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Line 6 Helix LT Test

Mit dem Line 6 Helix LT präsentiert der amerikanische Hersteller eine preiswertere Version seines richtungsweisenden Modeling-Gitarrenprozessors Helix, den er 2015 vorstellte. Spätestens seit Erscheinen des Fractal Audio AXE FX und des Kemper Profiling Amps war klar, dass in der Welt der digitalen Verstärker ein neues Zeitalter angebrochen war, denn die Qualität dieser Amps in Kombination mit der auf Impulsantworten basierenden Speakersimulationen rückt den Originalen von Jahr zu Jahr und mit jedem Firmware-Update immer näher.

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Bedenkt man, dass Line 6 zu den ersten Herstellern zählte, die sich dem Thema Amp-Modelling widmeten und bereits 1996 mit dem AxeSys und 1998 dem POD erste Schritte in diese Richtung unternahmen, war es nur konsequent, dass mit dem Helix 2015 der Sprung in die Oberklasse der Amp-Modeler gelang. Knapp zwei Jahre später erfreut uns Line 6 mit einer leicht abgespeckten Version dieses Verkaufsschlagers, dem Helix LT, der bei gleicher Prozessorleistung wesentlich geldbeutelfreundlicher daherkommt. Die Frage bleibt, was ihn vom Original unterscheidet und wo sich der Preisunterschied tatsächlich niederschlägt.

Details

Gehäuse/Optik

Öffnet man die Packung, erkennt man sofort, dass der Zusatz LT sich zumindest nicht bei den Dimensionen des Helix bemerkbar macht, denn mit den Maßen 52,9 x 30,1 x 9,2 cm ist das schwarze Metallgehäuse mit den Kunststoffseiten nur knapp 3 cm schmaler als das des großen Bruders.
Ansonsten haben wir erstaunlich viele Ähnlichkeiten zur Vollversion: Zwölf Fußschalter, allerdings ohne individuelle Displays, ein Expressionpedal mit Doppelfunktion, hier mit einer gummierten Trittfläche, acht Editierknöpfe, ein Volume-Regler, acht Endlospotis, wovon eines eine Joystick-Funktion besitzt, und ein 14 x 8 cm großes Farbdisplay. Lediglich das Lautstärkepoti für den Kopfhörer, das die Vollversion besitzt, wurde hier ausgespart.

Fotostrecke: 5 Bilder Das schwarze Metallgehäuse beinhaltet die Vollausstattung auf 529 x 301 x 9,2 mm (B x T x H) bei etwas mehr als 5 kg Idealgewicht.

Auch die Rückseite des Helix LT zeigt eine etwas weniger üppige Ausstattung, die jedoch immer noch alle sinnvollen Standards erfüllt. Von links nach rechts finden wir eine mit EXP Pedal 2/EXT Amp beschriftete Buchse zum Anschluss eines zusätzlichen Expression-Pedals oder zum Schalten bestimmter Funktionen externer Verstärker wie z.B. Kanalumschaltung oder Hall. Es folgen der Guitar In zum Anschluss des Instrumentes und jeweils zwei Send- und Return-Buchsen (im Gegensatz zu vier bei der großen Helix-Variante), die zum Einschleifen der favorisierten Bodenpedale dienen können oder aber um zusätzliche Signalquellen wie beispielsweise Drumcomputer in den Helix zu speisen. Neben den Send-Buchsen steht ein Groundlift-Schalter zur Beseitigung von Brummproblemen bereit. Unmittelbar daneben kommen wir zu den Ausgängen, die in stereo sowohl als XLR- wie als Klinkenbuchsen vorliegen. Möchte man das LT in der Monovariante benutzen, verwendet man schlichtweg nur die linke Buchse und für das leise Üben wurde auch an einen Kopfhörerausgang gedacht.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Rückseite ist im Vergleich zum Helix Floor etwas abgespeckt, aber immer noch gut bestückt.

