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Manley Labs Silver Reference Test

Der Name „Manley“ wird hierzulande mit 19“-Erotik assoziiert. Kompressoren, EQs, Preamps – das Portfolio der Röhrenspezialisten ist groß, die Reputation hervorragend.

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Es gibt abseits der Racks jedoch noch weitere interessante Produkte, etwa einen High-End-Headphone-Amp und Großmembranmikrofone. Manley Labs ist ein wahrlich amerikanisches Unternehmen, Understatement ist nicht so ganz ihr Stil. Anders ist es kaum zu erklären, dass man das Selbstbewusstsein besitzt, alle Mikros „Reference“ zu nennen. Üblicherweise wird der Titel eines Referenzprodukts ja durch Außenstehende verliehen. Na gut, vielleicht sollte ich mir als Vornamen einfach „Professor“ eintragen lassen.
Man muss allerdings anführen, dass das umschaltbare Großmembranmikro „Reference Gold“ seine Nutzer zu begeistern weiß. Allerdings ist es exorbitant teuer. Preiswerter ist da schon das „Reference Cardioid“, welches weniger durch Allrounderqualitäten und Zurückhaltung punktet, sondern als Mix-Ready-Mikrofon höchster Qualität glänzt (auch als „Just Add Talent“ bekannt). Positioniert sich das Reference Silver nun dazwischen? Nein, nicht direkt, denn es verfolgt ein etwas anderes Konzept.

Details

Schützenhilfe vom Mikrofonbauer-Olymp

Es gibt ein paar dieser genialen Mikrofonbau-Ingenieuere. Einige bleiben eher im Hintergrund, wie etwa Okita-san von Audio-Technica oder die meisten der bei deutschen Traditionsunternehmen tätigen Menschen. Aber „Neumann“ und „Schoeps“ sind auch Nachnamen von Ingenieuren, die uns so viel Freude bereiten, daher verwundert es nicht, dass es auch „Brauner“ und „Josephson“ gibt. Und damit ist nun ein Name gefallen, der eng mit dem Manley Silver Reference verknüpft ist. David Josephson nämlich zählt zu den hellsten Köpfen im Mikrofonbau, fast alle seiner Mikrofone genießen einen hervorragenden Ruf und gelten als absolute High-End-Produkte – mit ebensolchem Preisschild. Die Kleinmembrankapseln seiner Druckempfängerkugeln C617 kauft er aus gutem Grund bei Microtech Gefell in Thüringen ein, alle anderen baut er selbst. Als Meisterstück darf die Konstruktion seiner C3-Kapsel gelten, die sich am Wandler des legendären Sony C37 A orientiert. Diese Kapsel kommt bei einigen Josephson-Mikros zum Einsatz, die teilweise ähnliche Konstruktionsmerkmale wie das Manley aufweisen.  

Die Kapsel ist nicht selbstentwickelt, sondern "zugekauft". Anders als sonst oft, ist das aber eine Qualitätsmerkmal, stammt das Gebilde doch von David Josephson.
Die Kapsel ist nicht selbstentwickelt, sondern “zugekauft”. Anders als sonst oft, ist das aber eine Qualitätsmerkmal, stammt das Gebilde doch von David Josephson.

