Radial Studio-Q Test

Vom DI-Box- und Splitter-Spezialisten Radial gibt es nun einen kleinen, kompakten Talkback-Controller namens Studio-Q.

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Was das geheimnisvolle, blaue Kästchen auf dem Kasten hat und für wen sich eine Anschaffung lohnen könnte, soll in diesem bonedo-Test herausgefunden werden.
Die kanadische Firma Radial Engineering Ltd. gibt es seit zirka 20 Jahren. Unter dem Markennamen Radial bedienen sie seither den Livesektor und Aufnahmestudios mit DI-Boxen, Splittern und Akustikelementen zur Raumklangoptimierung. Von renommierten Künstlern werden sie für die saubere Klangqualität ihrer Geräte gelobt und haben angeblich weniger als ein Tausendstel Reparaturrückläufe. Ihnen eilt also der Ruf verlässlicher Qualität voraus. In jüngster Zeit machten die Kanadier mit pragmatischen Lösungen auf sich aufmerksam – wie beispielsweise mit dem Radial BT-Pro, einem Interface zum Soundtransfer von Bluetooth auf XLR. Unser Testkandidat, der Radial Studio-Q, bedient ebenso wie der BT-Pro einen Nischenmarkt. Er ist dazu da, in modernen, hardwarereduzierten Studios die Talkback-Kommunikation nebst Remote-Funktionen über eine Controller-Hardware bedienen zu können. Beim heute üblichen Minimalstudio bestehend aus Computer und Audiointerface fehlen immer öfter die Hardware-Mischpulte, mit denen man in aller Regel ein komfortables Talkback mit an Board hatte. Die am Computer zum Einsatz kommenden DAWs bieten oft keine umfangreiche Talkback-Steuerung und lassen meist nur ein simples An/Aus-Wechselspiel per Mausklick zu. Es gibt zwar einige featurereiche Talkback-Controller auf dem Markt, die diesen Bedarf bedienen, diese sind aber oft überladen, schwierig im Handling und relativ groß. Radial hat dies erkannt und will mit dem Studio-Q genau diesen Mangel ausgleichen und einen besonders kompakten, aber dennoch hochwertigen Controller mit Remote-Features zur Verfügung stellen.

Details

Der Radial Studio-Q verdient das Prädikat “rock solid”

Beim Gehäuse bleibt die Firma Radial Engineering Ltd. den Qualitätsstandards treu, die man von ihren DI-Boxen und Splittern gewohnt ist, und packt die Technik des Studio-Q in ein 660 Gramm schweres und verhältnismäßig kleines, solides Stahlgehäuse. Mit gerade mal 5,1 x 9,2 x 12,4 cm (H x B x T) verschwendet der Controller keinen unnötigen Platz und sollte selbst auf notorisch vollgestellten Schreibtischoberflächen platziert werden können. Die Beschichtung des kleinen, blau-schwarzen Kästchens macht auf mich den Eindruck, dass es für die Ewigkeit gebaut wurde. Rock-solid-Check 1.

Kaum größer als eine DI-Box: der Radial Studio-Q
Kaum größer als eine DI-Box: der Radial Studio-Q

Die Anschlüsse

Auf der Rückseite befinden sich alle Ein- und Ausgänge des Studio-Q. Von links nach rechts betrachtet befindet sich ganz links eine XLR-Buchse zum Anschließen eines alternativen, dynamischen Talkbackmikros. Direkt daneben befinden sich die Eingänge L/Mono und R in Form von jeweils zwei symmetrischen 6,35mm-Klinkenbuchsen. Schließt man ein Monosignal an den L/Mono-Eingang an, so schaltet der Studio-Q in den Monobetrieb und gibt das anliegende Mono-Eingangssignal auf beiden Ausgangsbuchsen aus, die direkt rechts neben den Eingängen zu finden sind. Lege ich am linken und rechten Eingang zwei unterschiedliche Monosignale an, so wird der Studio-Q vom Stereo- zum zweikanaligen Mono-Talkback-Controller. Die Ein- und auch die Ausgänge können selbstverständlich auch unsymmetrisch verkabelt werden. Hierbei riskiert man natürlich immer Störeinstreuungen bei längeren Leitungen und holt sich auch ein sechs Dezibel leiseres Signal an Bord, was sich letztlich mit einem etwas lauteren Rauschen bemerkbar macht.
An den Audioausgängen kann man keine Kopfhörer betreiben. Sie müssen entweder an Kopfhörer-Verstärker oder an Monitore beziehungsweise die zugehörigen Verstärker angeschlossen werden.

Das Gehäuse bietet gerade soviel Platz wie nötig. Um Platz zu sparen, wurde auf XLR-Ein- und -Ausgänge zugunsten von Klinkenbuchsen verzichtet.
Das Gehäuse bietet gerade soviel Platz wie nötig. Um Platz zu sparen, wurde auf XLR-Ein- und -Ausgänge zugunsten von Klinkenbuchsen verzichtet.

Neben den Ausgängen gibt es zwei höchst interessante Klinkenbuchsen namens “Remote in” und “Remote out” zur Anbindung von Fußschaltern und speziellen Signalleuchten. Der Remote-Eingang erlaubt den Anschluss des “Radial JR1” oder eines beliebigen, simplen Fußschalters mit der üblichen kurzschließenden 6,35mm-Monoklinke. Über diesen Steuereingang lässt sich entweder nur das externe Mikrofon zur Kommunikation in den Talkbackweg schalten oder das interne und das externe Mikro gemeinsam. An der rechten Gehäuseseite befindet sich ungefähr auf Höhe des Mic-Drehreglers eine klitzekleine Öffnung, hinter der ein kleiner Mikroschalter sitzt, den man mit einer Bleistiftspitze oder einem ähnlich kleinen Gegenstand erreichen und drücken kann. Mit diesem Schalter bestimmt man, ob beide Mikros per Remote geschaltet werden sollen oder nur das externe. Sehr schönes Feature!

