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Zoom G2XFour Test

Mit dem Zoom G2XFour und dem G2Four erweitert der japanische Hersteller seine G-Serie um zwei kompakte Amp-Modeler für Gitarre. In ihrer funktionalen Konzeption erinnern die beiden stark an die noch vereinzelt erhältlichen G3-Pedale, die 2016 das Licht der Welt erblickten. Auch sie boten eine Fülle an Amps und Effekten, drei Fußschalter und eine X-Ausführung, die mit einem zusätzlichern Expressionpedal bestückt war. Die neue G2 Reihe allerdings trumpft mit einigen deutlichen Neuerungen auf.

Zoom G2XFour Test

Zoom G2XFour – das Wichtigste in Kürze

  • 22 Verstärker und Boxenmodelle mit Multi-Layer-IR-Technologie
  • 79 Gitarreneffekte
  • Expressionpedal zur Steuerung der Lautstärke, Wah-Frequenz, Whammy oder des Rotarys
  • 300 Preset Speicherplätze
  • 80-Sekunden-Looper-Funktion
  • Editierbar über “Handy Guitar Lab” App für iOS und Android

Das Gehäuse des Zoom G2XFour kommt in Kevlar-Optik

Zu den angesprochenen Neuerungen gehören eine moderne Optik, 22 originalgetreu nachgebildete Ampmodelle und erstmals die hauseigene Multi-Layer IR-Technologie. Letztere schmilzt drei individuelle Faltungen zu einer einzelnen zusammen. Da mir das G2XFour zum Test vorliegt, möchte ich hier ergründen, ob Zoom auch klanglich eine Schippe drauflegen kann.

Das Zoom G2XFour kommt in einem pultförmigen Kunststoffgehäuse mit attraktiver Kevlar-Optik, die ihm schon fast einen “Batmobil”-artigen Look verleiht. Die Maße sind mit 140 x 270 x 61 mm (L x B x H) äußerst kompakt und entsprechen in etwa der Breite von drei Standardpedalen. An der Stirnseite befinden sich die wichtigsten Anschlüsse in Form eines Eingangs und zweier Ausgänge für den Stereobetrieb, jeweils im 6,3-mm-Klinkenformat. Dazwischen liegt der Auxiliary-Eingang als Miniklinkenbuchse. Rechts außen kann das Pedal mit dem On/Off-Schalter aktiviert werden und auch der Eingang für das im Lieferumfang enthaltene 9V-Netzteil ist hier zu finden. An der linken Außenseite gibt es leicht versenkt einen USB-Anschluss sowie eine Miniklinkenbuchse für den Kopfhörer. Der Metallboden ist fest verschraubt und mit vier Gummifüßen ausgestattet. Da ausschließlich Netzbetrieb unterstützt wird, ist hier kein Batteriefach anzutreffen. Zum Lieferumfang gehören Quick Tone Manuals in verschiedenen Sprachen und das Netzteil.

Zoom G2XFour Multieffektpedal
Fotostrecke: 2 Bilder Das Zoom G2XFour bedient sich der Modeling-Technologie und legt klanglich im Vergleich zum Vorgänger noch eine Schippe drauf.

Die Anzahl der Bedienelemente des Zoom G2 ist überschaubar

An Bedienelementen stehen drei verchromte Fußschalter samt roten LEDs sowie ein Expressionpedal bereit. Auch dieses ist aus Kunststoff gefertigt und wirkt auf den ersten Blick robust, auch wenn man an dieser Stelle noch nichts über die Lebensdauer sagen kann. Das linke vordere Drittel nimmt ein Kreuztasten-Navigationsfeld aus vier Kunststoffbuttons und einem mittig angeordneten Fußschalter ein. Diese sind allesamt per Fuß zu bedienen, wodurch auch im Livebetrieb schnelle Editiervorgänge möglich sind. Das mittige Display mit 256×128 Pixeln und den Maßen 59×30 mm ist groß genug, um auch im Stehen die notwendigen Informationen ablesen zu können. Die monochrome Optik der Anzeige wirkt etwas altbackener als die von HoTone Ampero oder Nux MG400, erfüllt aber ihren Zweck. Unter dem Display warten vier Parameterregler, um auch auf die Schnelle Ampsettings verändern zu können.

