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Korg Opsix Test

Den aktuellen Korg Opsix Synthesizer haben wir erst kürzlich in einer exklusiven Test Preview vorgestellt. Jetzt unterziehen wir den neuen FM-Synthesizer einem detaillierten Test und starten nochmals mit den wichtigsten Fakten: Digital Synthesizer, FM-Synthese (und mehr) mit sechs Operatoren, Filter, Effekte, Sequenzer und Arpeggiator. Slogans wie „FM neu gedacht“, oder „Altered FM“ lassen natürlich aufhorchen – wir sind gespannt womit der Opsix trumpfen möchte.

Korg Opsix Test. (Foto: Nikolai Kaeßmann)
Der Korg Opsix ist ein vielseitiger und gut klingender FM-Synthesizer, der den Spagat zwischen aufwendiger Tonerzeugung und einfacher Handhabung schafft.

Details

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Der Korg Opsix besitzt den gleichen Formfaktor wie schon der Korg Wavestate Synthesizer, somit ist er auch sehr leicht, kompakt und angenehm zu transportieren. Kompaktheit und Preis fordern an manchen Stellen ihren Tribut, denn an dem Instrument wurde viel Kunststoff verbaut und die Tastatur reduziert sich auf einen Tonumfang von (nur) 37 Tasten in Normalgröße. Alles in allem vermittelt Opsix einen stabilen Eindruck in Verbindung mit einem eher konservativen Äußeren.

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Demovideo mit Korg opsix Presets für Ambient und Techno (Limbic Bits).

Das Bedienfeld

Die Bedienoberfläche des Synthesizers wirkt sehr aufgeräumt und wird auf der linken Seite vom Operator-Mixer und den dazugehörigen (Schiebe)-Reglern dominiert. In der Mitte sitzt das Display mit dem Programmwahl-Regler und rechts die sechs Eingabe-Elemente, deren Funktion je nach aufgerufener Seite variiert. 

Blick auf das Opsix-Bedienfeld. (Foto: Nikolai Kaeßmann)
Blick auf das Opsix-Bedienfeld. (Foto: Nikolai Kaeßmann)

Wieder darunter befinden sich sechs Taster, welche die verschiedenen Funktionseinheiten des Opsix abrufen. Die untere Hälfte zieren 16 Taster für die Sequenzer-Steps; sie dienen gleichzeitig als Abrufeinheit für die 4x 16 Favorites, die man nach Belieben füllen kann. Das Display stellt im Normalfall sechs Parameter (zwei Dreierreihen) dar, die mit den sechs Reglern korrespondieren.  

Das Blockschaltbild zeigt den Aufbau des Korg Opsix. (Foto: Nikolai Kaeßmann)
Das Blockschaltbild zeigt den Aufbau des Korg Opsix. (Foto: Nikolai Kaeßmann)

Korg Opsix – FM und mehr!

Grundstein der FM-Tonerzeugung, die bereits Yamaha im Jahr 1983 mit dem DX7 etablierte, sind 6 Operatoren, die in 40 Algorithmen organisiert sind. Weitere Varianten kann der Anwender selbst definieren (!). Jedem Operator wird eine aus einem Fundus von 21 Schwingungsformen (Sinus, Rechteck Sägezahn u.v.m.) zugeordnet. Es stehen also nicht nur ein Sinus, sondern direkt viele schon mehr oder weniger obertonreiche Schwingungen zur Verfügung. Da bei der FM-Synthese das Level eines Operators (wenn er Modulator ist) von klanglicher Bedeutung ist, besteht ein Operator quasi aus einem Oszillator und einer Hüllkurve. Dies gilt es im Hinterkopf zu behalten. Bevor es in die Tiefe geht, sollten wir uns mit dem Operator-Mixer befassen, der ohne Zweifel ein Highlight des Korg Opsix ist.

Der Operator Mixer

Der Operator Mixer umfasst sechs Schieberegler sowie sechs Drehregler und ermöglicht einen sehr direkten, intuitiven und ebenso nachvollziehbaren Eingriff in die Klangstruktur. Der eigentliche Knaller ist, dass man damit in den Sound eingreifen kann, ohne tiefergehende Kenntnisse über FM haben zu müssen. Das befreit einen FM-Synth etwas von dem Vorurteil, „nur eine Presetschleuder“ zu sein. Das Prinzip ist ganz einfach: Zwei entscheidende Parameter werden auf die oberste Bedienebene gehoben. Mit den Schiebereglern bestimmen wir nichts anderes als die Amplitude (Level) jedes einzelnen Operators mit dem Effekt, dass je nach Algorithmus die Modulationsintensität oder die Lautstärke eines Operators beeinflusst werden.