Das Pattern ist umschaltbar – mechanisch

Josephson, der übrigens auch die Kapsel für das Manley Reference Gold liefert, hat in der C3-Konstruktion eine schlaue Besonderheit übernommen, die schon das C37 A hatte, nämlich die Art der Umschaltbarkeit. Während fast alle umschaltbaren Mikrofone eine Braunmühl-Weber-Doppelkonstruktion nutzen, bei der zwei Rücken an Rücken liegende Kapseln die elektrische Verschaltung zu Niere, Kugel oder Zwischenstufen ermöglichen, setzte schon Sony auf Mechanik. Und das ist sehr selten. Von Schoeps gibt es die Colette-MK5-Kapsel und von Shure das KSM141, bei denen jeweils das rückseitige Schallabyrinth, durch das die eigentliche Achtercharakteristik zur Niere wird, luftdicht verschlossen werden kann. Ist das Reservoir hinter einer Membran nicht für Luft (und somit Luftschall) zugänglich, ist es zwangsweise ein Druckempfänger. Shure und Schoeps liefern allerdings Kleinmembraner. Josephson nutzt in seinem C715-Mikrofon eine Kapsel, die ebenfalls durch Verschließen der Rückseite im Polar Pattern verändert werden kann, so auch beim Manley Silver Reference. Und tatsächlich: Auf der Rückseite des Kopfes findet man eine kleine Öffnung, durch die man mit einem kleinen mitgelieferten Werkzeug die Charakteristik von Niere zu Kugel ändern kann.

Fotostrecke: 2 Bilder Zugegeben, der Anblick ist ungewöhnlich: Zum Umschalten des Patterns muss mit einem mitgelieferten Schlüssel die Rückseite der Kapsel mechanisch verändert werden.

Doppeltriodenstufe

Für die Impedanzwandlung hat man bei Manley nicht einfach in das Regal gegriffen und die Röhrenstufe des Gold verbaut, sondern eine neue geschaffen. Ausnahme: Der Ausgangsübertrager ist hier der gleiche handgewickelte Eisen-/Nickel-Übertrager. Das Kapselsignal wird zunächst durch einen FET geleitet, dann zum Glaskolben. Die verwendete Röhre ist eine mit 6,3 Volt Heizspannung betriebene Doppeltriode vom Typ 5670, die von einem erstaunlich leichten Schaltnetzteil aus versorgt wird.

Fotostrecke: 6 Bilder In den USA gefertigte 5670

„Sturdy and heavy“?

Apropos „leicht“: Das Mikrofon wirkt in seiner ausladenden Spinne („X-Cradle“) durchaus bullig. Wer Manley-Geräte kennt, der weiß, dass dicke Übertrager, aber auch die dicken Frontplatten so einiges auf die Waage bringen. Dass das auch für das Silver Ref gilt, ist naheliegend. Aber es stimmt nicht, denn ganz im Gegenteil ist das Röhrenmikrofon ein absolutes Federgewicht! Dessen Spinne ist fixiert und lässt sich nicht mit einem Griff lösen, wodurch das Silver Reference im montierten Zustand in den mitgelieferten Koffer oder den Mikrofonschrank wandern wird. Der Aluminiumbody selbst trägt einen unübersehbar großen Manley-Schriftzug und wirkt mit seinem wabenförmigen Ätzungsmuster sehr fein. Freien Blick gibt es auf die Kapsel, da außer eines optisch wie akustischen sehr durchlässigen Drahtgewebes keinerlei Material zwischen Schallquelle und Membran steht. Für die Verfälschung des Klanges ist das eine gute Nachricht, für die Anfälligkeit für kräftige Luftbewegungen eine schlechte. Ein Poppfilter bei der Aufnahme von Vocals und vielen Blasinstrumenten ist also sicher notwendig.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Spinne ist Bestandteil des Mikrofons – und lässt sich auch nicht “mal eben so” entfernen.

Hochpassfilter anders als bei vielen anderen Mikros

Am Fuß des Bodys hat es sich ein kleiner Schalter gemütlich gemacht, der die Tiefensperre aktiviert. Als Kompensation für den Nahbesprechungseffekt ist dieses Filter eher nicht gedacht, sonst läge die Grenzfrequenz deutlich höher als bei den von Manley angegebenen 55 Hz. Was das soll? Nun, verschließt man den Zugang zur Membranrückseite, indem man mit dem Werkzeug auf der Kopfrückseite „Kugel“ einstellt, hat man einen echten Druckempfänger. Und diese sind weniger anfällig für Trittschall, dafür umso mehr für Luftbewegungen. Das betrifft vor allem Klimaanlagen oder sonstigen Luftzug in Räumen. Hätten Druckempfänger keine Kapillaren, würden sie problemlos bis runter zu 0 Hz gehen und zum Beispiel Luftdruckänderungen aufnehmen.

