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PRS SE Custom 24 30th Anniversary Flame Top OR Test

Die PRS SE Custom 24 30th Anniversary ist eine der preiswerten E-Gitarren, die ihren Ursprung in einem weitaus teureren Modell haben und durch die Fertigung in Fernost auch für schmälere Budgets erschwinglich sind. Dass gute Gitarre möglichst aus Europa oder USA kommen und relativ teuer sein müssen, gehört inzwischen nicht mehr zum Allgemeingut der Gitarristenschaft. Auch wenn es schwierig erscheint, adäquate Qualität zu einem akzeptablen Preis anzubieten, gelingt das immer öfter, wie schon ein kurzer Besuch im nächsten Musikladen beweist. Auch PRS entschloss sich vor einigen Jahren dazu, eine preiswertere Serie in Südkorea fertigen zu lassen, und wie man auf der Rückseite der Kopfplatte unserer Testgitarre lesen kann, handelt es sich dabei um die World Musical Instrument Co Ltd-Werke. Dass auch in der Ferne die Gitarrenbauer ihr Handwerk verstehen, beweist die Liste anderer Gitarrenmarken, deren Instrumente dort ihren Ursprung haben. Dazu gehören Namen wie Greg Bennett, Silvertone, LTD, Schecter, Dean, B.C. Rich, die James Tyler Variax und viele mehr.

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Die Instrumente der PRS SE-Serie stehen also in einer Reihe mit vielen weiteren renommierten Marken, was durchaus eine positive Perspektive ist und zumindest handwerklich ordentlich hergestellte Gitarren erwarten lässt. Die Frage ist, wie groß der Abstand zwischen den in Fernost gefertigten Gitarren zu ihren edlen USA-Schwestern ist und ob sie dem Hause PRS trotzdem alle Ehre machen können.

Details

Der Korpus

Der Body der PRS SE Custom 24 besteht wie bei den USA-Modellen aus Mahagoni mit aufgeleimter Riegelahorn-Decke. Diese Holzzusammensetzung steht für einen warmen Sound mit knackigem Anschlag und einem wohldosierten Obertonspektrum. Auch die Korpusform entspricht dem der klassischen PRS Custom und mit einem Gewicht von 3,3 kg liegt das perfekt ausbalancierte Instrument hervorragend in der Hand. Die gesamte Gitarre inklusive Korpus- und Halsrückseite sowie Kopfplatte sind in einem speziellen Rostbraun/Orangeton lackiert. Bei den teuren USA-Modellen wird in punkto “Schönheit” zwar wesentlich mehr Aufwand betrieben, aber irgendwo muss sich der geringere Preis ja bemerkbar machen. Der Body besitzt das typische PRS-Shaping, mit dem sich der Korpus perfekt an den Körper anschmiegt.

Fotostrecke: 5 Bilder Ein Klassiker: Mahagoni-Body mit Ahorndecke

Die gesamte Hardware der Gitarre ist verchromt. Das PRS-eigene Tremolo ist freischwebend eingestellt und erlaubt nach oben eine “Verstimmung” um zirka einen Halbton. Beim Einspielen der Audios musste ich allerding feststellen, dass mein Testinstrument seine Stimmung nach dem Einsatz des Tremolos nicht hundertprozentig hielt und nachgestimmt werden musste.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Tremolo stammt aus eigener Fertigung

Der Hals

Wie bei PRS üblich, besteht der Hals auch hier aus Ahorn mit einem aufgeleimten Palisandergriffbrett. Als Orientierungspunkte dienen Anniversary Birds, die sich auch auf meiner alten PRS Custom 22 befinden. Das Griffbrett ist, ebenso wie der Korpus, mit einem elfenbeinfarbenen Binding eingefasst. Auf der dem Spieler zugewandten Halsseite befinden sich kleine schwarze Punkte, die zusätzliche Orientierungshilfe bieten. Das “Wide Thin”-Halsprofil liegt sehr gut in der Hand, obwohl es breiter ist als bei allen von mir bisher getesteten PRS-Gitarren. Im Bereich des Sattels beträgt die Breite 43,4 mm, am 12. Bund 53 mm und am Halsübergang im Bereich des 22. Bundes 57,5 mm. Damit ist der Hals knapp einen Millimeter breiter als das klassische “Pattern Thin”-Profil. Ich persönlich komme damit bestens klar, aber solche Konstruktionsmerkmale sind auch im Millimeterbereich Geschmackssache.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Palisandergriffbrett mit Anniversary-Bird-Inlays