Auf die Besitzer von Line 6 Variax-Gitarren wartet ein Netzwerkstecker, der auch die Steuerung bestimmter Parameter zulässt. Rechts davon finden wir den AES/EBU-Out/L6 Link mit XLR-Buchse, der den direkten Anschluss der Stage-Source-Serie oder von Verstärkern der DT-Serie erlaubt. Für das Senden und Empfangen von MIDI-Befehlen ist ein MIDI In und ein MIDI Out/Thru vorgesehen und unmittelbar daneben einen USB-Anschluss. Der Anschluss für den Kaltgerätestecker und der obligatorische Ein-Aus-Schalter schließen den Reigen der Möglichkeiten.

Die Unterseite ist mit sechs Gummifüßchen garniert, die den Helix LT halbwegs rutschsicher machen. Will man ihn mithilfe von Mounties fix auf seinem Floorboard montieren, lassen sich die Füße leicht entfernen.
Insgesamt wirkt der Helix hinsichtlich Chassis und Potis sehr robust und absolut roadtauglich. Auch der Platz auf der Oberfläche, sei es zum Editieren oder zur “Fußarbeit” beim Umschalten der Presets ist sehr großzügig bemessen. Generell zeigt sich das Pedal hinsichtlich Funktionalität und Design sehr aufgeschlossen. Zum Lieferumfang gehören ein Kaltgeräte- sowie USB-Kabel, ein “Cheat-Sheet”-Blatt für die grundlegende Bedienung und ein USB-Stick, auf dem sich das Manual in 13 Sprachen inklusive Deutsch befindet.

Bedienung

Auch hinsichtlich der Bedienung ist man dem “großen” Helix-Konzept treu geblieben und das Editieren läuft exakt genauso ab:
Schaltet man das Helix LT ein, erscheint das sogenannte “Signalflussfenster”, das prinzipiell in vier Bereiche aufgeteilt ist. Die erste Zeile zeigt die Presetnummer und den Presetnamen, Zeile zwei und drei illustrieren die Signalkette mit allen verwendeten Effekt- und Ampblöcken und die letzte Zeile offenbart die Parameter des jeweils angewählten Blocks.
Grundsätzlich lassen sich zwei getrennte Signalketten aufbauen, sodass man an den Helix rein theoretische eine Variax anschließen und zusätzlich mit einer Standard-Gitarre den normalen Eingang belegen könnte. Oder man verbindet zwei getrennte Amps oder Effektwege mit dem linken und rechten Ausgang, wobei man zu jeder Signalkette außerdem eine parallele Routing-Kette aufbauen, Signalwege splitten oder zusammenführen kann, ganz wie das Herz begehrt, denn in dieser Beziehung ist der Helix sehr flexibel aufgebaut.
Mithilfe des Joysticks navigiert man problemlos durch die verschiedenen Blöcke. Will man in die Parameter eingreifen, verwendet man die kleinen Potis unterhalb des Displays, wobei deren Funktion in der darüberliegenden Zeile angezeigt wird. Falls die Anzahl der Parameter die Displaybreite übersteigt, kann man mithilfe der beiden Page-Tasten alle verfügbaren Optionen erreichen.
Die Effektblöcke variiert man entweder durch Drehen des Joysticks, mit dem man durch alle Effekte navigiert, oder aber durch Drücken desselben, wodurch man im Display alle verfügbaren Effekte und Submodelle ersehen kann.
Besonders durchdacht für die Livesituation ist das Editieren per Fuß. Dazu hält man den “Mode”-Fußschalter länger gedrückt und gelangt zu allen Parametern, wobei das Display die Fußtasterfunktionen sehr anschaulich anzeigt. Sowohl diese Funktion als auch die Direkttaste für die Amp-Parameter neben der Home-Taste lassen erkennen, dass man die Bedürfnisse des pragmatischen Musikers verstanden hat.

Das große Farb-Display erlaubt ein komfortables Editieren.
Das große Farb-Display erlaubt ein komfortables Editieren.

Die Rechenarbeit für die verwendeten Amps, Cabs und Effekte werden von DSP-Chips geleistet, wobei jedem der beiden möglichen Hauptpfade ein separater DSP zur Verfügung steht. Da Speaker-Faltungen und z.B. Harmonizer-Effekte sehr rechenhungrig sind, gibt es jedoch die Möglichkeit, Ressourcen zu sparen, indem man beide Signalwege verwendet oder auf Monoeffekte ausweicht, wenn man z.B. ohnehin nur einen Speaker betreibt. Dennoch besitzt der Helix LT ausreichend Power für vier Amps, Cabs oder Speaker-Faltungsblöcke, und das sollte für die Praxis mehr als ausreichend sein.