Der Operator Mixer ermöglicht direkt und intuitiv in die Klangstruktur des FM-Synthesizers einzugreifen. (Foto: Nikolai Kaeßmann)
Der Operator Mixer ermöglicht direkt und intuitiv in die Klangstruktur des FM-Synthesizers einzugreifen. (Foto: Nikolai Kaeßmann)

Damit man als Anwender stets darüber informiert ist, welche Funktion ein Operator hat, wechselt sowohl die LED-Beleuchtung der Schieberegler, als auch die der Drehregler entsprechend: „Blau“ bedeutet „Carrier“ und „Rot“ kennzeichnet einen Modulator. Man weiß also stets, ob man mit einem Regler den Klang oder die Lautstärke beeinflusst. Es gibt noch Spezialfälle, bei denen ein Operator gleichzeitig Carrier und Modulator ist, was dann mit „Lila“ angezeigt wird. Die farbliche Kennzeichnung gilt zusätzlich für die sechs Ratio-Regler, welche die Tonhöhe der Operatoren beeinflussen. An dieser Stelle ist die Veränderung der Tonhöhe (nur) im Verhältnis (Ratio) 1:1, 2:1, 3:1, …n:1 zum Grundton möglich, was der harmonischen Obertonreihe entspricht. Andersherum lässt sich die Stimmung eines Operators auch oktavweise nach unten bewegen. Diese „Einschränkung“ ergibt an dieser Stelle Sinn, da der Operator-Mixer ja nur einen vereinfachten Zugang verschaffen soll. Auf der Menüseite „Pitch“ (s. u.) kann die Stimmung feiner bearbeitet werden.

Mehr als FM

Kein Zweifel, die Frequenzmodulation steht beim Opsix im Vordergrund. Trotzdem erweitern weitere Syntheseformen bzw. Operatoren-Modi das klangliche Spektrum in interessanter Weise. Das müssen wir uns jetzt nicht so vorstellen wie beim Waldorf Iridium, der vollkommen verschiedene Synthesen vereint. Hier sind es doch eher Varianten, die klanglich bereits Verwandtschaften haben. Je nach Art wechseln zudem die Parameter im Display, wobei jedoch nie mehr als eine Page belegt ist. Und, ganz wichtig: Diese Auswahl kann je Operator unterschiedlich sein.

Ring Modulation

Hier wird nicht die Frequenz moduliert, sondern die Amplitude. Machen wir das mit einem LFO, dann entsteht ein Tremolo. Geht die Frequenz des Modulators in den Audiobereich, dann bildet sich in Form eines „Hochgeschwindigkeits-Tremolos“ (O-Ton Korg) eine eigene Klangfarbe, die sich wie FM für metallische sowie glockenartige Sounds eignet.

Audio Samples
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Korg Opsix: Ringmodulation 1 Korg Opsix: Ringmodulation 2

Filter FM

Filter FM, die Modulation der Cutoff-Frequenz des Filters. Mit einem LFO generieren wir so etwas wie einen Wah-Wah-Effekt. Auf hoher Frequenz entsteht damit ein eigener Klang. Auch dies ergibt ungewöhnliche, metallische und sogar verzerrte Sounds, die FM ähneln, aber ihren eigenen Charakter haben. Wie im Hauptfilter stehen hier elf Filter-Varianten zur Wahl.

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Korg Opsix: Filter FM

Wavefolder

Der Wavefolder sorgt für aggressiven und einen verzerrten Sound, da er Schwingungsformen ab einem bestimmten Level (Threshol/Gain) „runterklappt“ und spiegelt. 

Audio Samples
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Korg Opsix: Wavefolder

Filter

Das Filter ist im Prinzip eine VA-Engine mit verschiedenen Filtertypen, Cutoff und Resonance.  Schaltet man z. B. nur zwei Operatoren als Carrier aktiv, könnte man da z. B. zwei Sägezahnschwingungen mit Filter programmieren.

Audio Samples
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Korg Opsix: Filter

Journey to the Center of the Korg Opsix Universe

Die Reise beginnt mit dem Algo/Home-Button. Wir sehen den aktuellen Algorithmus im Display und können das Angebot mit dem ersten Regler variieren. An dieser Stelle sollte man einfach bei einem Preset-Sound alle Varianten durchhören, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, welche klanglichen Veränderungen die verschiedenen Algorithmen zur Folge haben. Hier begegnet uns bereits mit den Parametern Attack und Decay die erste Hüllkurve, die auf den Gesamtklang wirkt. Gleichzeitig kann man hier jeweils die Effekttiefe von Chorus, Reverb und dem 3-Band-EQ verändern. 