Anmerkung: Da das Expressionpedal beim G2Four entfällt, besitzt dieser einen zusätzlichen Anschluss für ein externes Pedal.

Die Modelle von 22 Amps und 79 Effekten gehören zur G2XFour-Ausstattung

Beim Zoom G2XFour handelt es sich um einen digitalen Amp-Modeler im Floorboard-Format, der mit einer umfangreichen Effektsektion und einem Expressionpedal ausgestattet ist. Dem User stehen insgesamt 22 Amps und 79 Effekte zur Verfügung, die in 7 Effektblöcken mit veränderbarer Reihenfolge angeordnet werden können. Die große Neuerung der G2-Reihe ist sicherlich die Verwendung von Multi-Layer IRs. Bei ihnen handelt es sich um drei individuelle Faltungen, die in verschiedenen Lautstärken aufgenommen wurden. Zoom verspricht, dass dadurch die tonalen Eigenschaften, die Dynamik, aber auch das Spielgefühl klassischer Verstärker und Boxen bei unterschiedlichen Lautstärken abgebildet werden können. Beim Anwerfen wird der User zunächst nach dem Output-Mode gefragt, der entweder auf „Amp“ oder „Line In“ fallen kann. Dass dies nach dem Einschaltvorgang festgelegt werden kann, finde ich grundsätzlich eine sinnvolle Idee. Zusätzlich kann dieser Schritt über den Menüpunkt “Start-Up” sogar deaktiviert werden, wie wir weiter unten noch sehen werden.

Die wichtigsten klassischen Amp-Modelle von Fender bis Vox stehen bereit

Die Ampsektion setzt sich aus sieben klassischen Ampmodellen zusammen, unter denen verschiedene Marshalls, Fender, Vox, Mesa Boogie u.v.m. anzutreffen sind. Dazu kommen eigene Ampkreationen, wie z. B. den Krampus oder Velvet. Regelbar sind die Verstärkermodelle an sechs, je nach Modell unterschiedlich ausgelegten Parametern. Ein Cabinet-Block entfällt, da jeder Amp automatisch mit einer festgelegten Faltung versehen ist. Die kann nicht gewechselt oder in puncto Miking oder Position verändert werden. Leider bietet das G2XFour auch keine Möglichkeit, eigene oder Drittpartei-IRs zu laden. Damit vergibt man einiges an klanglicher Flexibilität, was ich persönlich als immensen Nachteil des Produkts empfinde.

Zoom G2XFour Oberseite
Fotostrecke: 6 Bilder Die Oberseite wird dominiert vom mittig platzierten Display mit vier Drehreglern.

Von Modulation bis Reverb: Beim G2XFour warten sieben Effektkategorien

Die Effekte sind in sieben Kategorien eingeteilt, nämlich:

Dynamics: Hier finden sich diverse Kompressoren, Limiter und Noisegates.

Filter: Dieser Block bietet Auto-Wahs, EQs und spezielle Filtereffekte.

Drive: Hier sind diverse Overdrives, Distortions, Fuzzes und Booster untergebracht.

Modulation: Unterschiedliche Chorus-, Phaser- und Flanger-Effekte trifft man hier an, aber auch Pitch-Shifter und einen Ringmodulator.

Delay: Dieser Block bietet diverse Delay-Varianten von Ping-Pong über Tape-Delay bis zum Dual Delay u.v.m.

Reverb: Hier finden sich diverse Halltypen wie Plate, Spring und Reverse Reverb, sowie das Zoom’sche Particle Reverb.

