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Ludwig Supraphonic LB552K Test

“Dat dat daaa, dat dat dadaaa, dat dat daaa, dat daaa …” – nein, keine Angst, dieser Testbericht ist nicht auf Plattdeutsch verfasst. Ich wollte bloß mal an das wohl berühmteste Gitarrenriff der Rockgeschichte erinnern, gespielt von einem gewissen Richard Schwarzmehr oder so ähnlich. Was das mit einem Schlagzeugtest zu tun hat? Nun, der gut informierte Trommler weiß natürlich, dass in dem Song nach ein paar Takten Gitarre die Hi-Hat einsetzt und dann ein fetter Snare-Backbeat mit einem Sound, der gerade bei den Drummern fortgeschrittenen Alters heimelige Gefühle auslöst. Richards Kollege Ian Paice bearbeitete seinerzeit nämlich die Snare-Drum, die den Sound der 60er- und 70er-Jahre-Rockmusik stärker geprägt hat als jede andere: die Ludwig Supraphonic.

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Praktisch auf allen einschlägigen Alben dieser Ära ist eine Ludwig 400 oder die 6,5- Zoll-Variante 402 zu hören, die übrigens beide aus einer Aluminium-Legierung gefertigt sind. Der gute Ruf, den die Ludwig Snares damals hatten, hält bis heute an, obwohl die anderen großen Hersteller mit Sicherheit auch keine schlechten Snare-Drums bauen. Die Ludwig-Trommeln umweht aber eine ganz eigene Aura, die daher rührt, dass der Sound einer Supraphonic so etwas wie der Standard unter den Metallsnares geworden ist, an dem sich alle anderen messen müssen. Eigentlich klingt sie nicht außergewöhnlich und ist auch relativ simpel konstruiert, aber wenn man sie hört, denkt man sofort: Jawoll, genau so muss eine Metallsnare klingen. Zum Test habe ich nun eine gehämmerte Bronze Supraphonic der neuesten Generation vorliegen, die unter der Modellbezeichnung LB-552K läuft und erstmals im 1984er Ludwig-Katalog auftauchte.Dann wollen wir mal schauen, ob und inwieweit sich die 2011er Version vom Urahn unterscheidet und ob sie dem Namen Ludwig tatsächlich alle Ehre macht.

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Details

Wie alle Snare-Drums der Supraphonic-Serie ist auch das Bronze-Modell mit einem nahtlos gezogenen Kessel ausgestattet, was erstaunlicherweise heutzutage selbst bei hochwertigen Metallsnares anderer Hersteller immer noch keine Selbstverständlichkeit ist. Wir haben es hier mit der gehämmerten Kesselvariante zu tun, die im Gegensatz zur glattwandigen Version laut Herstellerangaben einen trockeneren, artikulierteren Sound produzieren soll. In der Mitte des Kessels verläuft die Ludwig-typische, nach außen gewölbte Sicke, die für erhöhte Stabilität sorgt. Das Snare-Bed verläuft relativ sanft über eine Länge von 25 Zentimetern und erreicht an der tiefsten Stelle 3 Millimeter. Beim Ermitteln der Durchmessertoleranzen erlebe ich eine kleine Überraschung, denn die Unterschiede liegen im Bereich von 2-4 Millimeter, was für eine so hochpreisige Snare meines Erachtens zu viel ist. Vorweg: Diese Tatsache wirkt sich zwar nicht negativ auf das Stimmverhalten aus, aber etwas mehr Sorgfalt bei der Herstellung darf man in dieser Preisklasse durchaus erwarten.

