Peavey MiniMax™500 Test

Einer meiner ersten Bassverstärker zu Teenagerzeiten war ein unglaublich robuster Peavey Mark III aus den späten 70er-Jahren. Der 300 Watt starke Transistoramp war gespickt mit zahlreichen Features, wie zwei getrennte Kanäle (separat und kombiniert schaltbar), ausgerüstet mit Mitten-Parametrik, zuschaltbarem grafischen Sechsband-EQ (alles per mitgeliefertem Fußschalter abrufbar!), Crossover-Funktion und dem damals noch neuen DDT Endstufen-Limiter. Irgendwann habe ich den Amp verkauft, sehr wahrscheinlich “lebt” er auch heute immer noch! 50 Jahre existiert nun die Firma Peavey bereits. Typisch für die meisten Firmen in den innovativen Gründerzeiten der 50er- und 60er-Jahre startete auch Hartley Peavey sein Unternehmen mehr oder weniger in einer Garage. Mit unzähligen Patenten, individuellem Design und der Philosophie “quality gear at a fair price” expandierte der Hersteller von Audio-Equipment und Musikinstrumenten kontinuierlich bis heute weltweit, stets mit einem geschickten Gefühl für den Zahn der Zeit. Sei es der frühe Einsatz von Transistortechnologie, die Verwendung erster CNC-Fräsen im Gitarren- und Bassbau, die Emulation von Röhrenklang auf Transistorbasis und vieles mehr. Stets war Peavey ein maßgeblicher Vorreiter – und das mit einem permanent guten Preis-/Leistungsverhältnis.

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Auch Bassverstärker baut Peavey seit den ersten Tagen; der erste seiner Gattung hieß damals Dyna-Bass™. Pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum beglückt Peavey uns Bassisten nun mit einem 500 Watt starken “Westentaschen-Budget-Amp made in China”, der sich abermals am Zeitgeist orientiert und die drei ewigen Kontrahenten “Leistung, Größe und Gewicht” auf einen äußerst praktikablen Nenner zu bringen scheint. Neu ist das natürlich nicht, und das Angebot an Mini- und Lightweight-Amps hat die Grenze der Überschaubarkeit längst überschritten. Wir sind also gespannt, was Peavey der Konkurrenz entgegenzusetzen hat!

Details

Der Peavey MiniMax 500 wird in einem kleinen “ready to go”-Pappköfferchen ausgeliefert, das die werbeträchtigen Worte “Maximum Tone, Power, Portability” trägt. Ok, damit wäre dann auch deutlich die Zielsetzung definiert. Neugierig macht jedoch die zusätzliche Aufschrift “Psycho Acoustic Low End Enhancement”. “Jetzt ziehen sie aber echt alle Register!”, denke ich mir – aber warten wir besser erst einmal ab. Sicher im Karton gelagert befinden sich neben dem Objekt der Begierde noch eine schnuckelige Tragetasche, das Netzkabel und eine DVD (!) mit der Bedienungsanleitung.
Die wichtigsten Fakten auf einen Blick:

  • 500 Watt Leistung an 4 Ohm, basierend auf Transistor Class-D-Technologie
  • 2,7 kg Gewicht
  • Abmessungen: 27 x 8,5 x 20 cm inklusive Füße, Rackgriffe und herausragende Anschlüsse
Fotostrecke: 4 Bilder Der nur 2,7 kg schwere Peavey MiniMax wird …

Das Frontpanel des schwarzen Aluminiumblechgehäuses wurde mit zwei kleinen Griffbügeln ausgestattet. Zum Tragen kann man sie zwar verwenden, wirklich notwendig wären sie angesichts der kleinen Abmessungen allerdings nicht. Dafür übernehmen sie immerhin eine nicht unwichtige Schutzfunktion für die Bedienelemente. Sollte man den Verstärker einmal auf der Gesichtsseite abstellen, so kann dennoch nichts passieren.
Das Frontpanel wurde ästhetisch und klar lesbar mit einer weißen Beschriftung versehen und beherbergt fünf durchaus attraktiv wirkende weiße Chickenhead-Regler. Ein kleines, aber sympathisches Relikt aus beliebten Vintage-Zeiten? Neben aller Nostalgie haben sich diese Potiknöpfe jedoch einfach vor allem wegen ihrer deutlichen Ablesbarkeit der Positionsstellung bewährt.

