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Presonus StudioLive Series III 24R

Die StudioLive-III-Serie von PreSonus gibt es jetzt auch im Rackformat. Wir haben uns das mittlere Modell, den SL24R für 1399,- Euro kommen lassen und waren außerordentlich neugierig, wie flexibel sich das Pult in der Praxis einsetzen lassen. Immerhin möchte sich der Testkandidat als digitale Stagebox, autarker Rackmixer und Recording-Lösung zugleich empfehlen. Ob der Spagat gelingt, zeigt sich im Bondeo-Test.

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Details

Kommen wir gleich zum Äußeren: Rückseitig notiere ich neben zwölf Mix-Outs (Klinke) und zwei Main-Outs (XLR) eine AVB-Schnittstelle, ein USB-Interface, eine RJ45-Netzwerkbuchse zur Fernsteuerung über Ethernet und eine Kaltgerätebuchse für das interne Netzteil. Vorne befinden sich ein regelbarer Kopfhörerausgang, eine beleuchtete Mute-All-Taste und ein SD-Karten-Recorder (Stereo) für den unkomplizierten Mitschnitt. Ebenfalls auf der Front verstaut: die 24 Eingänge, ausgeführt als Combo-Buchsen.
Die beiden anderen „Familienracker“ sind identisch ausgestattet, besitzen aber eine andere I/O-Konfiguration. Der SL 16R hat 16 Ins und acht Outs, der SL 32R 32 Ein- und 18 Ausgänge. Mit dieser Ausstattung eignen sich die Rackmixer zum Beispiel als Stagebox für die großen StudioLive-Series-III-Mixer. Dazu braucht man lediglich ein Netzwerkkabel, um beide per AVB miteinander zu verbinden. Ebenso lassen sich die Rackmixer als Monitormixer einsetzten.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Kandidat erreichte uns gut verpackt.

Recording

Wer eine Probe oder einen Gig als Stereomitschnitt aufzeichnen möchte, greift auf den SD-Card-Recorders zurück; das USB-Interface gestattet die Aufnahme aller Eingänge auf einen Computer. Windows-User benötigen hierfür einen Treiber, unter macOS läuft das Interface class compliant. Alternativ kann für die Multitrack-Aufnahme auch der AVB-Port herhalten, solange der Mixer nicht per AVB als digitale Stagebox genutzt wird.

Fotostrecke: 2 Bilder Die PreSonus-Rackmixer verfügen über ein USB-Audiointerface und erlauben auch Multitrack-Aufnahmen via AVB.

Alle Mac-Computer ab OSX 10.10 (Yosemite) und inklusive Thunderbolt-Schnittstelle sind in der Lage, direkt über die ihre Ethernet-Buchse einen AVB-Stream aufzunehmen. Eine sehr bequeme Art, Einzelspuren zu transferieren. Obwohl PreSonus angibt, dass AVB-Recording prinzipiell auch unter Windows funktioniert, sieht die Praxis düster aus. Für Windows-Laptops gibt es bis dato keine Möglichkeit, den AVB-Stream zu recorden. Windows-Desktop-Computer können mit einer NIC-1 PCIe Karte von Echo oder der Virtual AVB Sound Card von Hono im Kombination mit einer Intel-PCIe-Karte ausgestattet werden.
Die kostenlose Recording-Software PreSonus Capture funktioniert hingegen auf beiden Betriebssystemen. Sie ist besonders einfach zu bedienen und wurde für den Live-Betrieb optimiert. Man drückt lediglich auf Aufnahme, und Capture nimmt alle Eingangssignale auf. Der große Bruder Studio One kann Capture-Projekte problemlos importieren.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Verarbeitungsqualität der Hardware kann sich sehen lassen.

Ohnehin ist das StudioLive 24R ein ideales Frontend für Studio One. Denn diese DAW verfügt über den gleichen Fat Channel (Channel Strip) wie die UC-Surface-Oberfläche des 24R. Und beide Strips interagieren miteinander: Alle Einstellungen in den Fat Channels der Hardware werden in der DAW gespiegelt – und anders herum.