Bezüglich der Hardware kommen die traditionellen “Imperial Lugs” zum Einsatz, welche der Trommel den klassischen Ludwig-Look verleihen. Optional ist die Snare auch mit Tube Lugs unter der Modellbezeichnung LB-552KT erhältlich. Ein altes Problem bei den Ludwig Snares ist das sogenannte „Lug Splay“. Dies bedeutet, dass die Stimmschrauben nicht exakt senkrecht in den Spannböckchen sitzen. Der Grund dafür liegt darin, dass die Spannreifen seit den 90er Jahren nicht mehr im eigenen Werk produziert, sondern von einem Fremdhersteller aus Fernost bezogen werden. Diese qualitativ guten 2,3 Millimeter starken Reifen haben gegenüber den alten einen geringfügig größeren Durchmesser. Dadurch verlaufen die Stimmschrauben leicht schräg nach aussen. Da im amerikanischen Werk die Gussformen der Produktionsmaschinen vermutlich seit Jahrzehnten unverändert sind, können weder die Kessel noch die Spannböckchen in ihren Maßen variiert werden. Zur Behebung des Problems bleibt somit nur eine Möglichkeit: Kunststoffunterlagen als Unterfütterung für die Böckchen, um den Abstand zum Kessel zu vergrößern. Genau dies hat Ludwig auch getan, mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass die Hardware nun auch akustisch besser vom Kessel isoliert ist. Leider kann man aber auf den Detailfotos erkennen, dass auch dies noch nicht der Weisheit letzter Schluss ist, denn irgendwie sieht das Ganze immer noch etwas windschief aus. Auch wenn das keine gravierende Angelegenheit ist, beeinträchtigt es das ansonsten tolle optische Erscheinungsbild leider etwas. Eine gute Idee hingegen sind die kleinen Gummiringe, die über die Stimmschrauben gestülpt sind. Sie verhindern, dass beim Fellwechsel die Schrauben aus dem Reifen rutschen und verlorengehen.

Bei der Abhebevorrichtung greift Ludwig auf das bewährte P85-Standardmodell zurück, welches seit 1970 produziert wird und über die Jahre schrittweise nur leicht modifiziert wurde. Die Spannung des Snareteppichs ist mit einer Rändelschraube justierbar, wobei eine Feder dafür sorgt, dass die Schraube sich während des Spielens nicht lockert. Am Butt End wird der Teppich mittels Vierkantschrauben eingespannt, allerdings muss man auf der Strainer-Seite zum Schraubenzieher greifen. Der 20-spiralige Snareteppich trägt zwar das Ludwig-Logo, ist jedoch offensichtlich dennoch ein Standardprodukt aus Fernost. Meines Erachtens hat eine solche Trommel einen hochwertigeren Teppich verdient, aber die Preispolitik im Hause Ludwig lässt dies offenbar nicht zu. Obwohl die P85-Abhebung bekannt dafür ist, dass sie manchmal etwas hakelig arbeitet, gibt es diesbezüglich bei der Testsnare keine Beanstandungen. Vom Innendämpfer hat sich die Firma vor einigen Jahren verabschiedet. Die meisten Drummer dürften diesen Schritt begrüßen, denn der Dämpfer neigte dazu, sich während des Spielens zu lockern, mit der Konsequenz, dass bei jedem Schlag ein lästiges Klappern zu vernehmen war. Die Befellung besteht aus einem weiß aufgerauten Ludwig Weather Master Schlagfell sowie einem transparenten Resonanzfell, beide in mittlerer Stärke.

