Rob Papen B.I.T. Test

Praxis

Ein Fenster ist genug

Die Ein-Fenster-Philosophie der letzten beiden Instrumente Go2 und Vecto kam laut Rob sehr gut bei den Usern an, deshalb verfährt auch B.I.T. nach diesem Prinzip. Nur bei den Effekten wurde wieder gegen dieses Konzept verstoßen. In zwei der drei Effekte-Slots kann nur einer der beiden Effekte angezeigt werden. Wer grundsätzlich gerne komplexere Synthesizer bevorzugt, kann sich mit Blue II oder Predator II dagegen so richtig austoben. Bei B.I.T. lag der Fokus dagegen auf dem analogen Sound, dafür wurde lange an der Plugin-Architektur und am grundlegenden Code mit John Ayres gearbeitet. Und das hat sich gelohnt.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Ein-Fenster-Philosophie von B.I.T. …

Klangerzeugung

Die klangliche Grundlage von B.I.T. bilden wie bereits erwähnt zwei Oszillatoren. Besonders ist, dass jeder der beiden Klangerzeuger über einen eigenen LFO und Envelope verfügt, bevor das Signal durch die restlichen Module des Synths geschickt wird. Diese werden durch den Advanced-Button zwischen den Oszillator-Sektionen sichtbar gemacht und können dort auch direkt eingestellt werden. Schon hier verlassen wir also die eingetretenen Pfade eines straighten Oldschool-Synths. Hinzu kommen ein Sub-Oszillator, den seinen Platz im zweiten Oszillator hat, und ein Noise-Oszillator, der separat verbaut wurde. Außerdem kann in den beiden Haupt-Oszillatoren White, Pink und Tuned Noise als Klangerzeuger ausgewählt werden.
Durch die in Oszillator 2 eingebaute Frequency-, Ring- und besonders Phase-Modulation wird bei B.I.T. der Funktionsumfang eines klassisch analogen Synths erneut erweitert, damit dürften dann auch moderne Sounds ohne Probleme möglich sein. Der erste kann den zweiten Oszillator somit auf drei verschiedene Arten modulieren.

All you need is – zwei Oszillatoren.
All you need is – zwei Oszillatoren.

Sound-Veredelung

Danach durchläuft das Signal die beiden Filter. Es stehen elf klassische Filtertypen zur Auswahl, bei denen auch besonders auf den analogen Sound wertgelegt wurde.  Dementsprechend gut klingen diese, aber nicht nur das. Die Soundcharakteristiken sind zudem ganz unterschiedlich. So klingt zum Beispiel der 24 dB Low-Pass-Filter 1 ganz anders als Filter 2. Außerdem gibt es auch einen Comb-Filter, der bei analogen Maschinen nicht gerade üblich ist. Es lohnt sich also, sich bei der Sound-Kreation mit den verschiedenen Filtertypen und deren Charakteristika auseinander zu setzen.   
Im Panel des zweiten Filters kann zusätzlich die Verwendung oder das Routing beider Filter beeinflusst werden. Entweder durchläuft das Signal der beiden Oszillatoren erst Filter 1 und dann Filter 2 (Serial), oder die Signale beider Oszillatoren werden auf die beiden Filter verteilt (Split OSC). Bei Möglichkeit drei namens Split Noise münden beide Klangerzeuger in Filter 1 und Filter 2 wird mit dem Signal des Noise-Oszillators gefüttert.  
Nach den Filtern gibt es einen weiteren LFO, um diese zu steuern. Danach folgen dann die Amp-Sektion und schließlich die Effekte.

In die Filter-Emulationen wurde viel Zeit und Mühe investiert.
In die Filter-Emulationen wurde viel Zeit und Mühe investiert.