Der Remote-Ausgang kann dazu verwendet werden, ein externes Relais zu schalten oder Stromversorgung zu einem “Radial Beacon” (einer zusätzlich erhältlichen LED-Kontrolleuchte für die Talkbackfunktion) zu senden, um bei sehr lauten Aufnahmesituationen auch optisch darauf aufmerksam zu machen, dass man kommunizieren möchte. Als schaltbarer Steuerstrom liefert der Studio-Q am Klinkenausgang 12 Volt Gleichspannung bei maximal 200 Milliampere. Hier sollte man aber nicht irgendeine Lampe anschließen, sondern entweder wissen, was man tut, oder genau in der Bedienungsanleitung nachlesen, wie dabei die Verkabelung auszusehen hat (vor allem in Bezug auf die Masseführung). Ob man den Remote-Ausgang kurzschließend zur Relaissteuerung oder stromspeisend zur Beleuchtung nutzen möchte, lässt sich wiederum mit einem kleinen Mikroschalter an der linken Gehäuseseite einstellen.

Fotostrecke: 2 Bilder An den beiden Gehäuseseiten …

Ganz rechts, auf den letzten paar Millimetern der Rückseite des Studio-Q folgt dicht gedrängt der Stromanschluss für den Gleichstromstecker des mitgelieferten Netzteils. Da dieser nicht arretierbar ist, wurde über dem Anschluss ein Kabelhalter platziert, sodass man das Stromkabel mechanisch vor einem versehentlichen Abziehen sichern kann. Safety first: Rock-solid-Check 2.

Die Bedienoberfläche

Mikrofonschlitze, drei versenkte Potis, zwei Drehregler und ein Drucktaster mit Status-LED schmücken die Oberfläche. Das Element, welches man im Betrieb am meisten benutzen wird, ist der grüne “Talkback”-Button. Mit ihm schaltet man ausschließlich das interne Mikrofon auf den Signalweg. Hat man den Studio-Q mit Strom versorgt, bemerkt man, dass hier keiner der üblichen Billigdrucktaster verbaut wurde. Der Talkback-Taster ist nicht nur ein schnöder Schalter, sondern arbeitet mit einem Relais. Der eigentliche Schaltvorgang wird also nicht durch eine Leitungsverbindung im Taster, sondern durch ein Relais umgesetzt, was der Lebensdauer und der Verlässlichkeit der Schaltung zugute kommt. Rock-solid-Check 3. Die meisten Talkback-Steuerungen haben gemeinsam, dass die zugehörigen Buttons im Laufe der Jahre leiden, da man bei der Kommunikation mit Musikern im Aufnahmeraum nie sicher ist, ob man gehört wird oder nicht. Meist drückt man bei fehlender Reaktion der Musiker den Button mit jedem Versuch immer stärker, da man vermutet: “Da hört mich keiner, weil der Button wohl nicht richtig gedrückt wurde.”
Das deutlich klickende Relais des Radial Studio-Q in Kombination mit der grünen LED, die leuchtet, sobald man den Talkback-Button drückt, vermittelt ohne jeden Zweifel: Talkback ist jetzt garantiert eingeschaltet. Falls man im Aufnahmeraum kein Gehör findet, muss das Problem woanders liegen.

Der Talkback-Button besitzt eine LED-Anzeige und steuert ein Relais.
Der Talkback-Button besitzt eine LED-Anzeige und steuert ein Relais.

Links oberhalb des Talkback-Buttons ist ein Drehregler mit dem der Ausgangspegel eingestellt wird. Rechts des grünen Buttons ist der “Mic”-Drehregler, mit dem die Lautstärke des internen und des
Im darüber liegenden schwarzen Streifen befinden sich drei versenkte Drehpotis, die in der Regel selten bedient werden müssen. Hier hat man aus Platzspar- und Kostengründen auf Knöpfe verzichtet und verlangt vom User diese per Schraubendreher oder – falls lange genug – per Fingernagel einzustellen. Links bestimmt das “Dim”-Poti die Stärke der Absenkung, mit der das Eingangssignal während des Talkbacks leiser gemacht wird, was hilfreich gegen Feedbacks sein kann, aber vor allem eine verständlichere Kommunikation zwischen Regie und Aufnahmeraum ermöglicht. Schade, dass dieser Dim-Regler in der kleinsten Einstellung nicht bis auf null Absenkung eingestellt werden kann. Wenn man den Dim-Faktor schon stufenlos bestimmen kann, wäre es schön gewesen, auch gänzlich ohne
Das mittlere und rechte dieser Potis bestimmen das Gain des internen und des externen Mikros. Das interne Mikrofon befindet sich im Gehäuseinneren und lässt sich durch die drei kleinen Schlitze oben rechts auf der schrägen Oberfläche des Studio-Q ansprechen.

Um möglichst viel Platz zu sparen, wurden selten benutzte Potis im Gehäuse versenkt.
Um möglichst viel Platz zu sparen, wurden selten benutzte Potis im Gehäuse versenkt.
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