Die SL-Series-III-Rackmixer interagieren mit Studio One. Die Mikrofonvorverstärker des Rackmixer kann man mit Studio One fernbedienen.
Die SL-Series-III-Rackmixer interagieren mit Studio One. Die Mikrofonvorverstärker des Rackmixer kann man mit Studio One fernbedienen.

Außerdem kann der Anwender aus Studio One heraus die Mikrofonvorverstärker der Rackmixer steuern. Gain, Phantomspeisung und Polarität lassen sich bequem aus der Software bedienen. Ein echter Turboboost für den Workflow, da man während der Aufnahme Studio One nicht verlassen muss.
Nur die Aux-Sends kann man nicht fernsteuern. Somit muss man für die Kopfhörermixe im StudioLive 24R doch die UC-Surface-Software hinzuziehen. Alternativ erstellt man die Cue-Mixe in Studio One und routet diese in die Kanäle 25 – 32 des 24R. Dabei sollte man allerdings eine niedrige Buffersize verwenden (128 Samples oder weniger), damit die Latenzen in den Kopfhörermixen nicht stören.

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Praxis

Als erstes installiere ich UC Surface auf meinem Windows-Laptop und verbinde mich mit dem StudioLive24R via USB, während der Laptop mit dem Internet verbunden ist. UC Surface fragt zunächst, ob es den passenden Windows-Treiber installieren und die veraltete Firmware aktualisieren soll. Das ist in wenigen Minuten erledigt. Alternativ kann man die Firmware via USB-Stick händisch installieren.
Ist man per USB-Kabel mit dem SL 24R verbunden, lassen sich Remote-Software und Audiointerface gleichzeitig nutzen. Alternativ stellt man die die Verbindung zur Remote über LAN respektive WLAN her und nutzt USB nur fürs Interface.
Für die Netzwerkverbindung docken wir einen Router unserer Wahl an die Netzwerkbuchse des SL 24R an. Aber aufpassen: Der Router muss vor dem Mixer eingeschaltet sein, sonst der nicht im Netzwerk erkannt. Das ist gerade bei einem Stromausfall bei einem Live-Gig tückisch.
Die UC-Surface-Oberfläche ist stringent designt: Egal ob PC, Mac, iPad oder Android-Tablet, die Software sieht auf allen Geräten bei identischem Funktionsumfang gleich aus. Die Software gestattet den Zugriff auf alle Ein- und Ausgänge sowie Subgruppen. Der Funktionsumfang entspricht der Preisklasse: fernsteuerbare Mikrofonvorverstärker, Channelstrip mit umfangreicher Dynamiksektion, parametrischer Vierband-EQ und vier Effekteinheiten. Außerdem darf der Anwender zwei Vintage-EQ/-Kompressoren (LA2A und 1176) pro Kanal wählen, natürlich als Emulation.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Fat Channel Display View zeigt alle Bedienelemente auf einer Seite.