SFX: Dieser Block beherbergt den Looper in Mono und Stereo, die Loop Roll (eine Art Freeze-Funktion für kurze Riffs), Drum-Machine, und den Bomber (ein Effekt, der eine Detonation simuliert)

Mit einigen Einschränkungen ist das Editieren einfach und intuitiv

Das Editieren erfolgt über das Kreuztasten-Navigationsfeld sowie die vier Parameterregler und geht grundsätzlich intuitiv und leicht von der Hand. Durch Betätigen des mittleren Fußschalters im Navigationsbereich gelangt man in das Preset. Die Links-Rechts-Buttons bestimmen den Effektplatz und über die Up-Down-Taster kommt man zu den Effektalgorithmen, genannt Library Screen. Hier wird mit den vier Navigationstastern der passende Effekt ausgesucht und per Fußschalter aktiviert. Diesen Vorgang empfinde ich etwas mühsam, da das Scrolling der Icons sehr langsam vonstatten geht und ich mich stark an die Grafikleistung von 80er-Jahre-Homecomputern erinnert fühle. Kurioserweise hört man bei der Algorithmenwahl auch nur den Effekt, den man gerade aussucht, während alle anderen Effektblöcke in der Kette deaktiviert sind. Erst nach Betätigen der zentralen Fußtaste erklingt das “Gesamtbild” und man kann die Regler im Zusammenhang tweaken. Das ist aus meiner Sicht etwas unglücklich gelöst, denn so erhält man keinen Klangeindruck im Gesamtkontext des Presets.

Das von Drum-Computer, Delay und einigen Modulationseffekten verwendete Tempo kann für jeden Patch-Speicher separat eingestellt werden. Hierzu geht man auf den BPM-Block und benutzt wahlweise den Fußschalter 3, um die Geschwindigkeit einzuklopfen. Allerdings ist auch der manuelle Weg über das Low-Poti der Parameterregler möglich. Das Expressionpedal ist mit einer Schaltfunktion ausgestattet, sodass es als Volumenpedal dienen oder per Durchdrücken der Toe-Position z. B. auch in ein Wah umgewandet werden kann. Zur Auswahl stehen neben dem Volumenpedal drei Wah-Typen, ein Whammy sowie ein Rotary-Pedal.

Zoom G2XFour Presets
Fotostrecke: 4 Bilder Die Presets werden mit dreistelligen Zahlenfolgen angezeigt und können natürlich auch mit einem eigenen Namen benannt werden.

Die Wahl der Presets und diverse Einstellungen funktionieren per Fuß

Die Presets werden mit den Fußschaltern gewählt, wobei hier immer drei benachbarte Presets geschaltet werden können. Da diese nicht in Bänken organisiert sind, lässt sich die Dreierabfolge flexibel wählen. Alternativ ermöglichen es die Links-Rechts-Taster, durch die Voreinstellungen zu steppen. Oder man benutzt die Up-Down Taster, um in 10er-Schritten durch die Auswahl zu gelangen. Das Gedrückthalten der einzelnen Taster aktiviert einen Schnelldurchlauf, wenn man ein paar Slots skippen muss. Hält man Fußtaster 1 gedrückt, gelangt man über die „New”-Funktion zum erstgelegenen freien Preset-Platz und kann sich dort mit Eigenkreationen austoben. Das Gedrückthalten des Fußschalters 2 eröffnet die „Revert“-Funktion. Über sie kann man ein geändertes Preset in den Zustand zurücksetzen, in dem es unmittelbar nach seiner Auswahl oder werkseitig war. Das erweist sich als ein sinnvolles Feature, vor allem, wenn man im Auto-Save-Mode ist, auf den wir später zu sprechen kommen. Die Parameterregler ermöglichen das Editieren und falls mehr als vier Parameter zur Verfügung stehen, dienen die Links-Rechts-Taster dem Weiterscrollen. Alle Presets können auf den insgesamt 300 Speicherplätzen abgelegt werden, die sich aus 250 überschreibbaren Factory-Presets und 50 leeren User-Slots zusammensetzen.

Die Guitar Lab App für iOS und Android ermöglicht einfaches Editieren

Mit der Guitar Lab App für iOS und Android lassen sich Sounds editieren oder Presets aufspielen. Als ich die App für mein iPhone 13 gesucht habe, musste ich verwundert feststellen, dass diese kostenpflichtig ist. Zwar schlagen hier nur symbolische 1,19 Euro zu Buche, aber dass so etwas bei einem Produkt von über 200 Euro Thekenpreis überhaupt anfällt, empfinde ich als befremdlich. Die Verbindung mit dem Handy erfolgt dann entweder über ein USB-C-Kabel bei Android-Systemen oder allen Tablets, wohingegen Apple-User noch einen Apple Lightning- auf USB-3- Adapter benötigen. Der Editor funktioniert tadellos, aber dennoch frage ich mich, warum man nicht auf eine zeitgemäßere Bluetooth-Verbindung gesetzt hat. Die hätte das Editieren auch im Stehen im Live-Einsatz oder bei Proben möglich gemacht.