Hochpassfilter am Fuß des Mikrofons
Hochpassfilter am Fuß des Mikrofons

Wenig Output

Individuelle Messdiagramme liefert Manley leider nicht, weder Pegelfrequenz- noch Polardiagramme. Es ist allerdings beispielsweise davon auszugehen, dass die Kugel ab den oberen Mitten stark richtend sein wird, wie man es von anderen Vertretern der seltenen Gattung „Großmembran-Druckempfänger“ her kennt, etwa dem DPA 4041-S(P). Die Tatsache, dass der Frequenzgang mit 10 Hz bis 30 kHz angegeben wird, spricht aber schon eine deutliche Sprache. Auffällig ist folgendes Merkmal: Die Empfindlichkeit ist ziemlich gering: 7 mV/Pa werden schon von den meisten Kleinmembranern „überboten“, allerdings hat diese Ausrichtung der Elektronik auch einen positiven Effekt: Der maximale Schalldruckpegel steht mit massiven 150 dB SPL in den Daten (allerdings ohne Angabe der THD-% und „at capsule“ – weshalb FET, Röhre und Tranny dort vielleicht schon zu starke, unschöne Verzerrungen produzieren). Auch hier ein Verweis auf das andere Mikrofon, welches diese Kapsel benutzt, das Josephson C715: Dessen Empfindlichkeit liegt mit nur 1,8 mV im Bereich dynamischer Mikrofone! Wem es jetzt so geht, wie es mir mit dem Silver Reference ging, der wird sich denken „Ja ja, schön und gut… und wie klingt das Ding?“ – die Antwort gibt es auf der nächsten Seite.  

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Praxis

Guter Pre nötig

Trotz des eher geringen Outputs des Manley Labs Silver Reference muss niemand befürchten, ein Rauschproblem zu bekommen. Eines sei jedoch angeraten, wenngleich es in dieser Produktliga selbstverständlich sein sollte: Ein wirklich hochwertiger Preamp ist unumgänglich. Das Silver Ref spielte mit unterschiedlichen Vorverstärkern problemlos zusammen, sei es ein Heritage ’73 Jr., ein Tube-Tech MP-1A oder cleane Verstärker wie die Premiumkarten des HAPI von Merging Technologies. Am preiswerten Audiointerface hingegen wirkte das Mikrofon hingegen erstaunlich matt und lustlos, mit deutlich schwächeren Details. Das ist bei vielen Mikrofonen so, war aber beim Manley besonders auffällig. Und natürlich sollte bei geringen Pegeln eine hohe Verstärkungsleistung des Preamps möglich sein. Ein Test an einem Blechblasinstrument und am Resonanzfell einer Bassdrum zeigten, dass es geradezu eine schwierige Aufgabe darstellt, das Mikrofon zum unangenehmen Übersteuern zu bringen.

Der Name Manley ist plakativ auf dem Gehäuse angebracht, doch sicherlich spielt der Name "Josephson" eine ebenso große Rolle.
Der Name Manley ist plakativ auf dem Gehäuse angebracht, doch sicherlich spielt der Name “Josephson” eine ebenso große Rolle.

Warm oder brillant?