Über den perfekt gefeilten Sattel laufen die Saiten zu den Mechaniken, die hier leider nicht als Locking-Variante verbaut sind. Ich würde sie als potentieller Käufer wahrscheinlich gegen Klemmmechaniken austauschen, um diese Unsicherheitsquelle hinsichtlich der Stimmstabilität auszuschließen. Bliebe noch der Zugang zum Halsjustierstab, der sich unmittelbar hinter dem Sattel befindet.

Die elektronische Schaltung

Unser Testobjekt ist mit zwei splittbaren Humbuckern im Zebra-Desing bestückt. Sie verwandeln sich in Singlecoils, sobald der Tonregler herausgezogen wird. Das Tonpoti und der Volume-Regler sind gleichzeitig für beide Pickups zuständig. Geschaltet werden die beiden Tonabnehmer mit einem Dreiwege-Schalter im Stratocaster-Design. Nach dem Abschrauben der Plastikabdeckung offenbart sich tadellose Verarbeitung im Elektrofach – keine billigen Potis oder Schalter! Einziger Kritikpunkt meinerseits wäre die nicht versenkt angebrachte Abdeckung der Federkammer. Ansonsten gibt es bei der gesamten Verarbeitung nichts zu meckern, also ran an den Speck und auf zum Praxisteil.

Fotostrecke: 6 Bilder An der Bridge arbeitet ein PRS SE HFS Treble Humbucker
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Praxis

Wenn man die Gitarre zum ersten Mal aus dem mitgelieferten Gigbag nimmt, fällt ihr angenehm leichtes und perfekt ausgewogenes Gewicht sofort auf. Die Saitenlage ist ab Werk sehr gut eingestellt, lediglich die Bundreinheit musste ich nachstellen. Ein Nachjustieren ist aber bei jeder neuen Gitarre angesagt und nicht als Minuspunkt zu werten. Der Primärklang besitzt einen ausgewogen, knackigen Obertonanteil mit einem wohldosierten Unterbau, das Ganze ohne irgendwelche tonalen Ausreißer. Dass man es hier mit einer “billig” PRS zu tun hat, merkt man erst dann, wenn man einen Blick auf die Rückseite der Kopfplatte wirft. Dort findet man einen Hinweis auf den Hersteller in Korea. Die Gitarre macht einen rundum wertigen Eindruck. Am Gitarrenamp setzt sich dieser Eindruck fort. Dank der Möglichkeit, die Pickups zu splitten, bietet die Gitarre sehr viele Klangnuancen, wobei ich die Singlecoil-Sounds eher im cleanen und leicht angezerrten Bereich sehe und den Humbuckermodus im Medium- und Highgain-Terrain. Deshalb habe ich alle Audiobeispiele immer zuerst im Singlecoil- und dann im Humbuckermodus eingespielt.
Hier die Gitarre mit dem Bridgepickup am cleanen Gitarrenamp.

Audio Samples
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Clean – Bridge-PU, Singlecoil Clean – Bridge-PU, Humbucker

Der Halstonabnehmer klingt am cleanen Kanal sehr ausgewogen. Die Humbuckereinstellung ist zwar lauter und fetter als der Singlecoilmodus, was aber in der Natur der Sache liegt. Dafür klingt die Gitarre selbst im Singlecoilmodus weder harsch noch glasig.

Audio Samples
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Clean – Neck-PU, Singlecoil Clean – Neck-PU, Humbucker

In der Zwischenposition beider Tonabnehmer tendiert der Sound im Singlecoilmodus in Richtung Telecaster. Dabei ist der Klang jedoch insgesamt fetter als der des Fender-Klassikers. Dieser fendrige Eindruck verschwindet, wenn man den Toneregler herunterdrückt und die beiden Tonabnehmer auf Doppelspulmodus stellt. Hier kommt man dem Ton einer Les Paul erstaunlich nahe.

