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Peluso 2247LE Limited Edition Test

Clones des Neumann U 47 gibt es viele, auch im Portfolio von Peluso finden sich Nachbauten des beliebten Großmembran-Kondensatormikrofons.

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Unter den drei angebotenen Versionen 2247, 2247LE und 2247SE ist das LE dasjenige, dem wahrscheinlich die größte Aufmerksamkeit zuteil wird, denn dieses arbeitet im Gegensatz zu den beiden anderen mit einer originalen Stahlröhre aus deutscher Produktion – ein selten zu findendes Bauteil.
Während man für gut erhaltene Neumann U 47 mittlerweile ein kleines Vermögen berappen muss, muss das Peluso 2247LE als vergleichsweise preiswert bezeichnet werden. Und ganz im Ernst: 2500 Euro sind für ein Mikrofon dieser Ausstattung schlicht „normal“: Ein Microtech Gefell UM92.1S kostet um die dreitausend Euro, ein Neumann M 149 Tube fast viertausend.

Details

47-Optik

Optisch ist der Schallwandler nicht bis ins letzte Detail dem Original nachempfunden. Spinne und Gehäuse wirken funktional, es ist sofort deutlich, dass Meister Peluso seine Mikrofone besonders klanglich optimiert und dem Käufer den fälligen Aufpreis für „nicht klangrelevantes Material“ erspart. Sich selbst erspart Peluso wahrscheinlich auch Konflikte mit dem Hersteller des Originals, Neumann. Stichwort: Gebrauchsmuster. So kommt das 47 in typischer Optik mit tiefgezogenem Metallgitter als „Deckel“ des Korbs und einfachem Metalltubus, dessen Oberfläche sich nicht sonderlich resistent gegen Hinterlassenschaften von Händen des Toningenieurs zeigt. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die einfache Korbform ist von Neumann U 47 bekannt.

Braunmühl-Weber-Doppelkapsel wie beim U 47

Natürlich: Ein 47 muss eine Großmembran-Kondensatorkapsel haben, die nach dem Braunmühl-Weber-Prinzip aufgebaut ist. So ist auch die im Peluso 2247LE verbaute mit zwei mittenkontaktierten Membranen ausgestattet, die genau gegenphasige Nierencharakteristiken erzeugen, aus deren Signalen im Netzteil des Peluso die Charakteristika Acht und Kugel erzeugt werden können – oder nur die Niere verwendet werden kann. Hier ist schon ein wesentlicher Unterschied zum Neumann-Original festzustellen, denn bei diesem wurde das Pattern am Body unterhalb des Korbs mit einem Schiebeschalter umgestellt.

Fotostrecke: 3 Bilder Klar: Das 2247LE benötigt ein Netzteil.

Stahlröhre und Übertrager

Das Innere des Studio-Mikrofons, erreichbar durch Abschrauben des großen Konterrings am Fuß, offenbart die durchweg hochwertigen und sicher aufwändig selektierten Bauteile. Unübersehbar ist natürlich die Stahlröhre, die bezüglich Pinouts und Werten der originalen VF14 weitestgehend entspricht – und auch VF14 heißt und bis auf die eher matte Oberfläche genauso aussieht. Ein nicht zu verachtendes klangprägendes Element ist der Mikrofon-Ausgangsübertrager, Peluso setzt hier auf Spezialanfertigungen.

Fotostrecke: 3 Bilder Wenn es im Mikrofonbau eine “Sehnsuchtsröhre” gibt, dann diese hier: VF14 im Peluso.