Man muss dem MiniMax einen schlüssigen und übersichtlichen Aufbau attestieren.
Man muss dem MiniMax einen schlüssigen und übersichtlichen Aufbau attestieren.

Die Aufteilung der Bedieneinheit ist erfreulich spartanisch und überschaubar gehalten. Ein Inputregler links, ein Outputregler rechts, und dazwischen ein aktiver Dreiband-EQ, der sich in Neutralstellung befindet, wenn alle Regler in 12-Uhr-Position ausgerichtet sind. Nichtsdestotrotz existieren einige Zusatzerweiterungen, die sich erst bei genauem Hinsehen offenbaren. Links befinden sich zwei 6,3mm Klinken-Eingangsbuchsen, unterschiedlich ausgelegt in der Eingangsempfindlichkeit für passive und aktive Bässe. Rechts befinden sich zwei Miniklinkenbuchsen. Die erste dient dem Anschluss einer externen Audioquelle, wie MP3-Player, Metronom, etc., und die zweite Buchse ermöglicht den Anschluss eines Kopfhörers. Wird diese Buchse belegt, dann schaltet sich der Ausgang des MiniMax stumm.
Ein essentielles Zusatzfeature des MiniMax ist ein integriertes Stimmgerät: Der Tuner wird per Druckschalter in Betrieb genommen, wobei auch das Signal des Amps stummgeschaltet wird. Eine LED-Anzeige zeigt an, welcher Ton gerade analysiert wird. Drei über der Anzeige sitzende LEDs ermöglichen die Feinjustierung. Die Kalibirierung des Tuners ist allerdings fest auf 440 Hz eingestellt und lässt sich nicht verändern.
Die Dreiband-Klangregelung regelt folgende Frequenzbereiche:

  • Bass: Kuhschwanzfilter (Shelve) mit Zentralfrequenz 50 Hz cut/boost -/+ 15dB
  • Middle: Glockenfilter -/+ 15dB cut/boost bei wahlweise 250 Hz oder 600 Hz (mittels Druckschalter wählbar)
  • Treble: Kuhschwanzfilter (Shelve) mit Zentralfrequenz 8 kHz cut/boost -/+ 15dB

Der Dreiband-EQ ist mit drei zusätzlichen Drucktastern ausgestattet, die jeweils unterhalb von den Frequenzreglern positioniert sind. Sie üben folgende Funktion aus:

  • Punch: aktiviert einen Bassboost bei 100 Hz um +6dB
  • Mid Shift: Das ist der besagte Schalter für die Auswahl der Wirkungsfrequenz des Mittenreglers, entweder bei 250 Hz (Schalter gedrückt) oder 600 Hz (Schalter nicht gedrückt)
  • Bright: hebt die Frequenzen um 1 kHz um +10dB an
Fotostrecke: 2 Bilder Hier ein Blick auf die EQ-Sektion mit den drei zusätzlichen Drucktastern.

Damit sind die Basisfeatures des Peavey MiniMax jedoch noch nicht ausgeschöpft, denn es existieren noch zwei weitere Druckschalter in den Außenpositionen, welche ganz besonderen Funktionen zugeordnet sind.
Unter dem Gainregler befindet sich der Schalter “TT Boost”. Hinter dem Kürzel “TT” verbirgt sich der Begriff “TransTube”, eine Peavey-eigene Röhrensimulation, deren erste Ursprünge bereits in einer Schaltung von Übungsverstärkern im Jahr 1980 zu finden waren und die 1995 weiterentwickelt wurde. Das Ziel ist, ein Soundverhalten des Verstärkers zu erreichen, welches dem eines Röhrenverstärkers entspricht – vor allem, wenn dieser in den Bereich der Verzerrung übergeht. Die Schaltung hat einen besondern Clou: sie begegnet auf sehr geschickte Weise dem Problem, dass man bei wechselseitigem hin- und herschalten zwischen cleanem und verzerrtem Signal für gewöhnlich auch die Lautstärke verändert, wenn man nur über einen einzigen Vorstufenkanal verfügt.
Die TT-Schaltung funktioniert auf folgender Basis:
Man schaltet mittels des Druckschalters die Funktion ein, regelt mithilfe des Gain-Reglers die gewünschte Vorstufenzerrung aus, und stellt mit dem Volume-Regler dann die gewünschte Endlautstärke ein. Schaltet man die TT-Simulation wieder aus, so hört man auch wieder einen cleanen Basssound, der jedoch in derselben Lautstärke erklingt wie der zuvor verzerrte Sound. Die Schaltung ermöglicht also den Wechsel zwischen Clean und Overdrive ohne eine zusätzliche Gain-Anpassung. Leider ist diese Funktion, wie auch alle anderen, nicht per Fußschalter fernsteuerbar -alle Schaltvorgänge müssen direkt am Amp vorgenommen werden.