Der aktuelle Algorithmus wird im Home/Algo-Fenster angezeigt. (Foto: Nikolai Kaeßmann)
Der aktuelle Algorithmus wird im Home/Algo-Fenster angezeigt. (Foto: Nikolai Kaeßmann)

Sechs Funktionsebenen

Weitere Parameter des Korg Opsix verteilen sich auf sechs Funktionsbereiche, welche über die sechs Taster, die sich unterhalb der bereits angesprochenen Regler befinden, abgerufen werden. Diese Taster haben Doppelfunktionen, die man über Druck auf die Shift-Taste erreicht. Dazu kommen wir später. Die Funktionen der ersten drei Taster betreffen dabei Parameter, die sich auf jeden einzelnen Operator separat beziehen. Die Parameter der weiteren drei Bereiche beeinflussen den Gesamtklang. 

Modus (separat für jeden OP)

Das Display zeigt den aktuellen Algorithmus, der angewählte Operator wird weiß gekennzeichnet. Die Operator-Nummer wird nicht mit Ziffern dargestellt, sondern mit Punkten nach Art eines Würfels. 

Die Ansicht im Modus-Display. (Foto: Nikolai Kaeßmann)
Die Ansicht im Modus-Display. (Foto: Nikolai Kaeßmann)

Modus bestimmt die Art der Synthese (FM, Wave Folder etc.). In Abhängigkeit davon wechseln die möglichen Parameter. Dazu wählt man hier die passende Schwingungsform aus einer Liste von 21 Möglichkeiten.

Pitch (separat für jeden OP)

Bestimmt und moduliert die Tonhöhe eines Operators. Coarse ist dabei identisch mit dem Regler Ratio im Operator-Mixer. Etwas missverständlich mag die Tatsache sein, dass man ein- und denselben Parameter im Mixer mit „Ratio“ und im Modus mit „Coarse“ bezeichnet. Ergibt nicht wirklich Sinn. Egal, dazu lässt sich die Tonhöhe in Halbtonschritten und zusätzlich fein justieren. Hinzu kommt noch ein Detune-Regler. Wie wir wissen, verändert das Tuning bei einem Modulator entscheidend das Klangbild. Gehen wir vom ganzzahligen Vielfachen ab, dann erzeugen wir unharmonische Obertöne, die bei vielen FM-Klangfarben den Reiz ausmachen. Gerade hier sollte man mal ausgiebig experimentieren.

Die Parameter im Pitch-Display. (Foto: Nikolai Kaeßmann)
Die Parameter im Pitch-Display. (Foto: Nikolai Kaeßmann)

Entscheidend ist dann der dynamische Verlauf der Stimmung, wofür LFO1 und EG1 (ADSR-Form) bereitstehen. Hier muss man etwas bedenken: Die Einstellungen von LFO1 und EG1 sind für alle Operatoren identisch, lediglich die Modulationsintensität ist individuell. Ebenso lässt sich Velocity hinzuschalten – entweder auf Fine oder auf Coarse (Ratio). 

Level/EG (separat für jeden OP)

Dieser Bereich bemüht sich um das Level (Amplitude) jedes Operators, wobei der Parameter „Level“ wiederum identisch mit dem Fader des Operator-Mixer ist. Geht es um die Amplitude, benötigen wir zur Steuerung eine Hüllkurve (ADSR). Hier aufgepasst! Diese ist nicht identisch mit EG1 aus der Pitch-Sektion und ist für jeden Operator separat einstellbar! Aus diesem Grund wird die Hüllkurve an dieser Stelle auch grafisch dargestellt und kann zusätzlich von linear auf exponentiell umgestellt werden. Und nochmals gedanklich zurück: Die Level-Änderung eines Modulators erzeugt Klangveränderungen!

Im EG-Fenster wird die Hüllkurve grafisch dargestellt. (Foto: Nikolai Kaeßmann)
Im EG-Fenster wird die Hüllkurve grafisch dargestellt. (Foto: Nikolai Kaeßmann)

Diese Funktionseinheit beinhaltet aber noch weitere Seiten. Das Level eines Operators lässt sich ferner in Abhängigkeit des Key-Trackings setzen, womit man beispielsweise die Modulation eines Operators im Tastaturverlauf verstärken oder abschwächen kann. Jetzt fehlen nur noch die Einstellungen der Velocity und die Intensität der Modulation durch LFO1.