So, jetzt aber mal Tacheles: Das Silver Reference ist absolut grandios! Aber weil diese Aussage alleine nicht viel bringt, erkläre ich mit Vergnügen, wie ich zu diesem Statement komme. Ich möchte mit der sicher wichtigsten und häufigsten Anwendung beginnen, nämlich der Aufzeichnung von Vocals im Nierenmodus. Hier zeigt sich, dass das Silver Eigenschaften bietet, die im Studio Gold Wert sind. Zunächst einmal ist es trotz großer Membran hervorragend detailliert. Die feinsten Strukturen werden übermittelt, die Höhen bleiben flott und transparent. Klassische Röhrenfärbung ist in den Höhen nur sehr sparsam vorhanden. Das ist auch gut so, denn bei vielen preiswerten Tube-Mikros verschmiert und verklebt der Höhenbereich – was durch Bearbeitung mit EQ und Kompressor alles andere als besser wird. Die Mitten und Tiefen hingegen reichern das Signal etwas stärker an, ohne es aber breitzudrücken. Dadurch entsteht eine hervorragende Kombination, nämlich ein warmes und großes Signal mit gleichzeitig hoher Durchsichtigkeit und Klarheit. Und das ist es, was man von den edelsten Röhrenmikros erwartet. Wie auch schon beim C12 sind auch beim Manley Silver Reference „warm“ und „brillant“ keine Gegenteile. Das Mikro ist einfach beides. Dazu trägt unter anderem die recht frei zugängliche Membran bei, allerdings zeigte sich das Silver wirklich deutlich empfindlich gegenüber Poppgeräuschen. Ein mechanischer Filter ist bei Vocals absolute Pflicht!

Audio Samples
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Manley Silver Reference, Niere, 5 cm Manley Silver Reference, Niere, 40 cm Manley Silver Reference, Niere, 90 cm Manley Silver Reference, Niere, 5 cm, HPF Manley Silver Reference, Niere, 40 cm, 45 Grad Microtech Gefell UM 92.1 S, Niere, 5 cm Microtech Gefell UM 92.1 S, Niere, 40 cm

S-Laute werden deutlich, aber nie spitz oder scharf dargestellt. Bei Nierencharakteristik ist der Verlauf der mit dem Verlassen des frontalen Sweet Spots einsetzenden Höhendämpfung butterweich. Dreht man das Mikrofon beim Besprechen auf dem Mikrofonständer, klingt es fast so, als würde man langsam einen High Shelf in das Signal fahren. Das ist mustergültig und spricht einmal mehr für die Qualität der Josephson-Kapsel.

Hervorragend: Omni-Charakteristik

Das ist bei der Kugel nicht anders. Erstaunlich ist, dass sich der eigentliche Klangcharakter nicht wirklich ändert. Dennoch wird durch die Änderung vom Gradienten- zum Druckempfänger das Signale offener, natürlicher und wirkt weniger präsent. Kunststück – das sind schließlich die Klangeigenschaften, die man mit Druckempfängern verbindet. Hier zeigt sich, was das Manley Silver seinen beiden Geschwistern Gold Reference und Cardioid Reference und so gut wie allen anderen umschaltbaren Mikrofonen voraus hat: Dadurch, dass es sich nicht um eine aus zwei Signalen „zusammengewurschtelte“ Kugel handelt (die meist eher als Dreingabe zu verstehen ist, weil ganz offensichtlich alle Doppelmembraner klanglich und technisch auf die Niere hin optimiert sind), sondern um einen Druckempfänger, werden hier nicht nur die Richteigenschaften von Kugel und Niere, sondern auch deren Vorteile in einem Mikrofon kombiniert. So ist beispielsweise die Tiefenwiedergabe der Kugel absolut umwerfend für ein umschaltbares Großmembranmikrofon: Schnell und konkret, unaufgeregt, aber durch die spezifische Elektronik des Silver trotzdem durchaus reichhaltig und nicht so analytisch, wie man es von Kleinmembranern her kennt. Gerade für Vocals ist das eine hochinteressante Alternative für alle, die des allgegenwärtigen Nahbesprechungsdröhnens überdrüssig sind. Natürlich ist sich die für einen Druckempfänger große Kapsel enorm selbst im Weg, wenn es um Schall von der Rückseite geht, wodurch die Richtcharakteristik schon im niedrigen einstelligen Kilohertzbereich schnell zur Niere wird. Schlimm? Nicht unbedingt, wenn man bedenkt, dass bei künstlichen Nachhallprozessoren der Griff zur Höhendämpfung während des Mixings einer der häufigsten ist. Bei räumlich stark ausgedehnten Klangquellen muss man allerdings eine Höhendämpfung hinnehmen, wenngleich auch hier der Verlauf von der Front zur Rückseite absolut sauber verläuft. Es wäre interessant zu erfahren, wie sich drei dieser Manley-Mikrofone in einem Decca-Tree schlagen…  