Die Eingangssektion mit dem kleinen Schalter für das Trans-Tube-Feature.
Die Eingangssektion mit dem kleinen Schalter für das Trans-Tube-Feature.

Die letzte auf dem Frontpanel zu ortende Funktion verbirgt sich in einem Schalter unterhalb des Lautstärke-Reglers. Es ist die eingangs erwähnte Funktion mit dem illustren Titel “Psycho-Acoustics-Technology”. Wie man im Manual nachlesen kann, handelt es sich dabei um eine Schaltung, die den Subfrequenzanteil einer Note analysiert und ihn mit Obertönen anreichert, die stärker im Wahrnehmungsspektrum des menschlichen Gehörs liegen. Auf diese Weise erscheint der Basston kräftiger und lauter, ohne der Endstufe mehr Leistung abringen zu müssen. Gleichzeitig behält der Ton eine stärkere Präzision als dies bei der Wiedergabe von Subfrequenzen der Fall wäre.
Ganz rechts finden wir noch den als runden Druckschalter designten Netzschalter, welcher blau leuchtet, wenn der Verstärker in Betrieb ist. Darunter befindet sich das Logo “DDT” (Distortion Detection Technique). Dies bezeichnet eine Peavey-eigene Endstufenlimiter-Schaltung, die bereits seit den späten 70er-Jahren Verwendung findet. Es ist eine äußerst effiziente Methode, die Endstufe vor Clipping zu bewahren – und somit gleichfalls ein Schutz für die Lautsprecher und auch gegen eine mögliche Beschädigung der Endstufe selbst. Das Gefährlichste für einen Lautsprecher ist ja nicht unbedingt eine hohe Dauerbelastung, sondern Überlastungsspitzen in Form von Rechteck-Kurven, wie sie entstehen, wenn eine Transistor-Endstufe in den Grenzbereich gefahren wird und übersteuert (Clipping).

Userfreundlich auf der Front platzierte Features und wirkungsvolle Peavey-eigene Innovationen - dieser kleine Kraftzwerg hat es wirklich in sich!
Userfreundlich auf der Front platzierte Features und wirkungsvolle Peavey-eigene Innovationen – dieser kleine Kraftzwerg hat es wirklich in sich!

Die Rückseite offenbart folgende Anschlüsse:
Ein Euro-Netzkabel-Anschluss, abgesichert mit T3,15AL-Sicherung in einem separaten Tunnelfach mit Drehverschluss. Um den Peavey MiniMax in einer Region mit 110/120 Volt Netzspannung betreiben zu können, muss zuvor die Sicherung ersetzt werden gegen eine T5AL. Wer also mit seinem geliebten Miniamp um die Welt fliegen möchte (was ja de facto kein Problem darstellt), der sollte auch entsprechende Sicherungen im Gepäck mit sich führen. Die Auswahl der Betriebsspannung (110/220 Volt) erfolgt über einen versenkten Schiebeschalter, der zum Schutz gegen ungewolltes Verstellen zusätzlich mit einem kleinen Plexiglasfenster abgedeckt ist.
Für den Anschluss von Lautsprechern stehen zwei Speakon-/Klinke-Kombibuchsen bereit. Die minimale Gesamtimpedanz der angeschlossenen Boxen muss 4 Ohm betragen. Apropos: An 4 Ohm liefert der Peavey MiniMax dann natürlich auch seine vollen 500 Watt Leistung!
Ein serieller Mono-Effektloop, gekennzeichnet als FX-Loop, rundet das Gesamtbild ab, mitsamt einem obligatorischen XLR DI-Ausgang, der sowohl über einen Groundlift-Schalter gegen Brummschleifen, als auch über Pre-Post-Schalter verfügt, um zu bestimmen, ob das DI-Signal vor oder hinter der Klangregelung abgegriffen werden soll. Seitlich ist das Gehäuse mit Lüftungsöffnungen versehen, wobei hinter der linken Öffnung ein permanent laufender Lüfter für Kühlung der Innereien sorgt.

