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ProjectSAM Symphobia 1.2 Test

Symphobia 1 und Symphobia 2
Wer schon ein wenig recherchiert hat, bevor er auf diesen Testbericht gestoßen ist, wird höchstwahrscheinlich herausgefunden haben, dass es seit Herbst 2010 bereits Symphobia 2, also einen Nachfolger zu der hier getesteten Library gibt. In diesem Fall ist es aber nicht so, dass dieser Nachfolger das Sample-Repertoire des Vorgängers beinhaltet, wie man das bei Major-Updates von Software-Instrumenten gewohnt ist. Symphobia 2 lässt sich eher als eine Erweiterung des Basis-Sets verstehen und löst dieses nicht ab, sondern ergänzt es. Für alle, die jetzt schon neugierig werden: Auch dieser Erweiterung werden wir in Kürze einen bonedo-Test widmen.

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Im Land der Riesen Symphobia verwendet die Engine von Native Instruments Kontakt 4 bzw. dem enthaltenen Kontakt 4 Player, der im VST-, AU- und RTAS-Format in einen Host-Sequencer eingebunden werden kann oder als Standalone-Anwendung läuft. Die Library ist ausschließlich als Boxed-Version erhältlich (keine Download-Version), wird auf drei DVDs geliefert und umfasst nach dem jüngsten Update auf Version 1.2 ein Datenvolumen von knapp 20 Gigabyte, wobei die Samples in 24 Bit/44,1 kHz vorliegen. Die Online-Autorisierung läuft wie bei Kontakt-Libraries gewohnt völlig problemlos über das NI Service Center, und die Software kommt ohne USB-Kopierschutzstecker wie iLok oder eLicenser aus.

Bei der Information, dass eine komplette Orchester-Library „nur“ 20 GB an Festplattenspeicher in Beschlag nimmt, wird sich möglicherweise der ein oder andere ein wenig wundern. Immerhin schlägt Symphobia mit einem Anschaffungspreis zu Buche, der um die 1000-Euro-Marke herum liegt. Die schon deutlich erschwinglichere Platinum-Version des East West Orchesters liefert mehr als das Fünffache an Samples, und mit dem noch wesentlich größeren (und teureren) Orchestral Cube von VSL (550 GB) wollen wir einen derartigen Vergleich gar nicht erst anfangen. Zu Beginn drängten sich mir nebst dem Bild von Gulliver im Land der Riesen also einige Fragen auf: Ist es nicht nach wie vor so, dass Orchester-Libraries mit steigendem Datenvolumen auch besser und vor allem realistischer, weil detaillierter klingen? Und wenn Symphobia aus einem nicht ganz so schwergewichtigen Sektor kommt wie die großen Mitbewerber, sollte sich dies dann nicht in einem niedrigeren Preis widerspiegeln? Selten war ein einzelnes Gigabyte in Sampleform so teuer wie bei Symphobia.

Meine anfänglichen Bedenken gegenüber der Preispolitik bei ProjectSAM konnte ich nach einer kurzen Einarbeitungszeit mit dem virtuellen Instrument glücklicherweise beilegen. Orchester-Libraries sind nun einmal kein Hühnerklein, und man kann sie nicht wie an der Fleischtheke im Supermarkt in eine Gigabyte-Waagschale werfen – vor allem wenn sie sich schon im grundlegenden Konzept so sehr vom Rest absetzen, wie Symphobia das tut. 

Anders als die Anderen
Die meisten Orchester-Libraries fragen sich, was sie einem Komponisten bieten müssen, also welche Voraussetzungen sie schaffen müssen, damit dieser kreativ mit ihnen arbeiten kann, was wiederum eine größtmögliche Flexibilität einschließt. So finden sich im Fundus der Gigabyte-Riesen also die relevanten Orchester-Instrumente, die in Stimmgruppen und in Solo-Varianten jeweils in möglichst vielen Artikulationen eingespielt wurden und darauf warten, vom Anwender zu einem sinfonischen Werk zusammengezimmert zu werden.

Symphobia setzt dagegen nicht am Anfang der Kette an, sondern fragt sich, was nötig ist, um in möglichst kurzer Zeit ein möglichst überzeugendes Ergebnis zu erreichen. Dies drückt sich vor allem darin aus, dass es keine Programme für einzelne Instrumente gibt, sondern ausschließlich für ganze Ensembles oder zum Teil sogar das komplette Orchester. Richtig! Statt Patches für Bratschen, Fagotte oder Hörner, findet man in Symphobia fast ausschließlich große Programme für Streicher, Holzbläser und Blechbläser. Ein absolutes Alleinstellungsmerkmal der Library ist, dass einige Instrumenten-Kombinationen (wie z.B. Hörner und Trompeten oder eine ganze Ensemble-Bank für Strings und Brass) unisono und in verschiedenen Spielweisen gesampelt wurden. Auch von Sektionen eingespielte Akkorde sind vorhanden. Der grundlegende Gedanke ist schlicht und einfach, dass gleichzeitig eingespieltes Material immer besser klingt als im Nachhinein zusammengefügtes. Diesem Gedanken trägt auch die zweite Hälfte der Library Rechnung, die sich größtenteils filmtypischen Orchester-Effekten widmet, die in dieser Form nie über MIDI-Programming mit einer „gewöhnlichen“ Library erzeugt werden könnten. Als kleinen Zusatz lassen sich einige wenige exotische Blasinstrumente, wie der armenische Duduk oder die japanische Shakuhachi verstehen.

Nun aber genug der Vorrede. Im Praxis-Teil erlebt ihr Symphobia in Aktion. Klappe, die Erste!

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