Betrachten wir nun die Blöcke:
Am Anfang steht natürlich der Input-Block. Hier können wir den Signaleingang festlegen, also den Gitarreneingang, den für die Variax, USB oder die beiden Returns. Ähnlich flexibel ist auch der Output-Block konzipiert, bei dem aus allen möglichen Ausgängen inklusive der Sends gewählt werden kann.

Amps und Effekte

Die Ampsimulation lässt sich wahlweise als reiner Preamp, Amp oder als Kombination Amp + Cabinet betreiben, je nachdem, ob man in eine Endstufe oder direkt in eine PA oder DAW spielt. Dabei stellt der Helix zum Zeitpunkt der aktuellen Firmware Modelle für insgesamt 49 Gitarrenamps, sieben Bassamps und sogar für einen linearen Röhren-Mikrofonvorverstärker zur Verfügung und hält es damit erfreulicherweise offen, ob man mit E-Gitarre, Akustikgitarre oder Bass die Prozessoren zum Schwingen bringt. Auch die Cabinet-Simulation lässt sich wahlweise in Kombination mit den integrierten Amps oder aber alleine betreiben, beispielsweise für den Fall, dass man eine Loadbox für seinen Röhrenamp verwendet und das Gitarrensignal per DI-Box durch den Helix abzweigt.
Dazu stehen dem User zum einen 30 verschiedene klassische On-Board-Speakerfaltungen zur Auswahl, die mit 16 verschiedenen Mikrofonen abgenommen werden können, wobei sich die Mikrofondistanz, die Early Reflections und ein High- und Low-Cut genauer einstellen lassen. Alternativ hat man die Option, die 128 freien Speicherplätze zu nutzen, um Impulsantworten von Drittanbietern zu erwerben, die dann via USB und Editor sehr leicht per Drag and Drop in die Slots gezogen werden können. Wie schon beim Flaggschiff Helix Floor ist der Einsatz von Impulsantworten die wirkliche Neuerung im Hause Line 6 gegenüber den POD-Modellen, und heben die Helix-Modelle soundtechnisch in höhere Sphären. Wenn selbst Musiker wie Scott Henderson oder Peter Weihe behaupten, dass sie den Unterschied zwischen einer Speaker-Impulsantwort oder einem per Mikrofon abgenommenen Lautsprecher kaum noch wahrnehmen, weiß man, wie revolutionär und zukunftsweisend diese Technik ist.
Auch die Effektsektion lässt hinsichtlich Vielfalt und Editiermöglichkeiten kaum Wünsche offen. Hier hat man eine riesige Auswahl an diversen klassischen Verzerrer- und Kompressormodellen, an unterschiedlichsten Modulationsalgorithmen von Chorus über Rotarys bis zu Univibes, verschiedene Delays und Reverbs und dergleichen mehr, wie ihr der Übersicht entnehmen könnt.
Weitere Blöcke sind der Looper und der Send/Return, der an eine beliebige Stelle im Effektweg platziert werden kann, und ein Tuner ist natürlich ebenfalls an Bord, der durch Gedrückthalten der Tap-Taste aktiviert wird.

ModulTypAnzahl Modelle
DistortionOverdrive/Distortion/Fuzz17
DynamicsCompressor/Limiter5
EQEqualizer5
ModulationModulations-Effekte (Chorus, Flanger, Phaser, Tremolo, etc)20
DelayEcho16
ReverbHall12
Pitch/SynthHarmonizer, Pitch-Shifter, Guitar Synth5
FilterFilter-Effekte3
WahPedal Wah, Touch Wah10
AmpAmp-Simulationen49 Git Amp, 7 Bass Amp, 1 Mic Preamp
CabCab-Simulationen (Single und Dual)30
Impulse ResponsesLaden von IRs statt internem Cab128 Speicherplätze verfügbar
Volume/PanVolume-Pedal, Gain, Pan3
Send/ReturnExterner Effektloop wählbar zwischen nur Send, nur Return, Loop, auch stereo möglich (zwei Loops kombiniert)2 Loops
Fotostrecke: 5 Bilder Effekte: Distortion, Dynamics, EQ, Modulation…