Fotostrecke: 3 Bilder Austauschbare Sicherung, Effektweg, Speaker-Ausgänge …

Praxis

Positiv macht sich sofort bemerkbar, dass der Peavey MiniMax trotz des niedrigen Preises mit zwei Speakon-/Klinke-Kombibuchsen für den Anschluss der Lautsprecherboxen angeboten wird. Selbst bei weitaus teureren Produkten ist dies leider noch längst nicht der Standard! Zwar wird dies verständlicherweise häufig damit begründet, das Speakon-Verbindungen angesichts der hohen Leistungen bei Class-D-Verstärkern einfach sicherer sind, aber im Praxisfall war ich schon sehr häufig dankbar, beide Steckervarianten verwenden zu können. Es ist und bleibt ein Phänomen: das berühmte “falsche Kabel am falschen Ort im falschen Moment”. Deswegen definitiv von mir ein großes Plus für jeden Hersteller, der sich Meiner erbarmt und die Anschluss-Optionen offenhält.
Es gibt ja, wie bereits erwähnt, mittlerweile viele Class-D-Bassaggregate auf dem Markt. Manche kommen ohne Lüfter aus, manche könnten ohne ihn auskommen, enthalten aber einen zur Sicherung ungestörter Betriebsfunktion. Andere benötigen den Lüfter auf jeden Fall. Zu einer der letzten beiden genannten Kategorien zählt der Peavey MiniMax – leider, denn der hier installierte Lüfter ist der Gattung “Terrorstufe 2” zuzuordnen. Klar, lauter geht immer, aber das, was ich hier zu hören bekomme, ist schon mehr, als man eigentlich tolerieren möchte! Ich weiß, die Rechnung ist immer die gleiche: Je mehr Leistung ein Amp liefert, desto lauter darf natürlich auch der integrierte Lüfter sein, denn dann hört man ihn ja schließlich während des Spielens sowieso nicht mehr. So oder ähnlich kann ich mir den Denkansatz der Hersteller erklären, der sie seit Jahren immer wieder dazu verleitet, grässlich laute und nicht einmal temperaturgesteuerte Lüfter in Geräte zu verbauen, die aber dank der Natur ihrer portablen Bauweise auch sehr gerne im eigenen Zuhause Verwendung finden. Im Wohnzimmer, aber auch in einem kleinen Saal zum Semi-Akustikset, macht der Lüfter des MiniMax dem Spaß bereits beim Anschalten direkt ein Ende. Es gibt sicherlich viele Kollegen, die sich nicht an solchen Geräuschen stören. Mir persönlich ist das aber definitiv eine Stufe zu viel!
Der nächste kleine “Knack”-Punkt ist in der Tat ein solcher, denn sobald ich das Stimmgerät in Betrieb nehme, was gleichzeitig dem Betätigen eines Mute-Schalters entspricht, welcher den Amp stumm schaltet, hört man ein deutliches und lautes Knacken. Manchmal sind solche Knackgeräusche beim Betätigen des Schalters ein Einzelfall. Es kann statische Aufladung sein, oder eben hin und wieder ein mysteriöses temporäres Schalter-Eigenleben. Hier ist es jedoch eindeutig die Regel. Jeder Schaltvorgang des Tuner-Schalters wird von einem deutlichen Knacken quittiert, das natürlich umso lauter wird, je weiter man die Endstufe des MiniMax aufdreht.

Die Geschichte der amerikanischen Traditionsfirma Peavey geht zurück bis in die frühen 1960er-Jahre!
Die Geschichte der amerikanischen Traditionsfirma Peavey geht zurück bis in die frühen 1960er-Jahre!