Mod (Modulation) – Gilt für alle Operatoren gleich

Wir haben gesehen, dass bei den drei vorangegangenen Bereichen die Werte von LFO1 und EG1 für alle Operatoren gleich sind, nur die Intensität der Modulation ist individuell einstellbar. Diese Sektion sorgt sich um die Parameter der drei Hüllkurvengeneratoren (EG1-3) und der drei LFOs (1-3). Werksseitig liegt EG1 auf der Tonhöhe der Operatoren, EG2 auf dem Filter und EG3 ist frei zuweisbar. Im gleichen Modus ist die Anordnung der drei LFOs zu sehen. Auch hier steht bei den EGs die ADSR-Variante und eine grafische Darstellung zur Verfügung. Die Auswahl der Schwingungsformen der LFOs ist mehr als erschöpfend, die sich zudem syncen lassen.

Mod verändert die Parameter für EG 1-3 und LFO 1-3. (Foto: Nikolai Kaeßmann)
Mod verändert die Parameter für EG 1-3 und LFO 1-3. (Foto: Nikolai Kaeßmann)

Filter – Wirkt auf den Gesamtsound

Hat man den Klang mit FM und Co. erstellt, so kann dieser – wie bei der subtraktiven Synthese – noch durch ein Filter mit Cutoff und Resonance bearbeitet werden, was die klangliche Vielfalt des Opsix natürlich wunderbar abrundet. Wie von Korg nicht anders zu erwarten, beschränkt man sich nicht auf ein einfaches LowPass-Filter, sondern hat dem Instrument eine große Filterauswahl mit auf den Weg gegeben. Darunter befinden sich 6-, 12- und 24-dB-Varianten, bis hin zu einer Emulation des Korg MS-20 Filters inkl. Keytracking und umfangreicher Filtermodulation.

Hinter der FM-Engine wartet noch eine komplette Filtersektion. (Foto: Nikolai Kaeßmann)
Hinter der FM-Engine wartet noch eine komplette Filtersektion. (Foto: Nikolai Kaeßmann)

Effekte – Wirken auf den Gesamtsound

Wem das alles nicht reicht, der kann noch bis zu drei Effekte dazugeben. Und hier ist die Auswahl äußerst umfangreich. Je nachdem, welchen Effekt man abruft, stehen bis zu vier Parameter je Effekt-Typ bereit.

Drei Effektslots mit maximal vier Parametern. (Foto: Nikolai Kaeßmann)
Drei Effektslots mit maximal vier Parametern. (Foto: Nikolai Kaeßmann)

Zur Wahl stehen: Chorus, Ensemble, Phaser, Phaser BPM, Auto Pan, Auto Pan (BPM), Flanger, Flanger (BPM), Rotary Speaker, Auto Wah, Exciter, Enhancer, LFO Filter, 3Band-EQ, Distortion, Guitar Amp, Decimator, Grain, Limiter, Compressor Delay, Delay BPM, Autopan Delay, Autopan Delay (BPM), Tape Echo, Early Reflection, Reverb, Shimmer Reverb, Spring Reverb. Noch Fragen? Je nach Effekt gibt es einen Level- oder einen Dry/Wet-Regler.  

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Wie bereits erwähnt, haben die Auswahltaster Doppelfunktionen, die man durch Druck auf die Shift-Taste erreicht:

V.Patch

V.Patch = Virtual Patch oder anders gesagt, die Modulationsmatrix mit dem erwarteten Aufbau: Links stehen die Modulationsquellen, rechts die Modulationsadressen. Dazwischen wird die Intensität der Modulation eingestellt. Dafür stehen dann je Programm zwölf Slots zur Verfügung. Ja, man muss die Zuordnung „zu Fuß“ machen, ein automatisiertes Patching ist nicht möglich. Da die Liste der Quellen und Adressen umfangreich ist, benötigt die Programmierung schon eine gewisse Zeit. Dafür lässt sich dann eigentlich alles modulieren, was irgendwie Sinn ergibt. Das geht bis dahin, dass man z. B. die LFO-Geschwindigkeit in Abhängigkeit von der Anschlagdynamik setzen kann. Und ja, man muss dann immer den nächsten Slot aufrufen, um eine weitere Verbindung herzustellen.

Das V.Patch besteht aus einer umfangreichen Modulationsmatrix. (Foto: Nikolai Kaeßmann)
Das V.Patch besteht aus einer umfangreichen Modulationsmatrix. (Foto: Nikolai Kaeßmann)

Der Arpeggiator

Der Arpeggiator arbeitet wie man es erwartet. Sieben Patterns stehen zur Wahl, auch Latch ist möglich.