Audio Samples
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Manley Silver Reference, Kugel, 5 cm Manley Silver Reference, Kugel, 40 cm Manley Silver Reference, Breite Niere, 40 cm Manley Silver Reference, Kugel, 40 cm, 45 Grad Microtech Gefell UM 92.1 S, Kugel, 5 cm Microtech Gefell UM 92.1 S, Kugel, 40 cm DPA 4009, 5 cm DPA 4009, 40 cm

Umschaltbarkeit optimal?

Sicherlich wäre der konsequentere Schritt zur Optimierung von Kugel oder Niere die Verwendung von Großmembran-Wechselkapseln (wie es die Blue Bottle und andere bei diversen alten Neumann-Systemen ansetzende Mikrofone erlauben), der konsequenteste hingegen sogar die Herstellung von zwei verschiedenen Mikrofonen mit absolut optimierter Elektronik. Nun sind die Gewinne dadurch nicht so riesig, wie man vielleicht glaubt, was man am Erfolg und schlichtweg der Qualität von Schoeps Colette-Modularsystem genauso erkennen kann wie an der Tatsache, dass DPA – einstmals Verfechter davon, dass Kapsel und Amp eine Einheit bilden müssten – vor einigen Jahren dann doch ein Modularsystem eingeführt hat, welches nun wirklich alles andere als schlecht ist. Allerdings eröffnet ein umschaltbares System wie das der im Manley Silver Reference verbauten C3-Kapsel die Möglichkeit, Zwischenwerte von Kugel und Niere zu benutzen. Der Praxistest hat allerdings gezeigt, dass es zum einen ganz schön schwierig ist, gewünschte Richtwirkungen auf dem skalenlosen, kurzen „Regelweg“ mit dem Drehwerkzeug genau hinzubekommen und bei Bedarf sogar zu wiederholen, zum anderen kann man nicht erwarten, einen flüssigen, akustisch logischen Weg von der Niere über die Breite Niere, die „Offene Niere“ bis hin zur Kugel zu finden, mit stetig zunehmenden Druckempfängereigenschaften. Hier heißt es eher Trial and Error. Und man sollte bedenken, dass die Einstellung der Charakteristik des Silver ohne Kapselspannung erfolgen sollte, also beim möglichst schon ein, zwei Minuten zuvor ausgeschalteten Mikrofon. Das macht im Übrigen die „Umschaltbarkeit“ des Manley Silver Reference in etwa so aufwendig wie das Wechseln einer Mikrofonkapsel. Zwar kann bei vernünftigem Handling auf der Rückseite der Kapsel nicht viel passieren, doch so richtig behagt es sicher nicht jedem, daran mit einem schraubenzieherähnlichen Werkzeug herumzuprockeln.

Kein Spezialist, sondern ein echter Allrounder: Das Manley Silver Reference ist ein wirklich hervorragendes Mikrofon.
Kein Spezialist, sondern ein echter Allrounder: Das Manley Silver Reference ist ein wirklich hervorragendes Mikrofon.