Weder der Lüfter- noch der Tune/Mute-Schalter gewinnen hier daher einen Preis für Unauffälligkeit. Das ist ein bisschen schade, denn es sind ja zwangsläufig die ersten beiden Eindrücke nach dem Anschalten des Amps. Die gute Nachricht: Ab diesem Zeitpunkt beginnt sich das Blatt zugunsten der Performance des MiniMax eindeutig zum Positiven zu wandeln! Bereits in der Neutralstellung aller Klangregler in der Mittelposition klingt der MiniMax sehr gut und kann mit einem überaus runden und gut ausgeglichenen Basston aufwarten. Das erweckt sofort den Eindruck eines unkomplizierten “Plug & Play”-Komplizen – hört mal:

Audio Samples
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Neutral, alle EQ-Regler auf 12 Uhr

Alle drei Klangregler zeigen sich in der Praxis absolut effektiv und musikalisch. Die Bässe wirken weder matschig, noch sind die Höhen zu scharf oder aufdringlich, wenn sie geboostet werden. Besonders effizient wirkt auch der Mittenregler auf den Sound. In der ersten Einstellung, mit dem Mittenfrequenz-Wahlschalter in der Off-Position, werden die Frequenzen um 600 Hz angesprochen. Vor allem beim Absenken dieses Frequenzbereiches erhält man einen tollen Funksound. Hier hört man im Beispiel, wie die Frequenzen zuerst abgesenkt und dann angehoben werden, um schließlich wieder zur Nullstellung zurückzukehren:

Audio Samples
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Mittenregler; Zentralfrequenz: 600 Hz, erste Hälfte allmählich abgesenkt, zweite Hälfte angehoben

Ist der Mittenfrequenz-Wahlschalter gedrückt, so werden die Frequenzen um 250 Hz bearbeitet. Das ist vor allem ein Frequenzbereich, welcher durch Boosten einen knurrenden Rockbass-Sound begünstigt:

Audio Samples
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Mittenregler, Zentralfrequenz 250 Hz, erste Hälfte allmählich abgesenkt, zweite Hälfte angehoben

Hier das Beispiel mit zeitgleich angehobenen Bässen und Höhen und abgesenkten Mitten bei 600 Hz:

Audio Samples
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EQ: Bass +2, Mid (600 Hz) -3, Treble +2
Vergleicht man den MiniMax einmal z.B. mit Bildern des Peavey Musician-Amps, wird einem die immense Entwicklung der Produkte erst so richtig bewusst.
Der MiniMax punktet mit geringem Gewicht, enormer Power und guten Sound – allerdings entdeckte Oliver Poschmann auch Wermutstropfen!

Ich muss gestehen, dass ich von diesem Sound sehr angetan bin! Er klingt für mich ganz und gar nicht nach “kleiner Konservenbüchse”, sondern groß und ausgewachsen. Die Augen geschlossen, kann man sich gut und gerne der Illusion hingeben, hier den Sound eines großen Topteils zu erleben – ohne jegliche Kompromisse. Dies bestätigt sich auch dann weiter, wenn ich mit der Klangregelung etwas herumexperimentiere. Hier ein Beispiel, bei dem ich zusätzlich die beiden Schalter “Punch” und “Bright” betätige, mit weit aufgedrehten Bässen und leicht geboosteten Mitten bei 250 Hz und Höhen:

Audio Samples
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Schalter Punch & Bright IN, Bass +4, Mid (250 Hz) +2, Treb +2

Jetzt schalte ich zusätzlich noch den geheimnisvollen “Psycho-Acoustics-Technology”-Schalter ein und bin abermals verblüfft. Der Effekt ist zwar nicht opulent, sondern eher diskret, aber dennoch sehr deutlich hör- und spürbar. Die Effizienz zeigt sich vor allem bei der Leistungsausnutzung, denn der Sound wirkt auch im Raum augenblicklich deutlich lauter. Das macht diese Schaltung nicht nur zu einem Verkaufsgimmick, sondern tatsächlich verbirgt sich dahinter ein brauchbares Arbeitswerkzeug, um seinem Sound eine zusätzliche Qualität zu verleihen, die man mit dem EQ alleine nicht erreichen würde:

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Schalter Punch & Bright IN plus „Psycho-Acoustics“, Bass +4, Mid (250 Hz) +2; Treb +2