Der Arpeggiator bietet die erwarteten Funktionen. (Foto: Nikolai Kaeßmann)
Der Arpeggiator bietet die erwarteten Funktionen. (Foto: Nikolai Kaeßmann)

Das Tempo regelt man über Tap auf der Bedienoberfläche. Will man die BPM einstellen, muss man (leider) in das Arpeggiator-Menü. Die Vorgehensweise finde ich bei dieser Funktion umständlich, das hatte mich schon beim Wavestate ein wenig gestört.

Der Sequenzer

Die Funktionalität des Opsix-Sequenzers geht deutlich über das hinaus, was man normalerweise von einem Sequenzer-Add-on bei Synthesizern erwartet. Da wird man schon nach kurzer Zeit bedauern, dass der Opsix nur über maximal 16 Steps verfügt. Die Aufnahme erfolgt in Realtime oder Step-by-Step. Leider nicht mit verschiedenen Klangfarben, da das Instrument nicht multitimbral arbeitet. Dabei sind Overdubs möglich, bis die maximale Stimmenzahl von sechs erreicht ist.

Der polyphone Sequenzer mit 16 Steps. (Foto: Nikolai Kaeßmann)
Der polyphone Sequenzer mit 16 Steps. (Foto: Nikolai Kaeßmann)

Positiv überrascht hat mich die Auflösung der Realtime-Aufnahme. Hier ist „Echtzeit“ jetzt keine Floskel.  Der Bereich konkurriert sicherlich nicht mit der Auflösung einer DAW, aber selbst Trigger Glissandi und andere schnelle Tonereignisse werden übernommen, und man wird nicht auf 16tel oder 32tel quantisiert. Dazu gesellt sich dann noch die Möglichkeit, das Geschehen zu quantisieren. Bei der Tempoeinstellung gilt übrigens das Gleiche wie beim Arpeggiator.
Festhalten lassen sich nicht nur Töne, auch die Aufzeichnung von Parameterbewegungen (Motion-Sequenzer) in bis zu sechs Lanes ist möglich. Aufnahme und Play erfolgen auf der obersten Ebene, für eine tiefergehende Programmierung muss man schon in die Untermenüs eintauchen. Die Sequenzen werden übrigens mit dem Programm abgespeichert. Das Manko, nur 16 Steps zur Verfügung zu haben, wird dadurch relativiert, eine laufende Sequenz über die Tastatur transponieren zu können. Das ist dann so eine Art Live-Song-Mode.

Voice

Die Voice-Parameter erlauben auch ein monophones Spiel, z. B. für Lead-Sounds, u. a. mit Portamento. Dazu können bis zu acht Stimmen übereinandergelegt und gespreizt werden, was einen deutlich fetteren Klang ergibt.

Global

Im Global-Menü wird die Gesamtkonfiguration des Synthesizers vorgenommen.

Speicherplätze

Die Programme werden mit dem Endlosregler neben dem Display aufgerufen. Insgesamt 500 Speicherplätze stehen zur Verfügung, wovon 250 bereits ab Werk – allerdings überschreibbar – belegt sind. Um z. B. von Program #12 auf Program #456 zu springen, muss man in Kauf nehmen, den ganzen Bereich dazwischen scrollen zu müssen. Für die Bühne bedient man sich dann der 4 x 16 Favorites, die über die 16 Taster oberhalb der Tastatur abrufbar sind. Verändert man ein bestehendes Programm, kann man ohne Probleme wieder auf dessen Ursprungseinstellung zurückkommen. Ferner stehen für die eigene Programmierung Init-Programs und Templates zur Verfügung.

Für den Live-Betrieb und den schnellen Soundwechsel stehen 4 x 16 Favorite Speicher (64 Sounds) zur Verfügung, die über die 16 Taster oberhalb der Tastatur abrufbar sind. (Foto: Nikolai Kaeßmann)
Für den Live-Betrieb und den schnellen Soundwechsel stehen 4 x 16 Favorite Speicher (64 Sounds) zur Verfügung, die über die 16 Taster oberhalb der Tastatur abrufbar sind. (Foto: Nikolai Kaeßmann)

Anschlüsse

Die Anschlussseite des Opsix ist schnell besprochen. Diese befindet sich auf der Rückseite des Instruments und liefert 5-Pol Din MIDI In/Out, USB-B, 2 x Line-Out (Klinke), Kopfhörer, Pedal und den Anschluss für das mitgelieferte Netzteil.