Röhrenmikros werden nicht nach Werten ausgesucht

Auch ein Neumann U 47 wird man nicht nach seinen technischen Daten bewerten, beim 2247LE ist es nicht anders. Dennoch ein paar Zahlen: Das Eigenrauschen ist mit 16 dB(A) zwar sehr hoch, aber wenn man Mikros nach Rauschverhalten statt nach Sound wählen würde, würde man nicht bei Röhrenmikros auf die Suche gehen. Es erscheint auch etwas unverständlich, weshalb Peluso beim Spektrum schlicht „20 Hz – 22 kHz“ (ohne Abfall in dB) angibt, besonders bei Profi-Equipment ist derartiges Blendwerk nicht nötig, wie ich finde. Als einzigen Graphen findet man einen, der wahrscheinlich wie üblich (und dem klanglichen Eindruck nach) bei Niere und auf der Hauptachse gemessen und gemittelt wurde. Dort zeigt sich der typische Höhenabfall, außerdem sind die Hochmitten und die mittleren Höhen geboostet – der Schärfebereich unterhalb von 10 kHz ist etwas geringer ausgeprägt. Wie alle seine 2247-Mikros verpackt Peluso auch die Limited Edition mit einer Holzschatulle, schnürt ein Paket mit externem Netzteil, Spinne sowie Kabelage und gibt dem Bundle eine sichere Heimat in einem Alu-Case.

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Praxis

Simpel, aber solide

In Reviews wird häufig die „Wertigkeit“ angesprochen. So auch beim Peluso 2247LE: Und, wirkt es denn „wertig“? Ganz eindeutig: Nö. Eigentlich sind alle Pelusos eher simpel und kostengünstig aufgebaut und ausreichend solide verarbeitet. Beste Materialien, penibelste Verarbeitung, wie etwa beim MG UM92.1S, aber auch Originaltreue bis ins letzte Detail – all das sucht man beim amerikanischen Hersteller Peluso vergeblich. Den Sound kümmert’s nicht, das Portemonnaie freut’s.

In dieser 2247-Version kommt die originale Stahlröhre zum Einsatz.
In dieser 2247-Version kommt die originale Stahlröhre zum Einsatz.

It’s in the bass…

Man ist geneigt, die Sound-Eigenschaften und -Unterschiede bei Röhrenmikrofonen besonders ab den Mitten aufwärts und bei der Anreicherung bei kurzen Konsonanten oder in Attackphasen von Instrumenten zu suchen. Will man Standard Edition (SE) und Limited Edition (LE) miteinander vergleichen, tritt aber besonders der Tiefenbereich hervor: In den Bässen und Tiefmitten ist das Peluso 2247LE deutlich knackiger als das Peluso 2247SE, ein Charakteristikum, das für alle Polar-Patterns gleichermaßen gilt. Diese „Abwesenheit von Schwammigkeit“ findet man bei Großmembran-Kondensatormikrofonen der geringeren Preisklassen seltener. Besonders Stimmen überleben auch starke EQ-Eingriffe und heftige Kompression besser, entgleiten dadurch im Mix nicht so schnell.

Nahbesprechung: hervorragend

Hervorragend ist die Steuerbarkeit der Bassanhebung bei geringen Abständen. Auch nahe Besprechung bringt das 2247 nicht aus der Ruhe, es tendiert nicht zur Schwammigkeit. Hier ist allerdings anzumerken, dass das für alle drei getesteten 2247-Mikrofone Pelusos gilt – der Hersteller scheint sich also nicht umsonst um die Auswahl seiner Bauteile zu kümmern.

Nie scharf oder nervig, dennoch präsent

Natürlich haben auch Mitten und Höhen einen gewichtigen Anteil an der Soundbeschreibung eines Mikrofons. Und so setzen sich die wesentlichen Charaktereigenschaften der Bässe auch in den Mitten fort: Das Signal am Mikrofonvorverstärker folgt dynamisch gut dem Schall vor der Kapsel, es ist eine Freude, wie man das Signal mit EQ und Kompressor weiter formen kann, ohne das Gefühl zu haben, ein fragiles Konstrukt zu beschädigen. Hier zeigen sich einfach gute Mikrofone: Man kann das Signal stark bearbeiten, wenn es sein muss. Doch auch ohne Eingriffe – wie hier in den Soundbeispielen – klingt das Signal hervorragend, auch und gerade etwas weiter oben. Die Präsenzen erlauben dem Signale gute Durchsetzungsfähigkeit im Mix, das Mikrofon klingt aber nicht penetrant oder gar scharf. Sicher sind die Höhen schwächer als bei kleinmembranigen Vertretern, doch der Roll-Off ist sanft, frei von störenden Ausbrüchen und passt genau in die Vorstellung, die man von einem Röhrenmikrofon-Klassiker hat. 