Fußtasterbelegungen

Prinzipiell können wir durch den Mode-Schalter aus verschiedenen Belegungsvarianten der Fußtaster wählen und so unsere insgesamt 1024 Presets schalten. Zwar besitzen die Taster keine LCD-Beschriftung wie beim “großen” Helix, jedoch signalisiert zum einen das Display und zum anderen die Farbgebung der einzelnen Schalter die Aufgabe, wobei ein gedimmtes Licht oder die Vollbeleuchtung den aktiven oder Bypass-Zustand eines Blocks illuminiert.
Beim “Preset-Fußtastermodus” führen die acht mittleren Fußtaster jeweils zu einem kompletten Presetwechsel und die Up/Down-Fußschalter weisen die Bänke zu. Im Stomp-Fußtastermodus bewegen wir uns innerhalb eines Presets und schalten beispielsweise die Effekte an und aus oder wählen zwischen zwei Werten für einen festgelegten Parameter.
Der Snapshot-Mode lässt uns aus bis zu acht verschiedenen “Schnappschüssen” auswählen, wobei Snapshots quasi “Presets im Preset” sind und von anderen Herstellern auch gerne “Scenes” genannt werden. Innerhalb eines Presets werden verschieden Blocks an- oder ausgeschalten oder Parameter umgestellt.
Der Looper-Mode existiert nur dann, wenn er im Preset vorgesehen wurde, doch dann haben wir bei Normalgeschwindigkeit entweder 60 Sekunden Mono-Looplänge oder eben 30 Sekunden in stereo zur Verfügung. Sechs Fußtaster stehen zum Bedienen des Loopers bereit.

USB-Audio

Wie der Original-Helix bietet auch die LT-Version einen USB-Anschluss. Zum einen ermöglicht dieser via Helix-Edit ein recht komfortables Editieren und Programmieren, zum anderen eine 24bit/96kHz Audioschnittstelle, von der sich sechs Ein- und Ausgänge beliebig routen lassen, um an diversen Stellen in der Blockkette z.B. vor der Speakersimulation oder vor den Effekten in die DAW zu spielen. Die Kanäle 7 und 8 stellen zwei DI-Ausgänge, mit denen sich z.B. Reamping problemlos durchführen lässt.
Apple-User müssen keine Treiber installieren, solange sie nur im 48kHz-Bereich arbeiten. Werden andere Sample-Raten präferiert, wird der Line 6 Mac Core Audiotreiber gebraucht. PC-Benutzer müssen in jedem Fall den Line 6 Audiotreiber auf ihren Rechner bannen. Treiber und Helix Edit-Software stehen auf der Line 6 Website zum Download bereit.

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Praxis

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Weitere Informationen

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Mehr Informationen

Struktur:

Kommen wir nun zum Einsatz des Helix.
Dass man digital hervorragende Effekte bauen kann, muss uns keine Firma mehr beweisen. Die Königsdisziplin bleibt jedoch nach wie vor das klanggetreue Nachbilden eines Röhrenamps, und darum wollen wir uns zu Beginn die Simulationen der klassischen Verstärkertypen anhören. Hierzu werde ich zunächst direkt in mein RME Fireface UFX gehen, aber später auch noch den Vergleich in eine Röhrenendstufe kredenzen.
Die Struktur der Presets ist in acht Oberordner gegliedert, von denen Ordner 1 und 2 mit Factory-Presets belegt wurden, Ordner 3 – 7 für Userbelegungen frei sind und Ordner 8 Preset-Templates vorgibt, die man sich nach Belieben dorthin kopieren kann, wo man sie sich wünscht. Jeder Ordner unterteilt sich wiederum in 32 Bänke und die jeweils wieder in vier Presets (A-D). Die ersten Bänke demonstrieren noch weitestgehend den trockenen Ampsound vieler Modelle, wobei sich von A nach D der Zerrgrad steigert. Etwas weiter oben im Preset-Katalog trifft man auf Bass-Presets und etwas effektbeladenere Sounds.