Zoom G2XFour App
Fotostrecke: 3 Bilder Guitar Lab App -Effektansicht

Viele zusätzliche Funktionen des Zoom G2XFour sind im Menü verborgen

Hält man den mittleren Fußschalter des Kreuztasten-Navigationsfelds gedrückt, gelangt man zum Menü. Über die Links-Rechts-Taster navigiert man nun durch die Unterpunkte, die man durch Drücken der Fußschalter aufrufen kann. Hier lassen sich Effektblöcke verschieben oder Patches kopieren, benennen und löschen. Das Output-Untermenü erlaubt festzulegen, ob das G2XFour vor einen Amp gehängt wird, wodurch die Speakersimulation global deaktiviert ist. Oder ob das Signal in eine DAW bzw. direkt an die FOH mit aktivierten IRs gesendet wird. Das Pedal wird ab Werk mit einer aktivierten Auto-Save-Funktion ausgeliefert, die man abschalten kann. Dann müssen Änderungen der Parameter über die Save-Funktion abgespeichert werden, die ebenfalls im Menü zu finden ist. Der Pre-Select-Punkt ermöglicht die fortgesetzte Verwendung des aktuellen Presets während zu einem anderen umgeschaltet wird. Dies kann sinnvoll sein, wenn mal längere Strecken durch die Presetliste gescrollt werden müssen. Per Default ist diese Funktion deaktiviert, sodass das Umschalten sofort im neuen Presetsound mündet.
Im Eco-Mode kann bestimmt werden, ob das Pedal nach 10 Stunden Betriebspause automatisch herunterfährt. Die LCD-Beleuchtung, das Factory Reset, Firmware Informationen und auch die Kalibrierung des Expressionpedals lassen sich hier ebenfalls aufrufen.

Das Zoom G2XFour funktioniert als Bus-Powered Audio-Interface

Das Zoom G2XFour kann auch als Audio-Interface verwendet werden. Hierzu schließt man das Pedal via USB an den Rechner an, Windows-User installieren zuvor die Treibersoftware. Mein Rechner hat keine Probleme beim Erkennen, allerdings musste ich in der DAW einen zusätzlichen ASIO-Treiber installieren, in meinem Fall Asio4All. Das Recorden ging vollkommen problemlos vonstatten. Eine besonders pfiffige Idee ist es, dass das Zoom G2XFour auch über den USB-Eingang mit Strom versorgt werden kann, sodass man bei der Verwendung mit einem Rechner kein zusätzliches Netzteil bzw. Steckdose benötigt.

Zoom G2XFour Pedal
Fotostrecke: 5 Bilder Das Expressionpedal sitzt an der rechten Seite,…

Auch ein Looper, Tuner und eine Drum-Machine sind im Zoom G2XFour integriert

Der Looper ist im siebten Effektblock anzutreffen, wobei man die Auswahl aus einer 80-Sekunden-Mono- oder eben 40-Sekunden-Stereoversion hat. Auch hier lassen sich diverse Parameter über die Parameterregler bestimmen und die Bedienung des Loopers erfolgt über die Fußtaster. Der Drum-Computer liefert insgesamt 68 Rhythmus-Pattern, die synchron mit dem Looper gespielt werden können. Hier finden sich diverse Grooves in unterschiedlichen Taktarten und vier Metronom-Settings. Der Tuner wird über Gedrückthalten des Fußschalters 3 aktiviert. Bei diesem lässt sich über die Parameterregler der Bypass-Mode bestimmen, die Kalibrierung vornehmen und man hat die Wahl aus sieben verschiedenen Stimmungen. Unter ihnen sind neben dem Standard-Chromatic-Mode auch diverse Open-Tunings anzutreffen. Über den vierten Parameterregler Volume lassen sich sogar Downtunings bis zu drei Halbtönen auswählen.

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