Die Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite des Synthesizers
Die Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite des Synthesizers
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Praxis

Die Bedienung des Korg Opsix Synthesizers

Schaltet man den Opsix ein, kann man sofort loslegen, ohne ein Manual gesehen zu haben. Nachdem man ein paar Presets gespielt hat, wird man sich unweigerlich dem Operator-Mixer widmen und die Schieberegler (42 mm) ausprobieren. An dieser Stelle wird der Opsix seinem Anspruch gerecht, dem Anwender einen einfachen Zugang zur Klangbearbeitung zu schaffen. Die Arbeitsweise der Fader wird alleine durch Trial und Error schon verständlich. Toll ist die unterschiedliche Farbgebung, die wirklich den nötigen Überblick darüber verschafft, welcher Fader was bewirken könnte. Das ist absolut gelungen und vorbildlich. Bedenken muss man natürlich, dass die Faderposition nicht der Einstellung des gerade gespielten Programms entspricht, denn es sind keine Motofader, die alle Program-relevanten Einstellungen übernehmen. Wer Klanglotto spielen möchte, der drückt auf die Würfeltaste und lässt sich ein Zufallsergebnis auswürfeln. Dabei kann man einschränken, was man zufällig verändern möchte und was nicht. Nette Funktion, ich überlasse die Beurteilung hier jedem selbst, ob das Ergebnis zufriedenstellend ist, oder nicht.
Selbst wenn die restlichen Funktionsebenen sehr logisch aufgebaut und die Untermenüs nicht zu kompliziert sind (max. sechs Parameter gleichzeitig), so wird man nicht darum herumkommen, das Manual ausgiebig zu konsultieren. Auch sollte man sich ein wenig mit der FM-Synthese beschäftigen, sollten da keine Vorkenntnisse vorhanden sein. Das gilt u. a. für die Wirkung der Tonhöhe der einzelnen Operatoren, besonders dann, wenn sie als Modulatoren fungieren. Leider war man nicht konsequent genug, die sechs Regler mit wechselnder Belegung direkt ans Display zu positionieren, was die Übersicht deutlich erhöht hätte (das macht ASM beim Hydrasynth besser). Aber trotzdem, es ist gerade bei der etwas komplexen FM-Synthese gut, sechs zusammenhängende Parameter gleichzeitig „im Griff“ und in der Übersicht zu haben.

Das Display des Korg Opsix ist der zentrale Punkt für die visuelle Kontrolle der Programmierung. (Foto: Nikolai Kaeßmann)
Das Display des Korg Opsix ist der zentrale Punkt für die visuelle Kontrolle der Programmierung. (Foto: Nikolai Kaeßmann)

Das Display ist scharf und aus verschiedenen Winkeln gut ablesbar. Trotzdem, Auflösung und Größe könnten gerade bei einem etwas komplexeren Synthesizer schon etwas höher sein. Insofern sehe ich die Bedienung ein wenig ambivalent. Einerseits absolut intuitiv und schnell, andererseits kommt man bei detaillierter Programmierung um ein Parameter-Diving nicht herum. Hat man das Prinzip verstanden, dann wird man mit der Funktionsaufteilung gut zurechtkommen. Also Bedienung insgesamt: Daumen hoch!

Eigene User-Operatoren bauen

Wem die 40 Operatoren nicht reichen, der kann sich im User-Operatoren-Menü eigene Strukturen aufbauen. Somit passt auch das Attribut „Altered FM“. Dafür steht eine 6×6-Matrix zur Verfügung, die man beliebig füllen kann. Irgendwie kommt dabei das Display an seine Grenzen. 

Die Tastatur

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Und damit sind wir bei der Tastatur angelangt, die ich in mehrfacher Hinsicht kritisieren möchte: Der Umfang ist mit 37 Tasten in Normalgrüße bei 32-stimmiger Polyphonie eindeutig zu gering. Qualitativ muss ich diese leider in den Bereich „Klacker“-Tastatur einordnen, da sie viel zu leichtgängig ist und bei jedem Anschlag klappert. Das mag für die ein Manko sein, die sich dem Opsix als Keyboard-Spieler nähern. Für andere, die eher aus dem Bereich des Sounddesigns kommen, mag das eventuell nicht so ins Gewicht fallen. Gerade hier fällt der fehlende Aftertouch ins Gewicht, der gerade bei der Vielzahl an Modulationsmöglichkeiten schmerzlich vermisst wird.

Die Klaviatur des Korg Opsix bietet keinen Aftertouch, der aber via extern angeschlossener Tastatur erhältlich ist. (Foto: Nikolai Kaeßmann)
Die Klaviatur des Korg Opsix bietet keinen Aftertouch, der aber via extern angeschlossener Tastatur erhältlich ist. (Foto: Nikolai Kaeßmann)

Klar, es lässt sich eine 88er-Tastatur mit allem Schnickschnack anschließen, aber wäre dann nicht eine tastaturlose Version konsequenter (und preiswerter) gewesen? Vielleicht dann mit berührungsempfindlichen Pads wie beim Hydrasynth? So lässt Korg die Flanken offen für berechtigte Kritik. Ebenfalls aus Platzgründen erfolgte die Platzierung der Mod- und Pitch Wheel-Spielhilfen nicht neben, sondern über der Tastatur. Dort sind diese aus meiner Sicht nicht optimal erreichbar. Zudem kommt man sich da fast mit linker und rechter Hand ins Gehege.