Hier ein paar Eindrücke der Grundpresets:

Audio Samples
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Preset 1A US Double Nrm Preset 1B Essex A30 Preset 5C Brit Plexi Brt Preset 2C Brit 2204 Preset 7B Interstate Zed Preset 18D Sweet Home Preset 20D Another Stab Preset 27C May…er or May Not

Amps und Cabs:

Da ist doch schon einiges an “Brot und Butter” – Sounds dabei und die Werkspresets liefern eine sinnvollen Querschnitt an diversen Grundsounds und transportieren dabei sehr gut die charakteristischen Eigenschaften der Amps. Wie schon beim Original hört man ganz klar, dass diese Generation des Amp-Modellings nur noch wenig mit den Amp-Modellern im 500-Euro-Bereich zu tun hat. Hier wurde ein wichtiger Schritt näher zu den Röhrenamps gegangen, auch wenn meiner Meinung nach im Vergleich zu Kemper oder AXE FX noch minimale Abstriche in Druck und Tiefe wahrzunehmen sind. Aber uns stehen ja noch einige Parameter für das Finetuning in einer zweiten Ebene zur Verfügung.
Dazu bastele ich mir ein Preset ohne große Effekte und einem Plexi im Bright-Eingang als Amp. Zum einen haben wir “Sag”, womit das “Sagging” der Endstufe gemeint ist. Je höher dieser Wert, desto stärker kommen das “Pumpen” und die Kompression der Endstufe zum Vorschein. So lässt sich auch bei leisen Amp-Settings das Verhalten einer weit aufgerissenen Endstufe simulieren, wobei der Maximalwert schon fast zu fuzzartigen Aussetzern führt. Deshalb hier nur zwei Licks mit dem Wert 0 und 8 zur Demonstration:

Audio Samples
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“Sagging” der Endstufe – Wert 0, dann Wert 8

Zur weiteren Einstellung des Amp-Verhaltens stehen uns Bias und Bias X zur Seite. Bias regelt das Verhalten der Endstufenröhren, wobei niedrige Werte Class AB- und höhere Werte Class A-Verhalten simulieren, das dann etwas offener klingt:

Audio Samples
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Bias Check

Bias X wirkt auf die Röhrenkompression, niedrigere Werte machen den Sound kompakter und höhere etwas luftiger und offener:

Audio Samples
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Bias X Check

Der Master-Wert regelt die Lautstärke der Endstufe und damit auch den Grad der Endstufenzerrung. Mein persönlicher Tipp ist gerade bei Marshall- oder Vox-Sounds, die Zerre eher aus der Endstufe als aus der Vorstufe zu holen. Da das Aufreißen des Masters auch die Gesamtlautstärke erhöht und man mit dem Level-Regler etwas kompensieren muss, habe ich euch, um den Vergleich besser zu ermöglichen, beide Sounds normalisiert:

Audio Samples
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Master Check

Wer mit all diesen Parametern noch nicht fündig wird, sollte nicht die Kraft der diversen Speakerfaltungen unterschätzen, die manchmal sogar einen größeren Einfluss auf den Sound haben als der Amp.
Hier hört ihr ein identisches Riff mit einem identischen Amp, nämlich dem oben genannten Marshall Plexi, über diverse Cabinets:

Audio Samples
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Soup Pro Ellipse 1×12″ Celestion H 4×12″ Celestion Greenback 4×12″ Cali V30
Obwohl der Line 6 Helix LT die abgespeckte Version des Line 6 Helix ist, findet unser Tester keine wirklich gravierenden Unterschiede – außer im Preis.
Obwohl der Line 6 Helix LT die abgespeckte Version des Line 6 Helix ist, findet unser Tester keine wirklich gravierenden Unterschiede – außer im Preis.