Während des Testzeitraums wurden viele Signale mit dem Manley Silver Reference aufgezeichnet. Und alle zeigten, dass das Röhrenmikrofon überall fabelhaft performt. Der zwar warme, aber gleichzeitig lineare und mikrodynamisch hervorragend aufgestellte Grundklang machen es auch zum Instrumentenmikrofon erster Güte. Ob an einer verhalten gezupften Akustikgitarre, vor dem Gitarrenamp (besonders bei „eckigen“ und „bissigen“ Clean-Sounds!), Blasinstrumenten und sogar Schlaginstrumenten konnte das Manley glänzen. Irgendwie unheimlich. Als Bassdrummikrofon vor dem Resonanzfell, aber auch als Overhead, ja sogar im Nahbereich von Drums und Percussion musste man nicht befürchten, aus den Boxen mit übelsten Verzerrungen begrüßt zu werden – die eher geringe Empfindlichkeit macht es möglich. Man erkennt also: Das Silver ist zweifelsohne ein bemerkenswert vielseitig einsetzbares Mikrofon mit dem gewissen Grad an eigenem Klangcharakter, dessen Signal sich aber überall im Mix vortrefflich einsetzen lässt.  

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Fazit

Wenn einer der bekanntesten Hersteller von Röhrengeräten und einer der renommiertesten Mikrofonhersteller ein Röhrenmikrofon herstellen, dann kann ja eigentlich nichts schiefgehen. Tut es auch nicht: Das Manley Silver Reference ist ein herausragend tolles Mikrofon. Die C3-Kapsel besitzt einige hervorragenden Eigenschaften, allerdings muss man sich mit gewissen Einschränkungen abfinden. Angesichts der klanglichen (Höchst-)Leistung ist das mehr als zu verzeihen. Schwieriger wird es beim Preis. Sicher, das Silver ist seinen Preis wert – aber schmerzen tut der Blick aufs Preisschild dennoch. Übrigens: Nicht wirklich preiswerter ist das andere, dann röhrenlose Mikrofon, das diese interessante Kapsel verwendet, das Josephson C715.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • absolut hervorragende Klangeigenschaften
  • sehr glatt verlaufende Richteigenschaften bei Kugel und Niere
  • „bessere“ Kugel als bei Doppelkapselsystemen
  • sehr gute Allrounder-Qualitäten
Contra
  • manuelle Umschaltung aufwendig, Zwischenstellungen nicht reproduzierbar
  • hoher Preis
Artikelbild
Manley Labs Silver Reference Test
Manley_Labls_Silver_Recerence_Microphone_3
FEATURES UND SPEZIFIKATIONEN
  • Wandlerprinzip: Echtkondensator 
  • Empfängerprinzip: Druckgradient oder Druckempfänger (Rückseite verschließbar)
  • Membrangröße: groß (1“)
  • Richtcharakteristiken: Niere und Kugel (mechanisch)
  • Empfindlichkeit: 7 mV/Pa
  • maximaler Schalldruckpegel: 150 dB SPL
  • Hochpassfilter: 55 Hz
  • Impedanzwandlung durch FET und Doppeltriode
  • Manley-„Iron“-Mikrofon-Ausgangsübertrager mit Nickelkern
  • fest montierte Spinne, Kapselschutz, Umschaltwerkzeug, Kabel, Netzteil und Koffer im Lieferumfang
  • Preis: € 5.354,– (UVP 2017)
  • Preis: € 4.499,– (Straßenpreis am 21.06.2017)
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Die Kapsel ist nicht selbstentwickelt, sondern "zugekauft". Anders als sonst oft, ist das aber eine Qualitätsmerkmal, stammt das Gebilde doch von David Josephson.

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Profilbild von Flo

Flo sagt:

#1 - 20.02.2018 um 10:08 Uhr

0

Hmmm, das Manley klingt wirklich gut im Vergleich, allerdings klingt das Gefell nicht so, wie ich es von einer M7 Kapsel oder Gefells generell kenne. Ist das Vergleichsmikro technisch einwandfrei gewesen?

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #1.1 - 20.02.2018 um 10:49 Uhr

    0

    Hallo Flo,ja, das UM 92 habe ich seit ein paar Jahren und letzte Woche noch benutzt. Du findest es auch als Vergleichsmikrofon in diversen anderen Tests. Und klanglich entspricht es dem 92-Sound, den ich kenne.Beste Grüße
    Nick

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