Bei allen Spieltechniken bleibt der Peavey MiniMax absolut souverän und liefert das, was man von einem modernen Bassverstärker gerne hören möchte. Ich finde, dabei klingt er vor allem nicht typisch nach Class-D. Man kann ihm stattdessen eine gute Portion hörbarer Wärme abgewinnen und er klingt laut, aber nicht schmerzhaft, wie man das Klangverhalten von Class-D-Amps manchmal umschreiben möchte, wenn sie in Lautstärkebereiche gefahren werden, die in die Kategorie “Körperverletzung” gehören. Dabei ist eher das schnelle Impulsverhalten ausschlaggebend, als tatsächlich nur pure Leistung. Wie gesagt, der MiniMax macht auf mich eine musikalisch gute Figur!

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Finger Slap Pick Tapping

Zuletzt teste ich die integrierte Röhrensimulation, seitens Peavey mit dem Kürzel TT (TransTube) betitelt. Das Besondere an dieser Schaltung ist, das sie auf geschickte Weise mit dem Gain-Regler interagiert. Ist die TT-Schaltung aktiviert, so stellt man den gewünschten Verzerrungsgrad am Gain-Regler ein. Natürlich verstärkt sich bei zunehmenden Gain die Verzerrung und auch die Lautstärke nimmt zu. Das kann man am (Master-) Volume-Regler wieder ausgleichen. Der Trick kommt jetzt: Schaltet man die TT-Simulation wieder aus und kehrt zum unverzerrten Basssound zurück, so verändert sich die Lautstärke vom zuvor eingepegelten Overdrive-Signal nicht mehr! Das funktioniert super und man kann nun wunderbar zwischen cleanem und röhrenartigem Sound hin- und herschalten, ohne erneut nachpegeln zu müssen. Dabei ist die Qualität des Tube Simulation-Sounds wirklich hörenswert und ich staune wirklich, was dieser kleine Peavey für so wenig Geld zu bieten hat.

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TransTube off, Punch on, Bass +3, Mid (600 Hz) -2, Treb +2 TransTube on (Gain +6), Punch on, Bass +3, Mid (600 Hz) -2, Treb +2 TransTube on (Gain voll offen), Punch on, Bass +3, Mid (600 Hz) -2, Treb +2 Alle drei Settings hintereinander