Audio Samples
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Clean – Beide PU, Singlecoil-Modus Clean – Beide PU, Humbucker-Modus

Mit zunehmender Verzerrung verschwimmen die Unterschiede zwischen Singlecoil- und Humbuckermodus allmählich. Der Singlecoilsound bietet jedoch weitaus mehr Twäng und ist besonders im Anschlag deutlich griffiger.

Audio Samples
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Medium Gain – Bridge-PU, Singlecoil Medium Gain – Bridge-PU, Humbucker

Auch am Halspickup klingt es mit Mediumgain in beiden Einstellung sehr ausgewogen und authentisch. Überhaupt gefallen mir die beiden Pickups sehr gut, auch wenn es sich hier nicht um amerikanische Modelle handelt.

Audio Samples
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Medium Gain – Neck-PU, Singlecoil Medium Gain – Neck-PU, Humbucker
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Selbst im Highgainbereich gibt es keine klangliche Gleichmacherei. Der Ton erscheint mir im Gegensatz zum klassischen PRS-Sound weniger nasal und mittenlastig, was mir besonders gut gefällt. Nicht ohne Grund habe ich mich schon vor langem von den originalen PRS-Pickups meiner uralten PRS getrennt und gegen Modelle des deutschen Pickup-Gurus Andreas Kloppmann getauscht. Der Stegtonabnehmer bringt einen runden, schmatzigen Rocksound mit viel Durchsetzungsvermögen, ideal für fette Rocktöne.

Audio Samples
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High Gain – Bridge-PU, Singlecoil High Gain – Bridge-PU, Humbucker

Der Humbucker klingt etwas fetter als sein Kollege am Steg, wodurch der Ton mit viel Gain leicht zum Mulmen tendiert. Hier sind wir in einem Grenzgebiet, das für meinen Geschmack gerade noch in Ordnung ist. Im Singlecoilmodus gefällt mir der Sound deshalb auch wesentlich besser.

Audio Samples
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High Gain – Neck-PU, Singlecoil High Gain – Neck-PU, Humbucker

Zum Schluss habe ich noch einen Tacken Gain dazugegeben und mit dem Stegpickup im Humbuckermodus ein solistisches Audiofile aufgenommen. Der Sound ist jetzt sehr fett und rund, aber er bietet immer noch einen gewissen Twäng und lässt sich sehr gut mit den Fingern formen.

Audio Samples
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High Gain – Bridge-PU, Humbucker – Solo-Beispiel
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Fazit

Die PRS SE Custom 24 30th Anniversary Flame Top OR präsentiert sich als gut gelungener Allrounder, der einen Vergleich mit den amerikanischen Modellen nicht zu scheuen braucht. Die größten Abstriche macht man hier bezüglich der Optik, denn an die wunderschön gemaserten Decken der USA-Modelle reicht das koreanische Modell nicht heran. Ansonsten steht die Testgitarre ihren Geschwistern und auch meiner alten Ur-PRS in nichts nach, weder in der Verarbeitung, der Bespielbarkeit, noch im Sound. Einzig die mangelnde Stimmstabilität beim Tremoloeinsatz trübt etwas das ansonsten durchweg positive Bild meines Testinstruments.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Preis/Leistung
  • Verarbeitung
  • Sound
  • Bespielbarkeit
Contra
  • Stimmstabilität des Testinstruments beim Tremoloeinsatz
Artikelbild
PRS SE Custom 24 30th Anniversary Flame Top OR Test
Für 995,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Modell: PRS SE Custom 24 30th Anniversary
  • Korpus: Mahagoni
  • Decke: Riegelahorn
  • Hals: Ahorn, Halsbinding
  • Griffbrett: Palisander
  • Halsprofil: Wide Thin
  • Mensur: 635 mm
  • Bünde: 24
  • Griffbretteinlagen: Anniversary Birds
  • Pickups: PRS SE HFS Treble Pickup, PRS SE Vintage Bass Humbucker
  • Schalter: 3-Wege Tonabnehmerschalter
  • Regler: 1x Volume-Poti, 1 x Tonregler mit Push/Pull-Funktion
  • Tremolo: PRS designed
  • Hardware: Chrom
  • Farbe: Orange
  • Gewicht: 3,3 kg
  • Sonstiges: inkl. PRS SE Gigbag
  • Preis: 1095,00 Euro UVP
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