Polyphonie

Im Bereich der Polyphonie stehen im Opsix 32 Stimmen zur Verfügung, bei manchen Presets sind es 24. Da der Opsix nicht multitimbral ist, möchte ich das als ausreichend bezeichnen. Schaltet man beim Spielen ein Program um, dann klingen die mit dem vorherigen Preset gespielten Töne noch in Ruhe aus, der Klangwechsel ist angenehm fließend.

Kein Keyboard-Split?

Trotz seiner vielen Stimmen (max. 32) ist der Opsix nicht polytimbral. Man kann also eigentlich keine zwei oder mehr Klangfarben gleichzeitig spielen? Nicht ganz! Es ist möglich, einen Keyboard-Split einzurichten, der links und rechts zwei unterschiedliche Klangfarben erzeugt. Dies lässt sich über eine extreme Einstellung des Keyboardtrackings erreichen. Dazu wählen wir einen Algorithmus mit mindestens zwei Carriern, deren Sound von den Modulatoren unterschiedlich gestaltet wird. Schließlich blenden wir den einen Carrier per Keyboardtracking unterhalb und den anderen oberhalb eines beliebigen Splitpunkts aus – und zwar ohne Crossfading. Fertig ist der Splitsound. Das kann man sich sogar beim Sequenzer zu Nutze machen. Dabei spielt man links eine Akkordfolge in den Sequenzer und kann dann mit rechts ein Solo dazuspielen. Allerdings ist dabei der geringe Umfang von 37 Tasten etwas „hinderlich“.

Subharmonics

Das Zusammenwirken von Coarse und Transpose (Halbtonschritte) ermöglicht auch den Aufbau von subharmonischen Strukturen. Dazu wählen wir einen Algorithmus, bei dem alle Operatoren Carrier sind. Mit 6 Operatoren lässt sich die Reihe bis zum 5. Unterton aufbauen. Da bekommt ja selbst das Moog Subharmonicon kalte Füße! Das könnte man bei Korg noch als weitere „Klangform“ mit in das Portfolio des Opsix übernehmen.

Sequenzer/Arpeggiator

Der Sequenzer hat mich positiv überrascht, selbst, wenn die 16 Steps ein wenig mager erscheinen. Toll ist die Möglichkeit, ein Pattern transponieren zu können. Dies macht die geringe Step-Zahl ein wenig wett. Ebenso ungewöhnlich für einen Sequenzer im Synth ist die Auflösung im Echtzeit-Modus. Die Nachbearbeitung ist bereits sehr umfangreich (Quantisierung, Swing) und kann Step-by-Step erfolgen. Für interessante Ergebnisse sorgen da u. a. die unterschiedlichen Abspielrichtungen. Vielleicht sind die Nachbearbeitungsmöglichkeiten des Sequenzers bei einem solchen Synthesizer bereits schon fast „too much“. Insgesamt ist dies schon fast komplizierter als die FM-Engine selbst. Auch hier kommt – bei der Darstellung der Steps – das Display an seine Grenzen. Die Sequenzen werden nicht separat gespeichert, sondern immer mit dem Klangprogramm. Das führt dazu, dass sich beim Preset-Wechsel das Pattern ändert. Wäre vielleicht eine Update-Idee, ein Pattern auf Knopfdruck „stehen lassen“ zu können.

Wie klingt der Korg Opsix?