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Praxis

Nun zur wichtigsten Frage: Wie klingt sie denn nun, die gehämmerte Supraphonic aus Bronze? Zur umfassenden Beantwortung der Frage teste ich die Snare in drei verschiedenen Stimmungen und mit unterschiedlichen Dämpfungsgraden. Zunächst fällt mir auf, dass die Trommel gar nicht so trocken klingt, wie es der gehämmerte Kessel erwarten lässt. Obertöne sind durchaus reichlich vorhanden, besonders gut zu hören in der hohen Stimmung, wobei diese sich harmonisch mit dem Grundton des Kessels verbinden. In dieser Stimmlage taucht sofort Steve Jordan vor meinem geistigen Auge auf, weshalb ich es mir nicht verkneifen kann, das berühmte „Don’t get me wrong“-Pattern von den Pretenders auf meine Festplatte zu brennen. Hier klingt die Snare im ungedämpften Zustand sehr knallig und druckvoll, bei gleichzeitig sensibler Ansprache. Ein spezieller Sound, der sicher nicht jedermanns Sache ist, für bestimmte musikalische Bereiche aber sehr reizvoll sein kann. Bereits bei leichter Dämpfung lässt der singende Charakter merklich nach und der Klang verliert an Charakter, sodass man hier (wenn überhaupt!) sparsam mit Gaffa-Tape oder Moongel umgehen sollte.

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hohe Stimmung 1 hohe Stimmung 2

Lockert man das Schlagfell etwas in Richtung einer mittleren Stimmung, so nähert man sich eindeutig dem „Sweet Spot“ der Trommel. In diesem Bereich ist der Sound sehr ausgewogen, dynamisch, lebendig und vielseitig einsetzbar, wobei die typische Bronze-Klangfarbe, die einfach gesprochen irgendwo zwischen Holz und Stahl angesiedelt ist, deutlich vernehmbar ist. Selbst im leicht gedämpften Zustand erzeugt die Snare hier ein harmonisches Spektrum, ohne dabei farblos zu klingen. Die Ansprache ist auch in diesem Stimmbereich sehr gut.

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mittlere Stimmung 1 mittlere Stimmung 1 tiefe Stimmung

Eine 14×6,5“-Snare ist natürlich prädestiniert für fette Sounds, in dieser Disziplin kann die Supraphonic ihre Stärken voll ausspielen. In der tiefen Stimmung erzielt man, bei leichter Dämpfung mit einem halben Fellring, einen warmen, weichen und satten Ton, der vor allem langsamen Rock- oder Popsongs einen amtlich fetten Backbeat verleihen kann. Sogar die Teppichansprache ist hier noch ausreichend sensibel, wobei ein hochwertigerer Teppich aber mit Sicherheit das Ergebnis noch einmal deutlich aufwerten könnte.

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Die 14×6,5“ Ludwig Supraphonic Snare mit gehämmertem Bronzekessel bietet klanglich einen gelungenen Kompromiss zwischen Holz- und Metallsnare. Das Obertonspektrum verleiht ihr eine gute Durchsetzungsfähigkeit bei gleichzeitig voluminösem Grundton, vor allem in mittleren und tiefen Stimmungen. Ein Manko ist der minderwertige Spiralteppich, welcher eine optimale Ausnutzung des Klangpotenzials nicht zulässt. Dennoch bietet die Snare in jedem Stimmbereich eine gute Ansprache und Dynamik. Insgesamt ist die Verarbeitung der Trommel gut, allerdings trüben die etwas zu groß ausgefallenen Toleranzen bezüglich des Kesseldurchmessers das Gesamtbild. Darüber hinaus scheint Ludwig immer noch kein Rezept gegen die schräg verlaufenden Stimmschrauben gefunden zu haben. Die P85-Snareabhebung bietet keine umfangreichen Einstellmöglichkeiten, verrichtet aber zuverlässig ihren Dienst.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • guter Stimmumfang
  • ausgewogener Sound
  • edle Optik
Contra
  • Kessel etwas unrund
  • minderwertiger Snareteppich
  • schräg verlaufende Stimmschrauben
Artikelbild
Ludwig Supraphonic LB552K Test
Für 995,00€ bei
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Technische Daten
  • gehämmerter, nahtler Bronzekessel (Phosphorbronze)
  • Maße: 14” x 6,5”
  • 2,3 mm Stahlspannreifen
  • zehn “Imperial”-Böckchen (durchgehend)
  • P85-Abhebung
  • Ludwig “Weather Master”-Felle
  • Preis: € 961,40 (UVP)
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