Software

UC Surface bietet ein klares, modernes Design, kombiniert mit exzellenter Bedienbarkeit. Es stehen vier unterschiedliche Display-Modes zur Verfügung. Der Mixer-Modus ist der gebräuchlichste und erlaubt direkten Zugriff auf alle Kanäle, Master, FX und Mute-Gruppen. Die Fat-Channel-Ansicht zeigt den kompletten Fat-Channel für einen Kanal.
Die Sends-Ansicht ist prädestiniert für Monitormixe. Man wählt einen Kanal und kann diesen in die 16 Aux-Sends und vier Effekteinheiten schicken, ohne jeden einzelnen Aux-Send von Hand anwählen zu müssen. Bleibt die Meter-Page für die Pegelanzeigen von Kanal 1 – 32 und Aux 1 – 16.
Für einen Test spiele ich einen 17-spurigen Live-Mix aus Studio One über die USB-Schnittstelle zurück ins SL 24R. Jeder Kanal kann das Eingangssignal aus folgenden Quellen wählen: analog (die lokalen Eingänge), Network (AVB), USB (USB-Schnittstelle) oder SD-Karte. Ich wähle für die Kanäle 1 – 17 USB aus und kann nun meinen Live-Mitschnitt für einen virtuellen Soundcheck verwenden.
Da ich den Fat Channel aus Studio One schon kenne, sind die passenden Einstellungen über mein iPad schnell gefunden. Die Software reagiert schnell und ohne Latenz. Klasse ist, dass jeder Kanal eine Meteranzeige und getrennte Meter für Kompresser und Gate besitzt. Die Copy&Paste-Funktion erleichtert die Arbeit enorm.
Ich erstelle drei Mute-Gruppen: eine für alle Eingänge, eine für alle Effekt-Returns und eine für vier Monitorwege. Apropos: Monitorwege lassen sich zu Stereo-Monitorwegen verlinken, Stereo-In-Ear-Fans dürfte das gefallen. Jeder Aux-Master verfügt über einen abgespeckten Fat Channel mit Kompressor, Sechs-Band-EQ und einen Limiter. Auch 31-Band-GEQs mit hinterlegtem RTA lassen sich in Summe, Subgruppen oder Aux-Master schalten. Mehr als acht GEQs lässt die Rechenleistung allerdings nicht zu.

Fotostrecke: 4 Bilder Die 31-Band-GEQs verfügen über eine RTA-Anzeige, ideal zum Aufspüren von Feedbacks.

Ist man mit dem Mix zufrieden, lässt sich dieser als Szene speichern. Auch einzelne Kanäle darf man archivieren. Das Laden einer Szene dauert bis zu vier Sekunden, was recht gemächlich scheint. Das SL 24R besitzt vier Effekteinheiten. Allerdings stehen nur vier Hall- und drei Delay-Algorithmen zur Auswahl, deren Qualität allerdings überzeugt. Modulationseffekte sucht man vergebens.

Audio Samples
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SL24R Concert Hall SL24R Drum Garage SL24R Med Vocal Plate SL24R Mono Delay SL24R Rock Snare Hall SL24R Vocal Double
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Fazit

Die Produktbezeichnung „StudioLive“ passt wie die Faust aufs Auge. Das SL 24R kann als Stagebox für die neueste Generation der Studio Live Mixer dienen, dazu werden die Signale über die AVB-Schnittstelle ausgetauscht. Alternativ lässt sich über die Mixeinheit sogar noch ein separater Monitormix fahren, was ein zweites Mischpult einspart.
Das SL 24R kann auch als autarker Rackmixer operieren. Fernsteuern lässt er sich über die exzellente UC Surface Software, die für alle gängigen Plattformen zur Verfügung steht. Darüber hinaus ist der Kandidat durch das USB-Audiointerface auch eine gute Wahl fürs Projektstudio.
On Top bietet das Gerät die direkte Interaktion mit Studio One von PreSonus. Schaut man dann noch auf das Preisschild, kommt man nicht umhin, dem SL 24R ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu bescheinigen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Ausstattung
  • vielfältig verwendbar
  • intuitive Bedienung
  • Interaktion mit Studio One
  • verschiedene Recording-Optionen
  • kostenloses Software-Bundle
Contra
  • Router muss vor dem Gerät gestartet werden
  • keine Modulationseffekte
Artikelbild
Presonus StudioLive Series III 24R
Für 1.249,00€ bei
Das PreSonus Studio Live 24R ist eine gelungene Kombination von Hard- und Software.
Das PreSonus Studio Live 24R ist eine gelungene Kombination von Hard- und Software.
Spezifikationen
  • Eingänge: 24x Mic/Line-Combo-Buchsen, 2x Cinch
  • Ausgänge: 2x XLR Main Out, 12x Line Outs (Klinkenbuchse)
  • Kopfhörerausgang: Stereoklinke, regelbar
  • USB-Recording: USB 2.0, Type-B
  • Netzwerksteuerung: RJ-45
  • AVB-Audio: XLR-Ethernet-Buchse
  • Signalverarbeitung: 32 Bit, floating point
  • Samplerate: 48 kHz
  • AD/DA-Wandlung: 24 Bit
  • Roundttrip-Latenz: 1,9 ms (analog in zu analog out)
  • Netzversorgung: Kaltgerätebuchse
  • Abmessungen: 90 x 483 x 305 mm
  • Gewicht: 4,9 kg
  • UVP: 1.339,- €
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Kommentieren
Profilbild von Chris