Effekte:

Über die Qualität der Effekte muss man bei Line 6 nicht reden, hier ist wirklich alles dabei und die Regelmöglichkeiten sind sehr tiefgreifend. Da die Prozessorleistung identisch zum großen Bruder ist, kann man sich die Signalkette regelrecht vollpacken, ohne dass der Helix sich beschwert oder es zu Aussetzern kommt. Spaßeshalber habe ich z.B. eine Kette mit fünf Reverbs, vier Delays, einem Pitch Shifter, einem Amp, einem Cabinet, Wah, Volume und Verzerrer beladen. Das wird zwar kein Mensch brauchen, aber schön, dass es rein theoretisch ginge.
Hier eine kleine Auswahl an Effektsounds:

Audio Samples
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Untitled Streets Run like Deep Clean Tween Trem

Wie schon mein Kollege Thomas Dill beim Helix monierte, ist auch beim Helix LT kein Delay-Spillover vorgesehen. Zwar kann man durch den Parameter “Trails” die Delayfahne überklingen lassen, allerdings funktioniert das nur im Snapshot- oder Stompbox-Modus, wo lediglich Veränderungen an ein und demselben Preset vorgenommen werden, allerdings nicht beim Wechsel eines kompletten Presets.
Zum Abschluss der Effektsektion kommen wir zum Wah, wobei wir hier auf eine Vielfalt an diversen Charakteristika zurückgreifen können. Für das Beispiel habe ich mich für das UK Wah 846 entschieden, das dem Vox-Wah entspricht:

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Wah Effekt: UK Wah 846

Vergleich Röhrenendstufe – DI Out

Zum Abschluss möchte ich mir ein Bild vom Sound des Helix LT direkt in die Soundkarte, alternativ in eine Röhrenendstufe und zusätzlich über einen per SM 57 aufgenommenen Amp machen.
In der Cabinet-Simulation kam eine 4×12″ Marshall Greenback Box über ein SM 57 zum Einsatz. Das andere Setup ist eine Mesa Boogie Mark V Endstufe über eine 4×12″ Marshall Greenback Box, ebenfalls mit einem SM57 abgenommen. Auch wenn hier nicht zwei vollkommen identische Sounds gefunden werden können, denke ich doch, dass der Vergleich die grundlegenden Unterschiede offenbaren kann:
Endstufen- und Cabinet-Simulation des Helix:

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Endstufen- und Cabinet-Simulation

Preamp an Röhrenendstufe:

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Preamp an Röhrenendstufe

Klar ist zu erkennen, dass das nichtvirtuelle Setup deutlich mehr Wärme und Druck in den Bässen und tiefen Mitten aufbauen kann und auch im Hochtonbereich etwas natürlicher klingt. Davon lässt sich zwar auch noch einiges im EQ nachregeln und andere Impulsantworten könnten hier auch entgegenwirken, dennoch muss man, wenn man ganz kritisch ist, den Platzhirschen im Modelling-Segment eine Nasenspitze Vorsprung einräumen, was die Authentizität anbelangt. Da das Konzept durch Firmware-Updates jedoch sehr offen ist, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass hier noch Spielraum vorhanden ist.

Unterschied zum Helix Floor

Eine Frage, die den einen oder anderen potenziellen User interessieren dürfte ist: Wann wähle ich den Helix LT und wann den “großen” Helix?
Prinzipiell unterscheiden sich die beiden weder in ihrer Soundqualität noch in den bereitstehenden Ressourcen, sondern primär in der Ausstattung der Buchsen, LEDs und natürlich im Preis!
Hier eine kleine Übersicht der Abstriche gegenüber dem Helix-Flaggschiff:

  • keine LCDs an den Preset-Schaltern
  • weniger Anschlüsse
  • weniger massives Gehäuse
  • kein separates Kopfhörerpoti
  • lediglich acht Stompschalter-Möglichkeiten im Stomp-Mode
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Fazit