Fazit

Der Peavey MiniMax 500 ist ein wirklich toller Zugewinn in der Familie der Class-D- Bassverstärker – und das zu einem sehr attraktiven und fairen Preis. Dafür nämlich liefert er satten Sound, 500 Watt solide Leistung und viele weitere sinnvolle Features. Vor allem die TransTube-Röhrensimulation kann überzeugen und selbst die abenteuerlich titulierte Option “Psycho-Acoustics-Technology” bringt wirklich nennenswerte Vorteile zur Verbesserung des Sounds und Optimierung der Leistung hervor. Angesichts des guten Sounds und des positiven Gesamteindrucks schmerzt es geradezu, dass der integrierte Lüfter einfach deutlich zu laut agiert und der Schalter des sehr effizient arbeitenden integrierten Stimmgerätes Schaltgeräusche von sich gibt. Wer diese Schönheitsfehler jedoch bereitwillig toleriert, dem kann ich diesen Amp bedenkenlos wärmstens empfehlen, denn hier gibt es wirklich verdammt viel Amp für wenig Geld!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • tolles Preis-/Leistungsverhältnis
  • integriertes Stimmgerät
  • Kopfhörerausgang
  • Aux Input
  • Speakon-/Klinke Lautsprecher-Kombianschlüsse
  • XLR DI-Ausgang
  • effiziente Dreiband-Klangregelung mit sinnvollen Zusatzschaltungen Bright, Punch, Psycho Acoustics
  • gute zuschaltbare Röhrensimulation
  • wählbare Mittenregelfrequenz zwischen 250 oder 600 Hz
Contra
  • sehr lauter, permanent laufender Lüfter
  • deutliches Umschaltknacksen des Mute/Tuner-Schalters
  • leider keine Möglichkeit für Fußschalterbedienung aller Features
Artikelbild
Peavey MiniMax™500 Test
Für 199,00€ bei
Der MiniMax punktet mit geringem Gewicht, enormer Power und guten Sound - allerdings entdeckte Oliver Poschmann auch Wermutstropfen!
Der MiniMax punktet mit geringem Gewicht, enormer Power und guten Sound – allerdings entdeckte Oliver Poschmann auch Wermutstropfen!
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Peavey
  • Modell: MiniMax 500
  • Herstellungsland: China
  • Leistung: 500 Watt RMS an 4 Ohm, 300 Watt RMS an 8 Ohm
  • Klangregelung: Dreiband aktiv; Bass +/-15 dB @ 50 Hz, Mid +/-15 dB @ 250 oder 600 Hz, Treble: +/-15 dB @ 8 kHz
  • Schalter: Punch (+6 dB Boost @ 100 Hz), Mid: (Select 250 oder 600 Hz), Bright: (+10 dB Boost @ 1 kHz), TT-Boost (Tube Overdrive Simulation), Psycho Acoustics Effect (fügt Subfrequenzen-Obertöne hinzu)
  • Weiteres: integriertes Stimmgerät kombiniert mit Stummschaltung, DDT Limiter-Schutzschaltung,
  • XLR Balanced Output mit Groundlift und Pre/Post Option,
  • Lautsprecher: 2 x Speakon/Klinke Kombi
  • Anschlüsse: 2 x 6,3 mm Klinke Input/Passiv/Aktiv), 2 x Miniklinke (Kopfhörer-Ausgang, Aux-In)
  • Stromversorgung: 120 V / 60 Hz, 230 V / 50 Hz, 160 Watt
  • Abmessungen (B x H x T): 27 x 8,5 x 20 cm
  • Gewicht: 2,7 kg
  • Preis: 475,- Euro (UVP)
Hot or Not
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Angesichts des Federgewichts übernehmen die seitlich auf der Front platzierten Griffbügel ...

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Profilbild von Gerd_Bass

Gerd_Bass sagt:

#1 - 04.05.2016 um 00:02 Uhr

0

Zu schade, das mit dem Lüfter und dem Knacksgeräusch. Ich habe einen 35 Jahre alten Mark IV, der immer noch problemlos läuft, aber von Beginn an ein sattes Plopp beim Ausschalten vernehmen lässt. Angeblich ist das für die Speaker nicht schädlich, aber es ist so peinlich, dass ich vor dem Ausschalten i. d. R. die Speakerkabel abziehe.Seltsam, dass Peavey es in 35 Jahren nicht schafft, dieses nervige Problem zu beseitigen. Statt dessen kommt noch eines hinzu, das mein alter Mark IV nur vom Hörensagen kennt: Lüftergeräusche. Die sind nur bei mittleren bis grossen Gigs unauffällig, aber schon auf kleinen Bühnen, beim Proben oder gar bei Live Recordings im Studio ein No-go.Ich hatte schon erwartet, meine Topteil-Wunschliste bekäme einen neuen Spitzenreiter. Alles passt: Sound, Features, Preis. Wobei ich gerne 25 € mehr für einen temperaturgesteuerten Lüfter ausgegeben hätte. Aber diese beiden Geräuschprobleme verhageln ihm das Ergebnis.
Zu schade.

    Profilbild von lars.bonedo

    lars.bonedo sagt:

    #1.1 - 04.05.2016 um 06:49 Uhr

    0

    Hi Gerd!Ha, kenne ich - auch ich besaß zu Beginn meiner Musikerkarriere einen Peavey-Amp (sogar noch einen Mark III). Der klang gar nicht übel und war quasi "unkaputtbar", besaß aber auch schon das von dir beschriebene Knacksen.
    Du hast Recht: dass man das nach all den Jahren nicht einfach mal behebt, ist schon komisch. Scheinbar legen die Entwickler auf andere Sachen Wert; und die firmeneigenen Features sind ja auch durchaus beachtlich.
    Trotzdem: der Schritt zur Nebengeräuschminimierung wäre ja im Grunde nur ein kleiner. Dass der noch nicht getätigt wurde, versteht man nicht wirklich!Viele Grüße und weiterhin viel Spaß mit deinem Mk. IV, Lars

    Antwort auf #1 von Gerd_Bass

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