Chris sagt:

#1 - 01.02.2018 um 08:01 Uhr

0

Hallo Christian,was ist denn mit dem Klang der Preamps und Wandler? Sind die hier nicht relevant?
Klar ist das vorwiegend ein Mixer, aber auch das wäre doch wichtig...für Aufnahmen.
Nein?LG
Chris

    Profilbild von Christian Boche

    Christian Boche sagt:

    #1.1 - 02.02.2018 um 11:46 Uhr

    0

    Jo Namensvetter,
    relevant schon, aber wie will man das schlussendlich evaluieren? Schreibt man, dass einem der Klang der Wandler/PreAmps gefällt, kommt oftmals der (berechtigte) Einwand "das wäre eine subjektive Einschätzung". Macht man dies bezüglich entsprechende Messungen, heißt es wiederum "Messungen können einen Hörtest nicht ersetzten". Daher halt ich mich in der Regel aus den meisten "PreAmp/Wandler" Diskussionen heraus und konzentriere mich lieber auf die Features eines Gerätes.Wenn ich ein Gerät für den eigenen Gebrauch kaufe, gehe ich wie folgt vor: Passt der Preis und die Ausstattung von der Papierform, lass ich mir ein Gerät kommen und schau dann, ob mit die klangliche Performance zusagt oder nicht. Im Ernstfall geht das Gerät zurück zum Händler, ein 30tägiges Rückgaberecht laut Fernabsatz-Gesetzt lässt das in der Regel zu. De facto kann ich mich nicht erinnern, ein Gerät in den letzten zehn Jahren wegen subjektiv schlechter PreAmps oder Wandler zurück geschickt haben.Rock on
    Christian

    +1
Profilbild von Tommy Vogel

Tommy Vogel sagt:

#2 - 08.02.2018 um 09:45 Uhr

0

Könnt ihr mehr dazu sagen, ob AVB-Streams auch für ältere Modele, wie dem RM32Ai zum Recording zur verfügung stehen oder bleibt die Pflicht auf Firewire zu setzen bzw. eine Dante-Card in Mixer und Rechner nachzurüsten?Würde mich sehr über Feedback freuen. Danke für's Review!Cheers
Tommy

    Profilbild von Matthis Schvartz

    Matthis Schvartz sagt:

    #2.1 - 08.02.2018 um 10:21 Uhr

    0

    RM32 und die neuen Serien sind nicht kompatibel und werden es auch nicht sein. Der Entwickler der AVB Chipsets für die RM Geräte wurde aufgekauft und die Entwicklung eingestellt.

    Antwort auf #2 von Tommy Vogel

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    +1
Profilbild von Darius

Darius sagt:

#3 - 17.06.2018 um 11:01 Uhr

0

Hallo,ich habe Mal eine Frage. Im Fall einer USB Verbindung zwischen
dem Rackmixer und einem Laptop, nicht nur die Audioübertragung sondern
auch die Fernsteuerung (Control) über USB erfolgt. Das beschreibt die Bedienungsanleitung
Seite 6 : "in this configuration (USB) you can only use one device - your
computer - to control your StudioLive mixer".Mein Wunsch wäre, den Rack als Audiointerface für einen Laptop mittels USB zu
nutzen (z.B. mit virtuellen Instrumenten) und gleichzeitig den Mischer per LAN mit einem Windows-Tablet zu steuern. Wirklich nicht möglich?
Gruß,
Darius

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