Der Sound des Korg Opsix ist offensichtlich: Es sind FM-Sounds mit ihrem typischen Klangcharakter, die sich deutlich von denen eines analogen Synthesizers unterscheiden: Scharfe und knackige Bässe, metallische und glockenartige Sounds, FM-Pads, Brass, Orgeln, E-Pianos aber auch eine Vielzahl von Effektklängen. FM klingt zugleich recht kühl und digital, womit der Korg Opsix eine ideale klangliche Ergänzung darstellt, wenn man bereits analoges bzw. virtuell-analoges Equipment sein eigen nennt.
Der Grundsound ist sehr crisp und im Bassbereich so fett, dass selbst die EDM-Fraktion zufrieden sein wird. Dazu lassen sich die Operatoren ziemlich tief bis in den LFO-Bereich herunterstimmen. Geht man über die Pitch-Page, sind die Operatoren nicht nur oktavweise nach unten stimmbar, es lassen sich auch Subharmonische dazu nehmen. Dank der Vielzahl der Modulationsmöglichkeiten liegen seine Stärken zudem bei Klangfarben, die sich entwickeln, oder schon Pattern-artig aufgebaut sind. Wer in Nostalgie schwelgen möchte, der lädt sich die alten Yamaha DX7-Sounds via SysEx in den Opsix. Speicherplatz ist ausreichend vorhanden.
Spielt man mit dem Gedanken die sechs Operatoren als VA-Oszillatoren zu nutzen (z. B. alle OPs als Carrier), diese mit Sägezahnschwingungen zu belegen und ein wenig gegeneinander zu verstimmen, wird man nicht ganz zufrieden sein. FM bleibt irgendwie FM. Dafür sollte man dann doch eher (virtuell) analoge Synthesizer verwenden. Die mitgelieferten Werkssounds haben mich nicht überzeugt. Das wird wahrscheinlich weder den konservativen Keyboardspieler noch den Elektronik-Nerd befriedigen. Irgendwie sind mir da auch viel zu viele Effektklänge dabei. Ich bin sicher, der Opsix kann viel, viel mehr, als man da zeigt. Und obwohl die zusätzlichen Synthesevarianten FM sehr ähnlich sind, erweitern diese das klangliche Potential des Korg Opsix doch ausgesprochen positiv.

Audiobeispiele zu Korg Opsix

Audio Samples
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Korg Opsix: Lead & Pad (Analog) Korg Opsix: Plectru Guitar Korg Opsix: Choir Chords Korg Opsix: Crunch Guitar Korg Opsix: Eighties Korg Opsix: Organ Korg Opsix: Filtered Saw Korg Opsix: Choir Voices Korg Opsix: Sequence Line & Overdubs Korg Opsix: Ringmodulation 1 Korg Opsix: Ringmodulation 2 Korg Opsix: Filter FM Korg Opsix: Wavefolder Korg Opsix: Filter

Korg Opsix Sound Demo (no talking)

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Fazit

Der Korg Opsix ist ein spannender Synthesizer, mit dem man es tatsächlich bis zu einem gewissen Punkt schafft an Klängen schrauben zu können, ohne sich um das Manual oder die Theorie der FM-Synthese kümmern zu müssen. Dafür sorgt der schon fast geniale Operator-Mixer, der zum Experimentieren ausgesprochen einlädt. Will man allerdings tiefer gehen, womöglich bis zur Programmierung von User-Algorithmen, dann ist schon ein wenig Parameter-Diving mit entsprechender Einarbeitungszeit vonnöten. Selbst hier hat Korg es geschafft, das Bediensystem so logisch aufzubauen, dass man auch als Nicht-Fachmann damit zurechtkommen kann. Der ausgefuchste Sequenzer und der Arpeggiator machen aus dem Opsix sogar ein echtes Performance-Tool.
Der günstige Preis von 759 Euro fordert allerdings seinen Tribut: Die Tastatur und der Tonumfang von 37 Tasten, und vor allem der fehlende Aftertouch sind eher sub-optimal. Wie gesagt, setzt man ein Masterkeyboard (mit Aftertouch) voraus, hätte man die Tastatur auch weglassen und nochmals den Preis reduzieren können. Wie dem auch sei, das Ding klingt toll, die klanglichen Möglichkeiten und die Bandbreite an Sounds sind enorm. Zusammen mit der – für ein FM-System – durchdachtesten und anwenderfreundlichsten Benutzeroberfläche gehört der Korg Opsix damit zu einer der erfreulichsten Neuerscheinungen des Jahres 2020.
Dabei hätte ich selbst noch einen Wunsch an Korg: Den Wavestate und den Opsix zusammen in ein schickes Gehäuse mit toller Tastatur packen. Das wäre doch was!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Handhabung
  • Soundmöglichkeiten
  • Gestaltung von User Algorithmen
  • Filter hinter der FM-Engine
  • Modulationsmöglichkeiten
  • Umfangreiche Sequenzer-Sektion
  • Preis
Contra
  • Tastatur (Qualität, Umfang, fehlender Aftertouch)
  • Nicht multi-timbral
Artikelbild
Korg Opsix Test
Für 498,00€ bei
Der Korg Opsix ist ein vielseitiger und gut klingender FM-Synthesizer, der den Spagat zwischen aufwendiger Tonerzeugung und einfacher Handhabung schafft.
Der Korg Opsix ist ein vielseitiger und gut klingender FM-Synthesizer, der den Spagat zwischen aufwendiger Tonerzeugung und einfacher Handhabung schafft.
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