss.
Für die zwei wichtigsten Einstellungen, nämlich MIDI-Kanal und Program Change, gibt es eigene Buttons. Die Werte werden dann über den Value-Endlosregler eingestellt. Dieser Regler ist gerastert, was die zielgenaue Eingabe von Werten erleichtert. Allerdings gibt es pro 360 Grad Drehung nur 32 Rasterpunkte, was bedeutet, dass man den Knopf viermal komplett drehen muss, um von Program Change 1 zu 127 zu gelangen.

A500S_bedienfeld

Außer den Buttons für MIDI-Kanal und Programm Change gibt es noch zwei weitere, die im normalen Betrieb die Funktion Octave Up/Down haben. Alle Buttons des A500S sind übrigens aus weichem Gummi und machen einen hochwertigen Eindruck. Die LEDs in den Buttons zeigen z.B. an, dass die Tastatur transponiert ist. Um wie viele Oktaven wiederum transponiert wurde, wird im (ebenso hochwertig wirkendem) dreistelligen Display dargestellt. Erwähnenswert finde ich an dieser Stelle noch die Tatsache, dass beim Drücken der Oktav-Buttons keine liegenden Noten abgerissen werden, wie das bei vielen anderen Keyboards der Fall ist. Beim Wechseln des MIDI-Kanals wird dagegen ein „All Notes Off“ Befehl gesendet, um Notenhänger zu vermeiden. Diese Details werden oft schlampig programmiert, aber beim A500S ist das alles vorbildlich gelöst.

Drückt man MIDI-Kanal und Program Change gleichzeitig, wechselt das A500S in den Controller Mode. In diesem Modus dient das Value Rad als Controller und kann mit verschiedenen Funktionen  belegt werden. Das geht dann per Tastaturbefehl.

A500Stastenbefehle

Möglich ist jede MIDI-Controllernummer, Volume, Reverb Send, Chorus Send und einiges mehr. Da es ja sonst keine belegbaren Controller am A500S gibt, ist diese Möglichkeit sehr wertvoll.

Ein kleines, aber wichtiges Detail sollte noch erwähnt werden: Es gibt eine Panik Funktion. Hierfür ist zwar eine etwas komplexere Tastenkombination erforderlich, aber wer schon mal auf der Bühne MIDI-Hänger hatte, weiß diese Möglichkeit definitiv zu schätzen. Auch das ist etwas, was man längst nicht bei jedem preiswerten Controllerkeyboard findet.

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Das Roland  A500S ist ein einfaches, aber hochwertiges Keyboard mit der – meiner Meinung nach- besten Tastatur, die es in diesem Segment und in dieser Preisklasse gibt. Es hat zwar nicht viele, aber auf jeden Fall die wichtigsten Funktionen. Alles ist gut durchdacht und sauber programmiert. Es gibt zwar noch preiswertere 4-Oktaven Keyboards auf dem Markt, aber davon würde ich jedem eher abraten, denn gerade die Tastaturen sind da überwiegend schauerlich. Die für das A500S aufgerufenen 199,00 Euro (UVP) sollte einem der Spielspaß auf jeden Fall wert sein.

A-500S_4-big
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr kompakt und leicht
  • gute Tastatur
  • hochwertige Verarbeitung
  • einfaches, aber durchdachtes Konzept
Contra
  • verkürzte Tasten
Artikelbild
Roland A500S Test
Für 149,00€ bei
Technische Details
  • Technische Daten:
  • 49 Tasten (mit Velocity)
  • Controller: MIDI-Channel Button, Program Change Button, OCTAVE Shift [+] [-] Buttons, Pitch Bend/Modulation Hebel, VALUE Regler (frei belegbar)
  • Display: 7 Segmente, 3 Zeichen (LED), Power Anzeige
  • Anschlüsse: HOLD Pedalbuchse, EXPRESSION Pedalbuchse, MIDI (OUT), USB, Netzteil
  • Stromversorgung: DC 9 V (AC Netzteil, separat erhältlich), USB Bus Power, Trockenbatterien LR6 (AA) Typ Alkaline x 4
  • Stromaufnahme: 150 mA, Lebensdauer der Batterien bei konstantem Gebrauch ca. 10 Stunden, dieser Wert differiert je nach Nutzen
  • Zubehör: A-500S CD-ROM, Cakewalk Production Plus Pack CD-ROM, USB-Cable, Owner’s Manual, Cakewalk Production Plus Pack Installation Guide, License Agreement
  • Optionales Zubehör: AC Adaptor: BOSS PSA Series, Pedal Switch: DP Series,
  • Expression Pedal: EV-5
  • Größe und Gewicht: Breite: 833 mm, Tiefe: 184 mm, Höhe: 84 mm, Gewicht: 2,7 kg
  • Preis: 199 Euro (UVP), 159 Euro (Straße)
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Profilbild von nortnar

nortnar sagt:

#1 - 14.05.2011 um 14:08 Uhr

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Schöner Artikel, allerdings kenne ich das Gerät nur unter der Bezeichnung: "Cakewalk A500S".Schade, dass es keine 61er Version gibt (bis auf die Pro-Version).

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