Audio Samples
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Peluso 2247LE, Niere, 10 cm Peluso 2247LE, Niere, 40 cm Peluso 2247LE, Niere, 70 cm Peluso 2247LE, Acht, 40 cm Peluso 2247LE, Kugel, 40 cm Peluso 2247LE, Niere, 40 cm, 45 Grad Microtech Gefell UM 92.1S, Niere, 40 cm Audio-Technica AT5045, Niere, 40 cm

Magie von guten Röhrenmikros

Die wirkliche Magie mancher Großmembran-Röhrenmikrofonen liegt aber in einem Bereich, der sich nicht einfach beschreiben lässt: Das Signal ist nah, formbar, frei von Störungen, leicht angereichert mit Harmonischen und dynamisch ordentlich. So weit, so gut. Wirklich gute Röhrenmikros, und zu denen zählen etwa das Neumann M 149 Tube, das Microtech Gefell UM 92.1S und Blue The Bottle, natürlich das Neumann U 47 und eben auch das Peluso 2247LE, erzeugen etwas, das gerne mit Dreidimensionalität bezeichnet wird. Genau das ist bei diesem Mikrofon spürbar! E-Gitarristen wird das bekannt sein, wenn sie von einem Schnickschnack-Verstärker, Transistor oder Hybrid, auf einen einfach aufgebauten Vollröhrenverstärker wechseln, etwa einen klassischen Fender oder beispielsweise einen Hiwatt DR. Dass das LE ein ganz kleines bisschen mehr rauscht als die anderen beiden 2247 ist dabei vollkommen irrelevant.

Stabile Pattern

Die Pattern zeigen sich ausreichend stabil, anders als beim Shortbody-2247, dessen Haupteinsatzort das Vocal-Recording im Nierenbetrieb sein wird. Das 2247LE behandelt auch seitliche und rückwärtige Signale so ordentlich, wie es eine Großmembrankapsel eben zu leisten imstande ist. Dass es die Kombination Kugel, Niere, Acht und Zwischenstufen beim originalen Neumann nicht gab, hatte natürlich seinen Grund: Die Optimierung der beiden Richtcharakteristiken Niere und Kugel war noch einigermaßen gut zu bewerkstelligen, die gleichzeitige einer dritten eher nicht. Wer lieber Niere und Acht statt Niere und Kugel nutzen wollte, konnte ein anderes Mikrofon kaufen, das Neumann U 48.

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Fazit

Dem Neumann U 47 kommt sicher kein Peluso näher als das 2247LE. Kunststück, ist doch eine VF14-Röhre verbaut, das Herz, das auch im vielbeschworenen Original pocht. Und ja: Die Limited Edition ist auch unabhängig vom Vorbild das am besten klingende Mikrofon aus Pelusos 2247-Reihe. Der Abstand zum SE ist allerdings ziemlich gering, das Shortbody 2247, also quasi die „Standardversion“ mit Glasröhre klingt deutlich anders, weil es reicher und dicker ist. Fans des alten U 47, die sich ein echtes nicht leisten wollen oder können, sollten sich das LE auf jeden Fall nicht entgehen lassen – Mikros mit VF14 sind selten. Und ihr Ruf nicht umsonst hervorragend.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • detaillierter, dreidimensionaler Sound
  • knackiger Bass
  • gut steuerbarer Nahbesprechungseffekt
  • Pattern stabil
Contra
  • keins
Artikelbild
Peluso 2247LE Limited Edition Test
Für 3.499,00€ bei
Peluso_2247_LE_7

*FEATURES UND SPEZIFIKATIONEN

Membrangröße: groß (1“), mittenkontaktiert

Empfängerprinzip: Doppelmembran-Druckgradientenempfänger

Richtcharakteristiken: Kugel, Niere, Acht mit jeweils drei Zwischenstufen (9 insgesamt)

Wandlerprinzip: Kondensator

Betriebsspannung: über Speisenetzteil

Frequenzgang: 20 Hz – 22 kHz

Übertragungsfaktor: 12 mV/Pa

THD+N: 16 dB(A-bewertet) bei Nierencharakteristik

maximaler Schalldruckpegel: 140 dB (keine THD+N-Angabe)

Besonderheit: Röhre: VF14

Lieferumfang: Netzteil, Spinne, Multipin-Kabel, Holzkoffer, Flightcase

Preis: € 2589,– (UVP)

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