Der Line 6 Helix LT stellt dem Helix eine gelungene Erweiterung des Angebots zur Seite. Musste sich Letzterer in seiner Preisklasse noch mit dem AX 8 von Fractal Audio vergleichen lassen, so steht das Helix LT im 1000-Euro-Bereich mit einigen Ausnahmen wie dem Headrush Pedalboard ziemlich alleine auf weiter Flur. Alle Abstriche, die im Vergleich zum Helix vorgenommen wurden, sind für den Live- und Recording-Gitarristen absolut zu verschmerzen und der Preisunterschied von rund 500 Euro gegenüber der Vollversion ist mehr als großzügig, denn Soundqualität und Prozessorleistung sind identisch.
Klanglich gilt für den Helix LT das Gleiche wie für den Helix: Die Effekte sind erste Sahne, die Verarbeitung ist trotz weniger aufwendigem Gehäuse und Bedienungselemente exzellent und die Routing- und Editiermöglichkeiten lassen keine Wünsche offen.
Was den Ampsound angeht, machen die beiden Boards einen großen Fortschritt im Vergleich zu den meisten bisherigen Anbietern, auch wenn sie sich noch einen Hauch unter den Kemper- und Fractal-Audio-Produkten ansiedeln. Allerdings spielen diese auch in einem vollkommen anderen Segment.
Insofern ist das Helix LT ein sehr gelungener Streich von Line 6, und alle, die schon mit dem großen Helix geliebäugelt haben, aber nicht so viel investieren wollten, können hier bedenkenlos zuschlagen!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • schlüssiges Bedienkonzept
  • ausgiebige Routing und Editiermöglichkeiten
  • tadellose Verarbeitung und Roadtauglichkeit
  • trotz LT-Version kaum praxisrelevante Einschränkungen gegenüber Helix
  • günstiger Preis
  • aufgeräumte Oberfläche und Display
  • 1024 Presets
  • USB-Anschluss, Audio-Interface
Contra
  • kein Spillover zwischen Presets
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Line 6 Helix LT Test
Für 849,00€ bei
Der "kleine" Helix LT ist bei Soundqualität und Prozessorleistung identisch mit dem großen Bruder - hier heißt es: Unbedingt zugreifen!
Der “kleine” Helix LT ist bei Soundqualität und Prozessorleistung identisch mit dem großen Bruder – hier heißt es: Unbedingt zugreifen!
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Line 6
  • Modell: Helix LT
  • Typ: DSP-basierter Modeling-Gitarrenprozessor
  • Regler: 6x Multifunktions-Regler, Volume, Preset, Joystick
  • Anschlüsse: EXP2/Ext. Amp, 2x Send/Return, 2x XLR Out, 2x 1/4″ Out, Phones, Variax, MIDI In, MIDI Out/Thru, AES/EBU Out, USB
  • Schalter: 12 berührungsempfindliche Fußtaster
  • Display: Farbiges LC-Display (140 x 80 mm)
  • Speicher: 1024 Speicherplätze (8 Setlists mit je 128 Plätzen)
  • Firmware zum Zeitpunkt des Tests: 2.12.2
  • Maße: 52,9 x 30,1 x 9,2 cm
  • Gewicht: 5,44 kg
  • Preisempfehlung (UVP): 1101,00 Euro
  • Ladenpreis (15.05.2017): 984,00 Euro
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Profilbild von 2xR

2xR sagt:

#1 - 23.02.2019 um 14:11 Uhr

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Zitat "tadellose Verarbeitung und Roadtauglichkeit"Jaja, frag mal die vielen, vielen User, denen das Pedal gebrochen ist.
Ob irgendwann jemand mal auf die Idee kommt, solche "Empfehlungen" erst dann auszusprechen, wenn man das Gerät auch WIRKLICH auf Roadtauglichkeit getestet hat?Quark, dass würde ja Zeit und Mühen kosten und man müsste seine subjektiven Reviews updaten. Das wäre echt zu viel des Guten.

    Profilbild von Haiko Heinz

    Haiko Heinz sagt:

    #1.1 - 23.02.2019 um 16:03 Uhr

    0

    Du wirst sicherlich verstehen, dass ein Testgerät den Reviewern nur für begrenzte Dauer zur Verfügung steht. Seitens der Verarbeitung konnte ich keine Beanstandungen machen und der Eindruck der Roadtauglichkeit war aus meiner Sicht in diesem Zeitraum ebenfalls gegeben. Spätere individuelle Erfahrungsberichte können nicht Gegenstand eines Reviews sein, die qua natura von jedem Tester immer ein stückweit subjektiv sind und niemals langjährige Benutzung inkludieren können. Leider macht es auch wenig Sinn Usererfrahrungen die häufig unterschiedlich sind, nachträglich in Reviews aufzunehmen. Objektive Kriterien werden allerdings so gut wie möglich festgehalten, doch natürlich haben Reviews auch Grenzen in ihren Möglichkeiten. Beste Grüße, Haiko

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