Weitere Komponenten

Der Arpeggiator nutzt vier vorgegebene Werte: Tie, Slide, Tune und Velocity. Bei der untersten Reihe namens FREE ist der Name Programm, denn dieser Wert ist ungebunden, somit kann jeder Parameter des Plugins gesteuert werden. Das kenne wir schon aus anderen Synths des Niederländers. Außerdem kann der Arpeggiator auch als Sequencer verwendet werden. Es ist also möglich, ihn als Modulations-Source zu verwenden. 
Die Modulationsmatrix bietet acht Slots für verschiedene Modulationen, so gut wie jeder Parameter des gesamten Plugins kann als Source oder Destination eingesetzt werden. Parameter können auch per Drag-and-Drop in die Matrix gezogen werden, das ist heute einfach Standard. Die Werte selbst können nicht per Tastatur sondern nur per Mausrad eingetragen werden. Wer keine Modulation einrichten möchte, schaltet das Display des Arpeggiators einfach um, dann zeigt es den Main-Output als Wellenform an.  
Auch in der Play-Mode-Sektion geht B.I.T. über die klanglichen Möglichkeiten der analogen Vorbilder hinaus. Mit Unison und den Parametern Detune undSpread lässt sich ein Sound mehrstimmig erzeugen und die Voices gegeneinander verstimmen und verbreitern. Darüber hinaus sind unter den 23 Unison-Modes auch viele Akkorde. Damit können bei Stab-Sounds, bei denen man nur eine Taste betätigt, verschiedene Akkorde erzeugt werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Arpeggiator gehört einfach zu einem Synthesizer dazu.

Sound

Die Presets stammen von den üblichen Verdächtigen JoMal, Oddiction, Sola und so weiter. Auch Rob selbst hat wieder einige Presets gebastelt. Die Klassiker-Sounds in B.I.T. sind wirklich gut, klingen fett, warm und rund. Teilweise wurden konkrete Sounds von bestimmten Synth-Klassikern nachgebaut und meistens kam man dem Original damit auch ziemlich nahe. 
So zum Beispiel “Attic Moogy“. Der Name ist relativ selbsterklärend, es handelt sich um einen klassischen Lead-Sound im Mini-Moog-Style, und der klingt wirklich authentisch. „Sync Lead 3“ emuliert einen Jupiter-8-Sound. „Ballad Bass 01 chorus“ ist ein warmer Bass-Sound und „Sweet Dreams L&R“ ist wiederum selbsterklärend, wenn vom Sound her auch nicht komplett dem Original entsprechend. Ein bisschen Juno 6 klingt aber auf jeden Fall durch. „Dull FX Square“ hört sich verdächtig nach einem MS-20 an. Und selbst 808-Bässe hat B.I.T. auf Lager, wie „Kick darktone tuned“ beweist.

Audio Samples
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Rob_Papen_BIT_A01_Attic_Moogy.wav Rob_Papen_BIT_A02_Sync_Lead_3.wav Rob_Papen_BIT_A03_Ballad_Bass_01_chorus.wav Rob_Papen_BIT_A04_Sweet_Dreams_L_R.wav Rob_Papen_BIT_A05_Dull_FX_Square.wav Rob_Papen_BIT_A06_Kick_darktone_tuned.wav

Aber B.I.T. wäre kein Synthesizer von Rob Papen, wenn man nicht auch völlig andere Sounds damit machen könnte. Die Bandbreite des Plugins ist tatsächlich sehr groß, wie folgende Beispiel beweisen.
Das „Harmonic Move Pad“ ist ein moderner, glockenartiger Synth-Sound, bei dem die Phase-Modulation gut zur Geltung kommt. Dabei moduliert Oszillator 1 auf einer sehr hohen Frequenz Oszillator 2, somit kommt der sphärische Sound auch mit nur einem Klangerzeuger aus. „Trance Vel Saw“ hingegen ist ein glasklarer Lead-Arpeggiator-Sound, der einfach umwerfend klingt. „aGlog JoMal“ überzeugt durch eine komplexe Arp-Sequenz, die sechs Slots in der Modulationsmatrix belegt. Alleine drei davon nutzen das Mod-Wheel als Source, deshalb habe ich dieses beim dritten Audiobeispiel natürlich auch eingesetzt. „A BIT Dirty Lead 1“ ist ein monströser Lead-Sound, der nun mal so gar nicht nach analogem Vorbild klingt. Das Preset nutzt beide Oszillatoren und den 4-Voice-Unison-Modus, somit hören wir insgesamt sogar acht Stimmen. Reverb und Delay erledigen den Rest. „Tingeling“ ist ein E-Piano- und „Mellow Notch Synth“ ein Pad-Sound mit Gänsehautqualitäten. B.I.T. kann aber auch verrückte Sounds, „Screech-Noise RF“ stellt das eindrucksvoll unter Beweis.

Audio Samples
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07 Harmonic Move Pad 08 Trance Vel Saw 09 aGlog JoMal 10 A BIT Dirty Lead 1 11 Tingeling 12 Mellow Notch Synth 13 Screech-Noise RF
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